...und ich bin erstaunt wie sehr Du Dich noch an alles und jeden Namen erinnerst
Danke. Ich habe damals Notizbuch geführt
Lassen wir den Thread mal langsam ausklingen (im echten Wortsinn). Ich hatte ja angekündigt, daß ich noch was zu afrikanischer Musik schreiben werde.
Auf Youtube ist praktisch nichts originales mehr aus jener Zeit zu finden, ich muß daher Beispiele aus neuerer Zeit bringen, die aber noch sehr ähnlich klingen.
Die afrikanische Kneipen-, Bar,- und Radiomusik, so wie ich sie damals erlebt habe, ist Gute-Laune-Musik und sehr tanzbar. Es fehlt jede Aggessivität. Die Lieder sind immer rhythmisch, beschwingt, teilweise hymnisch, plätschern ohne große Höhepunkte vor sich hin, fangen einfach an und hören plötzlich wie abgeschnitten auf. Wechselgesänge von Solostimme und Chor, manchmal auch Sprechgesänge zwischendurch.
Diese Musik eignet sich ausgezeichnet als beschwingter leiser Hintergrund, falls man sich bei einem Bier mit der Dame des Herzens unterhalten möchte ohne brüllen zu müssen - aber wenn man die Lady hinter dem Tresen bittet doch die Lautstärke mal aufzudrehen, dann ist sofort Tanzstimmung da.
Musikwissenschaftler und andere Schlaumeier versuchen diese Alltagsmusik noch in verschiedene Stilrichtungen zu unterscheiden und in Schubladen zu stecken. Mitte der 80er Jahre gab es Highlife, Soukous, und Makossa - und es gibt sie noch heute.
Hier ein Beispiel für Highlife:
Aber eigentlich ist diese künstliche Unterscheidung Blödsinn, wenn ich in der Wikipedia nachschlage finde ich viel heiße Luft. Die Länder südlich der Sahara bis hin zum Äquator sind eigentlich ein einziger großer Kulturraum, was sich auch in der Musik zeigt. Die lokalen Unterschiede sind gering und ändern sich nur sehr allmählich von West nach Ost, ohne auf Ländergrenzen Rücksicht zu nehmen. Der Sound in den liberianischen Kneipen und Bars war afrikanisch international.
Es gibt nur grobe Faustregeln. Je weiter im Westen des Kontinents, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, daß die vor sich hin plätschernden Gitarren im Vordergrund stehen, und Blechbläser zwischendurch für kurze Glanzlichter sorgen. Weiter östlich in Zentralafrika spielen die Rhythmen eine immer größere Rolle, um dann bei ostafrikanischer Musik mehr und mehr zu dominieren. Makossa und Soukous sind eigentlich Tanzstile auf gemeinsamer Musikbasis.
Beispiel Soukous:
Beispiel Makossa:
Weitere Diskomusik (Stilrichtung vor 1990):
Ich gebe mir Mühe solche Songs noch zu sammeln, da auch das leider eine verschwindende Welt ist. Mit zunehmenden Einsatz von Synthesizern wurde in letzter Zeit zuerst die typische Rhythmusbegleitung computerisiert (verflucht sei die Roland TR-808 und ihre Nachfolger), dann wurde der Gesang mehr und mehr durch Wave-Editoren verfremdet. Wenn man heute auf Youtube zum Stichwort 'Afrobeat' filtert, erhält man tonnenweise gesichtslosen Schrott, nur wenige gute Perlen darunter, leider.
Man muß schon suchen, um heutzutage gute afrikanische Clubmusik zu finden, aber es gibt sie. In einem der nächsten Beiträge werde ich einige Beispiele dazu bringen.
Wird fortgesetzt.