Mal wieder ein Text über das Afrika der 1980er Jahre.
Thema ist meine Hinreise nach Liberia - schaut euch vorher am besten meinen zweiten Beitrag auf der ersten Seite dieses Threads an, dann habt ihr dazu auch die passenden Bilder.
Grenzübergänge mit dem PKW in Nordafrika
Von Tunesien über Algerien, Niger, Burkina Faso, Elfenbeinküste, nach Liberia.
Die Einreise per Mittelmeerfähre nach Tunesien verlief schnell, korrekt, und problemlos.
Erste ernstzunehmende Hürde war die Grenze zwischen Tunesien und Algerien. Ich hatte früher schon mal in Algerien gearbeitet und wußte wie die Brüder so drauf sind, deshalb hatte ich was vorbereitet. Im Handschuhfach lag ein Hardcore-Pornoheft. Normalerweise hätte ich den Wagen komplett ausräumen müssen, aber als der zuständige Kontrolleur das Heft sah, hat er nur noch ein paar Höflichkeitssätze mit mir gewechselt und dann schleunigst seine Beute in Sicherheit gebracht. Ich konnte ohne auszupacken weiterfahren.
An allen weiteren Grenzen und auch an einigen Roadblocks unterwegs habe ich dann für die Uniformierten leere Benzinkanister dagelassen, die waren heiß begehrt. Zu Anfang der Reise hatte ich acht dieser grünen 20-Liter NATO Blechkanister dabei, am Ziel war noch ein einziger übrig. Hintere Tür zur visuellen Inspektion aufmachen, einen leeren Blechkanister rausnehmen, die Uniform angrinsen und fragen "Vous voulez? C'est pour vous...", und immer wurde zurück gegrinst. Und dann haben sie auch noch mit dem Officer geredet, der für den Einreisestempel im Paß zuständig war. Ich hatte vorher Reiseberichte von Leuten gelesen, die für jeden Grenzübertriit einen kompletten Tag brauchten. Ich brauchte zwischen 2 und 4 Stunden pro Grenze, und der größte Teil der Zeit ging nur für die Warterei auf auf den Stempel im Paß drauf, nicht für die Wagenkontrolle.
Die Paßkontrolle bei der Ausreise aus dem Niger (Richtung Burkina Faso) war in einem unverputzten primitiven Gebäude mit brettervernagelten Fenstern. Beim Betreten war ich zuerst fast blind - ich kam aus der grellen Sonne und drinnen war es duster. Es stank nach Urin. Aber dicht hinter der Eingangstüre erkannte ich einen Schreibtisch mit einer Uniform dahinter. Als sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, erkannte ich auch, was sich in der hinteren Raumhälfte befand. Der Raum war in der Mitte durch ein Eisengitter abgetrennt, dahinter ein paar Gefangene, so cirka ein Dutzend. Gruselig. Draußen habe ich erstmal tief durchgeatmet.
In Burkina Faso waren so alle 100 km Roadblocks mit Schranke, wo man sich einen Durchreiseschein (wichtig) holen mußte. Ein paarmal brauchte ich nicht zu schmieren, und das kam so: An einem Roadblock fragte mich eine Uniform, ob ich ihn ein Stück weit mitnehmen könnte. Na klar, kann ich. Dann guckte er hinten in den Wagen, ob da noch Platz ist, und plötzlich hatte ich noch einen großen Korb mit gackernden Hühnern im Auto, die dann meine darunter stehenden Kanister vollkackten. Mit ihm auf dem Beifahrersitz waren die nächsten Roadblocks kein Problem. Einen ganzen Tag ist er mitgefahren. Ich habe ihn dann in seinem Dorf abgesetzt, die Familie kennengelernt, und wurde noch zum Essen eingeladen. Nette Leute.
An der Grenze zwischen Elfenbeinküste und Liberia hatte ich dann keine leeren Kanister mehr, den letzten vollen wollte ich nicht abgeben. Da habe ich mich dann schweren Herzens von einem Anglermesser getrennt.