Lange Zeit später
Nach insgesamt zweieinhalb Jahren kehrte ich nach Deutschland zurück.
Im Lauf der folgenden Jahre fand ich es zunehmend falsch, als Bergmann aktiv an der Zerstörung unseres wunderbaren Planeten mitzuwirken, und suchte mir ein anderes Betätigungsfeld - ich ging in die IT und wurde Systemadministrator. Wieder nur ein kleines Rädchen im Big Business, aber zumindest fühlte es sich richtiger an. In Liberia hatte ich eine wunderbare Zeit erlebt. Der ehemalige Beruf ließ mich aber nicht los. Ich versuchte immer auf dem Laufenden zu bleiben, was mit dem aufkommenden Internet auch immer einfacher wurde.
In Liberia hatte ich ja keine Filmclips gedreht, sondern nur undeutliche und unscharfe Fotos geschossen. Mittlerweile erscheinen mehr und mehr qualitativ gute und hochauflösende Clips, auch zum Thema 'Sprengungen im Bergbau'. Das hat für Leute wie mich eine ganz eigene Faszination, weil es ein typisches Männerthema ist.
In dem Beitrag oben musste ich mangels eigener Footage noch zu Sprengungen in einem Musikvideo verlinken.
Weil ich keine eigenen Videos habe, hier ist ein sehr gutes von Youtube.
Es ist ein Musikvideo der Rapperin M.I.A. Wem die Musik zu nervig ist, der soll den Sound runterdrehen.
Zur Erläuterung:
Die Kunst bei den Sprengungen ist, den Fels an Ort und Stelle nur durch die Schockwellen kleinstückig zu zertrümmern.
Nach Möglichkeit sollen keine Brocken durch die Gegend fliegen - eine schiebende Wirkung des Sprengstoffs ist unerwünscht.
Farbige Sprengschwaden (im Video bei 1:58) sind immer ein Hinweis, dass ein Sprengloch nicht sauber durchgezündet hat. An solchen Stellen sind vermehrt große Brocken ('Überkorn') zu erwarten.
Sind bei einer Sprengung kleine Blitze an der Tagesoberfläche zu sehen, dann erfolgte die Zündung nicht elektrisch - stattdessen wurde Sprengschnur mit Verzögerungsladungen benutzt, um die Explosionen von Sprengloch zu Sprengloch laufen zu lassen.
Nun habe ich im Netz einen besseren Clip gefunden:
Ein paar technische Erläuterungen:
Bei Bergbausprengungen wird praktisch immer ein ganzes Raster von Bohrlöchern gezündet, dabei versucht man in einen vorhandenen Hohlraum oder in ein großes Loch hinein zu 'schießen'. Die Bohrlöcher werden nicht alle im gleichen Moment gezündet, auch wenn es manchen Filmen so wirkt. Es werden zeitliche Abstände von wenigen Millisekunden gelassen, die erste Reihe eines Rasters schafft den Hohlraum für die folgende Reihe, usw...
Eine gute Zerkleinerung der Haufwerks wird nicht durch die Zertrümmerung des Felsgesteins aufgrund der schiebenden Wirkung des Sprengstoffs erreicht, sondern durch die entstehende Schockwelle. Diese läuft kreisförmig in alle Richtungen, zeigt aber im Rückraum keine Wirkung. Nur jene Schockwellen, die vorne an der freistehenden Felsfront ankommen, werden dort reflektiert und laufen zurück in Richtung Ursprung. Mitten im Fels überlagern sich dann ablaufende und reflektierte Schockwellen, es entsteht ein Resonanzeffekt. An genau diesen Stellen zerreißt das Gestein (möglichst kleinstückig). Ein Sprengmeister muss daher Abstand und Tiefe der Bohrlöcher genau planen, ebenso wie die Menge des eingesetzen Sprengstoffs und die Zeitdauer zwischen den Zündungen der einzelnen Bohrlöcher.
- 1:22 Hier wird ein neuer Fahrweg geschaffen zu einer künftigen tieferliegenden Abbauscheibe. Ein Fahrweg für Großgeräte wird schräg nach unten abgesenkt, dieser 'Blast' ist nur der erste in einer ganzen Serie von Folgesprengungen.
- 1:38 In der hinteren Reihe der Bohrlöcher hat der Sprengstoff nicht vollständig durchgezündet, wie an der braungelben Farbe der Sprengschwaden zu sehen ist. Das 'Anstehende' (die stehengebliebene Felsfront) wird steiler sein als erwünscht und ursprünglich geplant.
- 2:05 und 4:13 Zwei wunderschöne Blasts. Genau so soll es sein.
- 2:20 Ein sauschlechter Blast. Nicht wegen der ungewöhnlich langen Zeitdauer zwischen den Sprengungen der einzelnen Bohrlöcher (vielleicht läuft das Video an dieser Stelle in Zeitlupe), aber wegen des schlechten Ergebnisses. Die Brocken fliegen wild durch die Gegend, es bleibt zuviel 'Überkorn' liegen. Diese dicken Felsen müssen dann in mühsamer Kleinarbeit mit Aufliegerladungen zertrümmert werden.