Als Ziel unseres abendlichen Ausflugs schlage ich die „Waikiki Disco“ vor, die im isg-Forum empfohlen wurde, in Adabraka am Nkrumah Circle, also gar nicht weit weg von meiner Unterkunft. Sylvia ist einverstanden, war früher schon mal dort und meint, die Atmosphäre dort wäre ganz nett. Na dann los …
NETT trifft es nicht ganz !! Sylvia erkennt ihren Fehler, mich hierher gehen zu lassen, unmittelbar, als wir nach der Einlasskontrolle den ersten Raum betreten und uns Richtung Tanzfläche, die sich weiter hinten befindet, vorkämpfen.
Ich weiß nicht, ob es Donnerstags hier so etwas wie eine „Ladies Night“ gibt oder ob es im Waikiki immer so ist. So hat es das isg jedenfalls nicht beschrieben. Der Schuppen ist zum Bersten voll. Nein, voll ist gar kein Ausdruck. Ich höre meine entsetzte Begleitung noch hinter mir schreien: „Oh my god. Thats crazy“, schiebe mich aber bereits durch eine schwarze Wand von teilweise aberwitzig aufgebrezelten, verschwitzten Frauenkörpern, die nach meinem Eindruck manchmal extra keinen Platz machen, damit ich nicht oder nur seeehr langsam weiterkomme. Ich spüre überall nackte Haut, Busen, Ärsche eng an mich gepresst, Hände an jedem meiner Körperteile und befinde mich oft –wenn’s besonders eng wird- Wange an Wange mit den mir im Wege stehenden Ladies – kurz zusammengefasst: „ICH BIN IM PARADIES !!“
Paradiesisch ist auch das Geschlechterverhältnis Weiblein/Männlein: Ich schätze mal etwa 20:1, das Verhältnis schwarze Girls zu weißen Männern dürfte sogar bei 500:1 liegen. Ich bin der einzige Weiße hier, jedenfalls sehe ich im Gewühl keinen anderen.
Ich lasse es mit mir geschehen. Zum Denken habe ich derzeit keinen Platz im Kopf. Der wird von allen Sinnen beansprucht. Die Ohren bekommen auch mächtig zu tun bei den hämmernden Beats, die an Presslufthammer erinnern, nur halt viel lauter.
Als ich Stunden später etwas zur Ruhe komme, weil es sich nun langsam leert und ich auf die Uhr schaue ist es bereits 4.30 Uhr. Sylvia hatte sich in ihr Schicksal ergeben und mich hier rummachen lassen. Bevor wir als Letzte das Licht ausmachen müssen verlassen auch wir den Club. Vor der Tür will ich das nächstbeste Taxi nehmen aber Sylvia hält mich zurück. „Alles Nigerianer“ meint sie, „no good. You have to be careful“ und hält Ausschau nach einem Taxifahrer ihrer Wahl. Das gibt natürlich Streit, weil die Nigeria Connection sich übergangen fühlt. Ich nehme mir vor, zukünftig nicht mehr meine Ladies machen zu lassen, sondern selbst zu entscheiden wie ich chauffiert werden möchte.
Im Taxi unserer Wahl sitzt bereits ein Girl, keine Ahnung, ob die vielleicht die Sista vom Driver ist, oder auch ein Fahrgast wie wir oder einfach nur gerne Auto fährt. Vielleicht sowas wie ein lebendiger Wackeldackel. Sie ist jung, schlank und mit mächtig langen, fein gedrehten Löckchen ausgestattet, die den ganzen Rücksitz bedecken.
Sylvia ist sowieso nicht gerade introvertiert, nach übermäßigem Alkoholkonsum wie heute Nacht schon gar nicht und macht das Girl so heftig an, dass es schon fast peinlich ist. Fragt, ob sie die Ficklady vom Driver ist, und als diese das lachend verneint, schließlich sogar, ob sie mitkommen will für einen Dreier. Ich hätte doch sicherlich nichts dagegen.
Mir ist das obzöne Palaver zwar mehr als peinlich, aber ich bin natürlich einverstanden. Wer wäre das nicht. Der Taximan sagt während der gesamten Fahrt kein Wort. Der wird sich aber seinen Teil denken. Am Hotel angekommen steigt Emmy, so heißt das Zopf-Girl, ohne weitere Diskussion mit aus. Ich bin überrascht. Auch weil Sylvia durchaus den Eindruck gemacht hat, als ob ihr der Wesenszug Eifersucht nicht fremd ist.
Was Alkohol anrichten kann. Im Zimmer ankommen ist Sylvias erster Gang zum Kühlschrank. Sie holt sich eine Dose Bier, nimmt einen großen Schluck, entledigt sich ihres Kleides und Slips, wirft sich so quer aufs Bett, dass niemand mehr reinpasst – und schläft auf der Stelle ein. Oops, eine weibliche, schwarze, nackte Alkoholleiche.
Emmy lacht sich kaputt. „Ok, now it‘s only me you can fuck …“. Sie zieht sich aus, bindet ihre Locken, die weit über den Po fallen, wie einen Turban nach oben und los geht’s mit der Action. Auf dem Stuhl, da das Bett belegt ist, dann von hinten vorm Fenster, während wir den kläffenden Hunden zuschauen und zuhören. Doggystyle, passt ja …
Doggystyle komme ich nie, mit dem Alkoholpegel dieser Nacht schon gar nicht. Emmy schon. Sie kündigt ihren Orgasmus lautstark an mit einem Schrei „I cuuum“, haut mit der flachen Hand so heftig gegen die Fensterscheibe, dass ich erstens Angst habe, dass diese zerbricht und zweitens dass sich selbst die bisher mausetote Sylvia kurz bewegt.
Danach ist Emmy untröstlich, dass sie mich nicht zum Abspritzen gebracht hat. Aber so ist halt das Leben. Es geht selten fair zu. Mit umgerechnet 20 Euro entlasse ich Emmy, bringe sie noch nach draußen an die Hauptstraße und warte bis ein Taxi kommt. Emmy fährt nachher für längere Zeit auf Verwandtenbesuch nach Kumasi. Wiedersehen also ausgeschlossen. Schade eigentlich.
Accra / Ghana
Freitag, 07.03.
Mittlerweile ist es schon fast hell geworden. Ich bin müde und will nun auch endlich ins Bett. Ich schiebe Sylvia so unsanft zur Seite, dass sie aufwacht. „Ohh, help me pee“ krächzt sie. Hä ? Ach so. Ich verstehe, helfe ihr aus dem Bett und schiebe sie Richtung Toilette. Leider nicht schnell genug, denn auf dem Weg dahin lässt sie es schon plätschern.
Danach stelle ich Sylvia unter die Dusche und übernehme ihre Säuberung. Das macht sie nun hellwach. Mich auch. Gute Voraussetzung für einen schönen Morgenfick. Nichts ganz Dolles, aber ganz nett, nicht so brutal wie beim ersten Mal gestern.
Früher Freitag Nachmittag. Verwandtenbesuch. Es geht zu Mama. Ich finde zwar, die Vorstellung bei meiner künftigen Schwiegermama kommt eindeutig zu früh, habe aber nichts dagegen. Besondere Sehenswürdigkeiten hat Accra sowieso nicht zu bieten, und ich bin auch besonders am Alltagsleben interessiert.
Mama hat eine Bretterbude am Wegesrand und verkauft dort selbstgebrauten Arak-Schnaps. Die Kundschaft ist heute zahlreich. Alles Männer, wahrscheinlich arbeitslos mit viel Zeit und großem Durst. Sie freuen sich über die willkommene Abwechslung. Ein weißer Mittrinker ist hier sicherlich mehr als selten. Natürlich ist damit auch sogleich geklärt, wer die Zeche übernimmt.
Mama freut sich auch und überreicht mir als Willkommensgeschenk zwei Flaschen ihres Schnapses Marke Eigenbau. Für daheim, sagt sie. Auf dass ich in Germany immer an Ghana und ihre hübsche Tochter Sylvia denken möge.
(Exkurs: Wer aber später besonders an Ghana denken wird ist mein Schwager. Die große Flasche schmeiße ich weg, ich will mein Reisegepäck ja nicht unnötig belasten, die kleine nehme ich aber mit und biete Wochen nach meiner Rückkehr meinem Schwager als Erstem von diesem Mitbringsel an, als er bei uns auf dem Weg in den Urlaub Station macht. Den Urlaub kann er dann zu meinem allergrößten Bedauern aber erst mit einem Tag Verzögerung antreten. Er bekommt von dem Fusel dermaßen Schmerzen, dass er einen Tag im Koma liegt und kurz vor dem Besuch der Notaufnahme des örtlichen Krankenhaus steht ...)
Mir bekommt das Gesöff zwar besser, ruft allerdings keine Begeisterungsstürme hervor. Aber das Aussetzen in der Runde kann ich mich hier beim besten Willen nicht leisten. Germany hat schließlich einen Ruf zu verlieren. Ich vertrete mein Land so gut ich kann. Sylvia trinkt auch mit und hält sich wacker. Übung macht wahrscheinlich den Meister.