Natitingou - Cotonou
Dienstag, 18.03.
Der Abstecher nach Natitingou und dem Pendjari-Nationalpark, dazu der gestrige Besuch beim Voodoo-Mann werden bestimmt zu den Höhepunkten meiner Tour gehören. Nun geht es aber wieder zurück Richtung Küste, nach Cotonou, wieder mit dem Africaliner.
Der Bus, wie er so da steht morgens um 6, sieht passabel aus. Die Aufschrift "Climatisé" lässt kühne Träume aufkommen ...
Die gute Nachricht zuerst: er fährt pünktlich um 7 Uhr ab. Nun die schlechten: Die Aircon ist völlig überfordert mit der Hitze, die auch heute wieder herrscht. Die Straßen sind auf der zweiten Hälfte der Strecke schlecht, der Bus hält nur einmal kurz, während der ganzen Zeit laufen in ohrenbetäubender Lautstärke entsetzlich schnulzige nigerianische und senegalesische Soaps und die Fahrt durch die Vororte von Cotonou zieht sich wie Kaugummi, weil an jeder Ecke jemand aussteigen will, so dass die Fahrt doch wieder insgesamt 8 Stunden dauert. Diese hat Nateki fast vollständig verschlafen. Ich leider nicht.
Zurück in Cotonou beziehen wir Quartier im Hotel de L'Union, von dem wegen seines jämmerlichen Services in meinem Reiseführer abgeraten wird. Aber es liegt zentral und die Wege mit dem zemi-jan sind nicht weit. Denken wir. Aber dieses Mal gibt es Verständigungsschwierigkeiten. Selbst bekannte Straßen und Plätze verstehen die Fahrer falsch, statt zu unserem Hotel de L'Union werden wir zum Hotel de la Nation gefahren, statt beim Hotel Concorde landen wir beim Cinema Concorde, in einem ganz anderen Stadtteil. Aber wir fügen uns in unser Schicksal, steigen ab, als wenn alles in bester Ordnung wäre und versuchen es halt mit den nächsten Moto-Taxis.
Passieren kann uns hier im Hotel absolut nichts. Dafür sorgt schon Katherine. Die passt gut auf uns auf. Katherine ist schon etwas älter, Baujahr 1967, hat sich aber sehr gut gehalten. Ich mochte sie sofort, als ich sie sah. Ich hoffe, sie mich auch. - Katherine ist ein ziemlich großes Krokodil, das sein Bassin, in dem sie sich kaum bewegen kann, auf dem Flur direkt neben unserer Zimmertür hat ...
Im "Costa Rica", einem beliebten und sehr schön eingerichteten Lokal in der Nähe des Hotels essen wir Pizza. Mein Appetit kommt anscheinend langsam wieder auf Touren, dazu Bier vom Fass, hinterher einen frisch gepressten Orangensaft. Danach fühle ich mich bereit für den Härtetest, einmal allein durch die Rue des Cheminots, an den ganzen Lokalen und Mädels vorbei. Sowas wie die Herbertstraße in Hamburg, nur Ultra-Hardcore. Nateki hatte am ersten Abend in Cotonou bei diesem Gedanken gelacht: "Die werden dich zerreißen !" Nun gibt sie mir die Einwilligung, dass ich das Versuchskaninchen spielen darf.
Als Weißer bist du hier Freiwild und Hauptgewinn zugleich. Nach den ersten Kontakten gehe ich etwas schneller, irgendwo anhalten will ich besser nicht. Als ich die ca. 500 Meter zurückgelegt habe, habe ich einige Schrammen an den Armen, vielleicht auch ein paar blaue Flecken, aber meine Kleidung ist wenigstens noch ganz. Nateki ist überrascht und entsetzt zugleich, als ich ihr meine Blessuren zeige. Ganz so schlimm hatte sie es wohl doch nicht erwartet. Ich auch nicht.