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Afrika Ein Weltreisender berichtet ... aus Afrika

KingKong

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28 September 2015
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Einmal im Leben
Parque National des Volcans

Jeden Morgen vollzieht sich im morgendlichen Nebel der Virunga Vulkanberge ein merkwürdiges Schauspiel. Ein paar Dutzend westlich aussehende Individuen versammeln sich dort, werden in Gruppen eingeteilt und schwärmen, begleitet von ein paar Einheimischen, aus, wandern, kriechen und klettern durch üppige Vegetation und dichte Bambuswälder, schauen sich dann etwa eine Stunde lang ein paar zottelige Wesen an und wenn sie, zerstochen von Moskitos und zerkratzt von dornigem Gestrüpp völlig groggy in ihre Hotels zurückkehren, werden sie jedem, ob er es hören will oder nicht, erzählen, dass dieses eines ihrer bewegendsten Erlebnisse überhaupt gewesen wäre. Am Nachmittag des 13. Juni 2007 werde auch ich zu diesen komischen Gestalten gehören. Aber der Reihe nach.

Um 5.30 Uhr sitze ich bereits am gedeckten Frühstückstisch. Besondere Tage erfordern besondere Aufstehzeiten. Und heute ist ein besonders besonderer Tag, auf den ich schon lange hingefiebert habe: wenn nichts schief geht werde ich in einigen Stunden einigen der letzten, stark vom Aussterben bedrohten Berggorillas dieser Erde gegenüberstehen, von denen es nur noch ca. 700 gibt und die nur noch hier, am Fuße der Vulkanberge im Dreiländereck Uganda, Ruanda und Kongo leben.

Um 6 Uhr kommt Francis, mein Fahrer. Um den Transport zum Hauptquartier des Nationalparks muss man sich als Einzelreisender selbst kümmern, dafür entfEllen die horrenden Gebühren der Pauschalveranstalter für entsprechende Pakete. Ist sowieso schon alles teuer genug. Die 12 Kilometer bis Kinigi waren früher beschwerlich und nur mit 4x4 zu bewältigen. Seit neuestem ist die Straße asphaltiert und die Fahrt ist kurz.

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Wir sind nicht die ersten, trinken einen Kaffee und sehen wie immer mehr Touris eintreffen, überwiegend Amis, oft mit ihren Reiseleitern in schicken Jeeps vorfahrend mit schicker Wanderausrüstung. Da kann ich nicht mithalten, meine Stiefel und Hose sind von Aldi, erst kürzlich erworben, erfüllen aber ihren Zweck auch bestens.

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Die Guides werden noch gebrieft,

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dann nehmen sie vor Schildern mit dem Namen der Gorillafamilien Aufstellung, und der Manager vom Ganzen geht durch die Reihen der Touris und weist jedem eine Family zu. Ich bin einigermaßen überrascht. Es sind statt wie erwartet fünf, an Menschen gewöhnte derzeit sogar sieben Familien zu besuchen. Des Rätsels Lösung: eine der ansässigen Gruppen, die Groupe Treize, Gruppe 13, ist zu weit weg gewandert. Eine andere Gruppe hat sich gespalten, d.h. ein Silberrücken hat mit ein paar Weibchen eine eigene Familie gegründet, und zwei sind aus dem Kongo herübergekommen.

Ich werde der Hirwa Gruppe zugewiesen, mit mir sieben andere Touris, alles Amis. Unser Führer ist Francois, ein lustiger untersetzter Typ.

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Zunächst geht es mit den Fahrzeugen zum Ausgangspunkt des Tracks, auf Wegen, von denen man kaum glauben sollte, dass die motorisiert zu bewältigen wären. Für meinen Pickup mit Allrad sind sie es zu guter Letzt auch nicht, Richard muss aufgeben und ich steige in einen dieser schicken Jeeps um.

Dann geht es zu Fuß über Wiesen und Äcker nach oben, dorthin wo der Bambuswald anfängt.

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KingKong

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Bevor wir ihn betreten, gibt uns Francois einige Verhaltensmaßregeln. Die wichtigste: der Abstand zu den Gorillas muss mindestens 7 Meter betragen. Ok, das wissen nun wir Besucher, aber wissen das auch die Gorillas ?

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Francois gibt die ungefähre Zeit bis zum Auffinden der Gorillas mit eineinhalb Stunden an. Späher sind vorausgeeilt, um uns besser leiten zu können und stehen mit Francois in Sprechfunkverbindung. Einige Träger sind noch dabei, die die Rucksäcke derjenigen tragen, die sich beim Marsch nicht damit belasten wollen. Außerdem werden alle Tracks von bewaffneten Soldaten begleitet, zum Schutz beim eventuellen Zusammentreffen mit Wilderern oder wilden Tieren, oder auch mit Leuten wie der Interahamwe, die sich immer noch vereinzelt in den Wäldern verstecken. Der Kongo ist nicht weit und dort treibt sich allerlei Gesindel herum.

Wir marschieren durch manchmal dichten, manchmal lichten Bambuswald stetig bergauf. Während der Pausen erzählt uns Francois allerlei zu den Gorillas, deren Verhaltensweisen, ihren Gewohnheiten. Es dauert ca. 1 Jahr, bis sich die Gorillas an die einzelnen Guides gewöhnt haben. Man fängt an mit zehn Minuten langen Besuchen und verlängert stetig die Aufenthaltszeiten. Dabei lernen die Guides auch die Gorillasprache und -gestik, können sich mit ihnen verständigen oder wissen zumindest, über was sich die Gorillas "unterhalten". Francois zeigt uns auch, was die Gorillas fressen. Ihre Lieblingsspeise ist Sellerie (zumindest darin unterscheide ich mich von ihnen ...). Und z.B. wie sie Blätter von Pflanzen mit spitzen Dornen lösen, um sich nicht dabei zu verletzen. Schließlich stopft er sich auch alles in den Mund und verschlingt es. Francois, unser erster (Beinah-)Gorilla.

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Der Marsch durch den Bambuswald ist ideal getimt. Nicht zu lang, um nicht zu erschöpft zu sein, wenn man auf die Gorillas trifft, nicht zu kurz um eine gewisse Spannung aufzubauen zu können, wann denn nun der Moment des Zusammentreffens kommen wird.

Nach tatsächlich etwa 90 Minuten müssen wir die Rucksäcke zurücklassen und dürfen nur mit Fotoapparat "bewaffnet" weiter. Ich bin zu dem Zeitpunkt der Letzte in der Gruppe und wundere mich, dass die anderen weiter vorne stehen bleiben.

Nie werde ich diesen Moment vergessen. Ich schaue mich um und sehe ein schwarzes Etwas schräg neben mir, ein Gorilla-Weibchen, es sieht im ersten Moment wie ausgestopft aus.

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Wir hocken uns nieder und sehen hinter ihr den Boss der Truppe. Die Hirwa-Gruppe besteht aus 10 Mitgliedern, Muninja heißt der Silberrücken. Er ist 25 Jahre alt, ca. 1,85 Meter groß und 200 Kilo schwer. Weiterhin gibt es 5 Weibchen und 4 Babies, eines gerade 2 Wochen alt. Sie hocken in recht dichtem Unterholz, drei Weibchen sind zunächst nicht sichtbar. Die Babies sind drollig und spielen die ganze Zeit herum, machen Kletterübungen, allein, zu zweit, plumpsen manchmal ins weiche Moos, rollen Früchte vor sich her und betrachten uns komische Wesen mit großen, neugíerigen Augen. Klar, dass sie in diesen Momenten nicht an die 7-Meter-Regel denken. Auch wir nicht, und irgendwann scheint es Muninja an der Zeit, zu zeigen wer hier der Boss ist. Er springt auf und kommt auf uns zu gestürzt um kurz vorher abzudrehen. Ich schieße noch kurz ein Foto von dem "Angriff" und ducke mich dann hinter der Dame vor mir. Soll die doch besser seine Wut zu spüren bekommen als ich.
 

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Nach und nach folgen auch die anderen Gruppenmitglieder ihrem Boss, und Francois führt uns hinterher, schlägt mit der Machete einen Beobachtungsplatz für uns und wir haben wunderbar freie Sicht auf die Tiere. Tiere ? Nein, es widerstrebt mir, in diesem Fall von Tieren zu sprechen. 98% ihres Erbgutes stimmen mit uns Menschen überein. Das ist auch der Grund, warum ein Abstand zu den Touristen gut tut, denn sie sind anfällig für menschliche Viren und Krankheiten.

Ich sitze allerdings fast die ganze restliche Zeit kaum zwei Meter von einem Weibchen entfernt, das mich ab und zu aufmerksam betrachtet. Es ist sowieso die Frage, wer hier neugieriger ist. Die Zusammensetzung der Familie erscheint mir ideal, um die Strukturen klar zu erkennen. Muninja als der Boss, der uneingeschränkt zeigt wo es lang geht, die Weibchen, die zum Teil in Konkurrenz zueinander stehen und um seine Gunst buhlen und die Babies, die wie der menschliche Nachwuchs neugierig sind, ununterbrochen spielen statt einmal eine von den Müttern gewünschte Ruhepause einzulegen und die auch einen Rüffel vom Papa einstecken müssen, wenn sie ihm zu nahe kommen und ihn in seiner wohlverdienten Ruhe stören.

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Als ob er auf die Uhr gesehen hätte meint Muninja uns zum Abschluss unserer Zeit bei ihnen noch etwas Besonderes bieten zu müssen. Francois übersetzt schon frühzeitig, was nun kommt: "er will jigga-jigga machen", unterstreicht das mit einer eindeutigen Geste. Tatsächlich holt sich Muninja mit einem Fingerzeig sein Lieblingsweibchen, das vorher noch Bambus gemampft hatte, zu sich, wechselt ein paar Grunzgeräusche mit ihr, dann hockt sich das Weibchen vor ihn und los geht es. Die Babies schauen neugierig, was die beiden denn da so treiben.

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Nach Beendigung der Action und so als ob die Gorillas uns deuten wollen, "eure Zeit ist nun aber schon überzogen" ziehen sie dann an uns vorbei ins Gebüsch. Dabei stehen ihnen einige von uns im Weg und die Hirwa Gruppe macht das, wofür sie bekannt ist und was unser Führer schon beim Briefing angedeutet hatte, "die schubsen gern".

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Dann sind sie im Gebüsch verschwunden und wir machen uns auf den Heimweg, der nun bergab viel schneller zu bewältigen ist. Nach kaum einer halben Stunde sind wir wieder auf offenem Feld, steigen dann in die bereit stehenden Fahrzeuge und verabschieden uns voneinander. Einige der Amis sind richtige Gorilla-Liebhaber und haben einen solchen Gorilla-Track schon mehrmals unternommen, dabei verschiedene Gruppen besucht. Ich glaube, für mich wird es ein einmaliges Erlebnis bleiben. Das Gefühl, wenn man zum ersten Mal einen Berggorilla sieht oder dem gewaltigen Silverback in die Augen schaut ist unvergesslich und die Intensität wohl nicht wiederholbar.

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Gorillas im Nebel, Tourist im Matsch
Parque National des Volcans

Dasselbe Procedere wie gestern. Frühstück um 5.30 Uhr. Hätte ich gewusst, welche Strapazen heute auf mich warten, hätte ich eine Scheibe Weißbrot mehr gegessen. Wieder mit Francis zum Park Headquarter in Kinigi. Wieder sind bereits zu dieser frühen Stunde ganze Heerscharen von Menschen unterwegs auf der Asphaltstraße. Während die anderen Touris den Gorilla-Guides zugewiesen werden bin ich der einzige, der zum Grab von Diane Fossey, der berühmten Gorilla-Forscherin -Stichwort Gorillas im Nebel- wandern will. Nicht weil es dort so unheimlich viel zu sehen gibt. Aber ich möchte, wenn ich schon mal hier bin, noch eine Wanderung im Nationalpark unternehmen. Auf einen der Vulkanberge zu klettern, Karisimbi oder Bisoke, immerhin etwa 4.000 Meter hoch, wäre zu beschwerlich, so entschließe ich mich zu dieser Wanderung.

Mit meinem Führer Felix, seinem Assistenten und den drei unvermeidlichen Waffenträgern mache ich mich auf den Weg. Zunächst geht es wieder über Felder, vorbei an Einheimischen, die bereits fleißig bei der Arbeit sind. Der Weg führt steil aufwärts. Felix schlägt ein strammes Tempo an. Hinterher erzählt er mir, dass ihm sein Chef bei der morgendlichen Besprechung gesagt hat, ich sähe taff aus und er könnte ruhig zügig marschieren - der gute Mann hat leider einen falschen Eindruck von mir und ich bin nahe dran, schon nach 15 Minuten um eine Rast zu bitten.

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Die Pause bei Erreichen des Dschungels tut mir gut, bereits weit unter uns liegt Kinigi. Aber im Wald kommt zur Höhe eine noch größere Widrigkeit. Es hatte in der letzten Nacht heftig geregnet. Der Weg, der laut Reiseführer ganz bequem zu laufen ist, hat sich in einen Matschpfad verwandelt, in den man an manchen Stellen bis zur Wade, später bis zu den Knien einsinkt. Alternativen gibt es kaum, gleich neben dem schmalen Pfad wird es sumpfig oder man muss sich seinen Weg mit der Machete durch dichte Vegetation bahnen.
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Der Wald wird, je weiter wir in ihm heraufklettern, immer märchenhafter. Als wir schließlich die ehemalige Wirkungsstätte Diane Fosseys auf 3.000 Meter Höhe erreichen, sind zwar nur noch die Ruinen ihrer Forschungsstation zu erkennen, aber ich habe das Gefühl, in einem Zauberwald zu sein, große Bäume, riesige Farne, dazwischen waben Nebelschwaden.

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Auf einer kleinen freien Fläche sehe ich Holzkreuze, der Gorillafriedhof. Ganz rechts entdecke ich den Namen Digit, den Lieblingsgorilla von Diane Fossey, direkt daneben ist ihr schlichtes Grab mit einer Bronzetafel. Das war ihr letzter Wille, den man als Eintrag in ihrem Tagebuch fand. Neben ihren Lieblingen begraben zu werden.

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Mittlerweile hat sich der Pfad zurück teilweise in einen Bach verwandelt. Meine Kleidung ist mir schon lange egal, auch wo ich hintrete. Hauptsache ich komme auch weiter und bleibe nicht stecken. Aber da der Matsch bereits zentimeterdick an den Stiefeln klebt finde ich oft keinen Halt und falle ein Dutzend Mal der Länge nach in die Pampe, nach hinten und nach vorn. Die Pflanzen und Büsche, die man tunlichst hier im Dschungel nicht berühren sollte, kenne ich mittlerweile, aber ich kann die Berührungen nun oft nicht mehr vermeiden. Es ist schön, wenn das Brennen und Kribbeln nach etwa 15 Minuten nachlässt. Aber es bleibt noch für Tage ein Taubheitsgefühl an vielen Stellen auf der Haut.

Gar nicht so viel später wie sonst üblich kommen wir wieder aus dem Urwald heraus. Jetzt, wo alles überstanden ist, bin ich natürlich froh, die Wanderung unternommen zu haben. Hätte ich das alles vorher gewusst wäre ich aber wohl heute Morgen im Bett geblieben.

Dort wäre ich auch gern zum Ausruhen nach Rückkehr am Nachmittag in mein Hotel in Ruhengeri. Aber ich habe mir vorgenommen, heute noch Richtung Kivusee zu fahren. Also ist statt eines komfortablen Bettes ein schmaler Platz in einem ziemlich überfüllten Kleinbus angesagt. Wieder scheint es als ob sämtliche Einwohner der Gegend auf den Straßen unterwegs wären. Auch ein großes Flüchtlingslager sehe ich unterwegs, an einem Ortsrand. Eine Zeltstadt, bestehend aus weißen Planen mit der Aufschrift "UN", wahrscheinlich Flüchtlinge aus dem Kongo.

In Gisenyi, einer 60.000 Einwohnerstadt am Kivusee, finde ich schnell ein gutes Hotel. Wie in Kigali auch stapfe ich wieder im Dusteren durch die Straßen. Dieses Mal ist tatsächlich kein Mensch und kein Auto auf den Straßen unterwegs. Am meisten los ist noch bei Rückkehr in meinem Hotel. Ein paar Schwarze spielen in der großen Bar Poolbillard, anscheinend eines der größten Freizeitvergnügen hierzulande. Kaum ein Lokal oder ein Club kommt ohne solche Billardtische aus.

Ich trinke etwas und mache der einzig verbliebenen Kellnerin, ein ziemlich junges und eher schüchternes Ding, schöne Augen. Die zeigen Wirkung. Unter strengster Geheimhaltung verabreden wir ein konspiratives Treffen in meinem Zimmer. Mehr … genau, im Girlie-Teil

***** stay tuned *****
 

Deli

To punish and enslave
   Autor
16 Juni 2011
3.466
5.536
2.465
Auf der grossen Insel
Bo ist ein typisches Provinznest und ein langer Nachmittag reicht für die Stadtbesichtigung vollkommen aus.

Anhang anzeigen 401359 Anhang anzeigen 401360

Zwei Dinge gefallen mir gut. So mies mein Zimmer ist, so schön ist das Hotel. Es hat Atmosphäre. Und ein nettes Restaurant auf dem Hof, zur Straße hin. Mit gutem Essen, netter Bedienung und einem Fernseher in der Ecke. Der läuft abends mit einem grieseligen Bild, auf dem wenig zu erkennen ist, was aber viele Kinder nicht abhält sich auf der Straße am Zaun das Gesicht platt zu drücken, um einen Blick auf den Bildschirm zu erhaschen.

Das zweite Highlight ist eine Bretterbude gegenüber vom Hotel, ein Musikshop, innen vollgestopft mit Computern, Audiogeräten, CDs und DVDs. Hier kann ich die Musik, die ich aus den Clubs kenne und so liebe, von CDs direkt auf meinen Chip im Handy kopieren lassen. Pro Song 5 Cent. Damit beginnt für den Rest des Urlaubs ein Großangriff auf meine Ohren. Wo immer möglich, nehme ich meine Kopfhörer, drehe das Handy voll auf und lasse mich volldröhnen. Auf der Rückfahrt mit dem Bus, im Hotel, vorzugsweise aber auf meinen langen Strandspaziergängen. Herrlich !

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In einem isg-Beitrag habe ich gelesen dass der Schuppen neben meinem Hotel DIE Location überhaupt in der Stadt sei und dort ständig heiße Tanzwettbewerbe stattfinden, in denen die geilen schwarzen Ladies ihre Hintern wackeln lassen. Twerking nennt man das wohl in Amerika. Original kommt das aber aus Afrika. Den hiesigen Namen habe ich aber vergessen.

Wackeln tut heute Abend dort aber rein gar nichts. Im Lokal sind zwei, drei Pärchen, ansonsten einige potthässliche, angetrunkene und wohl kaum volljährige Girls.

Ich suche schnell das Weite und gehe erst mal zurück ins Hotel. Dort hat wahrscheinlich das Mädel an der Rezeption ihrer Freundin gesteckt, dass hier ein Weißer abgestiegen ist und dass mit dem evtl. etwas Geld zu machen sei. Die Freundin preist mir ihre außergewöhnlichen Massagekünste an für „small money“. Ich lehne dankend ab und gehe aufs Zimmer, wohlwissend was gleich folgt.

Ich entscheide mich schnell, meinen exhibitionistischen Neigungen freien Lauf zu lassen, ziehe mich schnell aus und öffne so wie mich der Herrgott geschaffen hat die Tür, als die Massagegöttin erwartungsgemäß eine Minute später anklopft.

Auch das Folgende habe ich vorhergesehen. Ich lasse mich zu einer Massage überreden weil alles andere nun eh keinen Sinn mehr machen würde, breche das Ganze nach zwei Minute ab, weil die Tussi vom Massieren genauso viel Ahnung hat wie ein Nilpferd vom Plätzchen Backen und schlage vor, dass sie mir stattdessen geschmeidig einen bläst. Ok, hätt ich wissen müssen. Kann sie auch nicht. Nun will die Lady sich ausziehen, aber auch vom Ficken dürfte sie keinen blassen Schimmer haben. Und ihren nackten Körper will ich schon mal gar nicht sehen. Daher lege ich selber Hand an und beschämend schnell schieße ich meine Ladung auf ihre Bluse.

7 Dollar waren abgemacht, 8 bekommt sie. Hauptsache sie macht schnell einen Abgang.

So will ich den Abend in Bo aber nicht beschließen, ziehe mich wieder an und werde unten von der jungen, eigentlich recht hübschen Empfangsdame gefragt, ob ich zufrieden war. Na ja, lüge ich, eigentlich schon, aber sie selber würde mir auch gut gefallen und ob sie nicht spontan etwas Zeit für mich hätte. Leider nein, sie wäre die Tochter des Hauses, ihren Eltern gehört das Hotel und wenn sie sich mit Gästen einließe würde sie sofort enterbt.

Allerdings fühlt sich das Mädel offensichtlich dem Grundsatz verpflichtet, dass der Gast sich wohl fühlen solle und meint sie hätte eine weitere Freundin und könnte mal fragen, ob … weiter kommt sie nicht. Ich lehne schnell dankend ab, gehe nach draußen, wo es nun schon beträchtlich leerer geworden ist und schaue ohne irgendwelche Hoffnung noch mal in dem Hotspot nebenan vorbei.

Richtig getippt, dort ist noch weniger los als vorhin, neben dem Barkeeper nur noch zwei Girls, eine von den Potthässlichen von vorhin und eine Neue, nicht ganz so potthässlich, eigentlich angezogen sogar ganz passabel, aber ich ahne wie es unter ihrer Kleidung aussehen könnte. Die Alternative, ohne weitere erotische Abenteuer meine Kaschemme aufzusuchen und in dem Verschlag eh nicht schlafen zu können, ist aber auch nicht eben reizvoll. Also gebe ich der Lady ein Bier aus und mache etwas Konversation. Über den weiteren Verlauf der Nacht muss man aber kein Wort verlieren. Es ist klar dass ich sie mitnehme.

Draußen regnet es nun heftig, Vorboten der nahen Regenzeit. Sierra Leone gehört zu den regenreichsten Ländern Afrikas. Mein Fenster ist nicht dicht und erst tröpfelt es nur. Beim obligatorischen Fotoshooting holt sich meine Auserwählte schon nasse Füsse. Die folgende Action müssen wir aber unterbrechen. In kurzer Zeit ist mein Zimmer überschwemmt und ich versuche, so gut es in der Dunkelheit geht -natürlich ist mittlerweile wieder Stromausfall- meine Sachen in Sicherheit zu bringen, sprich aufs Bett. Daher bleibt uns nur noch wenig Platz und außerdem muss ich aufpassen, dass das Bett nicht zu heftig wackelt, so dass eventuell irgendetwas Wertvolles in die Seenlandschaft plumpst, die ehemals mein Zimmer war.

Aber natürlich hat so ein Stromausfall auch seine guten Seiten. So spürt man die weiblichen Rundungen besonders intensiv, wenn man nebeneinander liegt und kann von einem Optikfick träumen während die Wirklichkeit weniger reizvoll daherkommt …

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Anhang anzeigen 401363

Licht aus kam wohl gerade noch rechtzeitig :0
 

JeffC335

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26 März 2015
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Super Bericht und tolle Bilder! Muss ein Wahnsinns Gefühl sein so nahe an den eindrucksvollen Gorillas zu sein.
 

KingKong

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Am Kivusee
Gisenyi

Ich weiß nicht, ob es in Ruanda einen Wettbewerb "Unser Ort soll schöner werden" gibt. Wenn ja dann hätte Gisenyi allergrößte Chancen, den ersten Platz zu machen. Überall wird gekehrt und in den Parks am Seeufer sind Horden von vorwiegend jungen Frauen und Mädchen damit beschäftigt, die Anlagen von Unkraut und anderem Unrat zu befreien. Am frühen Morgen sind dort, wo einige große Felsen in den See ragen, junge Leute eifrig am Lesen und Schreiben, wahrscheinlich Schüler und Studenten, die sich auf den heutigen Unterricht vorbereiten. Ansonsten bin ich beim Strand- und Parkspaziergang weitgehend allein und werde neugierig beäugt von den Arbeiterinnen. Die treten ziemlich keck auf, wahrscheinlich fühlen sie sich in der Gruppe stark, fragen mich, warum ich hier alleine unterwegs bin, ob ich eine Freundin habe, in welchem Hotel ich wohne usw. Ich muss schmunzeln bei dem Gedanken, mich hier bis auf die Badehose auszuziehen und mich in die Fluten zu stürzen. Das würde einen Menschenauflauf geben ! Allerdings sollte man beim Baden vorsichtig sein. Giftige Dämpfe steigen an vielen Stellen aus dem vulkanischen Boden auf und halten sich bei Windstille dicht über der Wasseroberfläche. Mein Reiseführer hat einen Ratschlag parat: dort baden wo die Einheimischen ins Wasser gehen. Guter Tipp, ich sehe nur niemanden, der hier schwimmt.

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Überhaupt der Reiseführer. Ich habe den Bradt Guide, den anerkannt besten für solche Länder wie Ruanda, erschienen 2006. Seine Halbwertzeit, was Gisenyi angeht, beträgt aber offensichtlich noch nicht mal ein Jahr. Von den genannten Hotels und Restaurants ist mehr als die Hälfte geschlossen, andere werden unter anderem Namen bewirtschaftet.

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KingKong

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28 September 2015
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Gisenyi war früher ein Erholungsort am Kivusee, ein Wochenendresort für die High Society Kigalis. Davon zeugen die vielen in Strandnähe stehenden, aber mehrheitlich verfEllenen Villen, die dem Gebiet einen etwas dekadenten Charme verleihen. Am Ende des Strandes versperrt das noble Kivu Sun Hotel mit seinem Privatstrand den weiteren Spaziergang, so dass man einen Bogen laufen muss, um weiter zum wunderschön gelegenen Restaurant "Bikini Tam-Tam" zu kommen. Weiß der Geier, wer auf diesen Namen gekommen ist, aber es sind dort weder Bikini-Schönheiten noch irgendwelche Trommler zu finden. Außer der Kellnerin ist dort niemand anzutreffen, schon gar kein Gast. Die Servicekraft ist im besten Alter und richtig hübsch. Aber leider völlig immun meinen anzüglichen Blicken gegenüber. Die hätte ich mir heute Nacht sehr gut in meinem Bettchen vorstellen können.

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Im weiter oben gelegenen Ortskern herrscht reges Treiben auf den Straßen und Märkten. Ich sehe eine Ansammlung von bunt gekleideten Frauen neben einem Areal mit hohen rötlichen Lehmmauern und frage einen der Umstehenden: "Ist da Markt ?" - "Nein, Besuchstag im Gefängnis". Wie auf Bestellung erscheinen im Gänsemarsch in rosa Schlafanzügen gekleidete Männer, von einigen Bewaffneten bewacht. Strafgefangene verrichten auch außerhalb der Gefängnismauern Arbeiten, helfen beim Straßen- oder Häuserbau. Viele sitzen noch seit den Zeiten des Völkermordes ein. Mittlerweile belebt man die alte Dorfgerichtsbarkeit wieder, Gacaca genannt. Die Gefangenen müssen sich der Dorfgemeinschaft stellen, über ihre Taten berichten, Zuschauer des Verfahrens, das meist unter freiem Himmel abgehalten wird, können sich als Zeugen melden und am Ende wird entschieden, ob der Angeklagte reumütig genug ist und die Schwere der Tat es erlaubt, ihn wieder in die Freiheit zu entlassen.

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Alles in allem ist Gisenyi ganz nett, aber ein Tag ist für den Ort vollkommen ausreichend, zumal es ab Nachmittag wieder zu regnen beginnt. Später brauche ich sogar eine Jacke. So fällt es mir nicht schwer, beim Abendessen die Entscheidung zu treffen, den zweiten Tag hier zu streichen. Das nehme ich in einem Lokal namens "White Rock" ein, in einem direkt am See gelegenen schönen parkähnlichen Garten. Das Lokal selbst ist zweistöckig, alles neu und modern, mit einem Raum innen, in dem alle Tische fein gedeckt sind, draußen eine überdachte Terrasse mit schönen tiefen Sesseln, in denen man das Fernsehprogramm bei einem "Primus" genießen kann. Unten eine Disco. Meine Hoffnung auf etwas Unterhaltung wenigstens am Freitagabend ist unbegründet. Ich bin der einzige Gast im Lokal und in der Disco warten Türsteher, Kellner und der DJ verzweifelt auf Tanzwütige.


Ein Tag im Kongo s. weiter vorne in diesem Thread
 

KingKong

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Hotel Rwanda
Kigali

Dass ich bei meiner Rückkehr nach Kigali überhaupt ein Zimmer bekommen habe, wieder im Hotel Okapi, aber ein viel schlechteres als beim ersten Mal, grenzt an ein Wunder. Gestern hat eine große Konferenz zum Thema AIDS hier begonnen, Delegierte aller afrikanischen Länder sind da, die Geberländer, Weltbank, UN-Institutionen usw. Die Stadt ist voll. In diesen Tagen ist noch mehr Polizei und Militär zu sehen. An jeder Straßenecke stehen sie in Gruppen. Sicherheit total.

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Die Agenda des Tages ist dünn, Busticket nach Kampala für übermorgen besorgen im zentralen Busbahnhof am Boulevard de Nyabugogo. Zurück zum Hotel will ich zu Fuß gehen, gehe durch Märkte und Slums steil bergauf, denke, ich habe eine Abkürzung genommen, habe ich aber doch nicht, verirre mich völlig, muss dann einen Mopedfahrer in Anspruch nehmen und komme schweißgebadet im Hotel an.

Ein paar Souvenirs aus dem Tourismus Office kaufen. Ein ausgiebiger Besuch im schnellen Cybercafe und die Daheimgebliebenen über meine Gorilla- und Kongoabenteuer informieren. Und dann am späten Nachmittag zur Happy Hour ins Mille Collines.

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Hat jemand noch nicht den Kinofilm "Hotel Rwanda" gesehen ? Ein absolutes Muss ! Auch wenn man nicht vorhat, eine Urlaubsreise nach Ruanda zu unternehmen. Hollywood vom Feinsten. Und Härtesten. Aber nahe dran an den Fakten. Der Film wurde in Südafrika gedreht, das wahre Hotel Rwanda aber steht in Kigali, dort wo der Hotelmanager und afrikanische Oscar Schindler Paul Rusesabagina über 1.000 Menschen Zuflucht in seinem Hotel gab und sie mit Geschick vor dem sicheren Tod durch die Interahamwe bewahrte. Es handelt sich um das "Hotel des Mille Collines" und ist damals wie heute ein Vier-Sterne-Hotel. Früher wurde hier rund um den Pool die ruandische Politik bestimmt. Diese Zeiten sind vorbei. Heute tummeln sich hier ein paar gut situierte Touristen, vor allem Geschäftsreisende -und in Zeiten wie diesen, wo der AIDS-Kongress stattfindet, auch ein paar hübsche Damen, die ziemlich teuer aussehen. Ich genieße mein Primus-Bier zum halben Preis und werde unablässig mit immer neuen Schalen voller Kartoffelchips versorgt.

Die Geschäfte der Damen scheinen im Hotel nur mäßig zu laufen. Fast alle sehe ich am nächsten Abend in der Disco wieder. An diesem bleibt mir die Fahrt zum nächsten Club erspart. Bereits beim Abendessen im Hotelrestaurant machen mir zwei Grazien ihre Aufwartung und der Einfachheit halber buche ich die Beiden kurzerhand für die ganze Nacht.

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Stätten des Grauens
Kigali

Ich fahre mal wieder Bus. Minibus. Aber nur kurz. Eine Stunde. Und bin ziemlich stolz, den richtigen Bus in dem Wirrwarr des Busbahnhofs allein gefunden zu haben. Der Bus fährt los, wenn er voll ist. Voll heißt, 4 bis 5 Mann, oder Frau, pro Reihe, dort wo drei recht bequem Platz haben.

Es geht, auf guten Straßen, die gerade von der Strabag fertig gestellt wurden, nach Süden, ca. 30 Kilometer. Endpunkt ist es der Ort Nyamata. Mit meinem ersten Fahrradtaxi dieses Urlaubs ...

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geht es weiter an den Ortsrand, zur Kirche des Ortes. Die war Schauplatz einer der größten Gräueltaten dieser verdammten 100 Tage des Jahres 1994. 10.000 Menschen, meist Frauen und Kinder, suchten Zuflucht vor den Mördern in der Kirche in der irrigen Annahme, die Häscher würden vor Gotteshäusern zurückweichen.

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Sie taten es nicht. Man kann noch gut erkennen, wie mit Granaten die Eingangstür aufgesprengt wurde.

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Was sich dann dort abspielte, übersteigt jede perverse Fantasie. Das Altartuch ist noch dunkel gefärbt von Blutflecken, überall an den Wänden Einschusslöcher und längst getrocknetes Blut.

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Eine Führerin erzählt ein wenig, aber ich verstehe nicht sehr viel.

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Muss ich auch gar nicht. Hinter der Kirche liegen unterirdische, begehbare Kammern, wo viele Schädel und Knochen der Opfer zu sehen sind.

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Am Ende der Führung darf ich mich in ein Gästebuch eintragen, das auch einige berühmte Namen beinhalten soll. Dazu wird um eine kleine Spende gebeten und eine kurze Bemerkung. Was soll man da schreiben ? Ich halte mich an meine unmittelbaren Vorgänger aus Südafrika: "Never again".

Ein älterer Mann, wohl der Chef der Anlage, fragt mich, was ich denke nach dem Besuch der Kirche und ob die Menschen in meinem Land wissen, was hier passiert ist. Ich denke schon, antworte ich. Aber sie wissen nicht, welch positive Entwicklung das Land seitdem genommen hat. Das zu vermitteln, dazu will ich gerne beitragen.
 

KingKong

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28 September 2015
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Rhein-Main
Eine weitere Stätte des Grauens, heute Mahnmal, ist ganz in der Nähe zu besichtigen. Dazu muss man mit einem Moped querfeldein über Stock und Stein fahren. Dann steht man irgendwann vor der Kirche von Ntarama. Sie ist viel kleiner als die in Nyamata. Hier fanden etwa 5.000 Menschen den Tod, auf dieselbe Weise wie in Nyamata.

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Als ich die Kirche betrete, trifft mich der Schlag. Ich bekomme Schüttelfrost, obwohl es doch eigentlich furchtbar heiß ist. Düsterer kann eine Atmosphäre nicht sein. Die Leichen wurden weggeschafft, ein paar Schädel, das scheint wohl unvermeidlich, sind an einer Seite ausgestellt. Ansonsten aber hat man alles so belassen wie es damals nach dem Massaker vorgefunden wurde. Die blutgetränkte Kleidung hängt nun an der Decke und an Wänden und verdüstert den Raum noch mehr.

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Die Schuhe sind aufgetürmt, es sind nicht sehr viele, die meisten Menschen waren wohl barfuss. Auch alle anderen Gegenstände sind zusammengetragen, etwas Kochgeschirr, Schmuck, ein Polaroid-Bild von einer Familie, die es nicht mehr gibt, ein Schulheft eines kleinen Mädchens. Das Mädchen mit einem dieser langen unaussprechlichen ruandischen Namen hat mit ihrer schönsten Handschrift ihren Namen und ihre Klasse, die Erste, auf das Heft geschrieben. Sie hat gedacht, sie könne ihr erworbenes Wissen später einmal anwenden. Sie konnte es nicht. Ihr kurzes Leben endete in dieser Kirche.

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Eine junge hübsche Frau fungiert als Führerin in der Kirche. Sie gibt aber nur sporadisch ein paar Informationen, hämmert ansonsten auf ihrem Handy herum und entlockt ihm immer neue Klingeltöne. Klar, das hier ist Routine für sie, ihr Verhalten passt nicht zu der düsteren Botschaft dieser Stätte. Aber ich bin ihr fast dankbar für diese Ablenkung. Das hier wäre sonst nicht auszuhalten.

Gerade rechtzeitig zur Abfahrt des Busses nach Kigali komme ich wieder in Nyamata an und zwänge mich als letzter in den Kleinbus. Ist ja nur für eine Stunde.

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Am Nachmittag wieder Kontrastprogramm. Das Bier gestern im Mille Collines war billig und gut, die Kartoffelchips auch. Also wieder hin zur Happy Hour. Dieses Mal mache ich ein paar Aufnahmen vom Pool. Sie sind auf dem Fotochip nun unmittelbar hinter den Schädeln der Kirchen gespeichert. Wie gesagt, Kontrastprogramm. Ruanda heute.

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Auch die Girls sind wieder da, heute noch zahlreicher. Sie warten sicherlich auf die Rückkehr der AIDS-Kongressteilnehmer. Wäre mal interessant zu beobachten, wie die das Thema, über das sie tagsüber konferieren, später am Abend dann in der Praxis, sozusagen am lebenden Objekt, handhaben.

Als ich wieder ins Hotel komme, gibt es gerade Ärger an der Rezeption. Ein großer, dicker Gast in buntem Anzug, offensichtlich auch einer von der Tagung, beschwert sich heftig und sehr laut über eine seiner Meinung nach viel zu hohe Telefonrechnung. Ich werfe einen kurzen Blick auf sein Namensschildchen. Hätte ich mir doch denken können. Delegation der DR Kongo. Diese Typen kannste alle abhaken.

Apropos Abhaken. Am letzten Abend hake ich endlich einen offenen Punkt auf meiner ToDo-Liste ab und nehme Assinah mit, die an jedem bisherigen Abend in die engere Wahl kam. Mehr im Girlie-Report.

Als ich am folgenden Morgen meine Sachen packe, um den Bus zurück nach Kampala zu nehmen, überlege ich ernsthaft Assinah mitzunehmen entscheide mich aber dagegen. Es gibt zu viele nette Girls in den Clubs von Kampala. Warum wegen einer auf so viele andere verzichten ?

***** E N D E *****


So, geschafft ! Nach dem teilweise recht starken Tobak im Rwanda-Bericht haben wir uns nun alle etwas leichtere Kost verdient ;) ... die kommt in Bälde in Form meiner ganz persönliche Girlie-Hitparade, der "East African Top Twenty"
 
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