Gegen 4 Uhr sind wir wieder bei Jean, um 7 muss ich zurück zum Hostel. Das Hostelzimmer war eigentlich vollkommen überflüssig. Da war ich fast nie drin, schon gar nicht nachts.
Wir sind guter Stimmung, aber nicht besoffen. Trotzdem, Liebe und Alkohol sind eine gefährliche Mischung. Wir küssen, streicheln, lecken, blasen. Dann setzt sich Jean auf mich, hilft etwas nach bis ich in ihr bin und fängt langsam an zu reiten. Sie setzt einen Blick auf, wie nur Frauen ihn hinbekommen und flüstert etwas von „i love you“ und „give me a baby“ und „pliiiiiiz“. Ich bin bei vollem Verstand und lasse sie machen, da ich noch lange nicht vor dem Abspritzen bin. Sie kommt schnell, erzittert, krampft ihre Pussy zusammen, küsst mich und fängt an zu schluchzen. „Ohh you are wonderful, i love you“ usw. Dann scheint es ihr zu dämmern, dass ich noch nicht so weit war und fängt wieder an, ihr Becken zu bewegen. Aber nun wird es mir zu heiß. Ich muss sie fast runterschubsen, ziehe ein Kondom auf und weiter geht es. Ich fühle mich nun weitaus wohler unter ihr.
Der Abschied am frühen Morgen wird herzzerreißend. Nicht auszudenken, wie es gewesen wäre, wenn ich ihr nicht meine Rückkehr in zwei Wochen in Aussicht gestellt hätte.
Noch mal zurück zur Disco. Außer mir waren in dem Club alle schwarz, und das ist ein prima Übergang zu meinen Abschlussbemerkungen zu meinen zweieinhalb Tagen Südafrika.
Was mir nämlich auffällt: Südafrika wird ja als Regenbogennation bezeichnet. Wegen des Multi-Kulti Aspekts und der vielen unterschiedlichen
Hauttöne seiner Bewohner. Das mag so sein, aber nach meiner Beobachtung sind die Farben des südafrikanischen Regenbogens keineswegs ineinander fließend, sondern streng abgegrenzt. In der Disco war ich der einzige Weiße, am Abend davor waren Jean und ich die einzigen „Gemischten“ im Restaurant, sogar in der ganzen Shopping Mall. Auf den Straßen waren kaum Pärchen unterschiedlicher Hautfarbe zu sehen. In Johannesburg nicht. In Kleinstädten, durch die ich gefahren bin, auch nicht. Man bleibt unter sich, in der Wohngegend, im Freundeskreis, in der Freizeitgestaltung. Bestätigte mir auch Abi, mein Guide bei den Touren. Ich hatte mir das immerhin anderthalb Jahrzehnte nach Ende der Apartheid anders vorgestellt.
Epilog
Zwei Wochen später checke ich vor meinem Rückflug nach Deutschland im
Hotel in Maputo/Mosambik meine emails. Es sind viele, aber eine ist besonders. Mit Jean stand ich seit meiner Abreise aus Johannesburg in engem Kontakt. Per email, vor allem aber per sms und einigen Telefonaten. Ich hatte ihr ja vorgelogen, ich würde von Joburg aus zurückfliegen und sie noch einmal besuchen. Aber nicht gesagt wann. Sie
solle sich überraschen lassen und nicht nachfragen.
Sie hatte sich bisher brav dran gehalten. Nun aber nicht mehr. „Save the last nite for me“ lautet der Titel ihrer mail und ich ahne sogleich was
drin steht.
Morning My Babie
its a chilly Friday - a bit cold today. If only l was with you. I know l
was going to feel warm in your arms. l really miss u, your smile your jokes
l really do !!
The little time that we had meant so much to me and l am very grateful for
it --- If Only I Knew l could have spent more quality time together.
That feeling when you were making love to me --- l just keep thinking about
it -- l was in the mood a bit drank l guess but either way l was very very
happy, so excited- l miss it and I miss you above all thats what l can
say. l really do from the bottom of my heart.
Out of curiosity when is your flight. l am not saying that come and leave
with me l am just concerned because l would like to see you before you go
back .
Please save the last nite for me.
Ich maile ihr zurück, schreibe, dass ich leider hinter meinem Zeitplan hinterher hinke und doch keine Zeit mehr habe für sie und nun von Maputo aus zurückfliege, usw., so sorry my darling.
Später am Abend ruft Jean dann an. Sie hat die mail noch nicht gelesen und schluckt, als ich ihr die Nachricht fernmündlich überbringe, wirkt enttäuscht aber gefasst. Sie sagt, sie hätte sich so sehr auf mich gefreut, sie hat sofort nach meiner Abreise eine Diät angefangen, um noch ein, zwei Pfunde loszuwerden und um hübsch zu sein für mich, sie wäre regelmäßig in einen Fitnessclub gegangen in den letzten zwei Wochen, um … - weiter kommt sie nicht, sie fängt an zu schluchzen. Ich verstehe nichts mehr, dann bricht das Gespräch ab.
Jean ist eine taffe Person, die gelernt hat, sich allein wacker durchs oft widrige Leben zu schlagen. Wenn sie mal anfängt zu weinen, muss wirklich etwas Schlimmes passiert sein.
Zwei Jahre später
Facebook sei Dank sehe ich Jean wieder, zumindest auf Bildern. Und lese später, dass sie schwer erkrankt ist. Ich schreibe ihr und wünsche ihr Gute Besserung. Sie hat neben ihrer Krankheit auch sonst keine guten Nachrichten. Ihren Herzenswunsch, ihre Mutter aus Zimbabwe herauszuholen, kann sie sich nicht erfüllen. Kein Geld. Die Wirtschaftskrise hat auch sie erwischt. Sie verlor ihre Arbeit, konnte die Wohnung nicht halten. Wo sie nun wohnt erwähnt sie nicht.
Weitere drei Monate später meldet sie sich noch einmal. Ihr Bruder Martin, dieser herzensgute und immer lachende Koch- und Tanzkünstler, ist gestorben. Man fand ihn in seiner Wohnung, auf dem Boden, in einer Blutlache. Erstochen. Die Polizei ermittelt, weiß aber noch nichts Genaues. Man vermutet, es handelt sich um eine Beziehungstat, unter Verdacht stünde seine Freundin …
***** E N D E *****