Jean
Auf Johannesburg habe ich mich girliemäßig gut vorbereitet, Escortservices durchgesehen, Daten und Telefonnummern aufgeschrieben, selbst kostenlose Anzeigen aufgegeben, natürlich auch in Afro gestöbert. Eigentlich ein bisschen des Guten zuviel, wenn man bedenkt, dass ich nur drei Nächte in „Jozi“ bin.
Am Nachmittag ziehe ich mich in eine einsame Ecke im Garten zurück und kontaktiere einige meiner Escort-Favoritinnen. Die Preise sind
noch akzeptabel, ca. 40 bis 50 Euro für 1 Stunde, dazu kommen noch Taxikosten.
Ich gebe meiner ersten Afro-Präferenz den Zuschlag, Jean. Die hat um 17 Uhr Feierabend, aber bis sie ein Taxi findet und sich dieses durch den
Feierabendverkehr gekämpft hat, ist es schließlich 19 Uhr. Wie ich sie in ihrer aparten Businessbekleidung zwischen all den zerlumpten Backpackern stehen sehe, kommt sie mir vor wie aus einer anderen Welt.
Wir begrüßen uns mit Handschlag und Wangenkuss, unter Beobachtung zahlreicher erstaunter Augenpaare. Jean hat Hunger, und da es hier in der Umgebung nichts Besonderes zu essen gibt, schlage ich vor, in der Nähe ihrer Wohnung etwas zu suchen. Dann wäre sie auch später schneller zu Hause. Sie muss ja morgen wieder arbeiten.
Die Idee erweist sich als optimal, auch wenn wir dazu quer durch die Stadt fahren müssen. Es wird das PERFEKTE DATE. Nicht sofort ins Bett wie mit einer Nutte, aber auch nicht tagelang herumbaggern müssen. Wir haben nicht viel Zeit. Das wissen wir beide.
Im Taxi würde ich am liebsten gleich über sie herfallen, aber ich reiße mich zusammen und wir unterhalten uns nett, fahren in die ultramoderne
Greenstone Shopping Mall, essen Tex-Mex, sind das einzige gemischte Pärchen weit und breit, und setzen unsere Unterhaltung aus dem Taxi fort. Es wird sehr interessant und sehr unterhaltsam. Trotz manch ernster Themen. Ich bekomme Antworten auf meine Fragen, wie man in solch einer Megacity wie Johannesburg leben und arbeiten kann.
Am Beispiel Jean: Sie ist 25 Jahre alt, ist Zulu, kommt aber aus Zimbabwe und ist mit ihrem Bruder und ihrer Schwester dem entflohen, was Mugabe aus ihrem Land gemacht hat. Sie arbeitet als Immobilienmaklerin in einer kleinen Firma, mit Fixgehalt und Erfolgsbeteiligung, montags bis freitags, von 9 bis 17 Uhr, braucht mit dem Minibus jeweils 30 Minuten bis zur Arbeit. Nach Feierabend fährt sie nach Hause, macht Hausarbeit und schaut fern.
Am Abend auf die Straße geht sie auch in ihrer besseren Wohngegend nicht mehr. Zu gefährlich. Am Wochenende wird Wäsche gewaschen, eingekauft, relaxt, lange geschlafen, am Sonntag geht es traditionell den ganzen Vormittag in die Kirche. Manchmal trifft sie sich mit Verwandten, sehr selten geht sie mal aus.
Nach dem Essen gehen wir noch durch die oberen Etagen der Shopping Mall bummeln. Nach dem Begrüßungskuss im Hostel berühren wir uns nun zum ersten Mal. Sie nimmt meine Hand, ich küsse sie, erst flüchtig, aber sie fährt ihre Zunge aus, und es gibt kein Halten mehr. So etwas schickt sich eigentlich nicht in Afrika, auch nicht in S.A., aber es ist schon spät und wir sind fast die einzigen Besucher hier oben.
Dann wählt Jean die Nummer unseres Taxifahrers. Es ist gut wenn man schon einen kennt, man weiß ja nie wer sonst aufkreuzt in Joburg. Der wartet schon, oder besser noch unten und empfängt uns lachend: „Ich wusste gleich, dass Ihr mich noch braucht“ –Nanu? - „Ja, wie Ihr miteinander geredet habt ... war doch klar dass Ihr heute Nacht zusammenbleibt.“
Vor einem Wohnkomplex mit hohen sandfarbenen Außenmauern und dem üblichen elektrischen Zaun oben drauf bleiben wir stehen. Am Eingang steht in großen Lettern der Name: „Villa Andalusia“. Hört sich gut an. Im Komplex befinden sich etwa 10 drei- und vierstöckige Apartmenthäuser, davor Parkplätze und einige Carports, in der Mitte der Anlage ein kleiner Swimmingpool. Alles
sieht pieksauber aus.
Das Apartment ist ca. 80 qm groß, besteht aus zwei Zimmern, die Jean und ihre Schwester bewohnen, zwei Badezimmer, eine Küchenzeile und ein Wohnzimmer, das aber nur spärlich möbliert ist, mit einem kleinen Tisch, Fernseher und DVD-Player und Bügelbrett. Die Miete beträgt 4000 Rand, ca. 350 Euro und wird geteilt. Mit dem was vom Verdienst übrig bleibt am Monatsende wird die in Zimbabwe verbliebene Verwandtschaft unterstützt.
Ihre Schwester schläft schon, und wir haben freie Bahn. So wie das bisherige Date verlaufen ist kann der Sex und die Nacht nur überragend
werden. Genauso kommt es dann auch.
