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Afrika 30 Monate Liberia - Stories über Land und Mädels.

HHamburg

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1 Februar 2020
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Puh, was manche leute für ein Leben führen, Hammer Bilder. Hast auf jedenfall genug zu erzählen:bigsmile
Vielen Dank für diesen tollen Bericht!
 
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TLT42

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18 April 2021
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Ein großartiger Bericht, besten Dank!
Die Damen wäre jetzt nicht meins, aber das Außenrum: Top! (y)

Äh, da die Welt mitunter klein ist: aus deiner Zeit in Bong Town ist Dir nicht zufällig ein Robert Kranz bekannt?
 
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Bitshock

Der tut nix, der will nur spielen
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24 September 2017
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Äh, da die Welt mitunter klein ist: aus deiner Zeit in Bong Town ist Dir nicht zufällig ein Robert Kranz bekannt?
Sorry, nö, bei dem Namen klingelt nichts bei mir. Wann war der auf der Bong Mine, und welchen Job hat er dort gehabt?

Ich habe jetzt nach mehreren Jahren den Thread neu überarbeitet. Text und die Bilder habe ich nicht verändert, lediglich ein paar Rechtschreibfehler korrigiert. Aber bei den YouTube Videos gab es einige 'broken Links' - die Filmclips waren auf YT nicht mehr verfügbar. Einige Videos habe unter einem anderen Link wiedergefunden, andere habe ich komplett ausgetauscht. Nun sollte wieder alles funktionieren.

In den nächsten Tagen werde ich als Nachtrag noch zwei neue Beiträge schreiben: Den ersten über den Militärputsch vom April 1980 (den ich hautnah miterlebt habe), und einen zweiten über die Macht der Zauberei ('Juju') und Ritualmorde in Liberia. Dazu habe ich einen Koffer mit Zeitungen aus jener Zeit mal wieder rausgeholt und ein paar interessante Artikel abfotografiert.

Stay tuned.
 

f.c.

Kein anderes Hobby?
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22 Oktober 2008
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Heute Abend habe Ich mir endlich die Zeit gegönnt und Deinen sehr beeindruckenden Bericht zu lessen. Beeindruckend daher weil man sich in viele Deiner Beschreibungen irgendwie hineinversetzt fühlt. Das soll jetzt keine Floskel sein, sondern ich meine das so. Selten das man solche Berichte findet wo man sich selber denkt, wie würde, man das gerade selber empfinden, handeln etc. Ob das daran liegt selbst expat zu sein weiß ich nicht, vermutlich schon. Ist halt, wie Du so treffend schreibst, das man sich nur in einem sehr begrenzten Umfeld die Leute aussuchen kann wenn man sich für 3 Jahre „verpflichtet“ dort zu arbeiten, sein Leben auf die dortigen Verhältnisse zu adaptiert. Andererseits bringst Du aber auch sehr gut rüber wie tolle und weniger tolle Leute man dort dann kennen lernt und sicherlich auch eine deutlich andere Sicht zu vielen Dingen bekommt. Sei es negativ wenn man sich nur in der eigenen Gruppe aufhält, als auch positiv, wenn man eben selber bereit ist Erfahrungen zu machen um sich ein eigenes Bild zu machen.

Auch nicht zu unterschätzen finde ich, überhaupt solche Chancen zu haben etwas so hautnahe kennen gelernt zu haben. Dazu eine Firma, die sich bemüht hat die eigenen Leute zu Pampern mit Pool, Fallschirmspringen, nen PPL machen usw. . Dazu dann noch nachzug der Familie ermöglicht oder eben sogar erlaubt „Fremde“ mit ins Camp zu lassen. Respekt. Das solch eine Sache anders als Urlaub ist, dürfte den meisten klar sein, aber ich denke Du ermutigst damit auch viele mal über den Tellerrand hinaus zu schauen was Arbeiten im Ausland angeht. Ist schon etwas besonderes.

Die Bilder brauchen sich nicht zu verstecken hinter heutigen, viel mehr lag damals ja noch ein besonderer Grund vor wieso man jetzt gerade ein Foto machen wollte. Ebenso passen die Farben irgendwie zu älteren Zeiten. Ich mag Deine Bilder.

Mit bei dem Satz „…..und lass eine Afrikanerin ne halbe Tüte Pitzamischung essen, dann schmeckt Sie am nächsten Tag unten herum genau so wie eine Deutsche die das macht“ hab ich einfach nur noch laut gelacht.

In dieser Hinsicht, vielen Dank für die tiefen Einblicke, den tollen Bericht, Erfahrungen und Eindrücke die Du geteilt hast.
Hut ab.:daumen:daumen:daumen:daumen:daumen:daumen:daumen
 
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Bitshock

Der tut nix, der will nur spielen
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24 September 2017
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Die ersten Wochen meiner Tätigkeit in Liberia waren für mich ‚all sunshine‘. Ich sah zwar Armut, aber war fasziniert von der Leichtigkeit, Freundlichkeit, und der fröhlichen Grundstimmung unter den Leuten. Wie falsch ich doch lag! Von Spannungen bekam ich erst Anfang April 1980 etwas mit. Es gab Gerüchte.

Die Vorgeschichte:

Ein Jahr vorher gab es eine Hungerrevolte in der Hauptstadt, die niedergeschlagen wurde, seitdem saßen einige 'Anführer' im Knast. Nun kursierten Gerüchte, dass diese Gefangenen am Jahrestag ohne Prozess hingerichtet werden sollten. Ich bekam zum erstenmal mit, wie verhasst die Oberschicht bei den lokalen Stämmen war.

Die Oberschicht: 3% der Bevölkerung (lokaler Schimpfname: Die 'Congos'), die Nachkommen von ehemaligen amerikanischen Sklaven, die nach Afrika zurückgekehrt waren und dort einen eigenen Staat gegründet hatten.

Die Unterschicht: Alle einheimischen Stämme. Es gab 4 Hauptstämme: Krahn, Kpelle, Bassa, und Grebo. Und auch 4 völlig unterschiedliche Sprachen.

Am 12. April 1980 fuhr ich zum Schichtdienst, aber in der Mine war irgendwas anders als sonst. Niemand arbeitete, die Local Labourer standen in kleinen Grüppchen rum. Kein Maschinenlärm, wie sonst üblich. Rein ins Feldbüro, meine Kollegen diskutierten heftig. Mitten in der Nacht hatte die BBC per Radio von einem Staatsstreich in Liberia berichtet, drei Stunden später brachte auch der Staatsrundfunk die gleiche Meldung, offenbar hatten die Rebellen mittlerweile den Sender erobert.

Kurz darauf kam per Telefon die Order der Geschäftsleitung, alle Beschäftigten sollen sich auf Schleichpfaden und Feldwegen durch den Busch nach Hause begeben, Radio hören, und auf weitere Order warten (für die Expatriates gab es auf dem Konzessionsgebiet einen kleinen UKW-Sender).

Mittlerweile wurde klar, dass der Putsch geglückt war. Durchgeführt wurde er von genau 18 (!) Soldaten, der Rest 2000-Mann-Armee plünderte die Hauptstadt. Die Befehlsstruktur hatte sich aufgelöst. Anführer war seit wenigen Stunden ein 29-jähriger Hauptfeldwebel: Master Sergeant Samuel Kanyon Doe, er selbst war Angehöriger des Krahn-Stammes, ebenso wie die meisten seiner 18 Mann. Sie hatten den Ministerpräsidenten erschossen, und sämtliche anderen Regierungsmitglieder im Schlaf überrascht und verhaftet.

Es dauerte noch 2-3 Stunden, bis Gruppen bewaffneter marodierender Soldaten die Bong Mine in Taxen und geklauten PKWs erreichten. Erste Schüsse waren zu hören. Zu allererst fuhren sie zum Supermarkt des Expatriate-Camps und plünderten die Alkoholvorräte. Dann wurden Roadblocks errichtet: Alle Zufahrtsstrassen und die Werksstrasse zum Tagebau gesperrt, die Leute wurden zwar durchgelassen, mussten aber Portemonnaies und Uhren abgeben. Im liberianischen TV-Sender lief eine völlig konfuse Rede von Samuel Kanyon Doe. Kommentar von Kollegen: "Der ist doch garantiert bekifft!"

In den Dörfern direkt vor dem Werkszaun wurden offensichtlich alte Rechnungen beglichen, sporadisch wurde immer wieder geschossen. Keinem der Expats passierte was, die ganze Angelegenheit war eine Sache der Liberianer unter sich. Wir saßen in der Zwischenzeit zu Hause und warteten darauf, Besuch zu bekommen.

Die Zahl der (einheimischen) Toten hielt sich in Grenzen, in den benachbarten Dörfern weniger als 10. Es gab einen Vorfall, der grösseres Aufsehen erregte: Ein einheimischer Bürohengst war Reserveoffizier der Armee. Zu Hause zog er seine Uniform an und fuhr zum Werkstor, um die Soldateska aufzuhalten – ein schwerer Fehler. Ihm wurden mit einer Uzi die Eier weggeschossen, er starb einen Tag später im Firmenhospital.

Abends hielt es ein weisser Nachbar nicht mehr aus: „Ich will jetzt wissen was da los ist“, steckte sich seinen Revolver ein und fuhr mit dem PrivatPKW auf Patrouille. Eine Stunde später kam er zu Fuss zurück. Auto, Revolver, Portemonnaie und Uhr waren weg. Idiot.

Am zweiten Tag klopfte es an meiner Tür. Klopfte !! Oha, das waren also höfliche Räuber. Ich machte auf. Vor mir standen 3-4 Soldaten und genausoviele Zivilisten, der Anführer fuchtelte mit einem verchromten Revolver rum. Interessanterweise war unter den Zivilisten ein Girl, das ich mal für eine Nacht mitgenommen hatte. Begrüssung per Handschlag und Fingersnapping, kommt doch rein, da ist die Küche mit dem Kühlschrank, setzt euch, ich mach mal in der Zwischenzeit Musik…

Die Stimmung war gut, es wurde gescherzt und gelacht. Die Anführer-Uniform entlud seinen Revolver, den ich dann gebührend bewundern und loben durfte. Whisky und Bier waren schnell ausgesoffen, zu essen war auch nix mehr da, und ich wechselte von liberianischer Musik zu deutschen Schlagern. Langeweile kam auf. Ich bedankte mich noch für den gewährten Schutz bei jedem mit einem Geldschein (der Revolver kriegte 2), den Rest durfte ich sogar behalten. Nette Leute.

Am dritten Tag hatte jedes Haus bereits einen Besuch hinter sich, und die Soldaten mussten zu Fuss laufen weil es kein Benzin mehr gab (ein geistesgegenwärtiger Kollege hatte die Hauptsicherungen für die Pumpen der Tankstelle rausgeschraubt). Zu plündern gab es nix mehr, die Soldaten langweilten sich, faulenzten, und vögelten die Freelancerinnen. Ich ging raus um Reis und Gemüse zu besorgen.

Nach einer Woche wurden in der Hauptstadt Monrovia ein paar Exempel statuiert und plündernde Soldaten exekutiert, um die Ordnung wiederherzustellen.

Coup 03.jpg

Die neue Regierung nannte sich ‚Peoples Redemption Council (PRC)‘ und wurde selbstverständlich von Master Sergeant Kanyon Doe angeführt. Der PRC bestand mehrheitlich aus Militärs, und ein paar wenigen Zivilisten. Doe selbst blieb lange Zeit im Rang eines einfachen Hauptfeldwebels, bis er sich erst nach vielen Monaten selbst zum ‚Commander in Chief‘ beförderte.

Der General Manager der Bong Mine machte sich auf den Weg in die Hauptstadt, um dort einen ersten Kontakt zum neuen ‚Minister of Mines and Mineral Ressources‘ zu knüpfen. Das war mutig, und er hatte Erfolg. Da die Staatseinnehmen wieder fliessen sollten, gab ihm das Ministerium eine funktionierende Militäreinheit plus Offizier mit auf den Rückweg. Teil der Vereinbarung: Diese Einheit wird von der Firma fürstlich besoldet und mit Fahrzeugen ausgestattet. Ihre erste Aufgabe war, alle anderen Militärgrüppchen und Einzelsoldaten einzusammeln und zurück zur Hauptstadt zu schicken.

Der Tagebau wurde wieder hochgefahren, zwei Wochen nach dem Putsch war Vollproduktion erreicht. Das war dann die Zeit, in der die überlebenden ehemaligen Regierungsmitglieder öffentlich am Strand der Hauptstadt exekutiert wurden.

Coup 02.jpg

Auch im Internet findet man noch Berichte darüber, wenn man danach sucht: (KLICK)


Fünf Wochen nach dem Putsch bin ich selbst wieder zum erstenmal in die Hauptstadt Monrovia gefahren, unterwegs gab es keine Roadblocks mehr. Alles schien wieder normal zu sein. Aber noch immer kamen in Monrovia Abordnungen aus weiter entfernten Dörfern an, um in einer Art Karnevalszug die neue Regierung zu bejubeln. Wilde und mit Macheten herumfuchtelnde Gestalten – die Macheten zogen sie dabei funkenstiebend über den Asphalt. Beeindruckend. Aus Vorsicht hatte ich keine Kamera dabei.

Coup 01.jpg

Bisher habe ich nichts über die Rolle der USA beim Putsch geschrieben. Es gibt eine Reihe von Tatsachen und etliche dazu passende Gerüchte. Aber für heute ist erstmal Schluss, der Text ist lang genug geworden.
 

Otto Nongkhai

Massage Profi
   Autor
1 Mai 2021
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Ich verschlinge alle Berichte über Afrika , :daumen
da ich leider keine schwarze Mia dort habe ,werde ich viele Länder in Afrika wohl nie bereisen!
 
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24 September 2017
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Mal wieder ein paar Photos zwischendurch zur Auflockerung, bevor ich hier die nächste Textwand poste.

Ich machte mit Freunden einen kurzen Ausflug zum St.Pauls River - es war eine Frau dabei. Plötzlich stiess sie einen schrillen Schrei aus. Den Grund seht ihr hier:

Schlange 1a.jpg

Sofort kam ein Retter angerannt, der Schrei hatte jemanden von der nahen Kanu-Anlegestelle alarmiert. Mit einem dicken Knüppel schlug er die Schlange zu Brei. Für den Kochtopf, sagte er.

Schlange 2.jpg

Anschliessend posierte er als Sieger vor meiner Kamera. :bigg

Schlange 3.jpg
 

Oberon1983

Gibt sich Mühe
   Autor
22 April 2017
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Berlin
1A Thread, extrem spannend und informativ. Schön das du dich noch darum kümmerst und sogar noch Material hinzufügst. Besten Dank für die ganze Mühe :daumen
 
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f.c.

Kein anderes Hobby?
   Autor
22 Oktober 2008
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So,



Ich mußte laufend grinsen als ich den Clip zum erstenmal gesehen habe, solche Ansprachen kenne ich, sowas habe ich öfter mal erlebt. Wer das nicht aushalten kann, der hat nicht das Recht sich Mann zu nennen.

super danke für das Video, wir haben das jetzt mehrfach im Freundeskreis angeschaut. Key dabei war den Ton aus zu drehen. Beeindruckend über was die Dame da spricht (ohne Tom) und die Vermutungen gehen von Wildschweinschlachtungen über den einriss von Riegibswänden bis hin zu gymastikübungen. Das video ist wirklich sehr beeindruckend und ich hab Frauchen auch prompt erklär das ich ihre rechte Brustwarze als Pegelregler nutzen würde um sie stumm zu schalten wenn. Sie mal solch einen Aussetzer haben sollte.die Idee ihr was vor s Gesicht zu hauen gibt es nicht, das nicht mein Ding ist. Aber Dein Film Ohne Tom zu sehen ist einfach göttlich….. ich hab mir das direkt kopiert und wenn Frauchenmich mal wieder Ankeifen sollte, drehe ich den Ton auf und sage ihr…… Look ließen, learn und leg los…… :bigsmileso geht anschiss.
 

Bitshock

Der tut nix, der will nur spielen
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Lol. ohne Audio! Auf die Idee bin ich noch garnicht gekommen. Ein Lehrvideo: 'Wie keife ich richtig?' :bigsmile

Ich hatte immer einen Heidenspass, die Gesichtsmimik der Einheimischen zu beobachten, wenn sie sich ereifern. Oder wenn sie einen Anderen in Tonfall, Mimik, und Körperbewegungen nachäffen. Das können sie meisterhaft.
 

Damnam

สามี
   Autor
24 Oktober 2008
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1.843
CH-ZH
Danke Dir vielmals, habe alles in einem Rutsch durchgeleden.

Sehr interessante Erfahrungen und sehr informativ auch.
 

Bitshock

Der tut nix, der will nur spielen
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   Ex Member
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Ich hatte ja angekündigt, einen Beitrag zum Thema Juju zu schreiben. Nun habe ich gemerkt, dass der Stoff viel zu umfangreich für einen einzigen Beitrag ist. Deshalb heute nur der erste Teil.

Westafrikanischer Juju (Teil 1)

Juju ist das Original, die karibisch/südamerikanische Kopie nennt sich Voodoo und wurde aus Afrika mit den Sklaven importiert und leicht abgewandelt.

Ich hatte ja schon diesem Thread (Beitrag #33) ein wenig zu westafrikanischem JuJu geschrieben. Hier nun eine ausführliche Erweiterung des Themas.
An alle Leser: Am besten mal kurz zurückblättern zu Seite 2 des Threads und dort den Beitrag lesen. Abkürzung zu Beitrag #33: Unten klicken, durchlesen, und dann hierhin zurück.


Auch wenn die Liberianer alle Christen (ca. 80%) oder Moslems (ca. 20%) sind, so ist das in ihren Augen problemlos vereinbar mit dem gleichzeitigen Glauben an die traditionellen Naturreligionen. Denn eigentlich sind es keine Religionen - ich würde sie eher als Kulte bezeichnen. Ahnenkulte. Aber auch diese Kulte haben feste Strukturen und eine ganze Menge Regeln. Zusätzlich gibt es noch die Buschdoktoren, und erst die Verbindung aus beiden Faktoren ergibt in Summe einen richtigen Aberglauben.


Die Ahnenkulte:

Eigentlich ja keine schlechte Sache, wenn man die Vorfahren respektiert und ihnen regelmässig Respekt zollt. Es ist z.B. (ausserhalb der Freelancer-Bars) Sitte, immer den ersten Schluck eines alkoholischen Getränks als Gabe an die Ahnen auf den Boden zu spucken. Die Ahnen haben eine wichtige Funktion. Sie können beraten, beschützen, und dienen als Mittler zwischen den Lebenden und den Naturkräften, also sollte man sich gut mit ihnen stellen.

Was ich jetzt sage gilt nur für Westafrika, speziell für Liberia und Sierra Leone. In anderen Regionen Afrikas gibt es andere Varianten.

Die Ahnenkulte sind streng nach Geschlechtern getrennt in Geheimbünden organisiert: Sande für die Frauen und Poro für die Männer. Die Bezeichnung 'Geheimbünde' stammt von westlichen Völkerkundlern, weil die Mitglieder nie zu Aussenstehenden darüber sprechen dürfen, was auf den Zusammenkünften und in den Jugendcamps geschieht. Entsprechend gross ist das Unwissen bzw. Halbwissen wenn man versucht, zu recherchieren. Das gilt auch für die Wikipedia und schlaue von Professoren geschriebene Bücher. Auch ich habe da nur von aussen einiges beobachtet, habe aber kein wirkliches Insider-Wissen.

Beobachtung: Von der Buschpiste zwischen der Bong Mine und Kakata zweigte an einer bestimmten Stelle ein Trampelpfad in den Busch ab. Am Anfang, direkt an der Piste, war ein Warnschild aufgestellt: "Keep out. Sande Area." Und immer stand ein paar Meter dahinter eine alte verhutzelte Oma, um bei unbefugtem Zutritt Alarm zu schlagen. Von anderen Expats wurde mir gesagt, solche Warnungen seien absolut ernst zu nehmen, bei Zuwiderhandlung drohe Gefahr für Leib und Leben.
Es wurde vermutet, dass am Ende des Pfades ein Jugendcamp lag. Die einzigen öffentlich bekannten Fakten über solche Camps: Aus den umliegenden Dörfern werden Kinder im Alter zwischen 9 und 11 Jahren zusammengefasst, um dort ungefähr 1 Jahr zu leben, völlig getrennt von der restlichen Welt. Beide Geschlechter werden beschnitten, beide Geschlechter bekommen Schmucknarben - mal mehr, mal weniger - und die Kinder werden in den Riten unterwiesen. Weiter war nichts bekannt.

Hier ein Beispiel für Schmucknarben, das Bild habe ich einem Buschdorf geknipst:


Buschdorf 16.jpg

Zugegeben: Solch grossflächige Kunstwerke sind sehr selten. Mein Hausboy hatte nur wenige und deutlich kleinere Narben. Auf meine Frage, woher denn seine Narben stammten, wurde er verlegen. Anwort: "The Big Thing bite me".

Regelmässig gab es in den Dörfern öffentliche Veranstaltungen, die für uns Expats aussahen wie eine Mischung aus Aberglaube, Tanz, Akrobatik, und Trommelrhythmen. Eine ganz spezielle Art von Kulturkirmes. Auch photographieren war erlaubt, ein paar Bilder habe ich gemacht:

Volksfest 2.jpg


Volksfest 1.jpg

Volksfest 3.jpg

Auch auf YouTube sind Movies zu finden.





Mit richtigen Aberglauben hat all das aber nur wenig zu tun. Es sind eher Kulturveranstaltungen, oft veranstaltet bei Besuchen hoher Würdenträger. Es wird jedoch Auswahl an Ritualmasken mal wieder aus dem Dunkel an die Sonne geholt und gezeigt. Und weil der Zirkus für die breite Öffentlichkeit ist auch nur solche Masken, die 'gute' Kräfte verkörpern, also Regen, Fruchtbarkeit, Schutz. Das Publikum soll sich ja nicht ängstigen. Mit Juju hat das nur oberflächlich was zu tun. Angeblich fallen die Maskentänzer während ihrer Darbietungen in eine Art Trance-Zustand, und die Zuschauer glauben dann wirklich, dass sie jene Naturkraft leibhaftig vor sich haben, die in den Masken wohnt.

Zu 'echtem' Juju schreibe ich dann was in Teil 2.


Stay tuned.
 

Bitshock

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Bevor es mit dem 2. Teil meiner Schilderung von westafrikanischem JuJu weitergeht (kommt in ein paar Tagen), erstmal zur Auflockerung 2 Fotos von echter afrikanischer Volkskunst.

Eines Tages entdeckte ich in der Ecke einer Werkstatt auf dem Minengelände eine Fetischpuppe, von einheimischen Labourern aus Metallschrott und Putzlappen zusammengebastelt. Hat mich spontan an einen JuJu-Fetisch erinnert. Ein Beleg dafür, wie tief die Hexerei in der Vorstellungwelt der einfachen Leute verankert ist.

Fetisch 1.jpg Fetisch 2.jpg
 

Bitshock

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Westafrikanischer JuJu (Teil 2)

Während es in Teil 1 noch um die harmlosen und touristisch skurrilen Erscheinungformen des westafrikanischen JuJu ging, kommen wir jetzt zu den gefährlichen Aspekten. In gewisser Weise ist die Situation vergleichbar mit dem mittelalterlichen in Europa verbreiteten Aberglauben von der 'Weissen Hexerei' und der 'Schwarzen Hexerei', von der guten und der bösen Magie.

Weisse Magie bewirkt Gutes. Sie stimmt die Naturkräfte gegenüber den hilflos ausgelieferten Menschen gnädig. Fruchtbarkeit von Menschen, Tieren und Äckern, sowie Regenzauber, Heilzauber, heilende Kräuterkunde - das alles ist weisse Magie. Schwarze Magie dagegen soll Schaden anrichten, Feinde schwächen oder sie töten. Kräuterkunde und der Umgang mit Giften gehören ebenfalls dazu.

Natürlich muss der Auftraggeber bei beiden Varianten an die Wirksamkeit glauben. Bei Anwendung weisser Magie ist es hilfreich, wenn Auftraggeber und eine zu heilende Person in einen Trance-Zustand versetzt werden. Es ist egal, ob diese Trance durch psychologische Techniken (Meditation, Mantras, Musik, Tanz) oder durch Drogen herbeigeführt wird. Die beteiligten Personen sehen dann die Geister der Ahnen oder die geisterhafte Verkörperungen der Naturkräfte leibhaftig vor sich, können mit ihnen reden und Bitten vortragen. Hölzerne Tanzmasken und angefertigte Fetische spielen dabei eine wichtige Rolle. Es werden Opfer dargebracht. Nahrung und Getränke sind dabei noch harmlos. Je schwieriger und hartnäckiger das Problem ist, desto aufwendiger sind die Maßnahmen. Eier werden aufgeschlagen und auf Masken/Fetische verteilt, das Blut geschlachteter Tiere wird ebenfalls dazu genutzt.

Ebenfalls noch recht harmlos sind einige Buschdoktoren und 'Jujupriester', die einfältigen Opfern versprechen, übergebenes Bargeld innerhalb eines Tages zu verdoppeln. Auch im amerikanischen Wilden Westen gab es Wanderheiler, die mit dem von ihnen verkauften Schlangenöl die Heilung aller Krankheiten versprachen. Wundersame Geldverdopplung und andere Beispiele weisser Magie sind in Werken einheimischer Schriftseller eindrucksvoll beschrieben:

Lib-6.jpg

Bei der schwarzen Magie erfordern die stärkten Zauber dann natürlich Menschenblut und menschliche Körperteile. Freiwillig wird niemand seine 'body parts' hergeben wollen, also werden diese dann gewaltsam beschafft, um danach einem Höheren Zweck zu dienen. Erfundene Horrorstories? Mitnichten, wie folgene Zeitungsausschnitte beweisen:

Lib-5.jpg

Lib-4.jpg

Nach dem Militärputsch kam heraus, dass ehemalige Regierungsmitglieder Juju betrieben hatten, um sich Vorteile zu verschaffen. Es wurden Fetische gefunden und öffentlich zur Schau gestellt.

Lib-3.jpg
Zoomt in den 'Heavy Juju' Artikel oben rein und lest den Text. Sehr aufschlussreich.

Wenige Jahre später versank Liberia in 2 grausamen Bürgerkriegen, mit nur einer kurzen Friedensperiode zwischendurch. Damals brachen uralte Juju Praktiken wieder durch, bis hin zum Kannibalismus. Alle Kriegsparteien machten sowas, es wurde öffentlich darüber geredet.

Wer genaueres wissen will, der google z.B. nach dem Suchbegriff 'General Butt Naked' oder suche auf Youtube nach Filmen über ihn. In mehreren Clips gibt der ehemalige Warlord offen den Kannibalismus zu: "Before going to fight, we drink the blood of innocent child". Das machte ihn unverwundbar, weshalb er und seine Kämpfer nackt ins Gefecht zogen, um mehr Schrecken zu verbreiten. Auch heute noch kann man schreckliche Szenen auf Youtube finden, das meiste ist allerdings gelöscht.
Beim Militärputsch, den ich miterlebt habe, ist ein Hauptfeldwebel S.K.Doe das neue Staatsoberhaupt geworden. Zahn Jahre später wurde er von einem der Warlords gefangen genommen. Zu allererst ließ der Wordlord seinem Gefangenen ein Ohr abschneiden, um allen Anwesenden zu beweisen, dass Doe's Unverwundbarkeitszauber nicht wirkt, dass er trotzdem verletzt werden kann. Fotos davon gingen um die Welt.

Solche Art von Juju ist kein rein westafrikanisches Problem. Es gibt glaubhafte Berichte von nigerianischen Frauen, die zur Prostition in alle Welt verkauft werden und sich nicht trauen dagegen aufzubegehren, weil sie glauben, sie oder Familienmitglieder würden dann durch Fernzauber getötet. Und der 'Weisse Mann' mischt auch mit. Die sogenannten 'Kifwebe' Masken aus dem Kongobecken erzielen bei Kunstauktionen stets höchste Sammlerpreise, weil ihnen nachgesagt wird, es seien ihnen Menschenopfer dargebracht worden.

Warum schreibe ich das hier?

Als Warnung! Normalen Touristen wird nichts passieren, die sehen nur manchmal auf lokalen Märkten seltsame Shops mit getrockneten Fledermäusen und ähnlichem Zubehör, machen Fotos davon, und finden das exotisch. Zuletzt habe ich einen solchen Marktstand vor 4 Jahren im Marktviertel von Stone Town auf Sansibar gesehen. Aber je länger man als Expatriate in afrikanischen Ländern lebt, desto mehr muss man aufpassen, nicht in sowas hineingezogen zu werden. Man verliert zwar nicht plötzlich Gesundheit oder sein Leben, aber es kann verheerende Folgen für die eigene Autorität oder die berufliche Existenz haben, wenn plötzlich viele Leute aus der eigenen Umgebung glauben, man stehe unter unter dem Einfluss eines Juju Zaubers. Solche Sachen müssen ernst genommen werden, man darf sie nicht als Aberglaube lächerlich machen.

So, Schluss mit diesem düsteren Thema. Demnächst kommen von mir noch weitere Beiträge, habe mal wieder ein paar alte Dias digitalisiert. Stay tuned.
 

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Nach den schweren Themen über Militärputsch und Aberglaube mal wieder was leichtes und touristisches über Land und Leute.

Die folgenden Aufnahmen wurden alle aus einer 4-sitzigen Cessna C172 aufgenommen. Die ersten Fotos sind leider verwackelt und unscharf - ich hatte meine Fähigkeiten überschätzt, in dem vibrierenden Flieger die Kamera ruhig zu halten.

Cessna C172_1.jpg

Cessna C172_2.jpg

Cessna C172_3.jpg

Cessna C172_4.jpg

Cessna C172_5.jpg

Cessna C172_6.jpg

Die Küstenfischer sind alle vom Stamm der Fanti. Die Fanti stammen ursprünglich aus Ghana und wurden vor ca. 100 Jahren von der damaligen Regierung nach Liberia geholt, um die Versorgung der einheimischen Bevölkerung mit Fisch zu verbessern. Sie sprechen immer noch eine eigene Sprache und haben nur einen verschwindend geringen Anteil an der Gesamtbevölkerung.

Cessna C172_7.jpg

Cessna C172_8.jpg
Atlantikküste, Brackwassergebiet einer kleinen Flussmündung, und Mangrovensümpfe.

Cessna C172_9.jpg
Ende der Trockenzeit, man sieht dass die Regenzeit kommt.

Cessna C172_10.jpg
Eine asphaltierte Strasse. Wir sind also schon in der Nähe der Hauptstadt Monrovia.
 

Bitshock

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Und hier ein Filmclip speziell für @Otto Nongkhai in seiner Eigenschaft als Bewunderer des afrikanischen Kontinents und der dortigen Damenwelt, der eigentlich gerne mal hinmöchte, aber es bis jetzt nicht geschafft hat. Warum eigentlich nicht? Afrika erkunden geht sehr auch sehr gut per Fahrrad, und das kannst du ja nun wirklich.

Prima an dem Film finde ich, dass der Typ sich die Zeit nimmt und viel mit den Leuten redet. Super interessant ist für mich, dass der Clip ziemlich neu ist, erst 4 Jahre alt. Er fängt an in Robertsport. Zu diesem Kaff hatte ich ja auch in 2 Beiträgen schon mal was geschrieben.

 

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