Episode 6.8
Das Wochenende verlief wie immer, aber Rose entwickelte einen Eifer, ihre Sachen zu organisieren und zu sortieren, der recht ungewöhnlich war.
Auch machte sie Andeutungen über das Ende von George's Assignment in Thailand, das ja schon in sechs Monaten wäre.
Genau darüber wolle sie mit ihm reden. Ob sie denn schon vorher zurück in die Heimat reisen könne, da sie sich mehr und mehr unwohl mit all dem Ungeziefer fühle und mit den Thais sowieso nie richtig warm würde. Besonders nicht mit den primitiven und ungebildeten Weibern.
Zu sehr verallgemeinern wolle sie das allerdings nicht. Da wäre z.B. eine junge Thaifrau, die in unregelmässigen Abständen ihr Waisenhaus besuche. Sie beschäftige sich dann immer mit einem jungen süssen Buben, der recht ungewöhnlich sei. Er redete so gut wie gar nicht, sondern gäbe meist sonderbare Laute von sich. Laufen würde er auch ungerne, sondern schlängele sich meist animalisch auf dem Boden herum.
Jedes mal bringe die junge Thaifrau dem Buben Spielzeug mit. Besonders kleine Dinos und Eidechsen in allen möglichen Farben, Formen und Materialien. Die beiden würden sich auch oft unterhalten, allerdings nicht mit Worten sondern mit tierischen Lauten. Manchmal höre es sich wie „To Kay“ an, mehrere mal hintereinander gesprochen.
Die junge Thaifrau bliebe immer nur Vormittags. Vor der Mittagspause half sie beim Aufräumen und Saubermachen, half bei der Essenszubereitung und Verteilung. Danach bettete sie die Kinder zum Mittagsschlaf auf Ablagen mit Kopfkissen und verliess dann das Heim, nie ohne sich freundlich von allen zu verabschieden.
Sie sei sehr beliebt und ihre Bewegungen seien von extremer Eleganz und Leichtigkeit.
Ihr familiäres Verhältnis zu dem Buben sei unklar. Nie gab sie eine befriedigende Auskunft. Sie meinte immer nur, dass sie den Buben ins Herz geschlossen hätte. Er wäre etwas besonderes.
Rose meinte, dass sie Zukunftspläne für das Mädel hätte, nachdem sie Thailand verlassen hätte. Diese würde sie George bald unterbreiten.
Sie würde es nämlich vorziehen, so bald wie möglich abzureisen.
George, ganz der coole Manager meinte nur: „überstürze bitte nichts. Lass uns noch ein paar Nächte drüber schlafen. Wir finden schon eine für uns beide befriedigende Lösung.“
Insgeheim fand er Rose' Gedanken gar nicht schlecht, aber verraten wollte er sich auf keinen Fall.