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Thailand Gefangen in der Thai Mystik

KingSuk11

Bahtvernichtungsmaschine
   Autor
20 März 2012
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Wien
Sehr gute Story! Ein Schreibstil ganz nach meinem Geschmack. Hoffentlich gibt's bald die Fortsetzung!
 
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pepper_chilli

steht auf Zauberhände :))
   Sponsor 2024
1 Mai 2011
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Legoland-City
@iffi, du schreibst ja zur Zeit Einiges hier im Forum und
und machst auch tolle Bilder.
Aber gerade diese Geschichte hat es mir angetan.
Gibt es denn überhaupt noch eine Fortsetzung und
ein Ende?
Ich würde es mir so sehr wünschen, dass du hier weiterschreibst!!

LG eine ungeduldige chilli
 
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Michl

Hat nix anderes zu tun
   Autor
1 Februar 2013
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15.107
3.665
Niederösterreich / Udon Thani
@iffi, du schreibst ja zur Zeit Einiges hier im Forum und
und machst auch tolle Bilder.
Aber gerade diese Geschichte hat es mir angetan.
Gibt es denn überhaupt noch eine Fortsetzung und
ein Ende?
Ich würde es mir so sehr wünschen, dass du hier weiterschreibst!!

LG eine ungeduldige chilli

Das kann ich so als Vollzitat stehen lassen!

Iffi, au ig, Michl
 
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Gecko-22

Dipl.-Hühnerhabicht
    Aktiv
12 September 2014
1.073
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Tief im Westen
Iffi, gib dir doch mal einen Schubs!!! Das war/ist die tiefgründigste Geschichte hier im Forum.
Oder hast du den Rest woanders veröffentlicht??? Antwort gerne auch per PN.
 
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Iffi

In Memoriam
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Verstorben
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18 Oktober 2008
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So schnelllebig ist die Zeit. Habe schon seit Wochen nicht mehr an diese Story gedacht. Um so mehr freue ich mich wieder, dass so viel Interesse besteht.

Nein, die Geschichte ist noch nicht zu Ende geschrieben. Ein paar wenige Fortsetzungen habe ich schon noch. Aber das Ende steht noch völlig in den Sternen und muss erst geboren werden...
 
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Iffi

In Memoriam
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Verstorben
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18 Oktober 2008
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Episode 6.5

Sak Yant“ entspringen einer uralten Tradition aus Vor-Buddhistischen Zeiten auf dem Gebiet von Laos, Thailand, Burma und ganz besonders des alten Khmer-Reiches. Ihren ganz frühen Ursprung haben sie allerdings im alten Hindu-Kernreich Indien und cylon. Von dort wurden die Sak Yant schon vor tausenden von Jahren auf den Handelswegen nach Süd-Ost-Asien exportiert.

Oha, der Tattoo-Meister holt ja weit aus. Scheint eine längere Angelegenheit zu werden, befürchtete George. Seine Erklärungen würden aber die Zeit verkürzen und sogar die Schmerzen vergessen lassen, hoffte er.

Sak Yant“ bedeutet „ein Yantra stechen“, umgangssprachlich „tätowieren“ genannt.

Yantras kennst du sicher. Das sind diese meist bunten Diagramme, oft aus vielfarbigem Sand kunstvoll auf flachen Untergrund gestreut oder auch gemalt. Die Herstellung und Betrachtung dienen zur Unterstützung der Meditation.


Medium 383952 anzeigen
Yantras sind das visuelle Gegenstück zu den Mantras. Letztere sind sprachlicher und schriftlicher Ausdruck von spirituellen Formeln in Sanskrit.

Das wohl beliebteste ist das Sak Yant Ha Taew, fünf Säulen. Es wird meist auf dem Schulterblatt gestochen. Es verschafft dir Schutz,Wohlstand und Beliebtheit.

Medium 383955 anzeigen
Für dich habe ich allerdings das Sak Yant Gao Yord gewählt. Die neun Spitzen. Sie repräsentieren den heiligen Berg Meru. Dies ist der Berg, der sich aus dem Ur-Ozean erhebt und der Ursprung aller Schöpfung auf der Erde ist. Auf ihm wohnen die Götter.

Medium 383954 anzeigen
Es wird in der Regel in der Mitte des Rückens gleich unter dem Halsansatz gestochen.

Sein magischer Wert ist ähnlich dem des Sak Yant Ha Taew. Es beinhaltet allerdings vielerlei Buddhistische Symbolik und die heilige Zahl 9, die im Buddhismus eine herausragende Rolle spielt.

„Mit diesem Sak Yant stehen dir der Hindu Götterhimmel und Buddha zur Seite. Einen stärkeren Schutz gibt es nicht. Und den brauchst du, mein Freund.“ meinte der Tattoo-Meister ganz nebenbei.

Hier ein Bild eines Pattaya-Barmädels mit beiden vorher beschriebenen Sak Yants auf ihrem Rücken. Sak Yant Ha Taew und Sak Yant Gao Yord

Medium 383768 anzeigen
Da war sie wieder. Diese Andeutung, dass in George's Leben etwas aus dem Ruder laufen könnte. Dazu noch Wayne's ständige Warnungen. George war sich nicht mehr ganz so sicher, dass er noch die vollständige Kontrolle über sein Leben hatte.

Zur Ergänzung und zur Klarstellung, dass diese verschiedenen Sak Yant eine spirituelle und auch magische Wirkung haben können, erwähnte der Meister noch das Tiger Yant.

Medium 383953 anzeigen
Es sei besonders unter den Muay Thai Kämpfern und Boxern beliebt, denn es bewirke Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit. Es gäbe aber noch viel mehr andere Sak Yants.

Da George keinen Riesenkrach mit seiner Frau Rose auslösen wollte, hatte er ein unsichtbares Tattoo gefordert. Dafür wird Sesamöl oder ähnlich Farbloses benutzt und kein schwarzer Russ. Was bleibt, sind nur ganz leichte Unebenheiten auf der Haut.

Der Tattoo-Meister beendete sein Werk schon nach zwei Stunden.

Insgeheim hatte der Meister vorher noch etwas Flüssigkeit von einem abgetriebenen Baby-Embryo und dem Saft der Leber eines Tokays der Tattoo-Flüssigkeit hinzugefügt...
 
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blyes

Schreibwütig
    Aktiv
4 Dezember 2009
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Das Tiger Yant soll auch dafür stehen "unbesiegbar" und "unverletzlich" zu machen, vor anderen Gegnern zu schützen. Aus diesem Grund war es in der Vergangenheit oftmals ein Tattoo für hochrangige Miltärs und Polizisten. Nachdem es dann weiter interpretiert wurde als Schutz für Personen in "command positions.." erfreute es sich sogar bei erfolgreichen Geschäftsleuten.....

gruß
blyes, der ein Fan Deiner Berichte ist...
 
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Iffi

In Memoriam
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Verstorben
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18 Oktober 2008
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Episode 6.6

Die Prozedur war aber noch nicht ganz beendet. Das Tattoo musste noch „geladen“ werden. Ohne „Ladung“ hätte es nicht den geringsten spirituellen und magischen Wert.

Der Meister pustet auf das Tattoo und spricht geheimnisvolle Worte in einer fremden Sprache. Khmer oder Sanskrit.

Die Zauber-Sprüche sind Interpretationen der Zeichen in den vielen Kästchen des Sak Yant Gao Yord.


Medium 383954 anzeigen
- Mit diesem Segen werden dich die anderen mit liebender Freundlichkeit und Begeisterung überhäufen. Das wird deiner Popularität dienen und zur Vorzugsbehandlung führen.

- Du bist vor schweren Verletzungen geschützt und wirst all deine Feinde besiegen.

- Du hast grosse Macht, Autorität und Kontrolle über andere Menschen

- Du bist geschützt vor teuflischen Geistern und Black Magic.

- Du wirst Reichtum erlangen und ein Leben in Luxus führen.

- Das Schicksal wird es immer gut mit dir meinen.

Und vieles mehr....

„Noch ein Wort, dass du dir zu Herzen nehmen solltest. Halte dich zumindest an die wichtigsten Buddhistischen Verhaltensregeln wie:
  • keine Lebewesen zu töten

  • nicht zu stehlen
  • nicht zu lügen
  • nicht zu tratschen

  • keine Drogen zu nehmen
Bei Alkohol wollen wir mal nicht so sein. Geniesse ihn aber nur im bescheidenen Masse.

Vor allen Dingen bewahre dir ein reines Herz.


Falls nicht, verfliegt der Zauber des Tattoos und wird unwirksam.“

George war ziemlich geschafft und fühlte sich leicht überfordert, erinnerte sich aber plötzlich wieder des Zettels, den ihm der Ober-Mönch, Phra Charn, zugesteckt hatte, bevor er das Begräbnis Lothar's verliess und George auf den Tattoo-Meister hinwies. Es war wohl eine spezielle Empfehlung vom ihm, denn der Tattoo-Meister und Phra Charn kannten sich sehr gut.

Der Tattoo-Meister las den Zettel mit grosser Sorgfalt und schaute Georg danach tief in die Augen.

„Erzähl mir bitte von Sara.“ meinte er nur.

George bekam eine Gänsehaut. Er erinnerte sich an den Blick von Phra Charn, als er ihm den Todestag und Jahr von Sara nannte, er daraufhin Nim vielsagend ansah und diese plötzlich auf ihrem Handy irgend etwas herumtippte.

Aus George sprudelte es nur so heraus. Seine Erzählung endete mit dem Todestag von Sara.

„18.8.1984 um 22 Uhr 48.“

„Im Jahre 2527“ sagte der Tattoo-Meister nur.

George erinnerte sich plötzlich wieder an die Zahl, welche er auf Nim's Handy gefunden hatte, das sie auf der Bank vor ihrem Haus hat liegen lassen, bevor sie nach dem Begräbnis von Lothar verschwand.

Die Zahl war 2527.


„Und was soll das jetzt im Zusammenhang mit Sara bedeuten?“ fragte George halb zu sich selbst.

Der Tattoo-Meister antwortete sofort: „Die Umrechnung von eurem gregorianischen Kalender zum Thai-Kalender ist recht einfach. Die magische Zahl ist 543.

Zähle einfach zu Sara's Todesjahr 1984 543 hinzu und du erhältst 2527.“


„Aha, na und?“ antwortete George schnippisch.

„Es ist Nim's Geburtsjahr. Sie wurde am 26.11.1984 nach eurer Zeitrechnung geboren.“ sagte der Tattoo-Meister, denn er kannte Nim's Daten schon seit ihrer Geburt.

„Na und?“ meinte George wieder. „ist ja noch nicht mal der gleiche Tag.

Der Tattoo-Meister, der nebenbei auch ein Shamane ist, aber nur auf der guten Seite, hatte sich Nim's Geburtsdaten genauestens eingeprägt, denn irgend etwas stimmte mit ihr nicht.

Sie war zwar von perfekter menschlicher Gestalt und entwickelte sich verstandesmässig sogar überdurchschnittlich gut mit einem unwiderstehlichen Charme, aber sie hatte seit ihrer Geburt etwas animalisches an sich. Und zwar in Bezug auf Bewegungen, körperlicher Geschicklichkeit und Gestik. Ihre ersten Worte waren: Tu Kay“. Hörten sich zumindest so an.


„Richtig, Nim's Geburtstag ist nicht am gleichen Tag, sondern genau 100 Tage nach Saras Tod.

Du musst nämlich wissen, dass genau 100 Tage nach dem Tod die Wiedergeburt stattfindet und Nim's Geburtstag ist genau 100 Tage nach Sara's Tod im gleichen Jahr.

Vielleicht hast du schon einmal mitbekommen, dass Thais 100 Tage nach dem Tod eines Verwandten ein riesiges Freudenfest feiern inklusive Buddhistischen Ritualen. Es ist ein Freudenfest, weil die Zeit des Verstorbenen in der Zwischenwelt und im Zwielicht damit beendet ist und ein neues Leben beginnt.“

„Oho, willst du damit sagen, dass es zwischen Nim und Sara irgendeine Verbindung gibt?“ fragte George, wieder voll aufmerksam und innerlich aufgewühlt. Er hatte ja selber im Zusammenhang mit Nim öfters an Sara gedacht, hatte sogar manchmal geglaubt, Sara in Nim zu sehen...
 
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Iffi

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18 Oktober 2008
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Danke für den Hinweis, @blyes. Ja es gäbe noch viel mehr über Sak Yants zu erzählen. Ist ein sehr interessantes Thema.

Und übrigens. Ich habe die gesamte Story neu formatiert, sodass sie wieder bequem lesbar ist. Nach der Forenumstellung hatte das alte Format ziemlich gelitten und hat teilweise zur Unleserlichkeit geführt.

Dank der neuen Möglichkeit, seine alten Beiträge zu editieren, egal wie alt sie sind, sieht's jetzt wieder gut aus.

Vielen Dank an's Foren-Team
 
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Iffi

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18 Oktober 2008
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Episode 6.7

Als George nach Hause kam, schlief Rose schon. So brauchte er keine Klimmzüge zu machen um die noch gerötete Haut seines unsichtbaren Tattoos zu verstecken.

Nach der Dusche zog er ein T-Shirt über und legte sich ins Bett neben Rose.

Die tat erst so, als ob sie schliefe. George meinte aber, ein leises Schluchzen zu hören.

George legte seine Hand sanft auf ihren Bauch. Das hatte Rose immer beruhigt, doch sie sagte nur: „lass mich bitte schlafen, morgen können wir über alles reden.“

George wusste nicht recht, was er davon halten sollte. Befürchtungen mischten sich mit „wird wohl nicht so schlimm sein“ Gedanken. Er wusste ja, wie leicht Rose aus geringem Anlass aus der Fassung geraten kann.

Es dauerte lange, bis auch George einschlief. Ein sehr ereignisreicher Tag ging zu ende. Gleich unter seinem Nacken pochte sein noch nicht ganz unsichtbares Tattoo.

George träumte von Sara, die im hohen Gras sass und mit Eidechsen spielte. Als er sich zu ihr gesellte und ihr ins Ohr flüsterte: „Ich liebe dich“, sprang Sara auf und verschwand. Für einen kurzen Moment sah sie wie Nim aus.
 
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Iffi

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18 Oktober 2008
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Episode 6.8

Das Wochenende verlief wie immer, aber Rose entwickelte einen Eifer, ihre Sachen zu organisieren und zu sortieren, der recht ungewöhnlich war.

Auch machte sie Andeutungen über das Ende von George's Assignment in Thailand, das ja schon in sechs Monaten wäre.

Genau darüber wolle sie mit ihm reden. Ob sie denn schon vorher zurück in die Heimat reisen könne, da sie sich mehr und mehr unwohl mit all dem Ungeziefer fühle und mit den Thais sowieso nie richtig warm würde. Besonders nicht mit den primitiven und ungebildeten Weibern.

Zu sehr verallgemeinern wolle sie das allerdings nicht. Da wäre z.B. eine junge Thaifrau, die in unregelmässigen Abständen ihr Waisenhaus besuche. Sie beschäftige sich dann immer mit einem jungen süssen Buben, der recht ungewöhnlich sei. Er redete so gut wie gar nicht, sondern gäbe meist sonderbare Laute von sich. Laufen würde er auch ungerne, sondern schlängele sich meist animalisch auf dem Boden herum.

Jedes mal bringe die junge Thaifrau dem Buben Spielzeug mit. Besonders kleine Dinos und Eidechsen in allen möglichen Farben, Formen und Materialien. Die beiden würden sich auch oft unterhalten, allerdings nicht mit Worten sondern mit tierischen Lauten. Manchmal höre es sich wie „To Kay“ an, mehrere mal hintereinander gesprochen.

Die junge Thaifrau bliebe immer nur Vormittags. Vor der Mittagspause half sie beim Aufräumen und Saubermachen, half bei der Essenszubereitung und Verteilung. Danach bettete sie die Kinder zum Mittagsschlaf auf Ablagen mit Kopfkissen und verliess dann das Heim, nie ohne sich freundlich von allen zu verabschieden.

Sie sei sehr beliebt und ihre Bewegungen seien von extremer Eleganz und Leichtigkeit.

Ihr familiäres Verhältnis zu dem Buben sei unklar. Nie gab sie eine befriedigende Auskunft. Sie meinte immer nur, dass sie den Buben ins Herz geschlossen hätte. Er wäre etwas besonderes.

Rose meinte, dass sie Zukunftspläne für das Mädel hätte, nachdem sie Thailand verlassen hätte. Diese würde sie George bald unterbreiten.

Sie würde es nämlich vorziehen, so bald wie möglich abzureisen.

George, ganz der coole Manager meinte nur: „überstürze bitte nichts. Lass uns noch ein paar Nächte drüber schlafen. Wir finden schon eine für uns beide befriedigende Lösung.“

Insgeheim fand er Rose' Gedanken gar nicht schlecht, aber verraten wollte er sich auf keinen Fall.
 
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Iffi

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18 Oktober 2008
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Episode 6.9

Am Montag erledigte George seine Arbeit zwar routiniert, aber seine Gedanken schweiften oft nach Sara und Nim ab.

Es war etwas während Lothar's Begräbnis geschehen, was ihn nun zutiefst beschäftigte. Nein, es war nicht Nim's sonderbares Verhalten und die Tokays. Es war das erste mal, dass er von Sara's Tod mit anderen Leuen gesprochen hatte. Über all die Jahre ein Tabu-Thema für ihn. Nicht nur für die anderen sondern auch und ganz besonders für ihn selber.

Das Gespräch mit dem Mönch Phra Charn und dem Tattoo-Meister über Sara hatte in ihm eine längst verschlossenenTüre geöffnet. Beide hatten eine schier unglaubliche Assoziation zwischen Sara und Nim hergestellt.

Es schien nun, dass Sara die vollständige Wahrheit über ihren zu frühen Tod forderte. Andernfalls wäre nämlich George's Traum, dass Nim eine Art Inkarnation von Sara sei, und er mit Nim dort anknüpfen konnte, wo er Sara endgültig verloren hatte, zum Scheitern in einem grossen Unglück verdammt.

Aber noch war George nicht so weit. Er brauchte Nim dazu. Sara und Nim verschmolzen in ein einziges Wesen in seiner Vorstellung.
 
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Iffi

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18 Oktober 2008
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Episode 6.10

Am folgenden Freitag, wie üblich hatte George seinen freien Abend, war die Stunde der Wahrheit gekommen. Nim und George trafen sich in einem Zimmer.

Nim küßte George auf den Rücken und sagte dann förmlich: „Khun George, ich liebe Sie.“

„Khun“ bedeutet „Herr“ oder „Mister“, ist aber auch gleichzeitig eine Respektsbezeugung. Daher glaubte George, sich verhört zu haben. „Was?“

Bong salan niang“, sagte Nim auf Khmer. „Ich liebe dich“, wiederholte sie nachdrücklich, weil George seinen Gedanken nachhing.

Küt doll“, fügte sie auf Khmer hinzu. Ich vermisse dich.

George nahm Nim in den Arm. Wie weich ihre Haut war, bemerkte er zum hundertsten Male, als er seine Finger über ihren Rücken gleiten ließ.

„Ich liebe dich auch“, sagte George schließlich.

Ängstlich wartete er auf Nims Reaktion. Als er Sara damals seine wahren Gefühle gestand, trennte sie sich von ihm. Sie wolle sich nicht fest binden, obwohl sie die gemeinsame Zeit mit George sehr geniessen würde


Aber George liess nicht locker. Als Hoffnung für eine Versöhnung aufkam und beide eine gemeinsame Tour machten, starb Sara. Zu einer Versöhnung konnte es deswegen nie mehr kommen. George würde nie erfahren, ob Sara sich hätte umstimmen lassen oder nicht. Um so mehr sah er in Nim seine zweite Chance.

Aber Nim lächelte nur ihre süssestes Lächeln und umarmte George. Keine Abweisung wie von Sara damals. Als Nim ihn mit der Hand unter seinem Nacken berührte, fühlte sie etwas warmes und unregelmässiges auf George's sonst glatter Haut.

„Er hat es also getan“, dachte sie, ohne sich etwas anmerken zu lassen. „Ab jetzt kann uns nichts Böses mehr passieren.“

„Ich muss dir etwas sagen, Khun Nim“, holte George zu einer längeren Geschichte aus. Das „Khun“ fand er irgendwie geil und übernahm es von Nim.

„Erinnerst du dich an unser Gespräch mit Phra Charn während Lothar's Toten-Feier? Dort erwähnte ich das Todesdatum von einer gewissen Sara.“

Nim erinnerte sich genau. Hatte sie doch das westliche Todesjahr in das Thai-Jahr auf ihrem Handy umgerechnet. Gespannt und auch nervös wartete sie auf George's weitere Erklärungen. Es ging ja schliesslich um eine andere Frau in George's Leben. Nim fühlte sich plötzlich unwohl. Sie war kurz davor, wütend zu werden.

Wenn ein Freund, Mann, Ehemann oder gar ein Kunde in ihrer Gegenwart über andere Frauen sprach, schaltete ihr Hirn sofort auf Kampfmodus. Es war dann total auf Konkurrenzkampf geeicht. Irgendeine andere Tussi hatte in ihrem Verhältnis mit einem Mann nichts zu suchen.

Nim beherrschte sich aber und erwiderte: „Ja, ich erinnere mich noch ganz genau.“

Und ganz Versöhnlichkeit heuchelnd: „Danke, dass du damals mein Mobile ins Wohnzimmer gelegt hast. Das warst doch du, oder?“

„Ja, das war ich“ sagte George und fuhr fort.

„Bitte werde jetzt nicht sauer, sondern warte erst mal ab. Sara war bis vor ein paar Wochen meine einzige grosse Liebe und ist es geblieben bis ich dich traf.“

Nim hatte gedanklich schon ein Messer in der Hand.

„Erinnerst du dich an die Zahl 2527 auf deinem Handy?“

„Ja, mein Geburtsjahr.“

„Dieses Jahr ist auch das Todesjahr von Sara.“ ergänzte George.

„Sie starb bei einem Autounfall. Ich war der Fahrer.“

„Du Sara getötet.“ meinte Nim lapidar.

„So kann man es nennen. Der Unfall geschah aber unter seltsamen Umständen. Es war stockfinster auf der Landstrasse, als ich im Scheinwerferlicht eine recht grosse Eidechse sah. Weisst schon, Gecko und so.

Medium 384063 anzeigen
Dieser Gecko starrte wie gelähmt mit erhobenem Kopf in die Scheinwerfer. In einem unerklärlichen Reflex riss ich das Steuer herum und wir krachten frontal in einen Baum.

Ist mir bis heute völlig schleierhaft, warum ich das tat. Es geschah total unbewusst. Normalerweise weiche ich Kriechzeugs auf der Strasse nicht aus, zumindest nicht so hektisch.

Beim Aufprall flog Sara durch die Windschutzscheibe und dann an den Baum. Ihr Schädel war zertrümmert. Sara war sofort tot, der schwerverletzte Gecko tat seinen letzten Atemzug im gleichen Moment. Ich blieb fast unverletzt.“

Nim wurde schwindelig.

„Damit nicht genug, dein Geburtstag, Khun Nim, ist genau 100 Tage nach Sara's Todestag.“

Mehr brauchte George nicht zu erklären. Nim verstand, denn sie war mit der Thai-Mystik und Wiedergeburtsgedanken aufgewachsen.

Ihre Antwort überraschte George total. Nim sagte nämlich: “Weiss jetzt, warum du mir gleich von Anfang an so bekannt und warum Tokays und Geckos mit mir spielen.“

„Und warum?“ fragte George.

„Ich, Nim, bin Wiedergeburt von Sara und Gecko. Zwei Leben vorher. Ein Spirit same same wenn tot. Nur ein toter Geist. Wenn wiedergeboren nur ein Leben same same wieder. Das bin ich, Nim und Gecko, nur eine Person.“

„Küss mich, Khun George, und verlass mich nie.“

George wollte so gerne daran glauben, dass Nim seine Sara ist. Eine Sara, die ihn nie verlässt und der er sich sicher sein kann. Er wollte der Thai-Mystik so gerne glauben. Vielleicht ist ja doch etwas dran.

Sein Leben war an einem Wendepunkt angelangt....
 
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