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Thailand Gefangen in der Thai Mystik

Iffi

In Memoriam
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18 Oktober 2008
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Kapitel 5 - Schwerpunkte

In dem vorangegangenen 5. Kapitel spitzt sich die Lage zu. George hat sich schon sehr tief verstrickt und beginnt über ein neues Leben nachzudenken. Sara, seine längst Verflossene, stiehlt sich gedanklich wieder in sein Leben. Gibt es da einen Zusammenhang? Ist Nim wirklich „anders“?

Wir kennen jetzt die Hauptdarsteller:

  • George, der mit Rose verheiratet und arbeitende Expat in Thailand und nichts anbrennen lässt. Dieses mal scheint es aber zu brennen...
  • Rose, seine penible und in Thailand nicht besonders glückliche Ehefrau. Mittlerweile misstrauisch.
  • Nim, das mehr und mehr durchschaubare Bargirl
  • Mamasan namens Lek und ein echtes Arschloch, Sie ist Nim's Schwester.
  • Wayne, Vietnam-Veteran, in Thailand hängengeblieben
  • Lothar, unter mysteriösen Umständen verstorben, gescheiteter Expat, verheiratet mit dem Barmädel Nim, wie sich herausstellte. Er war nicht gerade beliebt...Nun ist der tot.

Die Örtlichkeiten

  • Pattaya Bierbar
  • Map Ta Phut, Georgs Arbeitsstätte
  • Nongprue, Georg und Rose Wohnsitz
  • Nongprue, Nims, Leks und Lothars Wohnsitz
  • Naklua, Salzdorf, nördlich von Pattaya, Wohnsitz eines Schamanen
  • Pattaya Memorial Hospital


Mystik

  • Aufbau eines typischen Bar-Schreines
  • Mae Thoranie, die Erdgöttin
  • Maneki Neko, die winkende Katze
  • Mo Pi, Thai Schamane
  • Pi, Geist, Gespenst
  • Mae Nak, verstorbene Ehefrau mit Baby, die als Gespenst weiterlebt, weil sie ihren Ehemann so sehr liebt
  • Tokay, eine Echsenart mit mystischem Hintergrund
  • Black Magic
  • Vinyan, herumirrender Geist von Verstorbenen. Falls der Verstorbene ermordet wurde, ist Vinyan besonders wütend und rachsüchtig
  • Vinyan Heissluftballon Zeremonie

George muss aufpassen...


Kapitel 6 folgt sogleich...
 
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Iffi

In Memoriam
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18 Oktober 2008
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Kapitel 6.0

Wie kannst du mir das antun?“ schluchzte Rose, als George am Vorabend der Totenfeier recht spät die Küche zu Hause betreten hatte.

Rose saß völlig in Kleidung eingehüllt auf ihrer Liege, die sie wieder einmal dort platziert hatte. Nur Rose’ Kopf war frei. Ihre Gesichtshaut glänzte, als ob eine ganze Dose Nachtcreme draufgegangen war. Insekten hatten nicht die geringste Chance, mit ihren Stechapparaten durch diese ölige Fettschicht zu dringen. Auf der Küchenablage lag Georges in mehrere Teile zerbrochenes Geburtstagsgeschenk. Rose hatte es nach dem unsäglichen Vorfall mit dem exotischen Getier auf der Veranda vor Wut zerstört.

Georges Gedanken rasten. War Rose ihm auf die Schliche gekommen? Wusste sie, woher er gerade kam? Ließ sie ihm etwa nachspionieren?

George beschloß aus rein taktischen Gründen, sich dumm zu stellen.

„Was meinst du, Liebes?“

„Stell dich nicht so dumm.“

„Ich weiß immer noch nicht, wovon du sprichst“, versuchte George Zeit zu gewinnen. Wenn es jetzt hart auf hart käme, war jedes Wort, welches er zur Sache äußerte, von Bedeutung.

„Mein ganzer Körper ist zerstochen.“

„Was?“ Fast hätte George gelacht.

„Du hast völlig unwirksamen Mückenschutz für mich gekauft. Ich gehe nie mehr auf die Veranda, geschweige denn, in den Garten.“

George stand wie angenagelt da und wechselte erleichtert einfach das Thema.

„Entschuldige bitte, daß ich so spät komme. Mein Chef, du weißt ja.“

„Ist jetzt nicht wichtig. Ich will hier weg, George. Ich will nach Hause. Auch wenn ich alleine gehen muß. Auf dich ist sowieso kein Verlass mehr.“

Rose’ Gedanke schien nicht unattraktiv für George zu sein. Ohne länger darüber nachzudenken sagte er einfach: „Mach doch, was du willst.“

Rose brach in Tränen aus. Aber selbst in dieser Situation kam ihr Ordnungssinn durch.

„Nimm dein Geschenk und schmeiß es in den Mülleimer draußen. Es verschandelt nur meine Küche. Ich will es nicht mehr sehen.“

George sah die Bescherung, griff sich das nun unbrauchbare Gerät, verließ wortlos die Küche und schloß die Türe hinter sich. Trotzdem hörte er noch, wie Rose ihm hinterher rief:

„Und höre auf, ständig ungeplante Gäste anzuschleppen. Ich mache das nicht mehr mit.“
 
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Iffi

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18 Oktober 2008
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Bitte um Geduld. Bin die nächsten paar Wochen sehr beschäftigt.

Bis demnächst in diesem Lokal...
 

pepper_chilli

steht auf Zauberhände :))
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1 Mai 2011
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3.215
Legoland-City
Ich bin richtig gefangen in der Geschichte und vergesse alles rundherum.
Iffi, die Story ist so spannend und dabei kann man/frau noch Etwas lernen.:daume
Danke dafür. Aber bitte, bitte, schreib bald weiter.:hut

LG chilli
 
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Paul

100%
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22 Oktober 2008
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Heidelberg
Tolle Story und bisher auch keine Wertung, so dass die jeder fuer sich selbst und ohne Beeinflussung bewerten kann.

Den von Iffi in Post 107 genannten Film, habe ich natuerlich auch, somit muss der Film gut sein :bigg, ich habe sogar die deutsche VCC mit FSK 16 Aufdruck, die auch in D ohne Probleme handelbar ist. Da meine Erben mit dieser Disk wohl nichts anfangen koennen, verkaufe ich die an den ersten Interessenten der von mir per PN die Kontonummer anfordert fuer 12 Euro, wobei bei dem Preis die Versandkosten von 1,45 Euro mit dabei sind, Versand per Einschreiben kostet 2,40 Euro extra, da ist dann aber auch eine Versicherung bei Postverlust bis 25 Euro mit dabei. Den Zustand der VCC wuerde ich als sehr gut bezeichnen. Die Huelle sieht noch sehr gut aus und die Disk hat keine Kratzer und laeuft einwandfrei. Bei dem Geschaeft verdiene ich nichts, ganz im Gegenteil und wer die bei FB oder sonstwo billiger bekommt, mag sie sich dort besorgen. Die Versandkosten gelten nur fuer D, bei anderen Laendern muesste ich erst nachschauen.
 
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Iffi

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18 Oktober 2008
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@Paul, kein Problem. Kannste so lassen.

Nächste Woche geht's weiter, Gemeinde :yc
 
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Iffi

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18 Oktober 2008
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Episode 6.1

„Hast du schon mal solch einen Streichelzoo gesehen?“ sagte Wayne mit Blick auf Nim und den Geckos in ihrem Schoß.

Wayne war nicht nur wegen seiner Ex-Frau anwesend, die von Bekannten und Verwandten in Nongprue zur Feier des Tages eingeladen worden war. Wayne kannte zwar Lothar wegen ein paar gemeinsamen Bieren am Steintisch vor dem Krämerladen, aber wegen ihm den Trauernden zu spielen, wäre ihm nie in den Sinn gekommen, wenn er nicht über Umwege erfahren hätte, daß auch George an der Totenfeier teilnehmen würde.


Auch Waynes Ex nahm nicht etwa wegen Herzschmerzen über den Tod Lothars an der Trauerfeier teil, sondern weil sie endlich mal wieder gefahrlos Karten spielen konnte. Nicht zuletzt war das der Trennungsgrund zwischen den beiden gewesen. Wayne wollte nicht tatenlos zusehen, wie sie ihn langsam ruinierte. Daher hatte er irgendwann die Notbremse gezogen.

George staunte nicht schlecht, als er Wayne auf der Totenfeier entdeckte. Der Vietnam-Veteran schien überall dort zu sein, wo auch George sich aufhielt. Wie eine Klette, wie „Die Filzlaus“, ein alter französischer Film mit Lino Ventura, an den sich George noch gut erinnern konnte.

„Kennst du den Erfindergeist der Thais, wenn sie Geld riechen?“ fragte Wayne, nachdem alle Gäste die Zeremonie überstürzt verlassen hatten.

Nim streichelte die Geckos, die neun Mönche hatten ihren monotonen Singsang trotz der Aufregung nicht unterbrochen.

„Was meinst du damit?“ entgegnete George.

„So, wie ich die Lage beurteile, ist die Angelegenheit noch lange nicht ausgestanden. Für die abergläubigen Dorfbewohner ist Nim die Schuldige an Lothars Tod. Für die mehr rational Denkenden ist es dieser Farang, der Lothar nach der Schlägerei in einem Auto wie deines verließ.“

„Was willst du damit sagen?“ erwiderte George immer noch seinen Blick auf die unbewegte Nim gerichtet.

„Daß bald einer der Kandidaten oder gar beide zusammen zwecks Unschuldsbeweis gehörig zur Kasse gebeten werden. Ich hab dich gewarnt!“

Schon wieder eine Warnung, dachte George. Wie oft wollte dieser Wayne ihn eigentlich noch warnen? Langsam ging ihm das auf den Keks.
 
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Iffi

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18 Oktober 2008
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Episode 6.2

Wayne war gegangen, die Geckos verschwunden, nur noch Nim und George saßen mit den Mönchen zusammen. Letztere würden noch bis zum frühen Morgen wachen, ehe Lothars Körper in das Wat Noi in der Nähe des Wasserreservoirs an der Siam Country Road überführt und dann verbrannt würde.

„Ich möchte dich jemandem vorstellen“, sagte Nim, die schon seit geraumer Zeit aus ihrem tranceähnlichen Zustand erwacht war. „Phra Charn.“

Nim hatte nur den Anschein erweckt, völlig entrückt mit den Geckos in ihrem Schoss in einer anderen Welt zu sein. Sie hatte nachgedacht. Ihre Situation war nicht gerade angenehm. Im Dorf würde sie ab jetzt geächtet werden, in ihrer Bleibe wäre sie nicht mehr sicher. Der Tod Lothars könnte trotz der vorläufigen Erkenntnis der Polizei noch ein Nachspiel haben. Der Safe war verschwunden. Das Sparbuch und die ATM Karte Lothars waren wertlos ohne die entsprechenden Berechtigungen. Ihre Schwester zeigte sich unversöhnlich. Der Schamane in Naklua war ein Schwein und ihr wegen der Bezahlung seiner Dienste auf den Fersen. Nim fühlte sich plötzlich sehr einsam. Sie sehnte sich nach einem Beschützer. Am besten mit einer starken Rüstung.

„Phra Charn weiß, wie man sich gegen Übel und Feinde schützen kann, George.“ sagte Nim und deutete in die Richtung des wohl Nummer eins Mönches in der Runde.

George hatte schon immer vor der braun-orangen Robe einen gewissen Respekt gehabt. Er unterstellte der Person darunter einfach Ehrlichkeit, Aufrichtigkeit und Mitgefühl für die Schicksale anderer. Nicht nur deswegen war George bereit zuzuhören, was der Mönch zu sagen hatte. Wayne hatte zu viele Warnungen ausgesprochen. Auch George fühlte sich nicht mehr sicher.

Phra Charn erkundigte sich zunächst nach Georges Herkunftsland, seinem Alter und seinem Beruf. In dieser Art Neugierde unterschieden sich Mönche nicht von normalen Thais. Halfen doch die Antworten auf diese Fragen den Thais, ihr unbekanntes Gegenüber in Schubladen einer für Farangs unergründlichen virtuellen Hierarchie einzuordnen. George wusste das und antwortete so oberflächlich wie möglich.

„Bist du verheiratet, hast du Kinder?“ fuhr Phra Charn fragend fort.

George blickte dem Mönch fast amüsiert in die Augen. Allmählich kam er sich wie in einer Bierbar vor. Die Bargirls stellten all diese Fragen auch immer.

„Ja und wir haben einen Sohn und eine Tochter. Beide haben die Universität hinter sich gelassen und bauen gerade ihr eigenes Leben auf“, antwortete George und wunderte sich, warum er so bereitwillig Auskunft gab.

Phra Charn musterte George unverhohlen.

„Wie viele Frauen hast du und welche ist die Nummer eins?“

George traute seinen Ohren nicht. Was für eine Frage aus dem Mund eines Mönches, wunderte er sich.

Der Abend hatte seine Spuren in George hinterlassen. Auch wenn er äußerlich cool geblieben war, hatten ihn die Tukays, die allgemeine Aufregung wegen ihnen und Nims Verhalten emotional ziemlich aufgewühlt. Das waren immer die Momente, wo Sara in Gedanken nicht fern war. Jedesmal, wenn die Gefühle George übermannten, stand Sara neben ihm.

„Sara, sie starb bei einem Unfall.“ und nach einer kleinen Pause hörte sich George wie im Traum sagen: „Meine Nummer eins.“ Dabei sah er Nim gedankenverloren an.

Deren Blick hellte sich auf und ein wunderschönes Lächeln zeigte sich in ihrem Gesicht. George konnte sich das zunächst nicht erklären, hatte er doch gerade seine nie beendete Liebe zu Sara gestanden, vermutete dann aber, dass Nim wohl etwas missverstanden hatte.

„Die Frauen haben es sicherlich nicht leicht mit dir“, erwiderte der Mönch leicht grinsend.

„Wie bitte?“ entfuhr es George.

Phra Charn ging nicht darauf ein und fragte stattdessen: „Erinnerst du dich noch an das Todesdatum und die Uhrzeit?“

„18.8.1984 um 22 Uhr 48.“

George hätte auch den Wochentag nennen und die genaue Wetterlage beschreiben können.

Nim griff zu ihrem Handy, tippte behände mit ihren Fingern etwas über die Touch Screen ein und erschrak...

Phra Charn sah sie mit wissendem Blick an. Er kannte Nim schon länger. Besuchte sie ihn doch oft und fragte um Rat, wenn sie Sorgen hatte.

„Hast du dich schon einmal mit dem Buddhismus beschäftigt?“ fragte Phra Charn unvermittelt.

„Ja, ich habe mir einiges über die Lehre angelesen“, antwortete George.

„Vergiss bitte nicht die thailändische Kultur bei deinen Betrachtungen. Der Buddhismus wird hier auf unsere eigene Art gelebt“, ergänzte Phra Charn.

„George, du musst dich tätowieren lassen.“ fuhr Nim dazwischen. „Tu es für mich. Wir müssen beide stark sein.“

Phra Charn nahm den Faden auf und weihte George in die Geheimnisse der heiligen Schutz-Tätowierungen ein. Mehrere Male fiel der Begriff Sak Yant. George vermutete richtig, dass dies wohl die allgemeine Bezeichnung für solche Art von Tätowierungen sei. Mit der richtigen inneren Einstellung getragen, könnten diese unverwundbar machen und vor Unglück schützen.

Nim fügte hinzu, dass sich die Wirkung nicht nur auf Thais beschränke, sondern auch auf Farangs übertragen werden könne.

Leichte Bedenken kamen in George hoch. Mönche, die ihm Hokuspokus verkaufen wollten, hatte er schon immer kritisch betrachtet. Stand das nicht im Widerspruch zu der Lehre Buddhas?

„Machen sie solche Sak...ähm?“ fragte George prüfend.

„Yant“, ergänzte Phra Charn gefolgt von: „Nein, aber ich kenne jemanden, der die Gabe dazu hat. Er kennt auch die Kunst der unsichtbaren Tattoos.“

George horchte auf. Das wäre vielleicht eine Möglichkeit, ohne sich vor Rose zu verraten oder von Verwandten und Freunden für verrückt gehalten zu werden, und George bat um die Adresse und Wegbeschreibung. Erst jetzt sah er bewusst, dass die meisten Mönche in der Runde mit Tätowierungen übersät waren. Auch Phra Charn. Meist mit sonderbaren symmetrisch angeordneten Symbolen und unbekannten Schriftzeichen. Einige Tattoos erinnerten George an Angelina Jolie. Besonders das auf ihrem linken Schulterblatt. Hatte sie sich das nicht auch in Thailand machen lassen?

Als George Nim ansprechen und sie fragen wollte, ob sie dieses ganz spezielle Tattoo kenne, war diese verschwunden. Draußen vor der Türe war sie auch nicht. George wählte Nims Nummer und hörte kurz darauf ein ihm wohl bekanntes Lied: „Black Magic Woman“. Es war wohl ein Klingelton

Das Handy lag auf der Bank unter dem Fenster. Es gehörte Nim. Als George den Anrufversuch beendete, schaltete Nims Handy wieder in den Modus vor dem Anruf zurück. Es war der Calculator. Auf der Touch Screen stand als Resultat irgendeiner Rechenoperation: 2527.
 
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Iffi

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18 Oktober 2008
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Episode 6.3

Es war windig geworden. Es zischte und raschelte in den Kronen der Palmen. Als der Regen einsetzte und auf die unzähligen Blätter der Mangobäume klatschte, hörte es sich an, als ob heiße Milch überkochte und deren Tropfen auf der Herdplatte zerplatzten.

Es war stockdunkel und George konnte die Hand vor Augen kaum sehen. Er schaltete das Display seines Handys an. Und dann sah er es wieder. Am Rande des Weges lag schemenhaft ein sich leicht bewegendes bleiches Wesen in S-Form an einen wohlgeformten und sexy weiblichen Körper erinnernd, dabei harmonisch verbogen, wie ein Gecko auf der Pirsch.

George erschrak. Etwas ähnliches war ihm zwar schon in der Schwärze der Nacht in seinem Garten begegnet, hatte ihn damals aber mehr fasziniert als geschockt.

George hatte nachdenklich, verwirrt und enttäuscht die Totenwache verlassen. Was sollte er hier noch ohne Nim? Er hatte aufgegeben, nach ihr zu suchen. Auch auf sein Rufen hatte sie nicht geantwortet. Ihr Handy hatte er auf den Tisch im Wohnzimmer gelegt. Da war es sicherer aufgehoben als draußen auf der Bank.

George befand sich auf dem Pfad, der von Nims Haus durch Gebüsch und Mango- und Palmenhaine zur Siam Country Road führte.

Er blieb wie angewurzelt stehen. „Sara?“ entfuhr es ihm.

Genauso hatte er sie in Erinnerung, als er sie zum letzten Mal sah. In der Dunkelheit am Rande einer Landstrasse unter einem grünlich fast weissen Leichentuch, dass sich nass durch den Regen wie eine zweite Haut an ihren verdrehten leblosen Körper schmiegte.

Traurig erinnerte sich George an Saras Lieblingslied von Peter Green. Das war damals zwar schon etwas älter, aber gehörte laut Sara zu einem guten Joint wie das liebliche Zwitschern der Vögel zu einem warmen Frühlingstag.

„Green Manalishi“, der Titel. Dieses mystische Wesen, an dem Erklärungen scheitern und an dessen Bedeutung sich die Geister scheiden.

„Der Tag war schlafen gegangen, der Neumond stand am Himmel. Die Nacht war so schwarz, daß die Dunkelheit kochte.“





George schloss die Augen für einen Moment um das Bild auszulöschen. Als er sie wieder öffnete war da nur noch dieser kaum erkennbare Pfad. Der Regen hatte so schnell aufgehört wie er eingesetzt hatte. Der noch von der Tagessonne erhitzte Boden dampfte und Nebelschwaden wabberten durch das Gestrüpp. Die lediglich angedeutete sehr schmale scharfe Sichel des Neumondes brach durch die aufreißende nächtliche Wolkendecke. Zu wenig um Licht zu spenden.

George befürchtete, verrückt zu werden. Sah er jetzt schon Gespenster? Von nun an würde er diese Erscheinung Manalishi nennen.

Als sich George in seinen Wagen setzte, stand sein Entschluss fest...
 
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Iffi

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18 Oktober 2008
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Episode 6.4

George fühlte einen stechenden Schmerz zwischen seinen Schulterblättern direkt unter dem Halsansatz, begleitet von leisem stetigem Klopfen und fragte sich kopfschüttelnd, warum er Sachen machte, die er eigentlich nicht tun wollte?

Das Klopfgeräusch verstummte und eine Hand legte sich von Hinten sanft auf sein Haupt. George begriff, dass er still halten und sich wieder darauf besinnen sollte, was ihn der Meister vorher gelehrt hatte.

Anstatt nach der Totenwache gleich nach Hause zu fahren, ein Barbesuch wäre ihm gar nicht in den Sinn gekommen, hatte sich George auf den Weg zu dem Tätowierer gemacht. Es war noch nicht besonders spät. Rose würde frühestens in drei Stunden nach Hause kommen.

„Kannst du mir jetzt sofort ein Sak...Sak...aehm...Sak Yant machen? Darf nicht länger als drei Stunden dauern.“ hatte George den Mann vorher gefragt.

„Und noch was. Ist sehr wichtig. Das Tatoo muss unsichtbar sein.“

Der Mann musterte George. Sah ihm tief in die Augen.

„Du scheinst ein gar nicht so kleines Problem zu haben. Ich erkenne Angst vor der Zukunft in deinem Gesicht. Ausserdem scheinst du ein Geheimnis zu haben. Suchst du Schutz vor igendwas?“

George fühlte sich plötzlich noch unwohler in seiner Haut. Einerseits. Andererseits war er froh, dass dieser Meister ein sehr gutes Englisch sprach.

„Weisst du überhaupt was ein Sak Yant ist? Hörte George den Meister fragen.

„Irgendson heiliges Tatoo, welches angeblich Schutz gewährt. Vor was auch immer.“ meinte George grinsend.

„Überzeugt scheinst du nicht gerade zu sein. Warum kommst du dann zu mir? Was du mit deiner zweifelnden Einstellung willst, findest du in jedem gewöhnlichen Tatoo-Laden in Pattaya. Ein exotisches Tatoo zur Zierde oder zum Angeben.“

George wollte die Chance so leicht nicht vergeben. Dieser Meister war ihm von Nim und dem Ober-Mönch empfohlen worden. Die hatten wohl ihre Gründe.

„Ok, vielleicht kannst du mir ein bisschen auf die Sprünge helfen. Was hat es mit diesen Sak Yants auf sich und was ist das Besondere, wenn du sie stichst.“

Entspannt und lächelnd sah der Meister George an.

„Ich werde es dir erklären. Brauche aber auch deine Hilfe und spirituelle Mitwirkung bevor ich anfange und während ich dich tätowiere.“

George fühlte plötzlich einen Hauch von Asien, den er vorher so nicht kannte. Es war als ob Asien George wie eine fremde, geheimnisvolle und exotische Frau umarmte und ihm ins Ohr flüsterte: „Lass dich fallen, ich fange dich auf und bette dich weich. Hab' keine Angst.“

Und dann weihte ihn der Meister in die Geheimnisse der Sak Yants ein...
 
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