Hans
Hatte meiner Familie erzählt, dass eine gute Freundin aus meinem letzten Urlaub mich besuchen würde. Ich hätte ihr angeboten, bei mir zu wohnen.
Meine Mutter beschwerte sich schon seit einiger Zeit bei mir, dass ich keine Freundin hätte, oder noch besser, mich auf Brautschau begäbe. Das wäre nicht gut für meine Hormone.
Ich beschloss, meine Familie nicht gleich zu überfordern. Alleine schon wegen Gung. Ich erzählte, dass Gung trotz „Abitur“ in Thailand kaum eine Chance für einen guten Job hätte und sie sich mal in Deutschland umsehen wolle, was da so möglich wäre.
Wenn es ihr gefiele, ziehe sie sogar eine Umsiedlung nach Deutschland in Betracht.
Beruflich hatte ich ja gelernt, wie positiv man Sachen verpacken kann, ohne wirklich zu lügen. Im Grunde genommen war das nämlich noch nicht einmal geflunkert.
Man sah ihnen förmlich an, wie es in ihren Hirnen brodelte. Aber keiner traute sich, die landläufige Meinung über Thai-Mädels zu äussern. Ausser mein Bruder, der wollte wissen, ob sie denn gut aussähe und ich „Spass“ mit ihr hätte. Beides konnte ich guten Gewissens bejahen.
Als Gung im Flughafen durch die Türe der Gepäck-Abhol-Halle trat, blieb mir fast das Herz stehen. Sie war sehr elegant in langen engen Hosen, einem schicken T-Shirt und einer Art Sekretärinnen-Jacke mit einem Seidenschal gekleidet. Ihren Koffer zog sie wie ein Profi hinter sich her.
Wir gegrüssten uns recht zurückhaltend und fielen uns nicht gleich in die Arme. Über die Blumen hat sie sich sehr gefreut. Aber ein Küsschen auf die Wange war schon drin. Ich fühlte mich von den anderen Fluggästen und den Wartenden beobachtet. Darunter auch viele Thais. Alle guckten so wie Leute halt gucken, wenn sie nicht wollen, dass man sieht, wie sie gucken.
Zu Hause erklärte ich ihr erstmal die Wohnung. Wie schon damals im Hotelzimmer machte sie sich schnell mit allem vertraut. Naja, nicht ganz so. War ja viel mehr in meiner Wohnung zu entdecken als im Hotelzimmer.
Plötzlich wurde Gung ganz still. Der Flug hatte sie wohl mehr mitgenommen als angenommen. Eine Dusche würde ihr wohltun. Unser Zusammenduschen hatte ich sehr vermisst.
Da Gung sehr müde war, schlug ich ihr vor, ins Bett zu gehen. Auch ich hatte die Nacht vorher nicht besonders gut geschlafen. Gung schien plötzlich wie ausgewechselt, als hätte sie drei Monate auf diesen Moment gewartet. Oh Mann, was war die scharf. Ich auch und spritze in Null-Komma-Nichts in ihrem Mund ab.
Scheisse! Aber was sollte ich machen. Hatte viel zu lange gespart, aber kein Geld.
Danach schliefen wir beide ein. Als wir aufwachten, machte Gung überhaupt keinen glücklichen Eindruck. Sie sah sogar griesgrämig aus. War sie mir etwa böse? Und wenn ja, warum?
Ok, dachte ich mir schon wieder geil. Vielleicht fühlt sie sich unterfickt. Das liess sich leicht ändern. Aber viel geholfen hat es wohl nicht.
Einfach, um irgendein Gespräch danach anzufangen, begann ich das Thema Essen zu erwähnen. Schien damit ihren Nerv getroffen zu haben. Ich machte den Vorschlag, ins Asia Shop gleich um die Ecke zu gehen und dort einzukaufen. Gung's Laune verbesserte sich leicht.
Für mich sah es aus, als ob sie für eine Woche einkaufte. Egal, sie weiss schon, was sie tut.
Ab und zu sprach sie mit anderen Kunden. Durchweg Thaimädels, vielleicht auch ein paar Filipinas. Als sie ihr Handy dabei zückte und etwas eintippte, wusste ich, dass hier Telefonnummern ausgetauscht wurden. Eine Deutsche SIM-Karte hatte ich ihr schon vorher in der Wohnung übergeben.
Mir sollte es recht sein, denn ich hatte natürlich keine drei Monate Urlaub, sodass Gang des öfteren tagsüber alleine sei würde. Wäre schön, wenn sie sich die einsame Zeit mit ein paar neuen Freundinnen vertreiben konnte. Wie schnell die Mädels Freundschaft schliessen, kannte ich ja schon aus Pattaya.
Wieder zu Hause bewunderte ich ihre Kochkünste. Ihre Tom Yam Gung war hervorragend. Gungs Laune war plötzlich wieder wie zu ihren besten Zeiten. So wie ich es liebe. Das Kaninchenfutter, diesen komischen Salat, habe ich allerdings nicht angerührt.
Ich fühlte mich sehr wohl mit Gung. Die erste Hürde war genommen. Meine Liebe zu ihr wuchs und wuchs. Kurz gesagt, ich war einfach glücklich und zwar wie nie zuvor. Ich malte mir meine Zukunft mit ihr in den schönsten Farben aus. Vor allen Dingen hatte ich das sichere Gefühl, dass Gung genauso dachte. Die Ewigkeit konnte beginnen...