Gung
Ich war froh, aus all dem Pattaya-Leben etwas raus zu sein. Ich arbeitete zwar wieder, bevor ich nach Deutschland flog, in einem Department Store, traf aber meine alten Kolleginnen regelmässig in meiner Bar. So nett wie es war, so sehr gingen mir die immer wieder gleichen Themen auf den Geist. Geldsorgen, Schulden, Mütter, Brüder und Schwestern geldgierig und manchmal verwichste Kunden.
Hier in Deutschland war ich froh, dem entronnen zu sein. Hans war schwer in Ordnung, gab mir nicht zu wenig Haushalts- und Taschengeld, sodass ich ihn nicht jedesmal um jeden Satang bitten musste, wie z.B. den Engländer. Auch meine Mutter und meinen Sohn konnte ich damit unterstützen.
Hans Familie war sehr nett zu mir. Alle sprachen etwas Englisch, sodass die Verständigung kein Problem war. Als Hans Mutter uns zum ersten mal besuchte, war sie voll des Lobes über den Zustand der Küche und die Wohnung überhaupt. Ich fühlte mich dazugehörig.
An den Wochenenden machten Hans und ich viele Ausflüge in die Umgebung. Sobald man aus den Grossstädten raus war, war alles grün und alles blühte. Alles sah sehr sauber aus. Der Rhein beeindruckte mich am meisten. Erinnerte er mich ja an meinen „Mae Nam Kong“ (Mekong). Der Fluss an dem ich aufgewachsen war.
Eines Abends reizte ich Hans Go Go mässig so sehr, dass er sich die Kleidung vom Leibe riss und mich einfach in der Küche vernaschte. Na endlich. Von da an gab es keine Stelle in seiner Wohnung, an der wir uns nicht vergnügt haben. Sex wurde für Hans und mich wie essen, trinken und schlafen, nur viel geiler.
„Ich liebe dich.“ hörte ich immer seltener von ihm bei solchen Gelegenheiten. Hans schien es endlich kapiert zu haben.
Mit Pum war es gar nicht so einfach am Anfang. Als ich sie einen Tag nach meiner Ankunft anrief, war sie sehr kurz angebunden am Telefon. Sie könne gerade nicht sprechen. Im Hintergrund hörte ich Stimmen in der schlimmsten Büffelsprache, die sie echt fotzig aufforderten, sich endlich wieder zu ihnen zu gesellen. Sie versprach, mich am nächsten Tag anzurufen.
Tat sie auch. Entschuldigte sich und meinte, wir könnten uns ja in zwei Tagen nachmittags treffen. Komisch. In zwei Tagen erst? Freute die sich gar nicht auf mich?
Per SMS buchstabierte sie mir den Namen der Haltestelle der „Rot Fai Fa“ und die Nummer der Linie. Die fuhr nämlich an unserer Wohnung vorbei.
Hans hatte mir inzwischen eine Mehrfach-Fahrkarte gekauft und mir gezeigt, wie ich die in der „Rot Fai Fa“ benutze. An jedem Ende der Wagen wurde innen die nächste Haltestelle in Leuchtschrift angezeigt. Für mich kein Problem, da ich die Farang-Buchstaben lesen konnte.
Mit der SMS von Pum auf meinem Handy Display begab ich mich alleine aufgeregt auf meine Reise. Hans war ja im Büro. Ich rief ihn aber vorher an und sagte ihm, was ich vorhabe. Er beruhigte mich und meinte, dass ich ihn jederzeit anrufen könne. Auch sollte ich seine Adresse, die er mir aufgeschrieben hatte, unbedingt in meine Tasche stecken. Hätte ich fast vergessen. Auch seinen Zweitschlüssel.
Es ging alles gut. Stolz wurde mir bewusst, dass ich ab jetzt beweglich in dieser Stadt war.
Pum wartete schon auf mich. Ohne überhaupt netten small talk zu machen, kam sie direkt zur Sache. Ob ich ihr 200 EUR leihen könne. Andernfalls würde sie ihr Goldarmband verlieren. Sie wäre beim Verleiher schon viele Monate im Rückstand und der würde die jetzt kassieren, falls sie nicht die monatlichen Raten bezahle. Ihr Mann dürfe nichts davon wissen.
Ich wurde echt sauer, liess mir aber nichts anmerken. Sagte ihr, dass ich nicht so viel Geld dabei hätte, es mir aber überlegen würde. Und ausserdem, gäbe es hier kein Cafe oder sowas, wo wir das in Ruhe besprechen könnten?
Gab es. Es bediente eine Thai. Die würdigte Pum aber keines Blickes, sondern fragte nur mich, was ich bestellen wolle. OK, zur Feier des Tages sollte es Rotwein sein. Pum fand das auch gut. Als der Rotwein kam, legte die Thai die Rechnung für beide Rotweine neben mein Glas. Sie sah Pum nicht mit dem Arsch an. Als Thai verstand ich sofort, was hier ablief. Pum war auch hier verschuldet.
Pum klagte mir ihr Leid. Peter sei zwar in Ordnung, aber ausser Schmuck und Klamotten wäre er echt zurückhaltend mit Cash. Was bliebe ihr denn anderes übrig, als den Familienschmuck zu versilbern und sich Geld zu leihen? Ausserdem dürfe er auf keinen Fall wissen, dass sie verschuldet sei. Er wüsste nämlich über einige ihrer Freundinnen durch Hörensagen bescheid. Die würde er nämlich sofort abservieren, wenn er deren Ehemann wäre, sagte er. Er wäre froh, dass ich anders wäre.
Ich dachte an Hans. Wie leicht mein Leben mit ihm zusammen war. Und Pum tat mir leid. Ich gab ihr 50 EUR. Die konnte ich gerade noch missen, ohne dass es auffiel.
Pums Handy bimmelte. Sie sprang auf und meinte, sie müsse jetzt gehen. Ohne auszutrinken, verschwand sie.
Ich kannte sie nicht wieder, meine „Ziehtochter“. Nachdenklich fuhr ich wieder nach Hause. Als Hans abends von der Arbeit kam, wollte ich nur kuscheln. Kochte aber für ihn Abendessen und nach dem Essen machten wir gleich „Liebe“ auf dem Sofa. Hans kannte mittlerweile meine Knöpfe besser und ich vergass Pum total.
Die drei Monate gingen viel zu schnell um. Ich konnte mir nicht nur vorstellen, eventuell mit Hans zusammen zu leben, sondern wollte es sogar. Mit ihm fühlte ich mich unheimlich sicher und versorgt. Beim Sex war bei ihm endlich der Knoten geplatzt. Kein Wunder, bei meinem Unterricht.
Hoffentlich hält Hans sein Wort und leiert unsere Hochzeit wirklich an...waren meine Gedanken, als ich durch das Gate zur Handgepäck und Körperkontrolle ging. So richtig geschafft hatte ich es noch nicht...