ein freischaffender Thailandkorrespondent berichtet direkt vor Ort
Bangkok
19. Mai 2010 12:12; Akt: 19.05.2010 14:07
«Thailand steht am Abgrund»
von Adrian Müller - Trotz Kapitulation artet die Gewalt in Bangkok aus: Asien-Korrespondent Pascal Nufer schildert gegenüber 20 Minuten Online die dramatische Lage.
Am 18. Mai 2010 liess die thailändische Regierung eine Militäraktion zur Räumung des Protestcamps in Bangkok starten. Weniger... Am 18. Mai 2010 liess die thailändische Regierung eine Militäraktion zur Räumung des Protestcamps in Bangkok starten.Bildstrecke nochmals anschauen
Bild: Keystone/Sakchai Lalit
Am 18. Mai 2010 liess die thailändische Regierung eine Militäraktion zur Räumung des Protestcamps in Bangkok starten.
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"http://www.20min.ch/news/dossier/thailand/"]Krise in Thailand[/URL]
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"http://www.20min.ch/news/dossier/thailand/story/27193943"]Feuer in der Börse – mehrere Tote in Bangkok[/URL]
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"http://www.20min.ch/news/dossier/thailand/story/22578332"]Regierung bleibt gegenüber Rothemden hart[/URL]
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"http://www.20min.ch/news/dossier/thailand/story/13864772"]«Neben uns stieg schwarzer Rauch auf»[/URL]
Pascal Nufer, die Anführer der Rothemden haben angeblich aufgegeben. Wie ist die Lage in Bangkok?
Die Situation ist extrem chaotisch. Die angebliche Kapitulation der Rothemden-Anführer hat die Lage nicht beruhigt – im Gegenteil. Nun wüten führungslose Splittergruppen der Rothemden umso aggressiver auf den Strassen, zünden Busse und Häuser an. Es brennt sogar das «Central World», das grösste Einkaufszentrum Südostasiens. Über dem ganzen Geschäftsviertel hängen dunkle Rauchfahnen. Die Anhänger der Rothemden sind erzürnt über den Kniefall ihrer Anführer. Sie haben sie sogar mit Feuerwerkskörpern beschossen.
Pascal Nufer ist freischaffender Thailand-Korrespondent und lebt seit sechs Jahren in Bangkok.
Feedback
Halten Sie sich in Bangkok auf und werden Augenzeuge der Unruhen? Dann schicken Sie uns Ihre Erlebnisse, Bilder und Videos an:
feedback@20minuten.ch Wagen Sie sich überhaupt noch auf die Strasse?
Derzeit halte ich mich in einem Hotel an der Frontlinie auf. Der Strom fällt immer wieder aus. Die Arbeit ist sehr gefährlich: Meine thailändische Mitarbeiterin hat gesehen, wie ein holländischer Journalist niedergeschossen wurde. Die Situation ist schwieriger als in einem Krieg: Es ist überhaupt nicht klar, wo genau die Frontlinien verlaufen.
Die Soldaten sind heute im Geschäftsviertel mit Panzern eingefahren. Wie beurteilen Sie das Vorgehen der Armee?
Trotz der fünf Toten hat die Armee kein Blutbad angerichtet. Ich verfolgte an einem Checkpoint, wie die Armee mit einer wahnsinnigen Überzahl aufgefahren ist. Dann fielen Schüsse und die Panzer rollten in das besetzte Gebiet.
Es heisst immer, viele Soldaten hätten Symphatien mit den Rothemden. Stimmt das?
Ich habe in den letzten Tagen mit vielen Soldaten gesprochen: Niemandem ist wohl bei der ganzen Offensive. Alle kennen jemanden auf der Gegenseite, Söhne gehen gar auf ihre Eltern los. Die Lage ist ähnlich, wie wenn die Schweizer Armee in der Marktgasse in Bern auf Zivilisten losgehen würde.
Trotz der Kapitulation der Rothemden-Führer ist ein Ende der Gewalt nicht in Sicht. Wie geht es nun in Thailand weiter?
Es ist gut möglich, dass die Gewalt jetzt erst recht überhand nimmt. Es hat heute bereits Anschläge im Nordosten des Landes auf Regierungsgebäude gegeben. Für mich ist klar: Thailand steht am Anfang einer massiven Veränderung, wie sie das Land seit dem Amtsantritt von König Bumipol vor 60 Jahren nicht mehr erlebt hat.
Wer kann die Gewalt noch stoppen?
Ich halte es für möglich, dass sich der frühere Premier Thaksin einschaltet und zu einem Ende der Gewalt aufruft. Selbst König Bumipol kann eine Eskalation wohl kaum mehr verhindern.
Sie leben seit sechs Jahren in Bangkok. Wie sehen Sie Ihre Zukunft im Land des Lächelns?
Ich habe Angst, dass Thailand dicht am Abgrund steht. Ich bin persönlich an einem Punkt angelangt, an dem ich vorher noch nie war. Ich frage mich: Ist Thailand noch der richtige Ort für mich und meine Familie, mit der ich in einem Aussenquartier von Bangkok wohne?
Quelle 20min.ch