@evilator
Die ganze Thematik ist sehr komplex und man kann im Grunde gar nicht irgendetwas dazu sagen, ohne irgendjemand auf den Schlips zu treten.
Aber da du explizit hier angefragt hast, erlaube ich mir folgende Antwort:
Ich glaube du tätest sehr vielen Leuten einen großen Gefallen, wenn du dein Vorhaben, also das öffentliche Auftreten als angeleinter Mensch oder Sklave oder als was auch immer und wie auch immer gekleidet, bleiben lassen würdest.
Was du hinter verschlossenen Türen mit Gleichgesinnten anstellst sei selbstverständlich vollkommen dir überlassen.
Dafür gibt es meiner Ansicht nach 3 Gründe:
1.
Toleranz, Respekt und Rücksicht
es wird viel über persönliche Freiheiten diskutiert und der allgemeine Konsens ist: „Deine Freiheit darf bis zu dem Punkt reichen, wo deine Faust aufhört und mein Kinn anfängt.“
Mein Fetisch, falls man es überhaupt so nennen darf, ist halt normaler Sex. Natürlich gehören für mich auch ein ordentliches Gebläse und ein gelegentlicher Besuch im braunen Salon dazu, aber das fällt ja heutzutage unter Hausfrauensex.
Dein Fetisch ist da völlig anders gelagert und ich möchte mich mangels Kenntnis gar nicht dazu äußern.
Es gibt jedoch einen eklatanten Unterschied: im Gegensatz zu dir, benötige ich kein Publikum.
Denn wenn ich dich richtig verstanden habe, fantasierst du davon in der Öffentlichkeit angeleint und erniedrigt zu werden, weil du die Provokation genießt und den daraus resultierenden Kick, den du empfindest, steigert.
Und da wären wir schon wieder bei der Faust und dem Kinn.
Wäre das etwas völlig normales, und die halbe Bevölkerung würde angeleint durch die Gegend rennen, dann gäbe es diesen Kick ja nicht.
Du zwingst damit deine Mitmenschen unfreiwillig an deinen sexuellen Fantasien teilzunehmen, erwartest von ihnen Toleranz, aber auch ein gesundes Maß an Ablehnung, um eben deine sexuellen Empfindungen zu steigern, nimmst aber gleichzeitig keine Rücksicht auf deren Gefühle, geschweige denn auf ihr Alter und ihre Lebenserfahrung, um so etwas zu verarbeiten. Das ist respektlos.
Nochmal, was du hinter verschlossenen Türen, seien es die zu deinem Schlafzimmer oder die zu irgendeinem eurer Events, anstellst, sei komplett dir überlassen.
Aber wie erklärt eine Mutter ihrer siebenjährigen Tochter in der Fußgängerzone, warum eine erwachsene Frau einen auf allen vieren krabbelnden erwachsenen Mann an der Leine herumführt?
2.
Kultur
In Deutschland wissen die meisten Menschen aufgrund Internetzugang und auch wegen des allgemeinen toleranten Umgangs damit, was S&M ist und können daher auch besser damit umgehen.
Hier in Thailand nicht. Hier werden Kinder noch nach den alten Werten erzogen, daß man auf die Eltern hören und Erwachsene generell respektieren soll.
Und auch für Erwachsene ist es wichtig, für die Kinder und die Jugend stets ein Vorbild zu sein.
Wenn man einen Thailänder, der sich komplett daneben benommen hat, ordentlich beleidigen will ohne Kraftwörter zu benutzen, sagt man ihm: „Was sollen die Kinder von dir lernen?“
Mit einem angeleinten Mann in der Öffentlichkeit könnten die meisten Menschen hier nicht umgehen; es würde sie verstören. Möglicherweise würden sie lachen, aber jeder der Thailand kennt, weiß genau, dass Thailänder immer lachen, egal ob sie gerade etwas lustig finden oder ob sie traumatisiert werden.
Tue Ihnen das nicht an; sie haben dir auch nichts angetan.
3.
Heimat
Diesen Punkt wirst du nicht verstehen können, da du wohl nur wenige Male auf Urlaub in Thailand warst.
Aber ich glaube ich spreche für viele, wenn ich sage, nachdem ich die ersten Male in Thailand war, hatte ich dieses unerklärliche Gefühl, zu Hause zu sein, endlich angekommen zu sein.
Ich weiß nicht, woran es lag, das ständige T-Shirt Wetter, die stets netten Leute, die überwältigende Freundlichkeit, die einem überall begegnet, die Mentalität eines Volkes, das sehr gastfreundlich ist und ihre Kinder noch nach den alten Werten erzieht, nach welchen ich auch erzogen worden bin und noch vieles mehr.
All das hat dazu geführt, das Thailand irgendwann zu meinem Lebensmittelpunkt wurde und ich schließlich sogar hierher ausgewandert bin.
Und damit bin ich nicht alleine. Für nicht wenige dreht sich alles nur noch um den nächsten Thailandaufenthalt und viele sind bereits ganz nach Thailand ausgewandert.
Aber so gastfreundlich die Thais sind so xenophob sind sie auch. Viele halten Thailänder für Rassisten und suchen in deren Sprache trotz Unkenntnis ebendieser verzweifelt nach Beweisen dafür.
Das ist natürlich Unsinn. Was aber zutrifft, ist daß jedes Mal wenn ein Ausländer sich massiv daneben benimmt, das Ganze groß in den Medien ausgeschlachtet wird.
Sei es nun der Elefantenliebhaber aus der Schweiz, der einer Ärztin in den Rücken treten musste, irgendwelche Russen, die mal wieder in aller Öffentlichkeit am Strand kopulieren oder die beiden Schwachköpfe aus Neuseeland, die nichts Besseres zu tun hatten als einem Verkehrspolizisten, der sie für zu schnelles Fahren angehalten hatte, die Dienstwaffe zu entwenden, rumzuballern und ihn in einem Würgegriff zu halten.
Ich möchte nun einmal, und ich glaube ich spreche für viele, nicht mit solchen Leuten in dieselbe Schublade gesteckt werden.
Und auch nicht mit jemanden, der sich an der Leine herumführen läßt, während der Klötenkäfig in seiner Hose klappert.