Chromstangenzappelbude.
Mechanismen und Prozesse in den Geldshredderanlagen Pattayas.
Gellend schreit der Neondampf sein rotes Licht in die dunkle Nacht, gefangen in obszön geschwungenem Glasrohr, das den Schriftzug „agogo“ formt. Das erweckt in den cerebralen Synapsen der vorbeistreifenen männlichen Primaten den Basisinstinkt der Gier nach begattungswilligen Weibchen, und zerrt diese unweigerlich zum roten Licht wie Fliegen in die Insektenvernichtungslampe. Nur daß sie dort nicht selbst verbrennen werden, sondern nur ihr Geld.
Der Zugang behindertengerecht, hier werden keine Superhelden erwartet, sondern man sucht Opfer.
Die schweren Schwingtüren werden von starken Armen aufgerissen, die zwei jungen Männern gehören, die soweit freundlich welcome sagen, aber eigentlich nicht wirklich freundlich wirken. Sie scheinen bereits zu taxieren, ob der neue Gast die benötigten skills mitbringt, um die tausendfach trainierten muay thai Tritte endlich mal an den Mann bringen zu können, viel zu lange schon warten sie auf den Einsatz ihrer wahren Qualitäten. Man kann sich sicher sein, daß sie dann ihre Chance auch ausgiebig genießen werden.
Aus dem nun offenen Himmelstor schallt und blitzt es schon heraus wie aus der geöffneten Büchse der Pandora, und geblendet sind bereits die Schemen der Engel zu sehen, wenn auch flügellos, so doch wenigstens oben ohne. Eine weit bessere Version des Himmels ist doch die voller hübscher Nackedeis und nicht die in figurkaschierenden weiten Kleidchen.
Nur nicht über die hüfthohen Delta-mienus servicekräfte mit scheinbar obligater R2/D2 Figur stolpern, während der Blick schon an den unbekleideten Teilen der Chromstangengräten hängt. Kaum gesetzt, wird sofort die Getränkebestellung abgefordert. Nach Überschreitung von 10s gibts wohl Gehaltskürzungen beim R2/D2.
Die Gaußsche Glockenkurve der Normalverteilung hat bei den girls auf der Bühne sein Maximum bei 22Jahren, ein Kind, 160cm, 45kg. Bei den männlichen Gästen ist das Verteilungs-Maximum bei 47 Jahren, ergrauendlichtendem Haupthaar, Hitzewallungen des zweiten Frühlings und einem BMI von 29.
Beiden Gruppen ist gemeinsam, zueinander finden zu wollen, nur sind die Vorstellungen über das „wie“ recht unterschiedlich. Insbesondere die Klientel, die noch nie in einer gogo war und der bereits bei den ersten Sichtungen von appetitlich nackter Haut junger girls, für das man in heimischen Gefilden auf einen sonnigen Samstagnachmittag am Baggersee warten muss, bereits die Brille von innen beschlägt, ahnen noch nicht einmal, wie die Prozesse hier ablaufen, und wie chancenlos sie ihnen ausgeliefert sind.
Zunächst ist grundsätzlich zu verstehen, daß jeder technische Prozess negativ rückgekoppelt ist: je größer das Aussgangssignal, desdo stärker wird das Eingangssignal gedämpft. Positive Rückkopplung führt immer sofort ins Chaos, man kennt es wenn ein offenes Mikrofon in die Nähe des wiedergebenden Lautsprechers kommt.
In der gogo ist der Start eines positiv rückgekoppelten Prozesses genau das Ziel, und er beginnt bereits, wenn ein gogo-girl den Blick eines Gastes eingefangen hat. Unerfahrene Männer auf den gepolsterten Voyeursrängen mögen der Illusion erlegen sein, sie könnten für ihr ZweiEurobier genüßlich zurücklehnend in Ruhe ein Dutzend blankgezogene Schönheiten betrachten, mit den Augen ausziehen brauchen sie sie ja nicht mehr, das sind sie schon, und mögen sich wundern oder manchmal auch aufregen, wieso die girls durchgängig unperformant tanzen. Sie haben eben nicht begriffen, daß nicht sie die Beobachter, sondern die Beobachteten sind, die girls suchen nach dem Blick, der sie trifft, und das kann man nicht gut, wenn man dabei wild herumzappelt.
Rastet der Blick ein, wird gelächelt und zurückgelächelt, und schaut der Gast nicht sofort weg, springt bereits ein R2/D2 heran, um mit einer Hand am Zettel des Rechnungstöpfchens mit der anderen abwechselnd mit den Daumen in ihren Hals und mit dem Zeigefinger auf das Bühnengirl zu zeigen. Und der Prozess nimmt seinen Lauf.
Der drink steht schon da, das girl hält mit festen Blick das Opfer davon ab, weiter nach besseren Alternativen auf der Bühne herumzuschauen. Gruppenwechsel, die Mädels verteilen sich auf ihre eingefangenen Beuten, während die nächste Gruppe ihr Glück bei den restlichen Gästen versucht.
Hi-how-are-you-whats-your-name-where-you-come-from-you-in-holiday…. das Standardinterview, und überlebt der holprige Anfang bis zum 2. ladydrink, beginnen die positiven Rückkopplungen langsam wirksam zu werden. Freche Händchen lassen Blut aus dem Gehirn entweichen, der Alkpegel steigt, das girl wird irgendwie immer hübscher mit der Hand an ihren Brüsten, der zeitliche Abstand zwischen zweiten und dritten ladydrink halbiert sich und verkürzt sich mit jedem Weiteren, ihre beste Freundin sitzt auf einmal an der anderen Seite von ihm, und hat sie einen drink, ist auch die zweite Freundin nicht weit, und vielleicht fliegen sogar ein paar Tischtennisbällchen im Emotionsrausch, der effizientesten Geldverbrennung überhaupt.
So der Standardplot, und typisch für Chaos ist eben auch, daß das Ergebnis unvorhersagbar ist. Asiaten enden meist sehr früh im barfine, farangs mit ihren typischen Erektionsversagensängsten saufen meist lieber weiter bis sie sogar den R2/D2 Tönnchen drinks ausgeben und sich von ihnen knutschen lassen. Endet es ohne barfine, wird der Mann noch liebevoll bis zur Tür begleitet und seine gelogenen see-you-tomorrow und romantischen Abschiedsküsschen hingenommen, und wehe es gibt nicht noch ein Abschiedsscheinchen ins Unterhöschen.
Die girls haben eine 100.000 als Monatsziel im Kopf. 3.600 sind das pro Nacht. Nicht alle sind professionell businessorientiert und zielstrebig, keine Frage, doch die Standardvorstellung eines Standardmannes, echte Gefühle für ihn zu finden und ein gogo-girl wirklich erotisch aufheizen zu können, liegt in weniger wahrscheinlichen Wahrscheinlichkeitsbereichen.