Perspektiven
Rudolph ist kein Dummer. Ihm ist klar daß sein Sonnenscheinchen „ein klein wenig Zeit zur Integration in Deutschland“ brauchen wird. Er denkt da so an die geduldige Erklärung der Funktionen des Geschirrspülers und der Waschmaschine und den Weg zum nächsten Discounter. Wetterangepaßte Kleidung kaufen. Ein eigenes Notebook für Sonnenscheinchen zur Kommunikation mit Familie und Freunden.
Spannend sind da aber noch ganz andere Dinge.
Pat schläft täglich 12-14 Stunden. Ihre Alkoholdosis liegt zwischen einer halben und einer ganzen Pulle Thaiwhiskey pro Tag. Sie hat das letzte Mal vor 28 Jahren zu Hause eine Holzfeuerstelle zu Kochen gesehen und sich seitdem von Straßenküchen-Fertigessen aus Plastikbeuteln ernährt, die sie auf dem Fußboden hockend eingenommen hat.
Unwahrscheinlich, daß sie in der Einbauküche von Rudolph in Kürze Schweinebraten mit Klößen für ihn kochen wird oder etwas anderes essen will als was sie nur im weit entfernten Asiashop bekommen.
Eher unwahrscheinlich, daß sich ihre freilaufend lustgesteuerten Nahrungsaufnahmen mit der strammen deutschen Norm Rudolphs synchronisieren lassen, 7 Uhr Frühstück, 13 Uhr Mittagessen, 19 Uhr Abendbrot.
Sehr unwahrscheinlich, daß Rudolph einmal seine Freunde zu einem dinner in seinem Haus einladen kann, wo seine Frau im hübschen Kleidchen mit gepflegten Deutsch und einem mehrgängigen Menü Eindruck schindet, denn seine Restlebenszeit dürfte für diesen Traum zu knapp bemessen sein.
Rudolphs Kopf ist wie eine riesige Freiflugvoliere, in der Schwärme von Wissen, Gedanken und Ideen schwirren, Tausende von Namen und ihren Zusammenhängen, Autoren, Wissenschaftler, Komponisten, Philosophen, Maler, Bildhauer, Politiker.
Zigtausende von Vokabeln Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Russisch.
Unzähliges Wissen über seinen Beruf.
Er hat tausende von Büchern gelesen, er war ein genialer Chirurg, er brilliert trotz seines Alters noch immer wortgewandt auf dem Podium, und wenn er auf einer Party den Steinwayflügel mit der Polonaise A Dur von Fréderic Chopin zum Beben bringt, erbleicht die anwesende Jugend in der Erkenntnis, daß ihre eigenen musikalischen Kompetenzen lediglich die Refraintexte aktueller Chartsongs umfaßt.
Was für eine Enttäuschung wird ihn da erwarten, sobald er den sprachlichen Zugang zu Pat gefunden hat und durch die Pforte in ihren Kopf schauen kann, wo ihn nicht eine Freiflugvoliere wie bei ihm selbst erwartet, sondern ein kleiner Käfig, in dem nur eine Meise piept.
Aber das hätte er vorhersehen können, hätte er in seinem Leben auch mal Haustiere besessen. Denn wenn er den Blick in die klaren Augen einer Katze kennen würde, wäre ihm die Parallele zu Sonnenscheinchens Augen der „totalen Reinheit des Geistes in innerer Ruhe und Ausgeglichenheit“ aufgefallen.
Eine Katze kommt mit ihrer sozialen Kompetenz durchs Leben, schafft es, sich bei den Menschen von Sofa zu Sofa und von Milchschüssel zu Milchschüssel zu lavieren, wirft halt irgendwann mal Nachwuchs, und das Ganze ohne 2+2 zusammenzählen zu können.
Die passive Pat hat nicht viel mehr Gehirnschmalz für ihren Lebensweg investiert. Was das Besondere an einem menschlichen Gehirn ausmacht, wird bei ihr so gut wie gar nicht genutzt. In erster Linie fehlt jede Motivation zur Wissensanreicherung, aber auch alle Möglichkeiten wie rekapitulative Denkprozesse, Was-wäre-wenn-Szenarien, Planung und Planungsverfolgung, Entscheidungsstrategien, Denken in anderen Zeitformen, Ideenfindung, Konstruktivismus, Hypothesen, Empathiemodelle um sich in andere Situationen zu versetzen als die Eigene - all diese Ressourcen blieben bei Pat weitgehend ungenutzt.
So ist Rudolph nun doch zu einem Haustier gekommen: einem Siamkätzchen.
Und er kann seine Muschi sogar vögeln.
(Ende)
Polonaise A Dur Frédéric Chopin
Grosser Kino. Danke!Mal wieder ein Highlight im Pattayaforum ! Danke dafür...
Ich mag die Geschichte nicht, ich fühle mich ertapptAnhang anzeigen 1286208
Da sitzt Du also wieder mal in Deiner Home-bar in der soi 7 von Pattaya und nippst an Deinem zweiten Heineken Bier. Die Atmosphäre dieser seit Jahren jeder Modernisierung renitenten Bretterbuden mit ihren stilkonformen billiggefließten Tresenquadern und den marodierenden Wellblechdächern hat einfach einen faszinierenden Urlaubscharme, und von Deinem Lieblingsplatz läßt sich so wunderbar Peoplewatching der vorbeiziehenden Gestalten machen, die Bandbreite ist illuster wie wohl nirgends sonst auf der Welt.
An den girls in Deiner Home Bar ist nicht mehr viel zu verpassen, kurz vor 10pm sind nur die festangestellten Trampel da, die Du auch schon seit Jahren aus deinen letzten Urlauben kennst, nur noch ein wenig fetter sind sie wieder alle geworden. Mehr als ein freundlichwiedererkennendes Hallo und bestenfalls mal ein 4wins Spiel können sie Dir nicht mehr entlocken, die verlassen ihre Bar nur noch selten vor dem Schlußgong im Arm eines customers, der entweder völlig besoffen oder ein Pattaya-Neuling ist, der nach monatelangem Entzug ohne Weib und schauderhaften Erlebnissen im Kaffee Keese auch schon bei einem fettgewordenen Isaan-Bauerntrampelchen unter 40J einen Ständer kriegt.
Nee, das ist nichts mehr für mich abgebrühten Profi, lächelst Du in Dich hinein, und nippst nochmal an Deinem Bier. Du willst eine pralle Frucht aus der Krone der Schöpfung, und nicht dieses Fallobst.
Fast hättest Du Dich am Bier verschluckt, als dieses WESEN in die Bar hineinrauscht. Weitgreifend die langen Beine auf sündhafthohen Nuttentretern, wippende reichliche Fülle im Ausschnitt, eine abartig große Handtasche im Ellbogen des rechten Arms hängend, während die langbenagelten Finger auf das glitzernd bestraßte riesige Samsung handy in der Linken einhämmern, wehend die hüftlang gelockten hellbraunen Haare, Püppchengesicht: der neue freelance-Star Deiner Homebar hat seinen Auftritt. Als Du wieder Luft bekommst, kommt dir beim Blick auf ihre Arschbäckchen bereits Druck aufs Rohr: Hey, das wäre der Blockbuster, mit dem sich das Nachtprogramm für einen wie Dich gestalten ließe !
Madame hat erst noch ein ganzes Weilchen hinten in der Bar herumzumotschen, mit ihren Kolleginnen den letzten Klatsch und Tratsch auszutauschen und einen kleinen Aufputscher aus dem Whiskey-Trinkeimer zu nehmen, bevor sie sich in die Warenauslage der Bar vorne am Straßenrand begibt. Dir ist zwar noch nie richtig klar geworden, warum vorhandene Bargäste die girls erst auf den zweiten Blick interessieren, vielleicht weil ein Fisch aus dem Fluß geangelt frischer ist als einer, der schon im Eimer ist ? Oder hat Madame bereits eine Verabredung für heute ?
Deine Nerven beruhigen sich, als sie dann endlich neben Dir sitzt und sie ihren ladydrink mit Dir anstößt. Du hast Glück, sie ist wohlwollend zu Dir, wippt zwar ständig mit ihrem Bein und Euer smalltalk wird andauernd durch message-plings ihres blingbling handys unterbrochen, deren Beantwortung natürlich nicht warten darf, aber brav leiert sie ihre story herunter, 23j sei sie, kinderlos, erst ein paar Monate in Pattaya, sie hat für mom and dad zu sorgen, eigentlich sei sie ja ein solides Mädel. Nein nein, kein thai boyfriend, thai man no good. Und wird sogar kuschliger, mit der Hand auf Deinem Bein raunt sie Dir zu, Du kannst alles mit mir machen.
Eigentlich kannst Du bei diesem Volltreffer Dein Glück kaum fassen und dein kleiner Freund kaum seine aufkommende Vorfreude verbergen. Doch da Du Dummkopf gleich die ganze Nacht mit ihr willst, hat sie es überhaupt nicht eilig und dafür ziemlich viel Durst. Angereichert von ihren etlichen Abwesenheiten, nur mal kurz dies, nur mal kurz das, sammeln sich ein halbes Dutzend ladydrinks auf Deiner Rechnung. 2h später darfst Du endlich die bill plus barfine begleichen, auf dem Weg in Dein Apartment muß sie erstmal ihren Hunger in einer Straßenküche befriedigen. Es ist bereits 1am.
Dann beginnt die Demontage.
Schon als sie sich brav an der Eingangstür ihrer Schuhe entledigt, ist sie 20cm kürzer, ihre Beine wirken jetzt längst nicht mehr so lang, und wie sie mit ihren braunen nach außen gedrehten Füßchen Richtung Badezimmer patscht, erinnert es eher an das Watscheln eines Frosches als wie an den Gang eines Mannequins. Mit ihren Accessoirs lässt sich eine ganze Schachtel füllen, Armreifen, Fingeringe, Ketten, Ohrringe, Haarspangen, Wimpern, ihre großen Mangapupillen verschwinden als gefärbte Kontaktlinsen in einem Döschen. Als in ihrem gefühlt einstündigen Badezimmeraufenthalt auch die Gesichtsbemalung abgewaschen ist, hättest Du schwören können, Du hast diese Frau noch nie zuvor gesehen, die da ins Handtuch gewickelt unter die Bettdecke huscht, mit der Fernbedienung durch die Fernsehprogramme zappt und Dich mit einem gebellten go shower Befehl in die Dusche delegiert.
Dann, im precoitalen smalltalk, das handtuchumwickelte Wesen unter Dir, studierst Du ihr Gesicht, und versuchst, das verstandraubende Püppchen aus der Bar wiederzuerkennen. Es ist natürlich klar, daß Du absolut ein Gentlemen bist und keine Miene verziehst und keinen Kommentar zu Deiner Analyse von Dir gibst ! Mit dem metallischen Geklimper an Deinen Fingern in ihrem Nacken erkennst Du, daß die langen schönen Haare nur Extensions sind, die hellbraune Farbe war ohnehin als optische Nachbesserung bewußt. Die Augen wirken ohne die langen falschen Wimpern und die großen hellbraunen Kontaktlinsen viel kleiner, das ungeschminkte Gesicht mit jetzt deutlich sichtbaren Akne-Einsprenkelungen macht die tätovierten Augenbrauen überpräsent wie bei dem Angry Bird, die echten Brauen wachsen viel dichter über den Augen nach. Die Nase glänzt verdächtig, auch sie ist mit einem Plastikimpantat an der Nasenwurzel nachgebessert, und die Zähne sind noch immer in dem Zwangskorsett von Veneers. Eigentlich scheinen nur ihre Ohren Original zu sein, mit den zusammengerafften Haaren stehen sie deutlich ab, was unter der Lockenmähne vorab verborgen gewesen ist.
Daß sie in der Bar geschnurrt hat, you can do everything with me, hat klar und deutlich beinhaltet, daß Du schon selbst aktiv sein mußt, denn sie tut von sich aus gar nichts. Daß sie nicht gern knutschen will, bedauerst Du zunächst mal weniger, weil ihr Mundgeruch ohnehin nicht sehr motivierend ist, in der Straßenküche vorhin hat sie die Knoblauchzehen im Ganzen gekaut wie Erdnüsse. So klappst Du das Handtuch auf, und bewunderst zunächst einmal den bekannten Effekt, daß das in der Bar noch lüsternverführerische Gesicht einem Schmollmund weicht, schwer beleidigt über die dreiste Zumutung, daß man ihre erotischen Versprechungen nun im showdown auch tatsächlich einlösen will.
Die Bällchen sind wirklich prall und rund und knackig, und… auch nicht echt. Nicht ganz symetrisch geworden, zu hart die Füllung, schade daß Du es nicht im Kopf ausblenden kannst, ihre Unnatürlichkeit raubt Dir das erotische Gefühl und die Lust, lange daran herumzuspielen. Weiter geht die Reise Richtung Süden, das Bauchtattoo ist nicht nur Verzierung, sondern hat auch einen Kaschierungszweck, denn die Konsistenz des Bindegewebes weist klar auf eine Schwangerschaft hin. Hatte sie nicht gesagt, sie sei kinderlos ? Da hat man wohl in der Bar etwas falsch verstanden.
Wo man den erotischen Kahlschlag oder zumindest die gepflegte Hecke eines Pornostars erwartet hat, breitet sich unerforschter Dschungel aus, Tschokäpii, windet sie sich, oralen Explorationen des Territoriums nicht so sehr aufgeschlossen.
Mit eisernem Willen für die Umsetzung Deines feuchten Traumes, den Du in der Bar für das Techtelmechtel farbenfroh visioniert hast, beschließt Du nun, all die Abweichungen der Realitäten von den Illusionen zu ignorieren. Schließlich hat man ja immer noch ein braunes junges Ding im Bett, das zwar nicht mehr ganz so aussieht wie vorher, aber durchaus hübsch ist, oder ? Sie könnte noch ein wenig knackiger sein für 23J, denkst Du. In ihrem Ausweis steht auch, daß sie fast 30J ist, aber das weißt Du nicht.
Es wird ein regulärer Akt, nichts besonderes, beim Einschlafen denkst Du Dir, morgen früh besorge ich es ihr nochmal im vollen Programm, wozu habe ich sie longtime.
Dazu wird es nicht kommen. Pünktlich um 3:30am, wie mit ihrer Freundin verabredet, erhält sie einen Telefonanruf. Ihre Freundin hatte einen Unfall, sie muß zu ihr ins Krankenhaus ! Sorry sorry, my best friend !, rafft ihre Klamotten zusammen, Du halbschlafender Teddy gibst ihr benommen ihre longtime fee, ohne zu murren, und sie düst ab. Um sich beim nächtlichen Mokrata-dinner mit ihrer Freundin abzuklatschen. Give me five !
Ja so ist es manchmal im Leben, trotz aller Vorsicht und coolness ...Anhang anzeigen 1286208
Da sitzt Du also wieder mal in Deiner Home-bar in der soi 7 von Pattaya und nippst an Deinem zweiten Heineken Bier. Die Atmosphäre dieser seit Jahren jeder Modernisierung renitenten Bretterbuden mit ihren stilkonformen billiggefließten Tresenquadern und den marodierenden Wellblechdächern hat einfach einen faszinierenden Urlaubscharme, und von Deinem Lieblingsplatz läßt sich so wunderbar Peoplewatching der vorbeiziehenden Gestalten machen, die Bandbreite ist illuster wie wohl nirgends sonst auf der Welt.
An den girls in Deiner Home Bar ist nicht mehr viel zu verpassen, kurz vor 10pm sind nur die festangestellten Trampel da, die Du auch schon seit Jahren aus deinen letzten Urlauben kennst, nur noch ein wenig fetter sind sie wieder alle geworden. Mehr als ein freundlichwiedererkennendes Hallo und bestenfalls mal ein 4wins Spiel können sie Dir nicht mehr entlocken, die verlassen ihre Bar nur noch selten vor dem Schlußgong im Arm eines customers, der entweder völlig besoffen oder ein Pattaya-Neuling ist, der nach monatelangem Entzug ohne Weib und schauderhaften Erlebnissen im Kaffee Keese auch schon bei einem fettgewordenen Isaan-Bauerntrampelchen unter 40J einen Ständer kriegt.
Nee, das ist nichts mehr für mich abgebrühten Profi, lächelst Du in Dich hinein, und nippst nochmal an Deinem Bier. Du willst eine pralle Frucht aus der Krone der Schöpfung, und nicht dieses Fallobst.
Fast hättest Du Dich am Bier verschluckt, als dieses WESEN in die Bar hineinrauscht. Weitgreifend die langen Beine auf sündhafthohen Nuttentretern, wippende reichliche Fülle im Ausschnitt, eine abartig große Handtasche im Ellbogen des rechten Arms hängend, während die langbenagelten Finger auf das glitzernd bestraßte riesige Samsung handy in der Linken einhämmern, wehend die hüftlang gelockten hellbraunen Haare, Püppchengesicht: der neue freelance-Star Deiner Homebar hat seinen Auftritt. Als Du wieder Luft bekommst, kommt dir beim Blick auf ihre Arschbäckchen bereits Druck aufs Rohr: Hey, das wäre der Blockbuster, mit dem sich das Nachtprogramm für einen wie Dich gestalten ließe !
Madame hat erst noch ein ganzes Weilchen hinten in der Bar herumzumotschen, mit ihren Kolleginnen den letzten Klatsch und Tratsch auszutauschen und einen kleinen Aufputscher aus dem Whiskey-Trinkeimer zu nehmen, bevor sie sich in die Warenauslage der Bar vorne am Straßenrand begibt. Dir ist zwar noch nie richtig klar geworden, warum vorhandene Bargäste die girls erst auf den zweiten Blick interessieren, vielleicht weil ein Fisch aus dem Fluß geangelt frischer ist als einer, der schon im Eimer ist ? Oder hat Madame bereits eine Verabredung für heute ?
Deine Nerven beruhigen sich, als sie dann endlich neben Dir sitzt und sie ihren ladydrink mit Dir anstößt. Du hast Glück, sie ist wohlwollend zu Dir, wippt zwar ständig mit ihrem Bein und Euer smalltalk wird andauernd durch message-plings ihres blingbling handys unterbrochen, deren Beantwortung natürlich nicht warten darf, aber brav leiert sie ihre story herunter, 23j sei sie, kinderlos, erst ein paar Monate in Pattaya, sie hat für mom and dad zu sorgen, eigentlich sei sie ja ein solides Mädel. Nein nein, kein thai boyfriend, thai man no good. Und wird sogar kuschliger, mit der Hand auf Deinem Bein raunt sie Dir zu, Du kannst alles mit mir machen.
Eigentlich kannst Du bei diesem Volltreffer Dein Glück kaum fassen und dein kleiner Freund kaum seine aufkommende Vorfreude verbergen. Doch da Du Dummkopf gleich die ganze Nacht mit ihr willst, hat sie es überhaupt nicht eilig und dafür ziemlich viel Durst. Angereichert von ihren etlichen Abwesenheiten, nur mal kurz dies, nur mal kurz das, sammeln sich ein halbes Dutzend ladydrinks auf Deiner Rechnung. 2h später darfst Du endlich die bill plus barfine begleichen, auf dem Weg in Dein Apartment muß sie erstmal ihren Hunger in einer Straßenküche befriedigen. Es ist bereits 1am.
Dann beginnt die Demontage.
Schon als sie sich brav an der Eingangstür ihrer Schuhe entledigt, ist sie 20cm kürzer, ihre Beine wirken jetzt längst nicht mehr so lang, und wie sie mit ihren braunen nach außen gedrehten Füßchen Richtung Badezimmer patscht, erinnert es eher an das Watscheln eines Frosches als wie an den Gang eines Mannequins. Mit ihren Accessoirs lässt sich eine ganze Schachtel füllen, Armreifen, Fingeringe, Ketten, Ohrringe, Haarspangen, Wimpern, ihre großen Mangapupillen verschwinden als gefärbte Kontaktlinsen in einem Döschen. Als in ihrem gefühlt einstündigen Badezimmeraufenthalt auch die Gesichtsbemalung abgewaschen ist, hättest Du schwören können, Du hast diese Frau noch nie zuvor gesehen, die da ins Handtuch gewickelt unter die Bettdecke huscht, mit der Fernbedienung durch die Fernsehprogramme zappt und Dich mit einem gebellten go shower Befehl in die Dusche delegiert.
Dann, im precoitalen smalltalk, das handtuchumwickelte Wesen unter Dir, studierst Du ihr Gesicht, und versuchst, das verstandraubende Püppchen aus der Bar wiederzuerkennen. Es ist natürlich klar, daß Du absolut ein Gentlemen bist und keine Miene verziehst und keinen Kommentar zu Deiner Analyse von Dir gibst ! Mit dem metallischen Geklimper an Deinen Fingern in ihrem Nacken erkennst Du, daß die langen schönen Haare nur Extensions sind, die hellbraune Farbe war ohnehin als optische Nachbesserung bewußt. Die Augen wirken ohne die langen falschen Wimpern und die großen hellbraunen Kontaktlinsen viel kleiner, das ungeschminkte Gesicht mit jetzt deutlich sichtbaren Akne-Einsprenkelungen macht die tätovierten Augenbrauen überpräsent wie bei dem Angry Bird, die echten Brauen wachsen viel dichter über den Augen nach. Die Nase glänzt verdächtig, auch sie ist mit einem Plastikimpantat an der Nasenwurzel nachgebessert, und die Zähne sind noch immer in dem Zwangskorsett von Veneers. Eigentlich scheinen nur ihre Ohren Original zu sein, mit den zusammengerafften Haaren stehen sie deutlich ab, was unter der Lockenmähne vorab verborgen gewesen ist.
Daß sie in der Bar geschnurrt hat, you can do everything with me, hat klar und deutlich beinhaltet, daß Du schon selbst aktiv sein mußt, denn sie tut von sich aus gar nichts. Daß sie nicht gern knutschen will, bedauerst Du zunächst mal weniger, weil ihr Mundgeruch ohnehin nicht sehr motivierend ist, in der Straßenküche vorhin hat sie die Knoblauchzehen im Ganzen gekaut wie Erdnüsse. So klappst Du das Handtuch auf, und bewunderst zunächst einmal den bekannten Effekt, daß das in der Bar noch lüsternverführerische Gesicht einem Schmollmund weicht, schwer beleidigt über die dreiste Zumutung, daß man ihre erotischen Versprechungen nun im showdown auch tatsächlich einlösen will.
Die Bällchen sind wirklich prall und rund und knackig, und… auch nicht echt. Nicht ganz symetrisch geworden, zu hart die Füllung, schade daß Du es nicht im Kopf ausblenden kannst, ihre Unnatürlichkeit raubt Dir das erotische Gefühl und die Lust, lange daran herumzuspielen. Weiter geht die Reise Richtung Süden, das Bauchtattoo ist nicht nur Verzierung, sondern hat auch einen Kaschierungszweck, denn die Konsistenz des Bindegewebes weist klar auf eine Schwangerschaft hin. Hatte sie nicht gesagt, sie sei kinderlos ? Da hat man wohl in der Bar etwas falsch verstanden.
Wo man den erotischen Kahlschlag oder zumindest die gepflegte Hecke eines Pornostars erwartet hat, breitet sich unerforschter Dschungel aus, Tschokäpii, windet sie sich, oralen Explorationen des Territoriums nicht so sehr aufgeschlossen.
Mit eisernem Willen für die Umsetzung Deines feuchten Traumes, den Du in der Bar für das Techtelmechtel farbenfroh visioniert hast, beschließt Du nun, all die Abweichungen der Realitäten von den Illusionen zu ignorieren. Schließlich hat man ja immer noch ein braunes junges Ding im Bett, das zwar nicht mehr ganz so aussieht wie vorher, aber durchaus hübsch ist, oder ? Sie könnte noch ein wenig knackiger sein für 23J, denkst Du. In ihrem Ausweis steht auch, daß sie fast 30J ist, aber das weißt Du nicht.
Es wird ein regulärer Akt, nichts besonderes, beim Einschlafen denkst Du Dir, morgen früh besorge ich es ihr nochmal im vollen Programm, wozu habe ich sie longtime.
Dazu wird es nicht kommen. Pünktlich um 3:30am, wie mit ihrer Freundin verabredet, erhält sie einen Telefonanruf. Ihre Freundin hatte einen Unfall, sie muß zu ihr ins Krankenhaus ! Sorry sorry, my best friend !, rafft ihre Klamotten zusammen, Du halbschlafender Teddy gibst ihr benommen ihre longtime fee, ohne zu murren, und sie düst ab. Um sich beim nächtlichen Mokrata-dinner mit ihrer Freundin abzuklatschen. Give me five !