Willkommen in unserer Community
Möchtest du dem Forum beitreten? Das gesamte Angebot ist kostenlos.
Registrieren
Smurf Bar
Cosy Beach Club
Joe

Thailand Unsere Farm I

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.648
6.365
Und nun zum Thema Regen.

Der kam dieses Jahr wirklich spät für diese Gegend. Und wie man liest anderswo in Thailand auch.

Genauso wenig wie es richtig wäre, dass es in der Regenzeit von Juni bis Anfang Dezember ununterbrochen regnet, genauso falsch ist es, dass es in der trockenen Jahreszeit überhaupt nicht regnen würde.

Das ist alles relativ. In der Trockenzeit regnet es wenig, aber es kann auch Wolkenbrüche geben und in der Regenzeit regnet es viel bis sehr viel, unterbrochen von heissen, sonnigen Tagen.

Nur, in der Trockenzeit reichen die sporadischen Regenfälle insgesamt nicht für den Reisanbau aus.

In diesem Jahr hat es hier für die Bauern geknirscht. Die erste Aussaat wurde bis zu 80% vernichtet.


Juni: sporadischer Regen

Juli: Regen alle paar Tage. Auch Wolkenbrüche. Dann wieder sauheisse und trockene Tage dazwischen. Der Regen kam wie bestellt gleich nach der Flutung der Reisfelder am 1 Juli. Als hätten es die Deich-Meister gewusst.

August: Fast jeden Tag Regen mit regelmässigen Wolkenbrüchen. Besonders nachts.

September: bisher täglicher Regen. Manchmal für 30 Minuten als Sintflut. Der Dorfweg an unserem Grundstück vorbei, fliesst dann daher wie ein reissender Strom. Ansonsten tagsüber bedeckt und sehr angenehme Temperaturen.

Unserer Empfangsdame rannen die Freudentränen

Medium 339168 anzeigen
Medium 339167 anzeigen
Dieser reissende Dorfweg-Strom, der sowieso schon kurz nach dem Regen wieder versiegt, ist für uns kein Problem. Meine Frau hat damals ihr Grundstück aufgeschüttet und an den zwei Seiten, die an den Dorfweg grenzen, mit Mauern umgeben. Die Mauern auf den anderen beiden Seiten haben die Nachbarn gesetzt.

Medium 339169 anzeigen

Die Mauern dienen übrigens hier im Dorf nicht als Sichtschutz vor neugierigen Nachbarn, sondern verhindern, dass die aufgeschüttete Erde auf dem Grundstück wieder wegschwimmt. Streunende Hunde sind als Nebeneffekt auch kein Problem mehr. Die Katzen kümmert die Mauer allerdings wenig. Nicht alle Grundstücke haben Mauern. Das sind die ohne Aufschüttung. Wenn's richtig toll regnet, stehen die allerdings unter Wasser.

Hinter unserm Haus füllten sich die Wasserkübel und Schüsseln

Medium 339171 anzeigen
Medium 339170 anzeigen
An zwei Seiten unseres Grundstückes gibt es in den Ecken kleine runde Löcher in der Mauer. Dort fliesst das Regenwasser auf den Dorfweg ab. Und zwar perfekt. Jetzt frag' mich bitte keiner, wie die Jungs das hingekriegt haben. Das Regenwasser sammelt sich an den Mauern entlang und fliesst an den Mauern entlang durch die Löcher nach draussen. Unser Grundstück ist nie überflutet, auch bei stärkstem Regen nicht.

Wie die das so ideal bei unserm relativ grossen Land hingekriegt haben, weiss der Geier.

Auf unserem Feld spriesste der Reis in gesundem Grün

Medium 339172 anzeigen
Jeder, der in Thailand gebaut hat, weiss, wie problematisch der Duschabfluss im Badezimmer oft platziert ist. Ist reine Glücksache, wenn er mal nicht etwas überhöht, anstatt erniedrigt installiert wurde. Dann heisst es wieder von vorne anfangen mit dem Badezimmerboden.

Letzte Nacht hat es z.B. ununterbrochen geregnet. Dann schläft meine Frau besonders gut. Das Plätschern des Regens auf dem Dach ist für sie Schlafmusik. Dann steht sie erst weit nach 7 Uhr morgens auf. Ansonsten schon gegen halb sechs. Geht mir übrigens genauso, es sei denn ein Hang Over schlägt zu. Passiert aber nicht mehr so oft wie früher, und nicht mehr so extrem sowieso, lol.


Starkregen ist in diesem Jahr ein Freudenfest. Dann sitzen wir auf unserer Veranda, meist auch mit Gästen, lauschen dem Regen, palavern, essen und trinken. Meine Frau werkelt mit Nachbarn in unserer Aussenküche.

Medium 339548 anzeigen
Derweil hab ich mein Macbook Air angeschmissen, werkel im Forum und auf Facebook herum und sotiere meine Bilder, die ich kürzlich geschossen habe. Schaue mir Videos auf Youtube an und lade derweil die neusten Filme „günstig“ von den einschlägigen Webseiten herunter. Die schaue ich mir dann manchmal abends in unserem Schlafzimmer auf unserem riesigen Fernseher an. Mit HDMI Kabel lässt sich ja heutzutage der PC leicht mit dem Fernseher verbinden.


Wenn es dann noch draussen regnet und giesst, ist die Stimmung recht heimelig. Ausserdem ist es dann kühl genug, sodass die AC nicht läuft.
 
Zuletzt bearbeitet:

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.648
6.365
Wenn es mal so richtig schüttet, beträgt die Sichtweite nicht mehr als 30 m.

Medium 339549 anzeigen
Auch auf unserem Grundstück bilden sich dann Pfützen, aber die haben nur eine sehr kurze Lebensdauer. Hier, gleich nachdem wir den Boden von Gras und Unkraut befreit hatten. Im Hintergrund die alte Scheune der Mutter. Sie wird sehr bald einem richtigen Häuschen für die Reisernte und anderen farmbezogenen Dingen weichen. Manche Nachbarn sind schon scharf auf das Material der alten Scheune.


Medium 339550 anzeigen
Meine Frau macht sich dann mit dem neusten haut decor Hutmodel auf den Weg zur Nachbarin um ein Schwätzchen zu halten.


Medium 339551 anzeigen
Unsere Farm freut sich weiterhin des Lebens. Die Mangobäume auf dem Erdwall haben schon viele neue Triebe angesetzt.

Medium 339552 anzeigen
 

heini

schon über 29 Jahre ein Toter
   Autor
19 Oktober 2008
5.178
7.342
3.418
112
kummerland
Im Hintergrund die alte Scheune der Mutter.
Das ist ein altes Reislager Iffi, typisch in der Form

siehe hier:

 

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.648
6.365
Ja genau, Heini. Danke.

Werde davon berichten, wenn es abgerissen wird und ein stabiles Steinhäuschen gebaut wird.
 

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.648
6.365
Noch ist das Tierleben übersichtlich. Feldratten und Schlangen bin ich noch nicht begegnet, aber anwesend sind die garantiert.



Im Mai sah ich die ersten Anzeichen für ein zukünftiges reges Leben auf dem Farmland. Ausgetrocknete Schneckenhäuser und Krebsschalen aus dem Vorjahr überall in Mengen. Ein Zeichen dafür, dass es in der feuchten Jahreszeit hier recht lebendig zugeht.

Medium 339558 anzeigen
Medium 339557 anzeigen

Nachdem die Felder geflutet waren, kamen die Reiher in Scharen. Die genaue Bezeichnung dieser weissen Art kenne ich nicht. Vermutlich labten sie sich an den noch ganz jungen und weichen Krebs-Babies.

Medium 339555 anzeigen
Medium 339556 anzeigen
Auch Schildkröten, im Bewässerungskanal heimisch, verirrten sich auf die Farm.

Medium 339553 anzeigen
Medium 339554 anzeigen

Ein einsamer Kuhhirte am Feldesrand. Ein echt freundlicher Knabe. Schon recht alt, aber mute diese Hockhaltung mal einem von uns älteren Europäern für längere Zeit zu. Denen würden die Beine glatt wegbrechen, lol

Medium 339559 anzeigen
 
Zuletzt bearbeitet:

Donni

contenance, motherfuckers !!
   Autor
4 November 2014
1.250
10.488
2.965
41
Hamburg
Tatsächlich ein sehr interessanter Thread !! Hätte ich nicht gedacht ;)

Vielen Dank Iffi !!
 
  • Like
Reaktionen: Iffi

Gast_7

nix da
Inaktiver Member
19 Oktober 2008
1.832
2.280
1.963
Schweiz
Super Iffi, dass du uns an deinem 2. oder ist es etz schon das 3. Leben, teilhaben lässt.

:danke weitermachen....
 
  • Like
Reaktionen: Iffi

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.648
6.365
Nee, nee, Buci, iss erst mein 2. Leben. Bin wohl auf und gut drauf. Lange keinen Arzt mehr gesehen.
 

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.648
6.365
Wie hier so üblich hat jedes Dorf einen Pujai Baan, vielleicht mit unserem Bürgermeister vergleichbar, aber das nur entfernt. Die Pflichten dieses Pujai Baan halten sich in Grenzen.


Die mir bisher bekannten sind:


  1. Private Schuldbriefe bezeugen

  2. Wohnort-Bestätigung, die bezeugt, dass diese Person wirklich hier im Dorf wohnhaft ist und nicht nur auf dem Papier

  3. Organisation von Dorf und Tempelfesten, wie z.B. Sonkran

Es mag noch ein paar mehr Pflichten geben, aber die kenne ich noch nicht.


Der/die Pujai Baan wurde bisher von den Dorfbewohnern für 4 Jahre gewählt. Wie ich gehört habe, mögen es in anderen Gegenden 5 Jahre sein.


Die Wahl gewinnen immer der/diejenigen, die am meisten Geld locker machen. Der Betrag pro Dorfbewohner kann da schon mal mehrere 100 Baht sein, je nachdem wie geil der Kandidat auf den Posten ist. Hier in unserem Dorf erhält der/die Pujai Baan 8000 Baht pro Monat von der Regierung.


Der/die Pujai Baan heute, seit etwa einem halben Jahr, ist eine Sie. Sie hat den Ruf, eine faule und arrogante Tussi zu sein und ist gerade mal 44 Jahre alt. Sie hatte die Mehrheit gewonnen. Ihre Wähler haben sich die Knete halt dankbar eingesackt und für ihr Kreuz kassiert. Das hat aber nicht das Geringste mit ihrer Beliebtheit zu tun.


Viele im Dorf bereuen inzwischen ihre Wahl, besonders weil sich später herausstellte, dass sie laut ganz neuem Gesetz nicht nur für 4 Jahre gewählt wurde, sondern auf Lebenszeit. Naj ja, fast. Die Wahl gilt bis zu ihrem 60. Lebensjahr. Laut meiner Frau ist dies ein ganz neues und landesweites Gesetz.


Mittlerweile wünschen ihr viele die Krätze an den Hals, damit sie so schnell wie möglich das Zeitliche segnet und neu gewählt werden kann.



Wenn ich mich recht entsinne, begann es im März/April diesen Jahres, dass die Bäuerinnen dieses Dorfes meiner Frau die Bude einrannten. Sie ist nicht nur als gute Köchin bekannt...


Medium 339611 anzeigen
...sondern auch für ihre Kenntnisse, was Papierkram betrifft. Es ging um eine Angelegenheit, die dazu noch viele überhaupt nicht verstanden. Es ging irgendwie ums Geld. Da werden hier alle hellwach. Wie per Dorflautsprecher und auch schriftlich angekündigt, forderte die „Bank for Agriculture and Agricultural Cooperations“, eine Staatsbank, die Bauern auf, ihre Schulden offen zu legen.


Es war eine Anordnung Prayut's. Der wollte sich mal einen Überblick verschaffen, wie hoch seine Bauernuntertanen denn eigentlich verschuldet sind.



Meine Frau half, die Fragebögen auszufüllen und kopierte die zusätzlich angeforderten Dokumente, wie ID Card, das blaue Hausbuch, Chanot, Schuldscheine, Bankbücher, etc.


Es hatte sich nämlich im Dorf herumgesprochen, dass wir einen Kopierer haben und meine Frau das Amts-Thai versteht und überhaupt Ahnung von sowas hat.

Meine Frau liess sich nur einmal von mir zeigen, wie man meinen PC Drucker/Fotokopierer bedient und erledigte von da an alles ohne meine Mithilfe. Selbst wenn das Druckpapier mal klemmte oder es darum ging, z.B. beide Seiten der ID-Card auf nur ein Blatt Papier zu kopieren.

Medium 339608 anzeigen
Die Leute bezahlten freiwillig zwischen 5 und 20 Baht für die Dienste meiner Frau, falls es mehrere Blätter waren Nach Geld gefragt hat sie nie. So war es auch kein Problem, wenn mal eine keine „Spende“ gab. „Eine“, weil es nur Frauen waren, die zu uns kamen. Die Männer halten sich da total raus. Ab und zu kam aber mal ein Bursche zu uns, der hier als Single lebt.


Ich habe anfangs die Pujai Baan nur erwähnt, weil ich naiverweise mal dachte, das so etwas zu ihren Pflichten gehöre und sie diesen Service leisten würde. Pustekuchen. Die Bäuerinnen haben sie erst gar nicht gefragt und sind sofort zu meiner Frau gekommen.


Es war die Zeit, als der Spruch unter uns beiden entstand: „Money for the dog“

Medium 339609 anzeigen
Der Hund ist nämlich ein „Sparhund“, in dem meine Frau das so eingenommene Geld sammelt.


Zusätzlich hat sie noch eine Keksdose, in der sie das Wechselgeld sammelt. Besonders die Münzen. Ich stehe auf sowas. Da ich ein Guter bin, gebe ich ihr das Wechsel jedes mal zurück, wenn sie für mich etwas einkauft. Die Keksdose ist im Augenblick fast leer, weil sie das Geld kürzlich auf ihr Konto einbezahlt hat. Es waren tatsächlich knapp 9000 Baht innerhalb von 2 Jahren.

Ja ja, lol, besonders in Pattaya sind wir sehr oft einkaufen gegangen, he he. Wechselgeld ohne Ende.

Während diese Schuldenerfassung eine einmalige Aktion der Regierung war, gibt es noch einige andere amtliche Dinge, die jährlich von den Bauern erledigt werden müssen. Davon in meinem nächsten Bericht.


Der „Hund“ wurde stetig mit Münzen und Scheinen gefüttert.
 

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.648
6.365
Bevor es hier weitergeht mit meiner Frau als Office Girl noch ein Nachwort zur Pujai Baan.

Der Frau gehört eine Farm mit ungefähr 10 Rai. Nicht die Welt, aber sie wohnt jetzt in einer echt super Villa am Dorfeingang. Sie hatte nämlich 4 Millionen Baht in der Lotterie gewonnen. Eine Sensation hier im Dorf.

Eines muss ich ihr ihr lassen. Doof isse nicht. Sie hat nämlich nicht das ganze Geld in die Villa investiert, sondern auch einen guten Teil in ihre Wahl als Pujai Baan. Damit war sie unschlagbar gegen die Konkurrenz und hat sich auf diese Art und Weise 8000 Baht pro Monat Regierungsgehalt bis zu ihrem 60. Lebensjahr gesichert. Nicht schlecht für'ne Tussi. Und übrigens, ne dorfbekannte Zockerin isse auch.


Das Dorf-Sonkranfest im April diesen Jahres war ein riesiger Reinfall. Sie hatte zwar eine Riesenbühne auf dem Wat Gelände organisiert. Aber fast keine Sau ging hin. Es gab auch keine Fress- oder Saufstände wie üblich. So haben sich die Dorfbewohner im Stillen an ihr gerächt. Für mich erstaunlich, denn normalerweise, wenn es was zu feiern gibt, sind alle auf Trab, egal wer hinter der Organisation steckt. Die Abneigung muss tief stecken.


Einige der Stammkunden meiner Frau. Ist nur eine kleine Auswahl derjenigen, die den Office Service meiner Frau regelmässig in Anspruch nehmen. Hier auf dem Bild während der Jahresfeier meines 2. Geburtstages am Valentins Tag. An einem Tag gestorben und wieder auferstanden..


Medium 339718 anzeigen

Und nun zur zweiten Papierkram-Aktion in unserem Dorf einen Monat später. Es ging um den jährlichen staatlichen Zuschuss für die Bauern von 1000 Baht pro Rai. Das wurde allerdings nicht von einer Regierungsbank gemanagt, sondern von einem Regierungsbeamten, der hier in unserem Dorf wohnt und nicht etwa vo der Pujai Baan. Wieder hiess es Papiere kopieren, die zur Registrierung notwendig sind. Unser Kopierer lief heiss und das „Money for the dog“ wuchs stetig. Es gab keine Preisliste. Jeder zahlte, was er wollte.

Medium 339719 anzeigen
In diesem Zusammenhang eine Begebenheit am Rande. Die Mutter des Katoys, der uns die Farm verkauft hatte, liess sich auch registrieren. Das fiel dem Regierungsbeamten allerdings auf und er fragte das Mütterchen:

„Wat soll dat denn? Du hast die Farm doch verkauft.“

Ihre Antwort: „Echt? Oh, sorry, hab ich glatt vergessen.“

Diese Geschichte wurde mal wieder Dorfgespräch. Ich seh' das allerdings nicht so eng. Shit happens. In diesem Fall für die alte Dame.


Damit nicht genug. Eine dritte Aktion erforderte den Service meiner Frau. Ihr „Sparhund“ freute sich. Auf Grund der Ergebnisse der von Prayut befohlenen Umfrage über die Höhe der Schulden der Farmer, wie anfangs beschrieben, wurde ein Regierungsprogramm aufgerufen. Schlagwort: Umschuldung.

Jetzt war wieder die Bank gefragt. Die Regierungsbank „Bank for Agriculture“ bot allen Verschuldeten, einen Kredit zu Regierungs-Konditionen an, mit dem sie ihre alten Schulden ablösen konnten.

Medium 339716 anzeigen
Hier ein Beispiel. Eine Person, die sich z.B. 10,000 Baht in einem Goldgeschäft geliehen hatte bezahlte Zinsen in Höhe von 500 Baht pro MONAT. Die Regierungsbank bot einen Kredit gleicher Höhe (10,000 Baht) an, aber nur mit 1000 Baht pro JAHR bezinst.


Ich hatte da gleich meine Bedenken. Gib 'nem Thai 10,000 Baht auf die Hand und die wird er garantiert nicht zur Schuldentilgung benutzen, sondern für irgendwelchen Firlefanz. Meine Frau belehrte mich eines anderen. Nee, nee, Das Geld sehen die Verschuldeten erst gar nicht, sondern die Regierungsbank bezahlt davon die Schulden von z.B. 10,000 Baht direkt an den Geldverleiher.

Die kennen ihre Pappenheimer. Wow, ein Regierungsprogramm echt mit Verstand umgesetzt.

Die Pujai Baan hatte mit all dem nichts am Hut. 8000 Baht pro Monat ein echt leicht verdientes Geld. Sie hatte sich mit einem Teil ihres Lotterie-Gewinns einfach den lohnenden Titel der „Bürgermeisterin“ gekauft und kümmert sich einen Dreck um das Dorf.

Medium 339717 anzeigen
Eine vierte Aktion dient der Lebensbescheinigung. Nach dem Motto: Hurra, ich lebe noch. Mittlerweile besuchen uns auch die Ältesten Damen des Dorfes um Kopien anfertigen zu lassen. ID-Card und Familienbuch (dunkelbraun).

Leute ab 60 Jahre beziehen nämlich eine monatliche Rente vom Staat. Der bezahlt sie natürlich nicht gerne an Verstorbene.

Die Rente ist gestaffelt.

60 Jahre alt: 600 Baht

70 Jahre alt: 700 Baht

80 Jahre alt: 800 Baht

90 Jahre alt :900 Baht.


Auch Behinderte bekommen Rente. Allerdings altersunabhängig nur 500 Baht Dazu zählen auch die Dorftrottel. Solange sie harmlos sind und keinem was zu Leide tun. Ärztliches Blödheits-Attest natürlich notwendig.


Nach ein paar Monaten hat sich ein Service-Preis meiner Frau eingependelt. Für eine Seite Foto-Kopie erhält sie nun 2 Baht.

Man vergleiche das mit der dtsch. Botschaft in Bangkok. Die verlangen 10 Baht.

Die Immigrationen in Pattaya und Khon Khaen verlangten 5 Baht.

Demnächst geht es hier weiter...

Medium 339610 anzeigen
 

kalle11

Überzeugter Isaanist
Verstorben
21 Oktober 2008
11.496
12.834
5.468
73
Paradise Isaan
Wahre Worte die du hie rüber die Funktion der Puhjai Ban erzählst. Von denen hängt viel ab wie alles im Dorf läuft und ob und wie vor allem ungebildete Leute noch beschissen werden. Nicht selten kassieren sie unter der Hand mit ab, wenn sie jemandem zu einem nicht ganz korrekten Deal verhelfen.

Alle Dienstleistungen im Kleinen wie du sie hier beschreibst sollen sie ohne Bezahlung machen, höchstens Kostenerstattung. Viele tun es nicht. Ich könnte Seiten darüber schreiben.

Gute Puhjai Ban halten auch Bürger davon ab irgendwelche Deals zu machen, wenn sie selbst gar nicht die Tragweite überblicken können.

Zum Verdienst: Bei den 8.000 bleibt es aber nicht. Das wäre zu wenig um viel Geld in Wahlgeschenke zu investieren. Ist ja weniger als ein ungelernter Arbeiter in der Fabrik. Ist aber ja auch ein Ehrenamt (offiziell) und Nebeneinkünfte sind da schon mit berücksichtigt, ähnlich wie bei den geringen Gehältern der Polizisten.

Puhjai Ban verdienen meist am Orportor mit. Diese unterste kommunale Verwaltungen sind zuständig für Maßnahmen die die Infrastruktur betreffen. Thais reden offen darüber, dass 30% der zur Verfügung gestellten Summen dort versickern. Und da bekommt Puhjai Ban einen Teil von ab wenn sie sich mit den Leuten dort gut versteht. Das macht im Regelfall viel mehr aus als das Monatsgehalt.

Kann man gut daran erkennen: Wenn Puhjai Ban gewählt wird mit Amtszeit auf das 60. Lebensjahr liegen die Wahlgeschenke meist bei 200 - 300 Baht. Ich weiß von einer Orportor-Chefin die bei etwas mehr Monatsgehalt für eine 4-jährige Amtszeit 4 Millionen verteilt hat. Das tut sie nicht nur um den Titel für 4 Jahre zu haben. Da fließen im Hintergrund noch ganz andere Summen.

Wie auch immer, ein guter Puhjai Ban kümmert sich trotzdem vorrangig um die Belange der kleinen Bürger. Wir haben Glück bei uns im Dorf.

Übrigens nebenbei: 90-jährige bekommen sogar 1.000 Baht rente und bei Behinderten schwankt es zwischen 500 und 800 Baht. Dabei kriegen die geistig Behinderten die Höchstsumme.

Manche bekommen auch mehrere Renten. Im Nachbarort ein geistig behinderter, Bein amputiert 70 Jahre. Der kriegt 700 Baht für Alter, 600 Baht für das nicht vorhandene Bein und 800 Baht wegen lala.
 
Zuletzt bearbeitet:

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.648
6.365
Denke ich mir auch, dass Pujai Baan noch andere Einkommensquellen haben. Danke für deine Info

Da lohnt es sich, in die Wahl zu investieren. Wie gesagt, in unserem Fall war es ein Teil ihres Lotterie-Gewinns.

Was mich früher immer überrascht hatte, war die Unverfrorenheit, mit der in Thailand "geschummelt" wird. Jeder weiss es, jeder kennt die Schuldigen, aber nix passiert. Inzwischen wundert mich gar nichts mehr und schlaflose Nächte habe ich dadurch schon lange nicht. Nur das Grinsen kann ich mir nicht immer verkneifen, lol
 
Cosy Beach Club

kalle11

Überzeugter Isaanist
Verstorben
21 Oktober 2008
11.496
12.834
5.468
73
Paradise Isaan
Aber gerade im mittleren und unteren Bereich tut sich da einiges in den letzten Monaten. Etliche Leute sind aufgeflogen und bestraft worden.

Aktuelles fast lustiges Beispiel. Es war wie gesagt bisher normal, dass man z. B. beim Straßenbau für 1 km Straße Geld beantragt, es werden aber nur 700 m gebaut aber 1.000 m abgerechnet. Die Differenz wurde irgendwie aufgeteilt.

Jetzt müssen bei uns ca 5 km Straße erneuert werden. Logisch dass für 7 km Geld beantragt wurde.

Was keiner für möglich gehalten hätte, dass auf einmal jemand von der bewilligenden Stelle kam und die Straße nachgemessen hat!

Frechheit!

Ein Bekannter der sich beim nächsten Mal eigentlich auch zur Wahl zum Orportor-Chef stellen wollte meinte, er überlege sich das noch mal. Vielleicht ist das ja doch kein so guter Job (mehr).
 

Iffi

In Memoriam
Thread Starter
Verstorben
Thread Starter
18 Oktober 2008
6.460
76.648
6.365
Wie immer, wenn sich kalle11 hier beteiligt, motiviert mich das kolossal, bestimmten von mir angeschnittenen Thema etwas mehr auf den Grund zu gehen. Bin ja erst seit 9 Monaten ständiger Dorfbewohner und ich muss zugeben, dass ich immer noch nur an der Oberfläche kratze. Insider bin ich hier noch lange nicht.


Im Augenblick beschäftigt mich das Thema „Pujai Baan“, Dorfvorsteher, oder wie man das nennen will. Man könnte es gehässig auch Dorf-Mafia-Boss nennen.


Bevor die Tussi ihre Wahl gewonnen hatte, waren diese zwei Pujai Baan.


Medium 339744 anzeigen
Sie besuchen mich manchmal und wenn Feierlichkeiten sind, bleiben sie immer in meiner Nähe zum Palavern und gemeinsamen Umtrunk. Ausserdem betätigen sie sich als „Taxi-Fahrer“, wenn ich mal zum Flughafen Roi Et oder nach Khon Khaen zur Immi muss. Sie machen einen schon fast weltmännischen Eindruck und sind angenehme Gesellen.

Ich wusste zwar, dass beide Ex-Pujai Baan sind, aber zu mehr reichte mein Interesse zu diesem Thema nicht. Erst als die Tussi das Amt übernahm und das auch noch laut neuem Gesetz für die nächsten 16 Jahre wuchs meine Neugierde.

Ich fragte die beiden mal, was sie von der „Neuen“ hielten, aber erntete nur ein Grinsen. Thai-Stil halt. Nebenbei bemerkte aber einer beiden, dass ihm die Knete vor der Wahl ausgegangen sei. Die Tussi war durch ihren Lotteriegewinn halt unschlagbar.

Erst jetzt erfuhr ich durch meine Frau, dass der Ex 1000 Baht pro Wähler, die Tussi allerdings 1,500 Baht für ihre Wahl investiert hatten. Bei 400 Wählern macht das einmal 400,000 Baht und im Tussi-Fall 600,000 Baht. Au weia!

Die Tussi hat nach ihrer Wahl zwei Deputies (Stellvertreter) in ihr Boot gezogen. Die durften für diese Ehre je 60,000 Baht zahlen.

Unser Dorf hat natürlich auch ein Regierungs-Budget. Wie schon erwähnt für Verbesserungen der Infrastruktur, Dorfkindergarten und dergleichen. Und wer verwaltet das? Drei mal dürft ihr raten.

Auf meine ironisch gemeinte Bemerkung hin, dass der Pujai Baan davon bestimmt 25% oder so in die eigene Tasche steckt, hatte meine Frau nur ein müdes Lächeln.

25% ? Du hast wohl überhaupt keine Ahnung. Hier sind es mindesten 50%. Weiss hier jeder.

Aber es kommt noch schlimmer. Wenn zu Buddhistischen Feiertagen Geld im Wat gesammelt wird, bleiben die Scheine natürlich nicht in den Händen des Ajahns, Obermönch. Die Tussi hat z.B. nach dem Sonkran Fest die Scheine in einem Plastiksack mit nach Hause genommen und einige Dörfler aufgefordert, am nächsten Tag ihr beim Zählen zu helfen. Bei solchen Sammlungen kommen immer ein paar Hunderttausend zusammen. Es wird gemunkelt...aber lassen wir das.

Jetzt kann sich wohl jeder ein Bild davon machen, was wohl „da oben“ abgeht. Da geht es dann gleich mal um hunderte von Millionen, wenn nicht Milliarden. Jeder, der von denen behauptet, er wolle die Korruption abschaffen, ist ein Heuchler.


So langsam bin ich im „unschuldigen“ Dorfleben angekommen. Aber mehr als die Spitze des Eisberges werde ich wohl nie erfahren...
 
Zuletzt bearbeitet:

Pungparamee

Seit mehr als 20. Jahren dabei
   Sponsor 2024
21 Mai 2009
7.026
17.440
3.965
NRW und โกสุมพิสัย
Netter und informativer Bericht über dein Domizil. Vor allen Dingen interessant wie sich die Lebensumstände und Ansprüche ändern, wenn man in ein gewisses Alter kommt.

Das Thailand was dir die Zeit der 50. Jahre wiederspiegelt, ist allerdings meiner Meinung nach selbst im Isaan schon einige Jahre vorbei. Trotzdem gefällt mir die Ecke mit seinen Menschen sehr gut, auch wenn nicht alles so rosig ist, wie es auf den ersten Blick aussieht.

Gruß Hans
 
  • Like
Reaktionen: Iffi

Ähnliche Themen