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Thailand Unsere Farm I

Iffi

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18 Oktober 2008
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Oh, nette Überraschung Oli. Echt. Was ist denn jetzt mit deiner Bar?

Mukdahan ist etwa 180 km von uns entfernt.

Und übrigens, hier regnet es auch schon seit Wochen. Bin halt in meinem Bericht noch nicht soweit.
 

kalle11

Überzeugter Isaanist
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21 Oktober 2008
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Paradise Isaan
Find ich immer lustig bei diesen Bauernballets. Kostüm muß sehr knapp und sexy sein, aber letztendlich fehlt der Mut etwas mehr zu zeigen. Also muß doch noch ein eigener BH darunter.

Frage an den Bauern: Wieviel Reisernten habt ihr bei Euch normalerweise pro Jahr?
 

Iffi

In Memoriam
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18 Oktober 2008
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Ja genau, ist mir auch aufgefallen, dass die Mädels noch ein schwarzes Top unter ihren BHs tragen, lol

Die Frage nach der gewöhnlichen Anzahl Reisernten pro Jahr hier in der Gegend, muss ich noch stellen. Seit dem Yinluk Reis-Skandal sind die Bauern hier etwas aus dem Rhythmus gekommen. Die mussten einfach zu lange auf ihr Geld warten. In der Zwischenzeit verstrich der Zeitpunkt für eine 2. Aussaat. Ausserdem hatte Prayut die quasi verboten.
 

Iffi

In Memoriam
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18 Oktober 2008
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Angeregt durch Kalles Frage, wie viele Reisernten pro Jahr denn eigentlich in unserer Gegend üblich seien, im Folgenden mal ein etwas ausführlicher Zwischenbericht.


Die Antwort ist: Es sind zwei in „normalen“ Jahren. Aber seit zwei Jahren gibt es nur noch eine. Ich benutze das Wort „normal“ weil seit Ende 2013 nichts mehr „normal“ für die Bauern ist. Und das trotz Yinglucks grosszügigem Reisprogramm, welches den Bauern einen fast doppelt so hohen Preis für ihren Reis bot, als handelsüblich.


Das ging im ersten Jahr auch gut. Die Bauern waren happy. Sehr sogar. Und dann kamen die Zahlungen zunächst zögerlich und verspätet, wenn überhaupt. 2014 blieben sie ganz aus.


Die Banken, mit denen Yingluck ihr Reisprogramm finanzierte, sprangen nach und nach ab. Sie gewährten der Regierung einfach keine Kredite mehr. Das Reisprogramm kam wegen Korruption in Verruf und seine Kosten stiegen ins unermessliche. Die Bauern schauten in die Röhre, gingen zum Teil pleite oder verschuldeten sich in gigantischen Ausmassen.

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Als dann das Geld an die Farmer trotzdem langsam zu tröpfeln begann, erfuhr ich in unserem Dorf hautnah, was echte Korruption ist. Die Unverfrorenheit der Reisgrosshändler war einfach unfassbar.


In froher Erwartung begaben sich die Bauern unseres Dorfes in die Reissammelstellen um ihr Geld abzuholen. Das bekamen sich auch, nur nicht mehr das Doppelte, wie von Yingluck versprochen. So schön so gut. Aber...


Die Bauern zeigten uns ihre Empfangsquittungen. Darauf standen Zahlen wie 1 oder 2 Millionen Baht. Ausbezahlt bekamen sie 20K Baht oder mehr, je nach Grösse ihrer Reisernte. Wie bitte?


Das haben auch einige Bauern den Dealer gefragt und sich geweigert, eine solche Quittung zu unterschreiben. Der Dealer meinte nur: OK, dann kriegt ihr eben gar nichts. Alle unterschrieben.


Der Dealer wandte sich mit diesen Quittungen an die Regierung und machte sie zu Cash und...


...machte seinen Laden dicht und verschwand auf Nimmerwiedersehen. So kam es halt, dass Prayut später Reislager fand, die total heruntergekommen und mit mittlerweile minderwertigen Reis gefüllt waren. Die ehemaligen Besitzer hatten sich schon längst verpieselt.


Kein Wunder, dass dieses Reisprogramm den Bach runter ging.


2014 gab es also mangels Kapital der Bauern keine zweite Reisernte. Und genauso wird es 2015 sein. Erst nach der diesjährigen Ernte wird sich vermutlich die Lage wieder auf zwei Ernten einpendeln. Das aber nur, wenn der El Nino es gut meint.


Wie heisst ein Sprichwort?


„Der Teufel scheisst immer auf den grössten Haufen“


Das heisst, das die Bauern sowieso schon an Geldknappheit leiden, kaum Knete zum Investieren in die neue Aussaat haben und dass jetzt auch noch das Wetter einen Strich durch die Rechnung machen könnte.


Weil es hier so schön passt, hier mal eine Aufstellung der Kosten, die unsere 5 Rai Farm ab Mai bisher verschlungen hat, bis sie im August so aussah...

Medium 338205 anzeigen


  1. Baht 3,800 - Sechs Säcke Saatgut, Jasmin Reis, inklusive Nachsaat

  2. Baht 9,000 – Angemieteter Traktor zum Pflügen

  3. Baht 2,100 – Reis-Setzlinge, nachdem das Wasser kam

  4. Baht 1,200 - Lohn für zwei ahl Lütt, die sich um die meisten Setzlinge kümmerten

  5. Baht 600 – Wasser für die Flutung unseres Feldes

  6. Baht 4,000 – Fress- und Saufgelage als Dank an unsere hilfsbereiten Nachbarn.

Macht zusammen Baht 20,700 für 5 Rai.


Die nächsten Kosten kommen auf uns im Oktober, November für die Ernte zu. Keine Ahnung, wie viel das sein wird.


Für uns ein Klacks, aber nicht für die Kleinbauern. Die müssen dafür einen Kredit aufnehmen, weil der Erlös der letzten Ernte längst verbraucht ist.
 

Iffi

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18 Oktober 2008
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Weiter im Text...

Was mich im absolut trockenen Juni etwas optimistisch stimmte, ist die Tatsache, das unser Dorf von unzähligen Tümpeln und Teichen umgeben ist. Die waren zwar nicht so wie in guten Zeiten gefüllt, aber trotz monatelanger Trockenzeit nicht das geringste Anzeichen dafür, dass sie eventuell versiegen könnten. Ausserdem ist der Fluss „Chi“ ganz in der Nähe. Der sah auch noch recht gesund aus.

Medium 338819 anzeigen
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Die Wasserbüffel hatten jedenfalls kein Problem damit, Abkühlung zu finden.

Medium 338813 anzeigen
Trotzdem, Wasser musste auf die Felder. Die ersten Wasserpumpen wurden an den Rändern der Wasserstellen installiert und man begann die angrenzenden Felder zu versorgen. Glückliche Bauern, deren Felder nahebei sind. Aber schon die 100m entfernten blieben trocken. Soviel zur Chancen-Gleichheit auf dem Lande.

Medium 338815 anzeigen

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Deswegen eine weitere Empfehlung. Wer seiner Holden eine Farm kauft oder mitfinanziert, möge auf die Lage achten. Einfach nur 'ne Farm kaufen, weil sie so schön günstig und billig ist, bringt nichts, wenn weit und breit keine Wasserstellen oder Bewässerungskanäle sind. Idealerweise liegt sie relativ nahe an einem Tümpel oder Teich oder ein Bewässerungs-Kanal führt daran vorbei. Letztere sind zwar von November bis Mai trocken, aber werden in normalen Jahren meist schon Anfang Mai von einem nicht all zu weit entfernten Fluss geflutet.


In diesem Jahr hat es bis Anfang Juli gedauert, bis Wasser in den Kanälen plätscherte. Hurrah! Endlich! Aber geregnet hatte es bis auf sehr sporadische und kurze Schauer immer noch nicht.
 

kalle11

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Paradise Isaan
Danke nochmals für den unterhaltsamen anschaulichen Bericht aber auch die sachlichen Infos.

Bin vor allem gespannt, was nach der Ernte wirklich an Gewinn übrig bleibt. Wenn man mit Thais redet kriegt man nie eine wirklich stimmende Antwort, weil keiner eine Buchführung macht.
 
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Iffi

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Und dann hiess es „Wasser marsch!“


Ein Farmer fuhr mit seinem Moped an unserem Haus vorbei und rief laut: „Hey Leute, eure Farm wird geflutet!“


Das war am 1. Juli. Wir machten uns auf den Weg um diese frohe Botschaft zu begutachten. Es plätscherte munter in den Bewässerungskanälen dahin.


Oh Freude grosser Götterfunke. „Song of Joy“


https://www.youtube.com/watch?v=kbJcQYVtZMo




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Und wie sah es auf unserem Feld aus?
 

heini

schon über 29 Jahre ein Toter
   Autor
19 Oktober 2008
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kummerland
In Deiner Aufstellung:
1.) + 3.)
ergeben sich nicht aus 1.) Reissaat automatisch die 3.) Setzlinge??





habt Ihr keine eigene Pumpe?
 

Iffi

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Heini, schau mal am Anfang meines Berichtes. Da siehst du, wie wir zuerst nur ausgesät haben. Wenn es zu der Zeit schon genug Regen gegeben hätte und die Bewässerungskanäle gefüllt gewesen wären, hätte das gereicht. Die Setzlinge brauchten wir erst, als der Regen nicht kam und unsere Aussaat zu mindestens 70% im Arsch war.

Pumpen braucht man hier nicht. Sie würden ja auch nichts nützen, wenn die Bewässerungskanäle leer sind. Tümpel und Teiche sind zu weit von unserer Farm entfernt.

Wenn die Bewässerungskanäle gefüllt sind, werden einfach Durchstiche vom Kanal zum Feld gemacht. Fertig.
 

Iffi

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Die Setzlinge sind ja auch nicht gerade teuer. Machen aber 'ne Sauarbeit. Einige Bauern, die kleine Wasserstellen auf ihrem Grundstück haben, züchten Setzlinge in ihrem eigenen Wasser und vertickern die an die anderen Bauern. Macht aber erst Sinn, wenn es genug regnet und, vor allen Dingen, wenn die Felder geflutet sind. Solange warten die meisten Bauern meist nicht und fangen schon mal mit der Aussaat nach dem Prinzip Hoffnung an.
 

Iffi

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18 Oktober 2008
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Nur mal so zwischendurch bemerkt.

Herzlichen Dank für die vielen, vielen "gefällt" der Leser.

Das ermutigt und hält mich bei der Stange, lol.
 
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Iffi

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OK, einer geht noch....

So sah unsere Farm Ende Juni kurz vor der Flutung aus. Die Aussaat war eigentlich für die Katz. Ich, als „El Nino Spezialist“, lol, habe kaum etwas anderes erwartet. Aber versuch das mal einer mit seiner Thai-Frau zu diskutieren. Besonders dann, wenn auch die Farmer-Nachbarn einfach aussäen. Mittlerweile kann ich leicht auf irgendwelche Argumentationsrunden in dieser Hinsicht mit meiner Frau verzichten. Führt nur zum schiefen Haussegen. Also blieb ich stillschweigend bei meinem altersgemässen Motto: „Schaun' mer mal, dann sehn' wir schon“

Medium 338923 anzeigen
Der Bewässerungskanal entlang unserer Farm war jetzt gut gefüllt.

Medium 338925 anzeigen
Er wird vom 1 km entfernten Hauptkanal gespeist, der vom noch etwas weiter entfernten Chi-Fluss vollgepumpt wird.

Medium 338924 anzeigen
Unser Bewässerungskanal sieht zwar oberflächlich hingeschaut voll einbetoniert aus, hat aber für die angrenzenden Grundstücke Durchgänge, meist Rohre, die zu den Feldern führen und die mit Sandsäcken oder Erde verstopft sind. Zum Zwecke der Bewässerung lassen die sich leicht öffnen und auch wieder schliessen. Der Kanal führt leicht erhöht an unserem Grundstück vorbei. Pumpe nicht notwendig.


In unserm Fall gibt es einfach einen normalerweise mit Erde gefüllten Durchbruch.

Medium 338893 anzeigen
Mit Andacht liessen wir uns am Feldrand nieder, lauschten dem leisen Plätschern des Wassers und beobachteten, wie sich unsere Farm langsam aber stetig mit Wasser füllte. Die Felder unserer Nachbarn ebenfalls.


Medium 338892 anzeigen
Das ging so drei Tage lang, bis auch der hinterste Winkel unserer Farm unter Wasser stand.


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Aber schon am zweiten Tag kam der „Deichwart“. Ob wir denn so nett sein würden, unseren Durchbruch vorläufig zu schliessen. Es wären schon zehn Durchbrüche geöffnet, aber sein Plan liess eigentlich nur fünf Durchbrüche zu, die gleichzeitig offen sein dürfen. Andernfalls würde das Wasser zu schnell verbraucht.

Medium 338894 anzeigen
Das Bild täuscht ein bisschen. Der Wasserstand im Kanal ist etwas höher als der unserer Farm.


Die Antwort meiner Frau und auch unserer beiden direkten Nachbarn war: „Nee, lass mal. Dat reicht schon. Wart's ab, bis wir vollständig geflutet sind.“ Mit ernstem Gesicht fuhr er wieder von Dannen.


Es hat auch tatsächlich gereicht. Als wir am vierten Tag unsere Farm besuchten, war unser Durchbruch verschlossen, unsere Farm vollständig überflutet und der Kanal war immer noch ganz gut gefüllt.


Die Bewässerung hat 600 Baht gekostet. 200 Baht pro Tag, von 6 Uhr morgens bis 6 Uhr abends.



Erst jetzt wurde mir bewusst, wie lucky wir waren, dass unsere Farm gleich am Kanal liegt. Wir waren die ersten, und werden auch in Zukunft die ersten sein, deren Feld geflutet wird. Die dahinter liegenden Felder müssen warten.


Und dann geschah das, was unsereiner sich unter Reisanbau vorstellt...
 
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distro

ständig urlaubsreif ;-)
Inaktiver Member
15 November 2008
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Baden
Sehr interessanter Einblick in die Welt der Reisbauern :daume
Toller Bericht und schöne "entspannende" Bilder :handshake

:danke
 
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