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Laos September 2008

Iffi

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18 Oktober 2008
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Air America


1946 als Chinesische Zivilgesellschaft namens CAT (Civil Air Transport) von Amerikanern in Shanghai während des Bürgerkrieges gegründet, bewegte sie sich im Umfeld von Chiang Kai-Shek. Als Mao schließlich das Großreich eroberte, wich die CAT zunächst nach Hongkong und dann nach Formosa aus, dem heutigen Taiwan. Enge Bande zur OSS, dem Vorgänger der CIA, bescherten ihr weiterhin gute Kunden. 1950 übernahm die CIA einen Grossteil der CAT und nannte ihre nun eigene Airline: Air America. Diese kutschierte nicht nur US Regierungsbeamte, hohe Militärs und CIA-Leute in Süd-Ost-Asien durch die Lüfte, sondern auch Fallschirmspringer und Militärgüter.

Im Koreakrieg von 1950 – 1953 verdiente sie sich die Sporen. Im Indochina Krieg versorgten sie die Franzosen in Vietnam aus der Luft. Ihre Zivilpiloten erwarben sich den Ruf, nicht unbedingt auf einen komfortablen Flughafen in einem friedlichen Urlaubsland angewiesen zu sein. Selbst unter Flak-Feuer versahen sie ihren Dienst. Sie sind die ersten Amerikaner, die schon vor dem US-Vietnam Krieg über dieser Geografie unter Beschuss gerieten und Opfer beklagen mussten. Die Legende um die Hasardeure der Lüfte war schon bald in aller Munde.

Zu den Flugzeugtypen gehörten sog. STOL Flieger, die nur eine kurze Start- und Landebahn benötigten. STOL = Short Take-Off and Landing.

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Air America STOL in Laos beim Auftanken aus Eimern



Auch größere Transportmaschinen gehörten zu ihrem Besitz, wie z.B. die altbewährte C-119…

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…oder die C-46 und C-47.

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In Ermangelung von Start- und Landemöglichkeiten für Flugzeuge im Laotischen Hinterland erweiterte die CIA das Portfolio der Air America zunächst mit US Air Force Hubschraubern, Typ H-19A. Um den Schein zu wahren, wurden die Helikopterpiloten pro forma aus dem Militärdienst entlassen und als Zivilpersonen von der Air America eingestellt. Selbst die Hubschrauber bekamen ein ziviles Gewand.

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H-19A Helikopter der Air America in Laos, um 1960 in der Nähe der Ebene der Steinkrüge



Diese H-19A waren nur zum eingeschränkten Personentransport geeignet und beförderten lediglich CIA Beamte zu konspirativen Treffen in abgelegenen oder schwer zugänglichen Gebieten. Größere Lasten konnten sie nicht tragen. Was in Laos völlig fehlte, waren Start- und Landemöglichkeiten für Flugzeuge an strategischen Orten in der Wildnis. Zum Aufbau dieser Infrastruktur mussten schweres Gerät und Militär-Pioniere an geheime Orte in Laos geschafft werden, wo sie dann Sandpisten in den Dschungel fräsen konnten, die für die Flugzeuge der Air America geeignet waren.

Zu diesem Zweck wurde die Hubschrauberflotte der Air America ab 1960 mit den kraftvollen UH-34 des US Marine Corps ergänzt. Diese legendären UH-34, die uns aus vielen Vietnam Filmen bekannt sind. Auch in diesem Fall quittierten die Marines Piloten ihren Dienst und kleideten sich in Air America Zivil.

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UH-34 irgendwo in Laos auf einer “Flughafen-Baustelle”



In den Bergen rund um die Ebene der Steinkrüge herum entstanden so von der CIA versorgte Air Basen. Sie alle wurden mit dem Code Namen „Lima Site“ versehen, gefolgt von einer Nummer.

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Das umkämpfte Gebiet mit der Ebene der Steinkrüge im Zentrum ist weiß eingezeichnet. LS = Lima Site.



Eine der berühmtesten war die Lima Site 20A in Long Tieng, süd-westlich der Ebene. Sie war auch der Hauptwohnsitz von Major General Vang Pao, Befehlshaber der Hmong Armee.

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Lima Site 20A in Long Tieng



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Lima Site 50

Die USA verfügten nun über eine Infrastruktur in Laos, die es ihr erlaubte, Personen und Material auf schnellstem Wege und in kürzester Zeit von A nach B zu befördern. Dies alles unter einem zivilen Deckmantel. In Bezug auf die Piloten der Air America ist dies durchaus nicht zynisch gemeint. Mit Ausnahme der meisten Hubschrauberpiloten waren sie echte Zivilisten. Abenteurer, die sich nicht in eine militärische Ordnung eingliedern ließen, keinen Kampfauftrag hatten und Entscheidungen rein professionell und selbstbestimmt als Piloten trafen. Das Fliegen war ihre Leidenschaft, ihre Mission. Die meisten waren ein bisserl verrückt und ihrem Beruf mit Leib und Seele verfallen. Diesen Aspekt trifft der Film „Air America“ sehr gut.

Die Kernaufgabe der Air America im Dienste der CIA bestand einerseits im Personen- und Gütertransport und andererseits in der Aufklärung über Feindgebiet, wobei sie die Koordinaten des entdeckten Feindes an Kampf- und Bomberflugzeuge weitergaben. Sie waren die Scouts der Lüfte.

Die Heimatflughäfen der Air America lagen in Thailand. Die Thais erlaubten den Amerikanern, militärische Flughäfen an den strategischen Orten Udon Thani und Nakhon Phanom anzulegen. Vientiane in Laos spielte nur eine untergeordnete Rolle, da das Geld und Material für eine notwendige Erweiterung des Flughafens, wie wir nun wissen, von den Laoten einfach für die Avenue Lane Xang und das Patuxai (Siegestor) verwendet wurde.

Die „Amerikanisierung“ Thailands hatte schon kurz nach dem 2. Weltkrieg begonnen. Die Amis pumpten Dollars ohne Ende nach Thailand hinein. Zunächst für die Infrastruktur um militärische Logistik und Beweglichkeit zu erleichtern. Später in Form von Waffen und Rüstungsgütern aller Art. Die Thai-Mädels schminkten, frisierten und kleideten sich im westlichen Stil. Die Jungs stiegen auf Jeans um, klappten den Hemdkragen hinten hoch und kämmten sich die Elvis-Tolle.

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Thai Angestellte auf der Nakhon Phanom US Air Base




Die nach amerikanischem Vorbild gebauten „Central“ Kaufhäuser mit ihrer importierten westlichen Kleidung und Kosmetik erlebten ihren ersten Höhenflug. Sie wurden zum Treffpunkt der Jugend. Dort studierten sie die neuesten westlichen Trends und wenn das Taschengeld reichte, schlugen sie zu. Lam Morrison lauschte fasziniert der neuen amerikanischen Welle, übte auf der Gitarre und trat schließlich in einem Club der US Air Base in Udon Thani auf. Es sollte der Beginn einer Karriere sein, der er sich immer wieder erfolgreich entzog. Pattaya hat ihn nie losgelassen.

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Der Air America Komplex in Udon Thani war von dem militärischen getrennt.




Von dort starteten zunächst Aufklärungs- und später Bomberflüge ausschließlich nach Vietnam. Besonders der berühmte Ho Chi Minh Pfad wurde unter die Lupe genommen. Als sich dessen Verästelungen immer mehr westlich nach Laos und Kambodscha hinein schoben, gerieten auch diese beiden Länder in das Bomber-Visier. Die nun ganz offensichtlich kommunistische Pathet Lao in der Ebene der Steinkrüge, sowie die Stationierung mit ihr befreundeter Nord-Vietnamesischer Truppen dort, bewirkte eine Verstärkung der Überwachung des Luftraumes in dieser Gegend.

Als sich die schon zum großen Teil in die Berge geflüchteten Hmong hilfesuchend an die Amerikaner wandten, da sie tödliche Repressalien von den Pathet Lao befürchteten, weil sie vorher mit den Franzosen kollaborierten, wurden sie zum natürlichen Verbündeten des Westens auf Laotischem Boden. Die CIA ermutigte sie noch tiefer in die Berge zu ziehen und ihre lebensnotwendigen Reisfelder aufzugeben, gepaart mit dem Versprechen, sie aus der Luft zu versorgen, sie zusätzlich mit Waffen zu beliefern und entsprechend militärisch auszubilden.

Air America hatte eine neue Aufgabe, nämlich genau diese Versorgung aus der Luft.

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Eine C-46 wirft Reis über einer versteckten Hmong Siedlung im Umfeld der Ebene der Steinkrüge ab.


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Nach nur wenigen Jahren hatten die neu heranwachsenden Hmong Kinder keine Ahnung mehr, was ein Reisfeld ist. Für sie waren die weißen Körner etwas, das ausschließlich vom Himmel fiel. Air America lieferte neben normalen Reis auch „hard rice“. Damit war Munition gemeint.

Nachdem der Krieg in Laos eskalierte, taten sich Air America Piloten durch die Suche und manchmal auch Rettung von abgeschossenen Piloten hervor. Sie waren weder dazu ausgebildet noch entsprechend bewaffnet. Sie taten es einfach.

Nach bereits vorausgegangenen harten Schlägen war ab 1972 der Krieg in Laos für die westliche Welt verloren. Wieder einmal zeigte sich, dass eine weit überlegene militärische Infrastruktur und Bewaffnung kein Garant für Erfolg ist.

Air America Piloten erfüllten eine letzte wichtige Aufgabe. Neben Militärpersonal flogen sie 10-tausende Hmong nach Udon Thani aus und zwar solange, bis die Pathet Lao alle „Lima Sites“ eingenommen hatten und es keine Landemöglichkeiten mehr in Laos gab.

Zwischen 1965 und Ende 1974 verloren 100 Air America Piloten ihr Leben über Laos. Als die Udon Thani und Nakhon Phanom US Basen 1975 geschlossen wurden und die Thais kein Interesse an einer Übernahme der Air America zeigten, wurde die Airlines 1976 aufgelöst und alle amerikanischen Piloten entlassen. Diese verstreuten sich in alle Winde.

Die Legende ist aber so noch nicht vollständig. Während die Geschichte von den „edlen“ Piloten durchaus auf Fakten beruht, gibt es auch eine dunkle Seite. Nicht alle konnten der Verführung durch einen sehr lukrativen Nebenverdienst widerstehen, denn das Geld lag sozusagen auf der Strasse und wartete nur drauf, aufgesammelt zu werden. Die Währung hieß Opium. Die Hmong in Laos, Nord-Vietnam, Burma und Süd-China sind auch heute noch Experten im Poppy-Anbau. So kam es notgedrungen dazu, dass die Air America Piloten damals damit in Berührung kamen. Die CIA hatte sowieso schon seit dem Bürgerkrieg in China, damals noch OSS, ihren Ruf weg, mit dieser Währung Waffengeschäfte und Verbündete zu finanzieren.

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Hmong Poppy Feld in der Nähe von Phonsavan

Manch Air America Pilot mag auch nach der Schließung einen lohnenden Job bei einem Drogen-Lord in dieser Geografie gefunden haben. Sie kannten sich dort gut aus und was noch wichtiger war, behielten die Nerven, wenn es brenzlig wurde.

Dies ist allerdings ein Aspekt, den ehemalige Piloten der Air America in dem gleichnamigen Film für völlig überbewertet halten. Die CIA drückt sich in einem offiziellen Bericht in diesem Zusammenhang sinngemäß zitiert folgendermaßen aus:

„Eine eingehende Untersuchung hat ergeben, dass innerhalb der Air America zu keiner Zeit organisierter Opiumhandel von den Piloten betrieben oder unterstützt wurde. Es lag aber in der Natur der Sache, dass jeder Pilot irgendwann mal, ohne dass er es wusste, eine Ladung Opium an Bord hatte.“

Amen !
 

Iffi

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18 Oktober 2008
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Das Erbe des „Secret War“


Es wimmelt nur so von Blindgängern in der Provinz Xieng Khouang. Oberflächlich in der engsten Umgebung an den drei Hauptstätten (site 1, 2 und3) zwar beseitigt, verbergen sich noch viele UXOs (Unexploded Ordnances) im Umfeld links und rechts der Sandwege. Ganz besonders an den noch nicht für den Tourismus erschlossenen Orten.


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Auch Reisfelder zu bestellen, ist nach wie vor gefährlich. Viele dieser „bombies“ verstecken sich noch im Schlamm, weil sie „weich“ gefallen sind. Ebenso in den Wäldern, wo das Blätterdach ihren Fall verlangsamt hat. Eine Erschütterung kann sie auch heute noch explodieren lassen.

„bombies“, wie die Laoten sie nennen, diese tennisballgroßen Bombchen, die sich zu je 670 aus der sich typisch in Laos benutzten CBU-26 Cluster-Bombe befreien und somit ein Gebiet von mehreren Fußballfeldern zu einer Todeszone machen. Besonders niederträchtig ist ihre Farbgebung im Neuzustand. Orange, gelbe und rote Exemplare sollten Früchte oder Spielzeug vortäuschen. Die darin enthaltenen 300 Splitter sind so gestaltet, dass sie beim Aufprall auf den Körper eine Druckwelle erzeugen, die, wenn z.B. in den Bauch getroffen, die Gedärme förmlich explodieren lässt.


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Es gab aber noch andere Bombchen, die kurz über dem Erdboden explodierten. Die waren mit kleinen Dart Pfeilen bestückt. Laut Augenzeugenberichten wurden die Menschen damit förmlich auf den Boden genagelt.

‚Tschuldigung, wenn ich hier so explizit werde. Aber ich finde, wir sind es den Leuten schuldig, darauf hinzuweisen, was sie durchgemacht haben und auch heute noch erleben müssen. Fast täglich findet eines dieser Bombchen noch seine Opfer. Besonders Kinder und Reisbauern. Außerdem soll es eine Warnung an die Touristen sein, die glauben, sich alleine in der Wildnis der Xieng Khouang Provinz auf Wanderschaft begeben zu können.


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Bombensuche auf der Ebene der Steinkrüge





Jede einzelne hat eine verheerende Wirkung, viel stärker als eine landläufige Tretmine. Ihr Sinn und Zweck besteht darin zu töten. Wer sich in der Nähe einer Explosion befindet, hat wegen der Splitter kaum eine Chance. Anders bei den Tretminen, die auf Kampfunfähigkeit zielen, indem sie Menschen verstümmeln.


Statistiken


Nach konservativen Schätzungen wurden über ganz Laos etwa 90 Millionen „bombies“ abgeworfen. Davon mindesten 10 Millionen Blindgänger. Mehr als ein Viertel davon über der Xieng Khouang Provinz, die neben Savannakhet weiter im Süden das meiste abbekam.

In den Jahren von 1964 bis 1973 flog die USA 580,000 Bombereinsätze über Laos. Im Schnitt alle 9 Minuten einen Einsatz und das 9 Jahre lang.

Insgesamt 2 bis 2,5 Millionen Tonnen Bomben wurden abgeworfen. Das ist das Doppelte, welches im 2. Weltkrieg auf Deutschland und Japan niederging, mal von den beiden Atombomben abgesehen.

Damit ist Laos, pro Kopf gesehen, dass am schwersten bombardierte Land in der Kriegsgeschichte.

Laut Schätzungen leben heute 300,000 bis 400,000 Hmong voll integriert auf Laotischem Boden. Man begegnet ihnen überall entlang der Nationalstrassen. Ihre Kinder gehen in der einheitlichen Schülerunform in staatliche Schulen. Eine aus 10,000 bis 20,000 Leuten bestehende Minderheit der Hmong Volksgruppe hat es aus mir unbekannten Gründen nicht geschafft. Sie verstecken sich in den schwer zugänglichen Bergewäldern und werden wie wilde Tiere von der Laotischen Armee gejagt. Die Versorgungslage ist katastrophal. Grössere Reisfelder würden sie aus der Luft verraten.

Vermutlich hatten sie im Gegensatz zu der grossen Mehrheit der Hmong solche Angst vor den Umerziehungslagern (Seminare) der Pathet Lao, dass sie es vorzogen sich zu verkrümeln. Sie heute noch als Feinde der kommunistischen Regierung Laos’ zu betrachten, ist ein Zeichen für die Unmenschlichkeit der jetzigen Regierung. Die steht in dieser Hinsicht auf der gleichen Stufe wie die Burmesischen Generäle.


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Mit der Kenntnis über noch gar nicht lange vergangene Zeiten, welche noch in den Köpfen der Menschen dort lebt und welche heute noch fast täglich Opfer fordert, begeben wir uns noch einmal zu den Steinkrügen und suchen dort nach Spuren des „Secret War“.....
 

Iffi

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Kriegsspuren an den Steinkrügen

In den Glanzbroschüren nicht unbedingt gerne bildhaft hervorgehoben, liegt eine grosse Anzahl der Steinkrüge in Trümmern. Nicht, weil Wind und Wetter über die Jahrtausende an ihnen genagt oder Touristen daran mit Hammer und Meissel rumgefummelt haben, sondern weil sie Opfer der Bombenteppiche wurden.

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Drei Bombenkrater in Reihe und Glied. Die zwischen den Krügen wurden bereits zugeschüttet.​


Manche Pathet Lao Soldaten nutzten die Steinkrüge als persönlichen Unterschlupf, kletterten in sie hinein und beschossen aus vermeintlich sicherer Deckung auf Bomberflugzeuge. Ein historisch einmaliger Ort wurde zum Schlachtfeld des modernen Krieges. Die einstigen Weinkrüge, von den legenhaften Riesen zur Siegesfeier erhoben, wurden zum Einmannbunker Laotischer und Vietnamesischer Soldaten.

Da nach heutiger Geschichtsforschung und archäologischen Untersuchungen die Wahrscheinlichkeit sehr hoch ist, dass diese Gefässe einmal als Aufbewahrungsort für die Toten dienten, bevor die Überreste verbrannt und deren Asche in kleinen Tonurnen unter den Krügen vergraben wurden, scheint sich die Geschichte zu wiederholen. Tote Soldaten zierten ihr Inneres vor rund 40 Jahren.

Hier ein paar Beispiele völlig zerbombter Steinkrüge...

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Verlassen wir nun diese Stätte des Grauens, die sich immer noch in den vermeintlich freudlosen Gesichtern der ab 40-jährigen Einheimischen wiederspiegelt und begeben uns „on the road“ nach Luang Prabang...
 

daRock

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Inaktiver Member
28 März 2009
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:hallo


Wuerklich sehr sehr schöner Bericht und mit super Infos :daume
 

chau-chu

Kathoy-Master
   Autor
21 Oktober 2008
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Südbaden
@Iffi,


sehe diesen Bericht erst jetzt, da ich ehrlicherweise den Philippinen-Bereich mangels Eigenerfahrung etwas vernachlässige.

Da hat sich einer aber richtig ins Zeug gelegt.:daume

Muss mir das mit den Philippinen doch mal überlegen.


Grosse Danke an dich für deine Mühe.....:bigg
 

Iffi

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Danke für euren Zuspruch. Dann werd' ich wohl in Kürze mal weitermachen....
 

rio0815

Member Inaktiv
Inaktiver Member
23 Februar 2009
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Klasse Infos, sehr viel Geschichte (voll mein Ding), schöne Fotos.

Gerade erst entdeckt, diesen Bericht.
DANKE!

Zu dem Einmarsch der Thai in Kambodscha während des WW II werde ich mal selber weiterrecherchieren, hast mich neugierig gemacht.

Vielleicht erklärt sich dann auch das gegenwärtige "Schaulaufen" zwischen Khmer und Thai um einen unwichtigen Tempel :licht
 

Iffi

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On the Road to Luang Prabang

Wer einigermaßen komfortabel von Phonsavan nach Luang Prabang reisen möchte, hat keine andere Wahl als die Nationalstrasse 7. Diese Strasse, die von den französischen Kolonialisten ursprünglich in den Dschungel gefräst und inzwischen modernisiert wurde. Drei Stunden für ungefähr 130 Km auf einer Strasse, die wir schon von der Hinfahrt kannten.

Der einzige Unterschied lag in der von dieser Richtung offenen Sicht auf eine neue Schule inmitten der einsamen Bergwelt auf einem Hügel rechts neben der Strasse. Meine Holde bekam sogleich den Buntstift- und Schreibheft-Blick, denn wir hatten noch zwei Schüler-Kits im Gepäck. Die mussten abgeliefert werden. Die Oberlehrerin war begeistert, die Kinder konnten es nicht erwarten, diese Instrumente in Empfang zu nehmen. Immer wieder erstaunlich, wie in diesen Breitengraden der Sinn nach lernen steht, wenn man dies mit der Gleichgültigkeit so mancher Schüler in unseren Gegenden vergleicht.

Nach etwa drei Stunden erreichten wir wieder das uralte Banditennest Phou Koun an der Gabelung der Nationalstrassen 7 und 13, welches wir schon von der Hinfahrt kannten. Dort, wo sich schon seit Jahrhunderten die Einheimischen an den niederen Chargen schadlos hielten, Reisende ausraubten und den durchziehenden Royals schleimten um ihren Gewinn zu maximieren.Meistens wurde ihnen allerdings alles genommen. Ein königlicher Zug mit militärischem Anhang verlangte nach Nachschub ohne Rücksicht auf Verluste. Hühner und Schweine gehörten danach zu den seltenen Spezies an diesem Ort. Eine Stunde Pause. Nudelsuppe inklusive. Der Heerzug der Touristen zahlt für Speise und Trank. Das sind liebe Leute. Nicht alle hält es unbedingt davon ab, die lieben Touristen unbehelligt zu lassen. Überfälle in der Umgebung auf der Landstrasse sind immer noch keine Ungewöhnlichkeit und das AK47 dient als unwiderstehliches Argument für den Besitzwechsel von Cash. So manch einsamer Soldat der Laotischen Armee auf einsamem Posten bessert so seinen Sold auf. Kein Witz.

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Weiter geht’s auf der 13. Etwa 50 km in Richtung Luang Prabang gibt es das „Sandwich Village“. Meine ureigenste Bezeichnung für diesen Ort, die unser Fahrer sofort begeistert aufgriff. Der echte Name ist Ban Kiokacham. Eine Raststätte im Laos Stil. Bagets im westlichen Stil mit Wunschbelag sind dort der Schlager. Es empfiehlt sich, die Regie in Bezug auf die Zutaten zu behalten. Wenn man es den Mädels aus Bequemlichkeit überlässt, kommt nur Murks raus. Also immer schön mit dem Finger auf die Zutaten zeigen, die man gerne als Belag hätte.

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Den Leuten dort geht es gut. Der Umsatz stimmt, denn fast jeder Durchreisende legt einen Stop auf dem Wege nach und von Luang Prabang ein. Touristen werden nicht angebaggert. Die Geschäfte laufen einfach.

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Die Inhaber sind entspannt. Ausländer gehören zur Stammkundschaft, egal wie blöd sie sind. Eine Truppe Deutscher mit absolutem Durchblick gingen mit ihren Fingern vogelzeigend von Stand zu Stand. Die Preise wären ja absolute Abzockerei. Nicht mit uns. Die nonchalanten Laoten liessen sich nicht den Tag verderben. Normal. Die Farangs sind so. Die Lütten sind auch gut drauf und so manche mag eine vielversprechende Zukunft vor sich haben...

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Möge der Charm dieser kleinen Mädels sich für immer in das reifere zwischengeschlechtliche Alter erhalten. Als Neuling in einem fremden Land ist man ja zunächst mal Optimist.

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Wir wurden schon in Vientiane von unserem schwedischen Hotelwirt gewarnt. Teile der Strasse nach Luang Prabang wären den Hang hinuntergerutscht. Dies alles mit der Farang-Durchblicker-Ernsthaftigkeit vermittelt. Ich kenn mich hier aus, Jung. Die Lage ist ernst. Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass die lahmarschigen Leutchen hier in ein paar Tagen was reparieren können?

Nicht vergessen. Der August 2008 war einer der regenreichsten Monate der letzten 60 Jahre. Der Mekong überschritt überall seine gewöhnliche 20 Meter Hochwassermarke während der Monsumzeit. 20 Meter Unterschied im Wasserstand. Eine Standardmarke jedes Jahr. Doch seit 60 Jahren gab es kein Hochwasser mehr wie dieses mal. Entlang des Mekong war überall landunter. Wir sollten es uns nochmal überlegen, überhaupt nach Luang Prabang zu fahren. Als alter Fatalist konnten mich solche Warnungen noch nie von irgendwas abhalten. Wird sich schon irgendwie richten und wenn nicht, na gut. War’s wenigstens einen Versuch wert.

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Und tatsächlich. Es gab einige Stellen, wo die Bergseite der Gravitation gefolgt ist. Vom Regen völlig aufgeweichte Abhänge sind hinabgerutscht.

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Wer gerade zu dem Zeitpunkt mit dem Auto vorbeifuhr, hatte schlechte Karten. Die Lösung liegt auf der Hand. Einfach die Strasse weiter in den Berg hineinfräsen, bis sie wieder so breit wie vorher ist. So ist die Wiederherstellung der Passierbarkeit lediglich eine Angelegenheit von wenigen Tagen, wenn nicht gar Stunden.

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Mein iPod steckt in einem handlichen batteriegeladenem Stereo-Lautsprecher-Set. „Born to be wild“. Volle Pulle. Unser Fahrer legt einen Zahn zu. Die Stossdämpfer ächzen. So verkalkt scheint der Weißhaarige auf dem Rücksitz doch nicht zu sein. Meine Holde öffnet im Halbschlaf ihr linkes Auge und grinst im Takt mit. Sie steht ebenfalls auf solche Mucke.

„Kennst du Lam Morrison?“ fragt unser Fahrer. „Ich bin in Udon Thani geboren. Er war mein Nachbar. Bin mit ihm und dieser Musik aufgewachsen. Haste noch mehr von dieser Sorte?“

Na klar doch. Mit Led Zeppelin „Whole Lotta Love“ und Black Sabbath’s „Paranoid“ im Ohr nähern wir uns Luang Praban. Der Strassenzustand ist ebenfalls rockig. Passt. Wir schlittern durch die kurvenreiche Strecke. Endlich wird das Auto mal gefordert.
 

Iffi

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Luang Prabang in Sicht

Drei Stunden von Phou Khoun bis Luang Prabang. Ohne Rock Musik kaum auszuhalten. Die Fahrerei stresst mittlerweile. Seit Phonsavan sind sieben Stunden vergangen. Kurz vor dem Ziel, aber noch hoch in den Bergen, nimmt die Anzahl der einheimischen Fussgänger zu. Männlein und Weiblein teilen sich die Last. Sexy. Schaffende Frauen haben schon immer meine Libido stimuliert. Warum? Keine Ahnung. Eine zeitlang waren es Bedienungen hinter der Theke. Und das nicht erst seit Thailand, sondern schon in jungen Jahren in der Heimat. Das ist einfach so.

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Und dann eröffnet sich schliesslich der Blick auf diesen einmaligen Ort der Lan Xiang Vergangenheit. Dem Land der tausend Elefanten. Über Jahrhunderte ein „Rattanakosin“ (uneinnehmbarer Platz), der diese Geografie prägte. Verwandschaftlich verküpft mit Lan Na, dem Land der tausend Reisfelder. Die Einwohner von hübscher Statur, weisshäutig und von einer weiblichen Gelassenheit geprägt, mit der man als Mann auf ewig verheiratet sein möchte, wenn es denn stimmte.

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Vom Mekong umschlungen und behütet. Das Wetter angenehm und nicht extrem. Eine ehemals glorreiche Königsstadt. Die Herrscher des alten Reiches wussten schon, warum sie sich hier niederliessen. Selbst die paar hundert französischen Kolonialisten, die einst ganz Laos im Griff hielten, konnten diesem Flair nicht widerstehen, liessen Fünfe grade sein und genossen hier ihr Leben, ohne die Einheimischen zu sehr zu ärgern. Vom, „Secret War“ total verschont. Eine Oase der Unschuld im friedlichen Geiste des alten Lan Xang Reiches.

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Luang Prabang

Meuang Sua


Die Antwort auf die Frage, warum gerade dieser in früheren Zeiten sehr schwierig zu erreichende Ort und fernab vom Schuss 1354 n.Chr. als Königshauptstadt für das erste Laotische Großreich gewählt wurde, ist recht interessant. Es gibt mehrere Antworten, die sich nicht gegenseitig ausschließen, sondern ergänzen und die Türe für das Verständnis geschichtlicher Zusammenhänge und die Welt der Symbolik und Mystik der damaligen Zeit öffnet.

In alten laotischen Sagen finden sich verblüffende Ähnlichkeiten mit dem Alten Testament der Christen. Da ist von einer Sintflut die Rede, mit der die Götter die dunkelhäutigen Ureinwohner ausrotteten, da sie sich nicht an religiöse Regeln hielten. Nur drei Fürsten überlebten mit ihren Frauen, weil sie ehemalige Götter waren und eine „Arche“ gebaut hatten. Die taten Abbitte, wurden zwar mit der Endlichkeit des Lebens bestraft, erhielten jedoch einen Landstrich namens Muang Thaeng zugeteilt. Ein alter Name für Dien Bien Phu im heutigen Nord-Vietnam. Als Zugabe erhielten sie noch einen starken Wasserbüffel, mit dem sie die Reisfelder bestellen konnten und wurden noch einmal ermahnt, die Götter zu ehren.

Dieser Büffel starb aber schon nach ein paar Jahren und aus seinen Nasenlöchern sprossen Ranken an denen drei riesige Kürbisse heranwuchsen. Die größten Popel aller Zeiten. Neugierig geworden, weil aus diesen Kürbissen sonderbare Geräusche drangen, bohrte einer der Fürsten ein Loch hinein und, oh Wunder, unzählige hellhäutige Menschen strömten aus ihnen heraus. Es dauerte mehrere Tage, bis alle drei Kürbisse geleert waren. Es war die Geburtsstunde der Tai Völker, von denen die Lao, die Siamesen und die Shan die Überzahl bildeten.

Es herrschten paradiesische Zustände. Die Menschen gingen dem Reisanbau, dem Fischfang und der Jagd nach, der Tisch war reichlich gedeckt und alle freuten sich ihres einfachen Lebens. Bei jedem Mahl, jedem Fischfang und erlegtem Wildtier bedankten sie sich bei den Göttern zu deren Wohlgefallen. Ihre Zahl wuchs und wuchs und bald konnten nicht mehr alle mit diesen einfachen Mitteln und Fähigkeiten versorgt werden. Die Versuche zweier Gottgesandter, den Tais die Fertigkeiten für eine ausreichende Versorgung beizubringen, scheiterten kläglich, da diese Götterboten den ganzen Tag lang besoffen waren und nichts mehr auf die Reihe kriegten.

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Ein himmlisch gezeugter Sohn, Khun Burom brachte schließlich den Fortschritt. Er gilt als der „Abraham“ aller Tais. Er war ein weiser Mann und lehrte die Tais, wie sie bei zunehmender Bevölkerung trotzdem überleben konnten. Er führte wie Moses Gesetzestafeln mit sich und die Anleitungen zum Früchte- und Gemüseanbau, zum Spinnen und Weben und der Werkzeugherstellung.

Alles schien gut zu gehen, bis eines Tages die aus den Nüstern des toten Büffels hervorsprießenden Ranken unkontrolliert zu wuchern begannen. Ihre Blätter verdunkelten die Erde, ließen kein Sonnenlicht mehr hindurch. Alles Leben war in Gefahr. Niemand war in der Lage, diese Ranken zu roden. Wer es versuchte, kam dabei um. Ein altes Ehepaar, Pu Nyeu und Nya Nyeu, sprachen Khun Burom an. Sagten ihm, dass sie sich auserwählt fühlten, diese Ranken zu vernichten und dies im Wissen, dass sie diese Aktion nicht überleben würden. Sie äußerten nur einen einzigen Wunsch gegenüber Khun Burom:

„Lass uns in ewiger Erinnerung bei den Tais bleiben“

Pu Nyeu und Nya Nyeu retteten die Welt und bezahlten mit ihrem Leben. Noch heute werden sie von vielen Lao angerufen, wenn’s zum Essen geht: „gin nyeu“, was dem Sinne nach übersetzt heißt: „Bitte esst mit uns, Großmutter und Großvater.“

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Großmütterchen und Väterchen während des jährlichen pi mai Festivals in Luang Prabang. Wer eines dieser langen Kostümhaare findet, hebt es sorgfältig auf und hält es in Ehren. Hinter den beiden der kleine Löwe Singkao Singtham.

Pu Nyeu und Nya Nyeu sind die früheste wenn auch mythische Verbindung mit Luang Prabang, dem Ort um den es hier geht. Sie sind die Schutzheiligen dieser Stadt und werden während des feuchtfröhlichen Neujahrfestes besonders geehrt.
Nach der Machtübernahme der Pathet Lao 1975 wurde dieser Umzug verboten. Er wäre rückständig. Als daraufhin ein paar Regierungsmitglieder vom Pech verfolgt wurden, durften Pu Nyeu und Nya Nyeu wieder tanzen. Selbst laotische Kommunisten sind abergläubisch.

Khun Burom spielt noch eine weitere Rolle im Zusammenhang mit Luang Prabang. Einem seiner sieben Söhne, Khun Lo, übergab er das sagenumwobene Meuang Sua als Königreich. Den Ort, der heute Luang Prabang genannt wird.

Meuang = ähnlich wie das Thailändischen Muang (Don Muang) bezeichnet eine dörflich bis städtische Verwaltungseinheit

Sua = sehr wahrscheinlich das altindische Sanskrit-Wort für Java

Khun Lo war der erste König der einzigen laotischen Dynastie, die es je gab. Selbst der letzte laotische König, der 1975 abdanken musste und in einem „Seminar“ der Pathet Lao spurlos verschwand, sah sich in einer Linie mit Khun Lo. Damit nicht genug. Manche Königshäuser der Siamesen, z.B. in Ayutthaya, hoben gerne hervor, dass Khun Lo ihr Vorfahre sei.

Alle Tais haben den gerade beschriebenen Mythos, der besonders von den Laoten gepflegt wird, gemeinsam. Seien es Laoten, Siamesen, Shan oder andere. Sie lauschten gebannt den Geschichten über ihren gemeinsamen Urvater. Jahrhunderte lang waren sie in diesem Mythos vereint. Sukothai, Lan Na und Meuang Sua lebten in Frieden miteinander. Selbst mit Ayutthaya waren die Beziehungen überwiegend freundlich und zumindest nicht allzu feindlich. Erst mit dem Aufstieg der Chakri Dynastie zerbrach die vereinende Kraft der Legende und wich einem unstillbaren und rücksichtslosen Eroberungsdrang der Siamesen. Diese führten eine der größten Umsiedlungs- und Versklavungs-Kampagnen in dieser Geografie durch, mit dem Ziel, Laos vollständig zu entvölkern und der Wildnis zu überlassen. Wer möchte schon gerne aus einem Nasenpopel eines Wasserbüffels geboren sein?

Der gemeinsame Vater hat als Schutzpatron vor Mord und Totschlag unter Brüdern ausgedient. Es ist ein globales Phänomen sich verwandtschaftlich verbandelt im Angesicht der Götter und Heilsverkünder gegenseitig abzuschlachten oder als Sklaven untertan zu machen. Auch Juden, Christen und Moslems pfeifen auf ihren gemeinsam verehrten Stammvater Abraham und zeigen sich untereinander den Stinkefinger. Die Fähigkeit und Tendenz zum Brudermord ist uns allen seit Kain und Abel in die Wiege gelegt.

Im nächsten Bericht werfen wir einen Blick auf unsere Unterkunft in Luang Prabang. Das Thongbay Guesthouse.
 

Iffi

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Nachtrag zu Großväterchen und Mütterchen

Diese Legende des sich aufopfernden älteren Paares geht auf vorbuddhistische Zeiten zurück. Der Tempel des Wat Aham wurde im 16. Jahrhundert über einem uralten animistischen Schrein für Pa Nyeu und Nya Nyeu gebaut.

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Heute spielen dort die Ur-Ur-....Ur-Enkelinnen von Grossmütterchen nach der Schule.

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Man übersieht das Wat Aham leicht, da das Museum im Haupttempel des Wat Visounarath gleich nebenan und die sich auf dem gleichen Gelände befindliche „Wassermelonen-Stupa“, That Makmo die Hauptattraktionen sind.

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Iffi

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Das Thongbay Resort

Diese kleine Anlage liegt etwas außerhalb der Stadt direkt am Fluss Khan, ein Nebenfluss des Mekong. Sie wird von einem Schweizer SBBler und seiner smarten Laotischen Frau betrieben. Noch teilt er das Jahr in zwei Hälften. Sechs Monate schaffen bei der Schweizer Bundesbahn und sechs Monate in Luang Prabang.

Die Hütten sind absolut sauber, rustikal eingerichtet und nett hergerichtet. Das Badezimmer ist riesig. Wenn ich mich recht erinnere haben wir 25 US Dollar (cash) pro Nacht bezahlt und zwar für einen Bungalow mit Blick auf den Fluss.

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Nichts schöneres, als den Morgenkaffee auf der Veranda zu genießen oder ein Lao Bier am Abend...

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...mit Blick über den Fluss hinüber, wo Fischer und Ufer-Bauern schon früh im Morgendunst ihrem Tagewerk nachgehen

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...oder in Richtung alte französische Kolonialbrücke und dem mythischen Berg Phou Si dahinter.

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Am Morgen​


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Am Abend​


Die Hütten stehen inmitten einer blühenden Gartenanlage.

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Ein kleiner Pavillon direkt am Fluss lädt zum Verweilen ein. Auf Wunsch wird das Frühstück dort serviert.

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werner8178

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Bericht ist allererste Sahne:gutpost:gutpost
 

Iffi

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Danke werner8178. Gleich geht es weiter......
 

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Luang Prabang

Xieng Dong Xieng Thong


Der erste Name für Luang Prabang war also Meuang Sua. Obwohl in späteren Legenden göttlich erhöht, stellt sich nach und nach heraus, dass diese beiden Tai-Könige, Khun Burom und sein Sohn Khun Lo höchst wahrscheinlich historische Personen waren, die die ersten Tai-Reiche in dieser Geografie beherrschten. Eine Geografie, die Nordvietnam (Dien Bien Phu), die heutigen Provinzen Xieng Khuang (Zentrum des Secret War) und Luang Prabang umfasste.

Im 8. Jahrhundert n.Chr. teilten sie sich freundschaftlich verbunden die Macht mit Chiang Saen am Mekong in der Chiang Rai Provinz, dessen uralter innerer Kern ziemlich unbeachtet in Ruinen liegt und sicherlich einen Abstecher wert ist, wenn man schon mal in der Gegend ist. Chiang Saen, ein historischer Ort mit einer blühenden Vergangenheit, der gerne von der Thailändischen Geschichtsschreibung vernachlässigt wird.

Als fast 600 Jahre später König Fa Ngum 1354 das Großreich Lan Xiang gründete, war der Name Meuang Sua schon längst Geschichte. Luang Prabang hieß nun Xieng Dong Xieng Thong. Ein Doppelname, der so manchen nachlässigen Schreiber dazu verführt, eine Zwillingsstadt oder einen Ort mit zwei Königspalästen hinter diesem Namen zu vermuten. Dem ist nicht so.

Hinter dem Doppelnamen Xieng Dong Xieng Thong verbergen sich nämlich zwei Begrenzungen.

Xieng = Stadt oder Ort

Dong = ein Nebenfluss des Mekong südlich von Luang Prabang

Thong = rotblühender Flammenbaum am nördlichen Ende von Luang Prabang, dort wo der Khan Fluss in den Mekong mündet.

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Mündung des Nam Khan (rechts) in den Mekong in Luang Prabang

Man könnte diesen Namen frei übersetzen mit: „Ort, der zwischen dem Fluss Dong und dem Flammenbaum liegt.“

Wer vermutet, dass dies stark nach Legende klingt, liegt richtig. Das interessante daran ist, dass diese Legende noch einen Schritt weiter in die Vergangenheit zeigt, als die über Khun Burom und Khun Lo. Sie erklärt nämlich, was vorher war.

Demnach hielten zwei Einsiedler einen riesigen Flammenbaum an der Mündung des Khan Flusses in den Mekong für ein göttliches Zeichen.


Beispielbilder des Flammenbaumes, Delonix Regia, aus dem Web

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Sie baten deshalb die fünfzehn Schlangenwesen, Nagas, die über dieses Gebiet ursprünglich herrschten, das Land für den Einzug eines Königs vorzubereiten. Erst dann kam Khun Lo.

Wer Luang Prabang schon mal besucht hat und sich über diesen bunten Baum an der Rückseite des wohl berühmtesten Wat Xieng Thong gewundert hat, weiß nun, was er symbolisiert und warum dieses Wat überhaupt so heißt: Tempel am Ort des Flammenbaumes.

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Wat Xieng Thong mit dem Flammenbaum auf der Rückseite


Historisch gesehen war dieses Gebiet vor dem 8. Jahrhundert n.Chr. natürlich nicht unbesiedelt. Man ist sich weitestgehend einig, dass die Volksgruppe der Khamu oder Khmu zu den ersten erwähnenswerten Einwohnern dieser Gegend gehörten, bevor die aus dem Norden eingewanderten Tais, mit den Königen Khun Burom und Khun Lo, das Heft an sich rissen.

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Khmu Mutter mit Kind (Bild geklaut)​


Die Sprache der Khmu gehört zu der Familie der Mon/Khmer Dialekte, was auf eine Zugehörigkeit zu dieser riesigen Gemeinschaft hindeutet. Heute leben immer noch etwa 600,000 Khmu in Laos. Das ist keine unbedeutende Minderheit in einem Land, welches gerade mal 7 Millionen Einwohner zählt.

Wir kennen nun schon zwei historische Namen für Luang Prabang.

• Meuang Sua
• Xieng Dong Xieng Thong

Wie dieser Ort zu seinem heutigen Namen kam, erfahren wir später...