Ein kurzer Blick in die Vergangenheit der Xieng Khouang Provinz
Auf dem Boden dieser Provinzgab es allem Anschein nach schon ein unabhängiges Königreich, bevor Fa Ngum das laotische Großreich Lan Xiang 1353 gründete. Der ursprüngliche Name ist „Muang Phuan“. Die Leute, die dort lebten, nannten sich Phuan nach ihrem Herrscherhaus. Auch sie scheinen einer Linie der Tai abzustammen. Es wird von engen Verbindungen mit Annam (Vorgänger Vietnams), sowie Chiangsaen, später dem Lan Na Reich und mit Sukhothai berichtet. Reiche, die von den „low land Tais“ besiedelt waren, bewusst ohne „h“ geschrieben, um sie von den heutigen Thais zu unterscheiden.
1308 marschierte der Herrscher von Luang Prabang ein, zu der Zeit ebenfalls ein selbstständiges Tai Reich, und befahl:
„Ab jetzt bezahlt ihr euren 10. an mich, sonst...“
Nach 1353 wurde Muang Phuan in das Lan Xiang Reich integriert. Der Gründer dieses Reiches, Fa Ngum, knöpfte sich den Phuan Herrscher vor und sagte mit Khmer Akzent:
„Luang Prabang gehört jetzt mir und ich habe es zu meinem Herrschersitz erkoren. Ich gewähre euch die Gnade der Zugehörigkeit zu meinem Großreich. Zahlungen nach wie vor in die gleiche Richtung, sonst...“
Streitereien Muang Phuans mit Annam (Vorgänger von Vietnam) folgten. Beide versuchten sich gegenseitig zu erobern, was aber nie dauerhaft gelang.
Ab dem 18. Jahrhundert wanderten die Hmong aus China in Scharen ein, ließen sich aber zunächst und hauptsächlich in den unzugänglichen Bergregionen nieder, wo sie sich einigermaßen vor den Chinesen sicher fühlten. Dort, auf den Höhen, träumten sie von einem eigenen Land auf fremden Boden.
Als 1832, wenige Jahre nach dem Fall von Vientiane, die Vietnamesen in Xieng Khouang einmarschierten, trafen sie auf ein von den Hmongs beherrschtes Gebiet. Ihre Zahl war inzwischen gehörig gewachsen, was sie ermutigte, sich auf der Hochebene auszubreiten und das Ruder an sich zu reißen.
Tja, und dann zwischen 1834 und 1836 kamen die Siamesen unter Rama III und zwangen Tausende Phuans, Hmongs und Taidam im Rahmen der Entvölkerungspolitik auf die rechte Seite des Mekong und nach Central Thailand umzusiedeln bzw. in die Sklaverei. Viele gelangten auch nach Nan und durften dort die Bewässerungskanäle für den Reisanbau anlegen. Dies zur Freude der Vietnamesen, die einfach die Administration des alten Muang Phuan Königreiches behielten und dort weiterhin frei walten und schalten konnten.
Marodierende „Haw“ Chinesen holten sich auf Raubzügen hin und wieder, was nicht niet und nagelfest war.
Das alte Königreich mit der Hauptstadt Xieng Khouang existierte nicht mehr. Der königliche Adel, seiner Machtsymbole beraubt, wurde aber von den Vietnamesen als Provinz-Gouverneure oder Stadthalter mit Einverständnis der Siamesen wieder eingesetzt. Es gab nicht mehr viele Untertanen. Im Prinzip war die Gegend im 19. Jahrhundert bis auf ein paar tausend Leutchen menschenleer.
Zur Finanzierung der gigantischen Beerdigung von Rama IV forderten die Siamesen zwar Tribut von den Phuan, aber der Teenager Rama V hatte nicht die Mittel, diesen mit Nachdruck einzutreiben. Es wäre vermutlich auch nichts zu holen gewesen.
Jedoch fand ein paar Jahre später zwischen 1875 und 1876 eine letzte siamesische Umsiedlungs-Kampagne unter Rama V statt. Dabei kam ihm eine „freiwillige“ Völkerwanderung der verbliebenen Menschen aus Muang Phuan Richtung Mekong zugute. Diese flüchteten vor den Haw Chinesen, die immer wieder einfielen, alles raubten und verbrannte Erde zurückließen. Die Vietnamesen hat es kaum gekümmert. So hatten die Siamesen ein leichtes, diese Flüchtlinge einfach am Mekong einzusammeln und sie als Sklaven nach Zentralthailand zu verfrachten.
Bemerkung: Bei dieser totalen Umsiedelei der Menschen im heutigen Laos nach Siam und natürlich auch der Khmers sowie zum Teil der Burmesen darf man sich wirklich fragen, was denn nu heutzutage die Thai-Rasse ist. Wenn es sie überhaupt gibt, dann vermutlich nur eine Minderheit, die sich heute wie damals als Elite empfindet. Aber auch da bin ich mir nicht mehr sicher. In den Adern der heutigen Thai-Elite fließt das Blut vieler Völker, wie wir wissen. Aber es wäre politisch inkorrekt, dies hervorzuheben.
Die Ankunft der Franzosen in Laos kurz nach der letzten „Umsiedlung“ durch die Siamesen machte für Xieng Khouang kaum einen Unterschied. Die Vietnamesen durften dieses Gebiet weiterhin verwalten, allerdings im Auftrage Frankreichs. Das inzwischen sehr dünnbesiedelte Laos wurde nun auch von den Franzosen zum Niemandsland zwischen Thailand und Indochina erklärt, genauso, wie es Rama III - V zuvor schon getan hatten. Ansonsten war Laos aus französischer Sicht keinen Pfifferling wert und die übriggebliebenen Einwohner zu nichts nutze. Ein paar Hundert Französische Kolonialverwalter ließen sich mit ihren Familien oder einheimischen Mätressen vorzugsweise an den schönsten Orten in Laos nieder. Den Orten, die heutzutage wieder zu den Beliebtesten im globalen Tourismus zählen.
Die Hmong standen wieder ohne eigenes Land da, erhofften sich aber von den Franzosen einige Zugeständnisse, indem sie ihre Dienste gegen eventuell aufständische Laoten anboten. Es sollte nicht das letzte mal sein, dass sie aufs falsche Pferd setzten.
Phonsavan ist erst seit 1975 die Hauptstadt dieser Provinz, die ab dann Xieng Khouang genannt wurde. Das erklärt, warum Phonsavan wie aus dem Boden gestampft aussieht. Bis dahin war Xieng Khouang der Name der Stadt, wo die Phuan ihren Herrschersitz hatten, etwa 30 km süd-östlich der heutigen Provinzhauptstadt. Dieser uralte Königssitz heißt nun Muang Khoun. Er wurde in den 60er Jahren dem Erdboden gleichgemacht. Und zwar mit Hilfe moderner Kriegstechnik viel gründlicher als Vientiane damals im Jahre 1829. Erst in den letzten 15 Jahren finden die Menschen wieder zurück an diesen Ort des Schreckens, bauen ihn entlang der Strasse wieder auf und gehen ihren Geschäften nach.
Davon mehr im nächsten Bericht...