Ich hatte während meiner "stillen Teilhaberschaft" so einige Leute kennengelernt, von denen man sich eigentlich fern halten sollte.
Lag's an Andy, da er selbst zu dieser Kategorie gehört (nicht "gehörte, denn er ist noch immer aktiv in der Opfersuche)?
Oder lag es daran das das Lokal neu war und die Ratten dort nach frischen Opfern suchten?
Oder war es so das Mitte der 1990er Jahre fast alle jüngeren Residenten Berufsgauner waren?
Einer unserer damaligen Stammgäste war der Plastik-Mike.
Wie er wirklich hieß erfuhren wir erst nach seinem Tod aus den Zeitungen.
Mike kam jeden Tag. Mittags auf dem Weg zum Strand machte er Rast bei uns, und nach dem Strand war sein erstes Ziel wieder das Bavaria Blue.
Mike war ein Einzelgänger, er hatte keine uns bekannten Freunde, aber dennoch war er ein unterhaltsamer und interessanter Mensch.
Am liebsten sprach er über Betrüger, Nepper, Schlepper und Bauernfänger. Dem Thema dieses Threads!
Von dieser Sorte kannte er viele, auch größere Kaliber wie in Pattaya untergetauchte Mörder, Bankräuber und Erpresser.
Irgendwann, ich wohnte und arbeitete längst in Samut Prakarn und war nur noch jedes zweite Wochenende in Jomtien, wurde berichtet das er verhaftet wurde und wegen ungültigem Pass (und damit dem Visa darin ebenfalls ungültig) bereits in Abschiebehaft nach Deutschland säße.
Noch schneller als sich dieses Gerücht verbreitete, saß er wieder am Strand und abends gab er eine Party im Bavaria Blue.
Angeblich (seine Aussage) hatte er mit dem BKA einen Handel gemacht.
Straffreiheit, weiterhin ungestraft seinem Business nachgehen zu dürfen und 1 Million DM wäre der Deal.
Erst da, auf der Party, erfuhr ich das Geschäftsmodell von Plastik-Mike. Und zwar aus erster Hand (von ihm selbst). Seine Masche war Kreditkarten zu erschwindeln.
Damals hatten die meisten Geschäfte, Hotels und Restaurants in Pattaya noch "Ritsch-Ratsch Automaten" = Zum Bezahlen einer Rechnung wurden die Kreditkarten durch einen Apparat gezogen, der die erhabene Schrift auf eine Quittung kopierte.
Plastik-Mike hatte eine Methode entwickelt sich Ersatz-Kreditkarten von Pattaya-Touristen an seine Adresse schicken zu lassen.
Dazu brauchte er damals nur die paar Daten, die in jedem Hotel im Gästebuch standen. Auch heute noch sind die in kleineren Hotels und Guest-Häusern frei von Datenschutz für jedermann zugänglich.
Diverse Schneider etc. waren gerne bereit gegen eine Beteiligung seine erschwindelten Karten durch ihr Ritsch-Ratsch zu ziehen. Win-Win
In Thailand waren solche Betrügereien damals nicht strafbar, da kein Thai geschädigt wurde und die eigentliche Tat im Ausland stattfand.
Tatsächlich hatte Mike einen brandneuen Pass von der deutschen Botschaft erhalten und sogar ein neues Visum darin.