Die aussagekräftigen Berichte von Betroffenen (es gibt auch eine Menge die nichts konkretes aussagen), münden alle darauf das sich die neue Auslegung allein gegen die "Border Runner" richtet.
Vielleicht verfolgst du dieses Thema nicht so intensiv wie ich?
Es gab immer wieder mal in den letzten Jahrzehnten Bemühungen von was weiß ich für Leuten, die äußerst großzügige Auslegung der Visabestimmungen einzudämmen. Bisher mit mäßigem Erfolg. Es ist ja nicht so, dass jetzt plötzlich neue Bestimmungen hervor gezaubert werden. Es sind Bestimmungen, die seit Jahrzehnten in Kraft sind, aber nicht durchgesetzt wurden.
In den 90ern war es in grenznahen Gebieten usus, mit einem Transitvisum ganz legal über Jahre in LOS zu leben. Man fuhr morgens an die Grenze, kaufte drüben zollfrei ein, was man und das Dorf so brauchte und war am späten Nachmittag mit frischem legalen Visum wieder zurück. Jeder inkl. Zöllner hat gewußt, dass man in LOS lebt und nicht Urlaub macht. Hat aber keinen gejuckt.
Andere taten sich den langen Border-Run an nach Penang. Ab CNX fünf Tage Bahnfahrt hin und zurück plus zwei Tage Penang in einem Chinesen-Hotel. Und alles nur, um ein "legales" TR-Visum zu bekommen, mit dem man nur alle 60 Tage nach Tachilek musste. Welche Art man auch wählte: Man war nach den Buchstaben des Gesetzes auch mit gültigem Visum illegal im Land. Denn man war weder auf der Durchreise -28 Tage Transit- noch war man Tourist -60 Tage Tourist-Visum-.
Man war Resident, Einwohner Thailands, weil man nicht vorhatte, LOS freiwillig zu verlassen. Und rechtlich gesehen ein Illegaler, weil man sich unter falschen Voraussetzungen einen Aufenthaltstatus erschwindelt hatte.
Viele mögen sagen: Na und? Ich hab Geld in LOS gelassen, das sonst nicht da gewesen wäre.
Is ja auch richtig, dagegen hat ja niemand was. Viele von denen haben aber mehr dagelassen.
Ideen, dass Töchter nicht leben, um ihre männlichen Verwandten durchzufüttern. Ideen, dass Fragen zu Antworten führen können. Ideen, die die Grundfesten thailändischen Denkens erschüttern können.
Is kein Witz. Nichts fürchtet die etablierte thailändische Gesellschaft -und das geht von ganz unten bis ganz oben- mehr als kritisches Hinterfragen von bestehenden Dogmen. Nichts ist den Thais suspekter als das westliche Auf-den-Grund-gehen-wollen eines Problems. Das riecht per-se nach Aufruhr und Veränderung.
Niemand hat das so gut erkannt wie seinerzeit Thaksin. Er war der erste, der öffentlich aussprach, dass ihm westliche Ausländer suspekt seien mit ihrem Gehabe um persönliche Freiheit und dass eine Frau soviel wert sei wie ein Mann. Eine Frau gehört an den Herd und nicht allein in eine Disco. Discos sind für Männer - und ihre Huren.
Letzeres fanden die Gelben reichlich übertrieben und vertrieben Thaksin ins Exil.
Hmmmm - jetzt haben wir wieder eine Vertreibung der Farangs aus dem gelobten Land. Aber keine Anzeichen dafür, dass Frauen wieder an den Herd müssen.
Ich würde mal darauf tippen, dass momentan der Weg der Schmerzlosigkeit beschritten wird. Man erfüllt Thaksins Herzenswunsch nach Beschränkung von westlichem Einfluß, indem man die Sprachlehrer, die ja außer der Sprache auch westliche Werte lehrten, aus dem Land vertreibt und belässt dafür den mittelständischen Frauen das Vergnügen persönlicher Freiheit.
Wäre eine Erklärung dafür, dass es so völlig ruhig, gelassen, fast schon harmonisch in LOS zugeht.