Wie ihr seht, bin ich (angemeldet) ganz neu im Forum. Von daher möchte ich euch alle erst mal ganz herzlich grüßen!
Es ist kein Zufall, dass ich meinen 1. Beitrag zum Thema German Beergarden schreibe. Ich habe eure Erlebnisse und Eindrücke von und um den BG intensiv mit Nostalgie und auch ein wenig mit einem Gefühl von Heimweh gelesen. Ich habe ihn immerhin schon Ende der 70ger Jahre als ganz junger Kerl kennengelernt, frisch geschieden, mit großer Leere in meiner Seele und in meinem Geldbeutel. Aus letzterem Grund habe ich mit von einem Taxifahrer in ein ganz billiges Hotel fahren lassen, es war das Crown Hotel, noch nicht ganz so eine runter gekommene Absteige wie heute. Ich kannte noch gar nichts von BKK und so war ich rein zufällig in der Suk gelandet.
Damals gab es noch direkt in der Suk jede Menge an GoGo Bars und es kam auch so, wie es kommen musste, ich lerne ein sympathisches Mädel in einer kennen und verbrachte mit ihr ein paar nette Urlaubstage, auch in Pattaya. Ihr war es gelungen, mein seelisches Vakuum wieder zu füllen und mein durch die Scheidung lädiertes Selbstvertrauen wieder herzustellen.
Wieder zurück in BKK, sie fuhr, glaube ich, von Pattaya zu ihren Verwandten, begann ich das weitere Umfeld zu erkunden und landete im BG. Die Atmosphäre, nicht vergleichbar zu heute, passte mit seinen Herz-Schmerz-Ohrwürmern genau in meine damalige Psyche. Mir fiel ein Mädchen an der Bar auf, das verträumt zur Musik ihren Kopf bewegte und das Umfeld nicht wahrzunehmen schien. Irgendwann bemerkte sie, dass ich sie von der anderen Seite beobachtete. Sie lächelte und kam dann rüber zu mir. Meine Gefühle spielten Achterbahn, auch deshalb, weil ich schon fast Pleite war. Ihr müsst wissen, zu dieser Zeit hatte man kaum eine CC, man hatte alternativ zu cash Eurocheques dabei, wie ich. Was ich aber nicht wusste war, dass man während der Visadauer von drei Monaten nur 3 in Banken einlösen durfte, dies wurde jeweils auf dem Immigration Visum im Pass vermerkt.
Ohne Plan, heute würde man
sich über ST oder LT den Kopf zerbrechen, gingen wir irgendwo am „Tunnel“ in eine Garküche. Ich ring mich dazu durch, ihr über meine finanzielle Misere reinen Wein einzuschenken. Ich hätte mit allem gerechnet aber nicht mit dieser Reaktion: „I like you, not your money“! Sie bat mich, aus dem Hotel aus zu checken und bei ihr zu wohnen. Ich war Hals über Kopf verknallt und so, gesagt, getan. Am Anfang der Suk sind Bahngleise und zu dieser Zeit waren sie am Rande noch stark besiedelt. Sie bewohnte dort eine Wellblechhütte, aber mit ihr zusammen hatte ich das Gefühl, in einem Schloss zu residieren.
Sie zeigte mir BKK, auch Ecken, wo ein normaler Touri niemals hinkommt. Wir besuchten beispielsweise die Air Force, wo ihr Bruder als Captain stationiert war. Dort erleben wir, auch gemeinsam mit ihrer Schwester, das Loi Krathong Fest, so attraktiv, wie ich es später nie mehr erlebte. Im BG, den wir als Ort unseres Kennenlernens danach aufsuchten, kam ich mit dem damaligen Eigentümer ins Gespräch, ich meine ein Österreicher. Ich fragte ihn, ob er mir helfen könne, irgendwie einen E-Cheque einzulösen. Klar, meinte er, ich mache das. Er gab mir den Tipp, dass ich einen weiteren bei seinem Kollegen, dem Besitzer des Heidelberg, ein Schweizer, in der Soi 4 einlösen könnte, was auch geschah. So war ich mit DM 600 wieder flüssig. Wir fuhren daraufhin mit dem Zug nach Surin, wo in Kab Choeng ihr Vater lebte (ihre Mutter war verstorben). Er sprach zwar kein Englisch, aber mit Hilfe meiner Liebe als Dolmetscherin konnten wir uns gut verständigen. Überrascht war ich von dessen Wohlstand und Status, den er in diesem Dorf genoss. Am Abend organisierte er eine Riesenfete, ich glaube das ganze Dorf war zugegen. Das alles wollte nicht so recht in das Bild vom Kennenlernen im BG passen, wurde mir aber schlüssig, nach dem ich sie länger kannte. Sie hatte in BKK einen Freund, der von der Familie abgelehnt wurde. Die Beziehung zerbrach und sie kehrte aus Scham nicht zurück. Diese innerfamiliären Feinheiten wurden mit später durch ihre Geschwister bestätigt.
Wieder zurück in BKK, ich glaube 2 Tage später, erfuhr sie, ihr Vater sei plötzlich verstorben. Ich selber musste aber wieder zurück, die Arbeit gab’s ja schließlich auch noch. Also, Abschied unter Tränen mit den Versprechen, sehr regelmäßig zu kontaktieren. War zwar komplizierter als heute, es gab kein Internet u. Co., aber wir schafften es.
Zwischenzeitlich war in der Familie das Erbe aufgeteilt und ihr ging es wirtschaftlich gut. Sie wollte unbedingt zu mir nach Deutschland kommen (und umgekehrt natürlich auch). Zwar hatte ich keinen Urlaubsanspruch mehr, aber ich wollte unbedingt nach Thailand reisen, um das Visum zu erledigen. Mein damaliger Chef meinte, ihm sei alles egal, Hauptsache ich käme wieder zurück. Und, tatsächlich schaffte ich es irgendwie für sie ein Visum zu kriegen, nachdem ihr Bruder, zwischenzeitlich Major und sein Chef, ein General, gemeinsam mit mir, nachdem letzterer einen Termin vereinbart hatte, in der Botschaft einliefen.
In Folge pendelten wir „zwischen den Fronten“. Das Thema Heirat kam natürlich auch auf, aber ich war zu feige, mich allen Vorurteilen in Deutschland zu stellen. Und so habe ich die Liebe meines Lebens verloren, in dem ich mich einer Deutschen zugewandt hatte.
Heute bin ich oft beruflich u. a. in Thailand, aber auch privat. Natürlich bin ich jedes Mal im Biergarten und träume von damals und von ihr, die ich verloren habe. Am liebsten gehe ich hin, wenn er gerade öffnet. Zum einen werden um diese Zeit überwiegend Schlager von damals gespielt und zum anderen habe ich in Thailand immer Lust auf Spiegelei, Bohnen, Toast und Marmelade. Dafür lasse ich dort jedes Frühstückbuffet im Hotel stehen. Schon pervers!
Ich hoffe, euch nicht gelangweilt zu haben. Aber ich glaube, die Institution Biergarten wüsste, wenn sie sprechen könnte, viele Geschichten zu erzählen. Für mich hat der Biergarten eine ganz besondere Bedeutung. Deshalb habe ich auch diese Geschichte als meinen ersten Beitrag in diesem Forum gewählt.
LG, Wolle