Nur frage ich mich, was macht ein Farang einen Monat in einem Isaan Dorf wenn er keine Lady hat ?
Nach meiner ersten Reise nach LOS, in der ich eine -für mich- sehr bedeutende Frau kennen lernte und beim zweiten Besuch leider nicht wiederfand, stand für mich fest, dass LOS mein Lebensmittelpunkt werden sollte. BKK war mir zu laut und zu hektisch und Patty -sorry, liebe Patty-Freaks- zu ordinär.
Thailand war groß und zuverlässige Berichte über das Leben in den einzelnen Provinzen gab es Mitte der 80er noch nicht. Also musste ich mich selbst auf die Suche machen nach einem geeigneten Plätzchen für die nächsten Jahre, oder, wie ich damals dachte, den Rest meines Lebens.
Ich erinnere mich noch, wie ich einer sehr netten, aber unerreichbaren Dame sagte, ich werde in den Issan fahren, nach Nakhon Phanom. Ob ich noch alle Tassen im Schrank hätte, fragte sie mich.
Drei Wochen habe ich es ausgehalten in dieser Provinz-Hauptstadt. Ich war der einzige Ausländer, beobachtet rund um die Uhr. In der Zeit lernte ich drei oder vier junge Thais kennen, die rudimentäres Englisch beherrschten. Getroffen hat man sich abends in der einzigen Kneipe der Stadt. Es gab sogar Draft-Beer in 2-Liter-Humpen. Man hatte sogar eine Kassette von Boney M. Die wurde mir zu Ehren rauf- und runtergedudelt. Farang-Musik - die muss er ja mögen. Meinen Einwand, dass ich lieber Issan-Musik mag, hielt man für pure Höflichkeit. Boney M lief gnadenlos jeden Abend. Die Bevölkerung hatte in der Zeit sehr viel zu bereden - für mich war es eine sehr schweigsame Zeit.
Wo ich aber nun schon mal im Issan war, wollte ich mehr sehen. Also buchte ich ein Ticket nach Nong Khai. Im alternativen Reiseführer las ich, dass es einige Freaks aus Europa und Ami-Land dorthin verschlagen hat. Nach drei Wochen täglich Boney-M erschien mir die Aussicht auf Pink Floyd, Genesis und Zappa, in der einen Hand ein Bierchen und in der anderen einen strammen Joint mit malerischem Blick auf den Mekhong und in Gedanken bei Hesses Sidharta eine angemessene Entschädigung.
Die ersten ein bis zwei Wochen waren Erholung pur von der Issan-Provinz. Relaxen, Seele baumeln lassen und das Dasein im Hier und Jetzt in vollen Zügen genießen. Das Leben kann so schön sein!
Aber wie Hannes Wader im "Tankerkönig" schon anmerkte: Glück ist der Anfang des Verblödens.
Irgendwann zwischen Bier und Joint dämmerte mir, dass das Enklavendasein in einem fremden Land nun auch nicht das Non-Plus-Ultra eines Lebens fern der Heimat sein kann und ich zog weiter. Der nächste Bus-Stop war Nakhon Ratchasima.
Eine große Stadt am Tor zum Issan. Noch war ich immer noch geprägt von europäischem Denken, dass die Hauptstadt eines Landes auf die anderen großen Städte in Geist, Witz und Lebendigkeit ausstrahlt. Ich erwartete, als ich den Bus verließ, BKK im kleinen Format. Weniger hektisch, aber mit gleichem Reiz. Weniger laut, aber mit gleichem Charme.
Was ich erlebte, war frustierender als in Nakhon Phanom. Dort erwartete ich keine großen Englisch-Kenntnisse, in Nong Khai brauchte ich keine Thai-Kenntnisse, in Nakhon Ratchasima erwartete man von mir Thai-Kenntnisse. Eine Woche habe ich mir gegeben in dieser Stadt und dann nix wie weg nach BKK.
Dort erwartete mich schon die unnahbare Dame mit der Frage: "Na, wie war's?"
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