Episode 10.4
Buddham Saranam gacchami
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Dhammam saranam gacchami
…
Sangham saranam gacchami
Der Abt sprach jede einzelne Zeile vor und im Wechsel mit ihm sprach Nim sie einzeln nach. Dazu bedurfte es keiner Anleitung. Nim lernte diese Zeilen schon in ganz früher Kindheit, schon vor der Schule, und kannte das Sprechritual im Wechsel mit dem Abt in und auswendig.
Damit war die “Sitzung” mit dem Abt beendet. Vorher hatte Nim seinen Rat eingeholt, wie sie das Apartment über der Bar wieder spirituell “reinigen” könne. Der Abt schlug vor, dass sie das Apartment völlig leer räumt und dann 9 Mönche einlädt, die den üblichen Pali-Gesang absolvieren. Das würde das Apartment zumindest wieder mit einem guten buddhistischen Spirit beseelen. 3, 5, oder 7 Mönche würden es auch tun, aber 9 wären halt die Full Power.
Der Abt hatte aber noch eine Frage. “Hast du den Zusammenhang von Sara’s Tod, den folgenden 100 Tagen bis zu ihrer Wiedergeburt und deinem Geburtsdatum inzwischen verstanden?”
Nim nickte nur.
“Fein. Dann ist dir ja bewusst, wie eng deine karmische Verbindung zu George und seiner ehemaligen Geliebten ist?” meinte der Abt weiter. “Du kannst jederzeit zu mir kommen, falls dich die Situation überwältigt und du nicht mehr weisst, wie du weiterleben kannst.”
Nim machte einen Wai, verbeugte sich 3 x mit ihrer Stirn bis auf den Boden, stand wortlos auf und verliess den Abt.
Danach räumte Nim nicht nur die Möbel aus sondern entsorgte alles und jeden einzelnen Gegenstand und Klamotten, sowie Lek’s persönliche Sachen. Ihr einziger Wunsch war: “weg damit!” Das Apartment sollte wieder “virgo” (jungfräulich) sein. Bei dem Gedanken musste sie grinsen, denn sie erinnerte sich an ein Gespräch mit George, als sie über diesen Ausdruck witzelten.
Da Nim zusätzlich einen Schamanen konsultiert hatte, nein, nicht den aus Naklua, sondern einen dem Buddhismus nahestehenden vom Abt empfohlenen, liess sie das Apartment zusätzlich vollständig säubern, mit neuer Farbe, Fußbodenbelag, Beleuchtung und Gardinen versehen. Geld hatte sie ja jetzt.
Nim legte Wert darauf, dass George bei der Mönchzeremonie dabei war. Beide fanden es gar nicht schlecht, wenn auch Wayne und seine Temporäre, die gar nicht mehr so temporär war, dabei sein würden.
Aus Nim’s Sicht ist sowas ein Geschenk an Wayne und seine Temporäre. Genauso wie es ein Geschenk für die eingeladenen Gäste bei anderen Anlässen ist, bei der Mönche ihren Pali-Gesang abhalten. Für die Gäste ist es nämlich eine Gelegenheit, Tambon zu machen. Das bringt karmische Pluspunkte.
Die Zeremonie dauerte vielleicht 40 Minuten. Alles roch frisch und neu im Apartment und die Mönche absolvierten ihren manchmal fast hypnotisierenden Pali-Gesang. George brachen während dieser Zeit fast die Beine vom knien weg, aber Wayne, seine Temporäre und natürlich Nim hielten das locker durch.
Als George endlich aufstehen konnte, fragte er Wayne, ob der sich mit dem gerade Geschehenen vielleicht auskenne. Wäre ja nicht das erste mal, dass Wayne ihn über Thailändische Gebräuche aufkläre.
“Ok, was willste wissen, Kumpel?”
“Was hat es eigentlich mit diesem “gacchami” Geraffel auf sich? An dieses Wort kann ich mich erinnern. Vorher schon oft gehört, wenn ich mal zufällig in Hörweite dieses Mönchsgesangs war. Hast du da eine Ahnung? fragte George.
“Das kostet dich mindestens 3 Budweiser” meinte Wayne grinsend. “Los, wir gehen runter in die Bar. Ich hab einen tierischen Brand.”…