Judgement Day Part 2
6. die Farangs (der Begriff ist in AC unbekannt, aber jeder hier weiß, was gemeint ist)
In AC fällt auf, daß die Farangs so ziemlich nur aus Sextouristen oder Sexpats bestehen. Kaum eine Frau, geschweige denn eine Familie. Zum größten Teil sind es ganz normale Sextouristen, wie man sie auch aus Pattaya kennt: Männer im Alter von Mitte 20 bis Methusalem, die einen etwas schicker angezogen, die meisten aber eher leger. Die meisten sind Westler, also Amerikaner, Australier, Deutsche, etc.
Russen sieht man kaum und Arabs und Inder auch eher wenig, allerdings schon gelegentlich dunkelhäutige Geschäftsmänner aus Indonesien oder Malaysia. Asiaten hats dafür zuhauf, meist Koreaner, wie mir gesagt wurde.
Allerdings gibt es in AC einen Schlag Farang, der früher in Patty ebenso zu Stadtbild gehörte, wie die Bettelkinder und den man hier glücklicherweise kaum noch antrifft, wobei ich nicht einzuschätzen vermag, ob das daran liegt, daß diese Sorte sich in Patty nicht mehr wohl fühlt und daher in AC Asyl ersucht hat oder daß sie einfach weniger auffallen, da es in hier eben mehr und mehr normale Leute gibt:
Kotzbrocken, Großkotze und Kesselflicker
Mit KOTZBROCKEN meine ich den Typ schmerzbefreiten Farang, an dem die Kinderstube spurlos vorübergegangen ist und der auch zu einer einfachen Basishygiene ein massiv gestörtes Verhältnis hat. DAS ist genau die Sorte, die daheim noch nicht einmal eine häßliche Frau im gleichen Alter abbekommen würde. In seiner bodenlosen Dummheit nicht begreifend, daß es einfach mal an ihm selbst liegen könnte, daß daheim selbst die billigsten Drogenhuren nix mit ihm zu tun haben wollen, hat er sein El Dorado in SOA gefunden und meint hier jeden Einheimischen rumkommandieren und wie Dreck behandeln zu können.
Meist erkennt man ihn an seinen kurzen "Biene Maja Hosen" (vorne gelb und hinten braun), an dem ärmellosen Hemd und Sandalen, die so augelatscht sind, daß sogar ein Bettler sich schämen würde, sie zu tragen und an einer Haut, die zwar sonnengegerbt, aber aufgrund der praktisch nicht vorhandenen Hygiene mit eitrigen Pusteln oder Wunden übersät ist. Erstaunlicherweise scheinen sich diese Leute trotz Gummiallergie allerdings selten mit HIV anzustecken, was meine Theorie bestärkt, daß auch Viren ihren Stolz haben. Ebenso scheinen diese Leute oft ein hohes Alter zu erreichen, was die Konservierungsfähigkeiten von Alkohol zu bestätigen scheint. Allerdings sehen die stets immer so kaputt aus, daß sich die Würmer schon freudig die Lätzchen umbinden, wenn die mal am Friedhof spazieren gehen.
Dieser Typ stolziert gerne mit 2 Bar Ladies, die jünger als seine Enkel sind, an der Hand durch die Stadt oder räkelt sich mit denen anzüglich am Hotelpool. Da es aber in Patty vermehrt Pärchen- oder Familientouristen gibt, die mit dem Finger auf ihn zeigen und auch die Hotels ein derart lächerliches Gebärde immer seltener tolerieren, fühlt sich der Kotzbrocken hier zunehmend unwohler. In AC dagegen kann er sich ausleben, nach dem Motto "Hier bin ich Schwein, hier darf ichs sein!"
In AC begegnet man dem Kotzbrocken an jeder Ecke, während er sich in Patty Gott sei Dank eher rar macht. Unbestätigten Gerüchten zufolge soll es vereinzelte Sichtungen in der Soi Hartz IV in Naklua und in der Soi Arunothai gegeben haben. Da in diesen Gegenden allerdings auch vermehrt Thais leben, die ebenfalls dem Alkohol sehr zugetan sind und da Dank der thailändischen Version der "Abwrackprämie" mittlerweile jeder unterbelichtete Thai sich einen 2 Tonnen Pick Up leisten kann, dürften diese Sichtungen in Zukunft eher nachlassen.
Die GROSSKOTZE sind der Schlag Farang, der entweder daheim in D in dunkle Geschäfte verwickelt war und als es ihm zu heiß wurde, sich mit der ganzen zusammengeklauten oder -betrogenen Kohle nach SOA abgesetzt hat oder der hier mit irgendwelchen Betrügereien, wobei er meistens Landsleute übelst abgezockt hat, zu Geld gekommen ist.
Im Gegensatz zu Leuten, die ihr Geld ehrlich verdient haben, ist es dem Großkotz ein inneres Bedürfnis seinen Reichtum zur Schau zu stellen, was er gerne mit teuren Autos und palastartigen Behausungen tut.
Keine Mißverständnisse, der auf ehrliche und legale Weise zu Reichtum Gekommene gönnt sich ebenfalls gerne mal ein schickes Auto oder wohnt in einer adäquaten Bleibe, aber er muß es nicht jedem bei jeder Gelegenheit auf die Nase reiben. Ebenso rühmen sich die Großkotze, wohl wissend, daß sie selber eben nur ganz kleine Lichter sind, die nur durch Beschiß zu Reichtum gekommen sind, gerne damit, wen sie alles kennen und mit wem sie alles befreundet sind, nach de Motto "ich bin zwar nur ein kleiner Wichser, aber dafür ist der Exchef von BASF oder der Konsul von Togo, etc. mein Freund."
Und damit auch jeder sieht, wie toll sie sind, lassen die Großkotze gerne mal die Puppen tanzen, indem sie in einem Restaurant oder eher einer Gogo Bar lautstark mit Geld um sich schmeissen, meist in Begleitung ihres "Hofstaates", der in der Regel aus Schleimern und Speichelleckern besteht, die den Großkotz zwar innerlich beneiden oder sogar hassen, aber gerne in seiner Begleitung sind, in der Hoffnung, daß für sie auch mal ein abgenagter Knochen abfällt. Der Großkotz, zwar nicht besonders intelligent aber doch nicht selten mit einer gewissen Bauernschläue gesegnet, spürt das natürlich und leidet auch darunter, daß eben nur Schmeißfliegen seine Nähe suchen, denn all sein Reichtum kann eben auch nicht darüberhinwegtäuschen, wie er dazu gekommen ist. Seine innere Unzufriedenheit kompensiert er damit, daß er bei jeder Gelegenheit rumprotzt und auch gerne seine angebliche Macht dadurch zur Schau stellt, indem er Untergebene oder Bedienstete lautstark anschreit.
Auch diese Sorte trifft man in Patty immer seltener an, denn mittlerweile gibt es Dank des florierenden Immobilien- und Hotelbusiness Leute in Patty, die wirklich richtig reich sind und die ihr Geld oft mit internationalem Business verdient haben und neben denen fühlt sich der Großkotz ganz klein und häßlich, denn wenn es etwas gibt, was er nicht ertragen kann, dann Leute, die mehr Geld verdienen als er und das womöglich auch noch seriös.
In AC kann er sich jedoch ganz nach gusto aufplustern. Hier kann er in einer Gogo mit 50 oder 100 K buchstäblich die Puppen tanzen lassen und da ihn hier keiner kennt und daher niemand weiß, daß er im Grunde nur ein Hochstapler ist, fühlt er sich ganz in seinem Element.
Auch diese Sorte habe ich in AC bei einigen Gelegenheiten angetroffen.
Der KESSELFLICKER ist im Grunde nur eine Vorstufe des Großkotz, denn er hat sich noch nicht genug Geld zusammenbetrogen. Ansonsten ist er ihm in Aussehen und Gebärden sehr ähnlich.
Nur haben sich die Zeiten in Patty eben geändert: Heute muß man zu einem Verkaufstermin, egal ob für eine Immobilie oder einen Versicherungsvertrag, eben etwas seriös auftreten, möglichst in einem Hemd und einer gebügelten Stoffhose und eben nicht wie ein tätowierter Hartgeldlude, der die Aufnahmeprüfung im lokalen Motorradclub nicht geschafft hat.
Auch daher fühlt sich der Kesselflicker in Patty zunehmend unwohl - in AC dagegen bin ich in den nur 4 Tagen so einigen bekannten Gesichtern aus Patty begegnet, bei denen ich mich schon lange gefragt hatte, wo die bloß geblieben sind.
Wohlgemerkt, die Mehrheit der Farangs dort sind ganz normale Sextouristen, mit denen man sich problemlos in einem Restaurant in Deutschland blicken lassen könnte; die oben beschriebene Gruppe ist eher die Minderheit, nur fällt sie eben stärker auf, ebenso wie nicht von der Hand zu weisen ist, daß man sie in Patty immer seltener antrifft.
Am letzten Abend hatte ich ein Gespräch mit einem eingeschworenen AC Fan, der Patty den Rücken gekehrt hat. Mit erhobenen Glas schwadronierte er: "Hier in AC ist die Welt noch in Ordnung. Wir brauchen hier kein Center Festival, keine 3 BigCs und keinen Mike shopping Mall oder sonstige touristische Attraktionen. Diese Etablissements locken einen bestimmten Menschenschlag an, den ich nicht um mich haben will."
"Von welchem Menschenschlag sprichst Du?" fragte ich neugierig
Seine Mundwinkel senkten sich und seine Gesichtszüge entgleisten, als hätte er gerade auf eine sehr saure Zitrone gebissen und er antwortete "Familien und Pärchen! Bäää!"
Ich erhob ebenfalls das Glas, dachte an all die Kotzbrocken, Großkotze und Kesselflicker, die ich die letzten Tage beobachtet hatte und sagte "Ist doch schön, daß alle genau dort sind, wo sie hingehören."
PROST!
wird fortgesetzt