Ich finde es absolut legitim, dass in diesem BTC-Thread auch dargelegt wird, weshalb jemand nicht in BTC investiert und welchen Blickwinkel er auf dieses Asset hat. Unterschiedliche Perspektiven bereichern die Diskussion.
Allerdings wurden Deine Gegenargumente gefühlt bereits mindestens zehnmal in diesem Thread vorgebracht – und jeder, der länger in BTC investiert ist, hat diese in der realen Welt noch viel häufiger gehört. Daher kann ich nachvollziehen, dass einige darauf genervt reagieren. Es waren schlicht keine neuen Argumente dabei, was angesichts der aktuellen Entwicklungen durchaus möglich gewesen wäre.
Daher versuche ich mal, den Bogen von den aktuellen politischen Entwicklungen zu BTC zu spannen:
Der primäre Use Case für BTC ist aus meiner Sicht die Wertspeicherfunktion – die ursprüngliche Idee als Zahlungsmittel halte ich hingegen für obsolet. Wie Du bereits erwähnt hast, übernimmt derzeit unter anderem Gold diese Wertspeicherfunktion. Es gibt zahlreiche Vergleiche / Schaubilder, in denen beide Assets gegenübergestellt werden.
Aktuell werden meines Erachtens zwei Nachteile von Gold als Währungsreserve im Vergleich zu BTC besonders deutlich:
• Portabilität
• Verifizierbarkeit / Transparenz
Was meine ich damit? Ein Großteil des deutschen Goldes wird bekanntlich von der Bundesbank in den USA gelagert, um es im Krisenfall schnell in US-Dollar umtauschen zu können. Fie Diskussion, ob dieses Gold tatsächlich vollumfänglich vorhanden ist, bzw. mehrfach beliehen etc. gibt es schon länger – und im Gegensatz zu BTC lässt sich dies eben nur schwer nachvollziehen.
Neu ist aus meiner Sicht nun, dass dieses Gold im Hoheitsgebiet einer Regierung liegt, die sich – wie die Trump-Administration gezeigt hat – nicht unbedingt an bisherige Rahmenbedingungen hält. Es ist nicht völlig unvorstellbar, dass ein Präsident wie Trump Deutschland damit konfrontieren könnte:
• Deutschland erfüllt seit Jahren nicht das 3 / 4 / 5 %-Ziel für Rüstungsausgaben.
• Wenn die USA weiterhin Schutz für Europa gewährleisten sollen, dann müsst ihr dafür bezahlen.
• Und da das Gold bereits vor Ort ist, nehmen wir es einfach als Bezahlung.
Halte ich dieses Szenario für wahrscheinlich? Nein. Für unmöglich jedoch auch nicht.
Die Vorteile einer Währungsreserve in BTC unter rein technischen Gesichtspunkten sind m.E. offensichtlich. Und die Auswirkungen auf BTC wären erheblich, sollte ein Land ernsthaft darüber nachdenken, BTC als Alternative zu Gold zu nutzen. Das würde die bisherige Entwicklung von BTC vermutlich in den Schatten stellen.
Und genau solche Szenarien sind für die Gründe bei BTC dabei zu sein.
Der potenzielle Upside von xxxx %, falls sich diese neue Asset-Klasse etabliert, steht einem möglichen Totalverlust von 100 % gegenüber. Dieses außergewöhnliche Chance-Risiko-Verhältnis gibt es m.E. in keiner anderen Asset-Klasse.
Viele deiner Argumente teile ich uneingeschränkt. Anders als die Bundesregierung es handhabt, würde ich unser Gold nicht nach New York transferieren, sondern es vielmehr in großem Stil von dort abziehen.
Die derzeitige US-Regierung agiert in vielerlei Hinsicht unberechenbar. Es wäre nicht auszuschließen, dass sie eines Tages Deutschlands gesamte Goldreserven beschlagnahmt – unter dem Vorwand, dass wir aufgrund unseres Exportüberschusses Schulden angehäuft hätten. Sollte sich Europa nach der Einführung von Strafzöllen zunehmend andere Handelspartner suchen, könnte Washington dies als Druckmittel nutzen: „Ihr kauft nicht einmal mehr unser Gas, und nun entzieht ihr euch auch noch wirtschaftlich – das ist unser letztes Mittel.“
Ebenso wenig kann ich nachvollziehen, weshalb wir den Euro nicht konsequenter als Weltleitwährung etablieren, sondern uns sklavisch an den Dollar klammern. Ich bin überzeugter Gaullist – nicht gegen den Westen, aber für eine eigenständige europäische Politik, auch und gerade in Wirtschaftsfragen.
Doch ausgerechnet Bitcoin als Alternative? Das wäre ein katastrophaler Trugschluss! Bitcoin ist keineswegs das versprochene Instrument der finanziellen Unabhängigkeit – im Gegenteil, es ist längst ein Spielball US-amerikanischer Interessen. Die größten Kryptobörsen, von Coinbase bis Kraken, unterliegen US-Regulierung und können jederzeit durch amerikanische Behörden lahmgelegt oder kontrolliert werden. Der Großteil der Mining-Power mag nicht mehr direkt in den USA liegen, doch entscheidende Player wie Foundry USA dominieren den Markt. Und nicht zu vergessen: Die zentrale Infrastruktur des Internets – von Hosting über DNS bis hin zu Cloud-Servern – ist in amerikanischer Hand.
Wer glaubt, Bitcoin schütze vor US-Einfluss, ignoriert, dass Washington bereits gezeigt hat, wie es unliebsame Akteure aus dem Finanzsystem ausschließt – sei es durch das SWIFT-System oder Sanktionen gegen ganze Länder. Glaubt wirklich jemand, dass ein von US-Börsen abhängiges, auf US-Technologie basierendes System verschont bleibt, sobald es geopolitisch unbequem wird?
Bitcoin ist keine Waffe der Freiheit, sondern ein trojanisches Pferd – eine neue Variante finanzieller Kontrolle, nur mit libertärem Anstrich. Wer ernsthaft Souveränität will, muss Europa und den Euro stärken, anstatt sich freiwillig in eine neue, noch perfidere Abhängigkeit zu begeben.
Die derzeitige US Administration neigt zu extremen Erpressungen, Blasendenken, imperialistischen Spielchen - sie ist komplett aus den Angeln gehoben und wir müssen bei allem Schmerz endlich begreifen: weder Russland, noch die USA haben irgend ein Interesse daran die EU und insbesondere Deutschland als gleichberechtigten Partner zu betrachten. Wir werden gerade aufgeteilt.