„Verliebe Dich nicht, wenn du in Thailand bist“ hatte meine Mutter mir noch gesagt.
„Das passiert mir schon nicht“ entgegnete ich.
Teil 9
Der Abschied von ihr und von Thailand war dieses Mal besonders hart.
Es war Mitte Mai und frühestens im August würde ich wieder nach Thailand fliegen können.
Ich arbeitete viel und sie war auch sehr fleißig. Sie ging wirklich jeden Tag in die Schule und ich glaube sie hat in den 3 Monaten nur einen einzigen Tag verpasst.
Da war ich schon ein bißchen stolz auf sie.
In den geschriebenen Tests war sie fast immer Klassenbeste und wir machten eigentlich jeden Tag via Line zusammen Hausaufgaben.
Sie war später eine gefragt Person was die Hausaufgaben anging, jeder wollte ihre Hilfe oder bei ihr abschreiben.
Alles richtig gemacht, dachte ich mir. Sie macht auch alles dafür, dass einer gemeinsamen Zukunft nichts im Wege steht.
Allerdings gab es in der Zeit auch einige Probleme und eine kleine Krise bahnte sich an.
Bisher war sie es gewohnt, dass ich sie immer unterstützt hatte und auch eigentlich immer sofort Geld geschickt habe, wenn es von Nöten war.
Jetzt war es aber so, das das Geld für das Leben in Bangkok immer viel zu schnell leer war.
Dafür sah ich sie aber auf den täglichen Bildern immer mit neuen Klamotten oder neuen Schuhen:
Ich weiß schon, das ein Leben in Bangkok nicht mit dem Isaan vergleichbar ist, aber ich habe mir gedacht, das sie vereinbarte Summe locker zum Leben reicht.
Die Schule hatte ich schon bezahlt, die Unterkunft auch und für den Rest war dann das angewiesene Geld.
Und auch wenn sie in der Schule immer top Leistungen gebracht hat, begann eine Zeit wo sie fast jeden Abend mit ihren Klassenkameradinnen unterwegs war.
Und so war teilweise das Geld schon zur Monatshälfte aufgebraucht und als dann z.b. die Vermieterin mit der Wasserrechnung kam, war kein Geld mehr da.
Da wurde ich sauer, ich hocke hier in D und arbeite mir nen Wolf. Ich verzichte auf alles und leiste mir überhaupt nichts mehr und sie macht Sanuk Sanuk in Bangkok.
Wer das ganze schon einmal mitgemacht hat, weiß wie teuer so ein Monat in Bangkok sein kann.
Ich war am Ende so sauer auf sie, das ich 2 Tage lang nicht auf ihre Anrufe reagiert habe.
Da ist der Groschen gefallen und ab dann an hat sie sich dann auch zusammen gerissen.
Die schulischen Leistungen von ihr waren klasse, in jedem Test hatte sie eine 1.
Und so war es nun an mir, die nächsten Schritte einzuleiten.
Genug Zeit hatte ich ja in Deutschland.
Jetzt kam die große Frage auf: Heiraten in D oder doch eher in TH?
Nachdem ich viel in den Foren gestöbert habe, kam ich zu dem Entschluss, das wir in Thailand heiraten sollten.
Ich hatte gelesen, das ein Familiennachzugsvisum meist schneller bearbeitet wird als ein Heiratsvisum für Deutschland.
Eine Nachbarin von ihr hatte tatsächlich 7 Monate warten müssen, ehe das Ehegattennachzugsvisum genehmigt wurde.
So lange wollte ich auf keinen Fall warten.
Also habe ich eine top Agentur beauftragt, mich bei der Hochzeit und den ganzen Vorbereitungen zu unterstützen.
Das war auf jeden Fall eine weise Entscheidung, sie konnten alles immer mit meiner Mia besprechen und nahmen uns einiges an Behördengängen ab.
Die Agentur würde sich auch um das Dolmetschen kümmern bei der Hochzeit und im Nachgang um die Übersetzung und Legalisation der Dokumente und das Ehegattennachzugsvisum.
(Ich kann jedem hier nur die Agentur von thailaendisch.de empfehlen, die haben uns einige Bauchschmerzen erspart)
Und so vergingen die Tage, ich regelte alles von Deutschland aus und sie liess sich alle wichtigen Dokumente nach Bangkok schicken.
Jetzt mussten wir nur noch einen Termin für die Hochzeit finden.
Ich hatte anvisiert am Tag vor ihrer Prüfung anzukommen um sie seelisch zu Unterstützen.
Ein Glück fand ich einen relativ günstigen Flug und erreichte am 19.08. dann endlich wieder Thailand.
Die Prüfung war am 20.08. und die Ergebnisse sollten dann am 23. August bekannt gegeben werden.
Die Hochzeit wurde dann angesetzt für den 26.08.
Nun war es also wirklich so weit. Ich würde heiraten!
Ich hatte mit meinen 38 Jahren nicht mehr wirklich damit gerechnet.
Aber war es wirklich die richtige Entscheidung? Wir kannten uns zu dem Zeitpunkt ja noch nicht mal ein Jahr.
Viele Gedanken spukten in der Zeit in meinem Kopf herum, aber wie schon in den letzten Monaten hat das Herz eindeutig gegen den Verstand gewonnen.
Der Morgen der Prüfung stand an. Und obwohl ich aufgrund der Anreise total geplättet war, konnten wir beide kaum schlafen.
Wir kamen also beim Goethe Institut an, Massen an thailändischen Frauen und vereinzelt ein paar Männer.
Ich hatte eigentlich nicht wirklich irgendwelche Bedenken, zu gut waren ihre Leistungen in den vergangenen Monaten:
Sie hatte aber auf einmal ein ungutes Gefühl. Sie meinte ihr Gespräch lief total schlecht und ihre Nervosität wäre zu groß gewesen.
Auf einmal bekam ich dann auch ein bißchen Angst. Was ist wenn sie es vielleicht doch nicht gepackt hat? Der Hochzeitstermin stand, daran gab es nichts zu rütteln.
Aber bei einem nicht bestehen der Prüfung, würde der ganze Zeitplan nach hinten geschoben werden.
Wir versuchten uns das Wochenende so gut es geht abzulenken, wir genossen es das wir endlich wieder zusammen waren.
Die Prüfung war an einem Freitag und die Ergebnisse sollte am Montag online in deren Goethe Profil veröffentlicht werden.
Und so saßen wir am Montag vor dem Laptop und ich aktualisierte ihre Seite im Sekundentakt.
Immer noch nichts, die Spannung war nicht auszuhalten. Inzwischen hatten im Gruppenchat ihrer Klasse schon einige von ihren Ergebnissen berichtet und bei ihr? Keine neuen Daten.
Ich hämmerte die F5 Taste in einer Tour, irgendwann müsste doch auch ihr Ergebnis online sein.
Und dann war es endlich da…..
Hat sie bestanden? Können wir die Hochzeit planmäßig feiern und danach dann das Vidum beantragen? Und vor allem, wird sie schon bald als meine Ehefrau nach Deutschland reisen können?
Das erfahrt ihr im letzten Teil meiner Geschichte.