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Thailand Unsere Farm I

muaythai

Member Inaktiv
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21 September 2015
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Ein toller Bericht, vielen Dank für die Eindrücke über das Leben als Reisbauern auf dem Land.
 
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Iffi

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18 Oktober 2008
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Land Office für neue Farm

Heute morgen fuhr meine Frau alleine mit den Vorbesitzern zum Land Office um einen Teil der früheren Familienfarm zurückzukaufen. Zwei Rai und ein paar Gequetschte. Schon nach 1,5 Stunden rief sie mich an und teilte mir mit, dass sie auf dem Rückweg sei und mich abholen wolle, da auch meine Anwesenheit zwecks Unterschrift notwendig sei.

Warum dat denn? Beim Kauf unserer Farm Anfang des Jahres war meine Anwesenheit ja auch nicht notwendig. Aber da waren wir ja auch noch nicht standesamtlich verheiratet. Die Beamtin im Land Office bemerkte nämlich, dass meine Frau einen ausländischen Familiennamen auf ihrer ID Karte hat. Den hatte meine Frau kurz nach der standesamtlichen Heirat angenommen.

Ich musste deshalb einen Wisch unterschreiben zur Bestätigung, dass ich meine Eigentums-Rechte bezüglich des Landes verstanden habe. Die sind nämlich gleich Null.

Die haben echt rumgewitzelt und meiner Frau erzählt, sie könne mich ja jetzt rausschmeissen, wenn meine Knete ausgegangen sei. Die Farm würde ihr sowieso 100% gehören. Ha ha

Auf dem Chanot ist jetzt die Familie meiner Frau drei mal vertreten. Die Mutter, die Schwester als Vorbesitzer und nun meine Holde selber als alleinige Eigentümerin.

Ich erfuhr, dass der alte Herr der Familie der Nachfolger des Vaters meiner Frau war, bezüglich der Wasserverteilung aus den Bewässerungskanälen rund um die Farmen in der Nähe unseres Dorfes. Er brauchte nun das Geld um seinem Enkelsohn den Eintritt bei der Polizei zu ermöglichen.

Nach der Rückkehr palaverten wir noch ein Weilchen an seinem Haus im Dorf. Dort sind 30 Säcke ungeschälter Reis gestapelt. Ungefähr 30 KG pro Sack. Stolz erwähnte er, dass dies der Ertrag der letzten Ernte auf besagter zwei Rai Farm sei.

Rührend erwähnte er, dass er die Nacht vorher nicht schlafen konnte, weil er die Farm heute verkaufen würde.

Jetzt schwänzelt die Schwester meiner Frau laufend um uns herum. Begutachtet das Chanot und lässt es sich bei Speise und Trank zusammen mit ihrem Enkelkind gut gehen. Bin schon gespannt auf die nächste Reis-Saison. Schwesterchen hat da sicher eine Idee...lol

 
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Iffi

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Besuch der neuen Farm.

Die neue (alte) Farm liegt nur 15 Minuten zu Fuss von unserem Haus. Zwei Rai sind nicht gerade winzig. Da lässt sich was draus machen.

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Sie liegt in einem historischen Gebiet, was die Familiengeschichte betrifft. Die umliegenden Farmen gehörten mal den Grosseltern. Durch die Erbfolge wurde sie mehr und mehr zerstückelt und die Kindeskinder haben sie zum Teil an "Fremde" verkauft.

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onnut

Gibt sich Mühe
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31 März 2009
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so isset.
uns gegenüber ein etwa 15 rai grosser Betrieb.
nur Gemüse bzw Salat.
bewirtschaftet von 2-3 Personen.
dann wurde aufgeteilt,der Vater wollte bei Lebzeiten alles regeln.
jetzt hat jedes Kind etwa 3 rai,zuwenig zum Leben zu viel zum sterben.
Irgendwann steht der erste bei uns auf der Matte,zwecks Verkauf.
onnut
 

Iffi

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18 Oktober 2008
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Ich wunder mich auch manchmal, warum das bisher einigermassen gut gegangen ist. Das Ende der Fahnenstange ist ja schon in Sicht.

Das Erbe ausbezahlen, ist ja für die meisten Farmer keine Option, da sie die nötige Knete nicht auf der hohen Kante haben.
 

kalle11

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Paradise Isaan
Letzte Meldung von der Reisfront:

Der Preis für Jasminreis ist auf 11 Baht gefallen.

Ein kleines aktuelles Beispiel warum die meisten abgesehen von den niedrigen Preisen auf keinen grünen Zweig kommen können.

Tante hat ca. 50 Rai. Sie pflanzt nur den billigen Khao Kaeng an. Warum weiß sie selbst nicht. "Haben wir aber immer schon so gemacht."

Sie ist eine der fleißigsten Thais die ich kenne. Sie steht nachts spätestens um drei Uhr auf um zum Markt zu fahren. Neben dem Reisanbau kocht sie täglich das Essen in der Schule und in der verbleibenden Zeit verkauft sie entweder auf dem Dorfmarkt morgens ab 6.00 Uhr von ihr zubereitetes Essen und nachmittags fährt sie damit auch noch von Haus zu Haus.

Familie: Oma zu Hause, Mann, Sohn und Schwiegertochter. Die verdienen aber alle irgendwie was dazu. Tochter lernt Krankenschwester. Aber weil diese zu blöd ist nicht auf einer bezahlbaren Schule, sondern auf einer teuren privaten.

2 Autos, drei Mopeds, alles finanziert. Nebenher wird viel Geld für Hahnenkämpfe, Boxen und zocken ausgegeben.

Im Laufe das Jahres häufen sich die Schulden dermaßen an, dass sie sofort nach der Ernte den Reis ungetrocknet für 6 oder 7 Baht verkaufen muss, um diese erst mal zu tilgen. Dann werden neue Schulden gemacht.

Für das Kochen in der Schule bekommt sie für ca. 180 Mahlzeiten pro Tag gut 3.000 Baht = Einkauf der Lebensmittel und Arbeitslohn.

Man kann sich vorstellen welche Mengen Reis sie alleine dafür benötigt. Dieser wird aber täglich beim Einzelhändler teuer für 16 – 18 Baht pro Kilo eingekauft.

Noch irgendwelche Fragen?
 

Iffi

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Geld auf der hohen Kante ist totes Geld. Geld auf Kredit ist zum sofortigen Ausgeben bestimmt. Nachhaltig für die Zukunft vorsorgen, ist für'n Arsch, denn sie leben ja heute. Was morgen kommt, bestimmt das Schicksal.

So die weitverbreitete Einstellung der Thais. Habe ich schon vor 30 Jahren bei den Barmädels festgestellt. Geld gehört sofort verprasst und wenn es nicht reicht, dann eben leihen. Nur manchmal ein bisschen Geld nach Hause schicken um die traditionellen Tochterpflichten zu erfüllen. So hängen die Schulden an ihnen, wie eine Klette. Ihr Leben lang. Basta. Wird schon irgendwie gut gehen. Ist echt traurig.

Hab oft genug sogar in DACH gesehen und erlebt, wo die Göttergatten oder Sponsoren den Thaimädels Klamotten oder Souveniergeschäfte spendiert haben. Manchmal auch Thaikneipen oder Restaurants. Ging maximal 2 - 3 Jahre gut, bis die Verführung in die Geschäftskasse zu greifen zu gross wurde. Dann war plötzlich kein Geld mehr für Wareneinkauf übrig, sodass diese Läden einfach den Bach runtergingen, weil kaum noch was vorrätig war.

Gibt natürlich Ausnahmen. Nicht unbedingt leicht zu finden....
 

Iffi

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18 Oktober 2008
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Genau, @kalle11 . Gilt besonders für die Bauern. Auch bei zwei Ernten pro Jahr auf grösseren Farmen.

Hinzu kommen noch die Kinder. Mama und Papa können kaum "nein" sagen, wenn der Bube ein neues Auto unbedingt haben MUSS. Für die Anzahlung spendieren die Eltern dann einen Teil ihres Gewinns ihrer Ernte, stürzen sich womöglich noch zusätzlich in Schulden und helfen gar noch bei der monatliche Rate.

Ein krasser Fall passierte gerade bei uns im Dorf. Eine ältere Frau besuchte uns und sprach fast zwei Stunden mit meiner Holden. Wie sich herausstellte, wollte sie uns 3 Rai ihrer Farm verkaufen. Und zwar für'nen Appel und ein Ei. Nur 120,000 Baht pro Rai. Das bei Preisen hier in der Gegend von um die 200,000 Bah
t. Sie brauche das Geld für ihre zwei Söhne, die jetzt Probleme mit der Ratenzahlung hätten und ausserdem ein paar Schulden zurückzahlen müssten, sonst....

Es hat gerade noch gefehlt, dass sie vor uns auf die Knie gesunken wäre.

Meine Holde vertröstete sie typisch Thai, ein definitives "nein" vermeidend
. Wir hätten ja gerade eine weitere Farm gekauft aber ansonsten würde sie sich das ganze trotzdem noch einmal überlegen.

Solche Art Söhnemänner, die einen Scheiss auf die finanzielle Situation ihrer Bauerneltern geben, sind nicht unbedingt sehr selten. Auch auf solche Art geht uralter Landbesitz durch den Schornstein.
 
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kalle11

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Paradise Isaan
Nicht nur Auto finanzieren. Ich kenne hier etliche heranwachsende die einfach die Eltern erpressen und Taschengeld in Höhe von 200-300 Baht pro Tag verlangen, sonst würden sie nicht mehr in die Schule gehen. Und was machen die Eltern? verkaufen land um den Blagen das geben zu zu können. Ein paar hiner die Ohren wäre besser. Noch dazu handelt es sich gerade bei denen um die schlechten Schüler. Logisch! Schule schwänzen und mit anderen abhängen kostet Kohle.
 

Iffi

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Oh, Mann. Das ist der Hammer. Mich wundert das allerdings nicht allzu sehr.

Ist schon erstaunlich, zu welchen Einblicken man hier auf dem Lande kommt.
 

Iffi

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Die neue Farm ist inzwischen gepflügt. Wie auch die meisten umliegenden. Anderswo wird noch das Stroh gesammelt. Drei vier Wochen lang waren die Mähdrescher Tag und Nacht unterwegs. Die letzten hatten die Arschkarte gezogen, denn der "trächtige" Reis lag vermehrt flach, sodass die Bauern mit Hand nachschneiden mussten.

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Immer wieder süss anzusehen, wie gerne unsere Kleene auf die Farm wandert. Die knapp 15 Minuten hopst sie in Eile dahin.

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Wie vorausgeahnt, hatte die Schwester meiner Frau schon eine Idee. Die Farm hatte ihr ja mal vor Jahren als Erbe von der verstorbenen Mutter gehört.

Sie hat ihren Arsch tatsächlich auf die Farm bewegt und hackt dort stellenweise Furchen, denn sie will Melonen und Kürbisse anpflanzen. Das ist dort kein Problem, denn die Nachbarfarmen gehören alle unseren Bauernfreunden, Dort wird nix geklaut.

Vor ein paar Tagen kam eine Nachbarin zu uns und fragte, wer denn dieses Frau sei, die da auf unserer Farm rumhacke. Als meine Frau antwortete das sei ihre Schwester haben die nur gekichert, denn sie hat nicht gerade den Ruf, besonders fleissig zu sein. ha ha.

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Gast_13

I am who I am.
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9 April 2015
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Immer wieder süss anzusehen, wie gerne unsere Kleene auf die Farm wandert. Die knapp 15 Minuten hopst sie in Eile dahin.

Och wie Goldig die kleine, einfach zum Knuddeln niedlich.:)

Wir hatten doch letztens geklärt das der Reis in der Gegend, nicht künstlich gedüngt wird, was sehr Erfreulich ist. Wie ist es eigentlich mit weiteren "Segnungen" der chemischen Industrie oben herum? Also Fungizide, Herbizide, Pestizine gegen Schädlingsbefall. Wird da was Gesprüht? Würde mich mal Interessieren. LG.
 
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Erstaunlicherweise hier in der Gegend so gut wie gar nicht.

Zumindest habe ich niemand mit der Spritze gesehen, wenn ich auf dem Weg zu unserer Farm war. Und ich komme dabei an sehr vielen Feldern vorbei.
 
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knocherl

a bisserl was geht immer
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1 Juli 2012
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bei München
es ist schon wirklich schlimm, diese Lebenseinstellung, aber die sind ja zudem auch noch Beratungsresistent, man kann sie nicht einfach umpolen
 
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kalle11

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Paradise Isaan
Da sieht man auch wieder die Unterschiede nach Regionen. Oder gibt es bei uns mehr Schädlinge, ich weiß es nicht?

Bei uns fast während der gesamten Wachstumsphase Kolonnen von Leuten mit Sprühkanistern und an den Wegesrändern Berge von Düngersäcken. meine Frau sagte schon mal aus Spaß: Um die jahreszeit sollte man schon eine Gesichtsmaske anziehen, wenn man nur mit dem Auto durch die Felder fährt.

Echt schlimm!
 

Iffi

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es ist schon wirklich schlimm, diese Lebenseinstellung, aber die sind ja zudem auch noch Beratungsresistent, man kann sie nicht einfach umpolen

Oder beratungsgeil. Es gibt genug "Fachleute", angeblich von der Regierung, die die Dörfer abfahren und Farmer beraten. Da geht es um Dünger und Pestizide. Damit könne man den Ernte-Ertrag kolossal erhöhen.

In unserm Fall war auf jeden Fall keine einzige Reisähre mit Ungeziefer versifft, obwohl wir nicht gespritzt haben. Und gedüngt haben wir lediglich mit drei vollen Eimern für 5 Rai.

Meine Frau erzählt mir gerade, dass nach der Aussaat, wenn der Reis noch sehr sehr niedrig steht, wie Rasen, und die Felder noch nicht geflutet sind, des öfteren gespritzt wird um das Unkraut zu vernichten. Das wächst nämlich schneller als der Reis. Nach dem Fluten ist das nicht mehr notwendig, weil das Unkraut das nicht überlebt. Die zarten Reispflänzchen aber schon.
 
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