AW: Thailand und der Rest von Asien im TV
So, 29. Nov · 18:02-18:45 · EinsExtra
Tödlicher Ausverkauf
Wie Aids nach Asien kam
Dutzende von AIDS-Opfern aus Taiwan und Hongkong haben in den USA Klage gegen den deutschen Pharmakonzern Bayer AG eingereicht. Sie werfen dessen früherer Tochterfirma Cutter vor, 1984 und 1985 AIDS-verseuchte, in den USA und in Europa nicht mehr absetzbare Präparate nach Asien verkauft zu haben, um sie nicht abschreiben zu müssen. Mehrere Hundert Patienten, oft Kinder oder Heranwachsende, wurden damals mit dem Virus infiziert. Wie viele von ihnen heute noch leben, ist nicht bekannt, weil AIDS in Asien noch immer als großes Tabu gilt. Cutter hatte damals die neue Generation eines Medikaments entwickelt, das sich Patienten injizieren müssen, die an der Bluterkrankheit 'Hämophilie' leiden. Während die aus menschlichem Blutplasma hergestellten Infusionen bis dahin mit AIDS verseucht waren, wurden die HIV-Viren bei dem neuen Produkt durch Erhitzung sicher abgetötet. In den Vereinigten Staaten und in Europa drängten die Gesundheitsbehörden deshalb auf den sofortigen Austausch der alten, nicht-erhitzten Präparate. Auch die Importfirmen in Hongkong und Taiwan verlangten die Lieferung der Neuentwicklung, wurden von Cutter aber immer wieder vertröstet, erst müssten die millionenschweren Lagerbestände der Alt-Präparate aufgebraucht werden. Vermerke und Fernschreiben der Cutter-Zentrale in San Francisco, auf die WDR-Autor Egmont R. Koch im Laufe seiner Recherchen stieß, offenbaren: die Führung der Bayer-Tochter wusste, was sie tat. Jede weitere Verwendung der alten Präparate sei wegen der AIDS-Risiken 'nicht zu rechtfertigen', schrieb ein Exportmanager im November 1984, genau zu jenem Zeitpunkt, als der 'tödliche Ausverkauf' eben dieser Produkte nach Asien begann. Nach wochenlanger Überzeugungsarbeit fand Egmont R.