Bei meinem zweiten Besuch setzte ich mich mit meinem Bierchen an den großen Tisch in der Mitte des Raumes und ließ meine Blicke schweifen. Ich erblickte eine junge Dame mit heller Haut, einer Art Mireille-Mathieu-Frisur und auch sonst mit einem Hauch von französischem Chic. Als ich zu ihr ging, stellte ich auch fest, dass dieses Mädel genau wusste, was es wollte. Oh no, Sir, for 2000 I cannot go with you! Aber für 2500 ging es dann auf einmal.
Sie war 25 und kam aus Chiang Mai. Dort hatte sie auch Wirtschaft studiert. Das erklärte auch ihr gutes Englisch, sie hatte im Rahmen ihres Studiums auch einen Kurs in Business English belegt. Jetzt arbeitete sie bei einer Bank in Bangkok. Der Job und das Gehalt waren aus ihrer Sicht ganz ok, aber große Sprünge konnte man damit eben nicht machen. Deshalb kam sie meist einmal pro Woche in die Thermae auf der Suche nach etwas mehr Rendite.
Im Hotel schlug sie vor, dass ich zuerst duschen solle. Als ich wieder aus dem Bad heraus kam, hing sie telefonierend am Handy. Keine Ahnung, ob sie ihre Mutter, eine Freundin oder ihren Boyfriend anrief. Aber als sie meinen missbilligenden Blick bemerkte, beendete sie schnell das Telefonat und huschte ins Bad.
Während sie duschte, stellte ich am Smart TV des Hotelzimmers auf YouTube die alte LP Songs from the Wood von Jethro Tull ein. Falls sie diese Musik von einer nassen kalten Insel aus einer längst vergangenen Zeit seltsam fand, so ließ sie es sich nicht anmerken, als sie aus dem Bad kam und ganz lieb zu mir ins Bettchen schlüpfte.
Im Lied Hunting Girl auf dieser Platte mag der eine oder andere ein Sinnbild für die jungen Damen der Thermae sehen. Und das Lied Velvet Green enthält eine wunderschöne Metapher für das, was nun mit meiner kleinen Bankerin folgen sollte:
Tell your mother that you've been walking all night on velvet green!