Das ist das Dilemma an beispielsweise auch Menschenrechtsorganisationen. Sie lügen (auch) oder tragen seltsame, realitätsferne Brillen. Verherrlichung muss auch nicht sein. Es gibt ja tatsächlich genügend Dramen. Und Realitätsverluste (auf beiden Seiten). In Brasilien beispielsweise gibt es selbstverständlich AUCH Zwangsprostitution. Zuhälter. Aber das ist KEINESFALLS die Regel. Die Dynamik ist eine ganz andere. Perspektivlosigkeit, Langeweile, schnelles, scheinbar einfach verdientes Geld. Manchmal ist es auch nur, ja, fast Gewohnheit, Mami hat´s schliesslich auch so gehandhabt, die Nachbarin, Tante , Cousine oder das eigene Schwesterherz. Diese Art der Geldbeschaffung bleibt sowieso manchmal nur temporär. Aufgrund eines finanziellen Engpasses. Oder, auch das wird gerne von "Menschenrechtlern" unterschlagen, ganz einfach aus mehr oder weniger reinem Luxuskonsuminteresse. Wäre mir auch suspekt, wenn man von Studentinnen behaupten würde, ihre Freelancerjobs im Rotlicht wären in irgendeiner Form zwangsläufig. Logo, bei anderen ist es tatsächlich Drogensucht, teils aufgrund familiärem Missbrauch, teils aber auch einfach nur so. Wegen Neugier. Langeweile und, erneut, wegen mangelnder Perspektive. Aber auch das ist KEINESFALLS die Regel. Im Hinterland eines kleines Bundesstaates wohnte ich mal in so einer Art Wohngemeinschaft. Alles Mädchen und Frauen und mehr oder wengier autark, mit eigenem Wohnraum, also nicht gepfercht. Die eine, 15 (sie sagte immer, sie sei 17) hatte einen Freund. Immerhin wurde verhütet. Um die Zukunft machte sie sich irgendwie keine Sorgen, ihr Stecher hatte ja ein Auto ... die andere war tatsächlich eine Schwutte. Nur derzeit arbeitslos. Der örtliche Puff wurde nach einer Razzia geschlossen. So eröffnete sie nach einem kleinen Lottogewinn eine Bar. Lächerlich. Für den Betrag bekam man gerade mal zwei Kästen Bier. Ich hab sie selbst besorgt. Also, den Impuls hätte sie auch VOR dem Lottogewinn haben können. Eine andere war verheiratet. Musste nicht arbeiten. Ihr Typ sass zwar im Knast, hatte als Traficante, Drogendealer, aber genug Rücklagen. Sie war 17, was ich zu dem damaligen Zeitpunkt nicht wusste. Ihr Ausweis war gefälscht. Eine Lebenskünstlerin. Damals keine Schwutte, in erster Linie, weil sie es nicht "nötig" hatte. Zudem eine "Femme fatale". Ihre beste Freundin, 23, hatte als einzige der Frauen Kinder. Eigentlich erstaunlich, normalerweise haben in derartigen (Zweck-) Gemeinschaften ALLE Kinder, bis auf vielleicht eine. Hier war es also gerade umgekehrt. Sie verkaufte manchmal Kleidung. Dienstags und Donnerstags. Das war´s. Den Kühlschrank bekam sie durch Liebhaber voll. Ich habe sie ja höchtspersönlich abends in die Bars gebracht. Nicht in Puffs. In Läden ohne Ausländer. Hey, hier war tiefstes Hinterland. Glaubt bloss nicht, die sei mit jedem ab. Da musste es sowohl im Geldbeutel, als auch in der Hose stimmen. Speziell in Pattaya mag sehr, sehr vieles anders sein. Aber ganz bestimmt nicht alles.Piper schrieb:Claire Brisset moniert, dass Houellebecq ausblendet, dass diese Mädchen schon sehr jung mit Gewalt zur Prostitution gezwungen werden. "Sie können nicht einfach aufhören" und sie bekommen "in der Regel keinen Pfennig Geld", sagt sie. "Houellebecq verliert kein Wort darüber, weder in seinen Büchern noch in Interviews, dass es sich hier um Sklaverei handelt, wirklich um Sklaverei!"
Trotzdem, die Eingangsfrage des TE kann man nicht pauschalisieren. Nicht nur wegen der vielen Facetten. Man (die Gesellschaft(en) und deren angeblichen "Eliten") sollten endlich das Schwarz-Weiss-Denken ablegen, allerdings, auch deswegen find ich den Thread gut, mancher Konsument auch seine Ignoranz.
AMEN.