10. Akt Das Ende eines Muschi Junkies
Der 8. 2. 2012 begann völlig undramatisch.
Meine morgendliche Versteifung wurde hervorragend behandelt.
Physiotherapeutin mit großzügigem Gastgeschenk verabschiedet und gefrühstückt.
Wie jeden Mittwoch zur Schule.
Nach dem Unterricht begannen die Wolken über meinem Haupt an Intensität zuzulegen.
Die Lehrerin (Noi) nahm mich zur Seite und fragte mich ob ich noch immer Single sei.
Ich bejahte und habe die Frage warum, wie immer, mit „Ich habe die Richtige noch nicht gefunden“ beantwortet.
Welcher Junkie gibt seine Sucht schon zu?
Die Aufforderung: „Dann treffen wir uns um 4 im Café an der Ecke - na“.
Ich mag Sätze die mit „na“ enden.
Kann man normalerweise nur in strammer Haltung mit „khrap phom“ (zu Befehl) beantworten.
Ich wusste nicht wie ich ihr diese Bitte abschlagen könnte und nickte halt ergeben.
Noi verschwand in der Wand - zum nächsten Klassenzimmer.
Auf dem Heimweg dämmerte es mir allmählich, dass sie mich verkuppeln wollte und legte mir eine Verteidigungsstrategie zurecht.
Pünktlich (bin ich immer) fand ich mich im Eckcafé ein und Noi (die Lehrerin) erschien auch gleich.
Im Telegrammstiel erzählte sie mir folgende Geschichte.
Gestern ist die Tochter einer Freundin aus Sra Kaew bei ihr aufgetaucht.
Sie ist 33, hat einen 10 jährigen Sohn, war 13 Jahre mit einem 20 Jahre älteren Mann verheiratet und ist seit 3 Jahren geschieden.
Aha, Tausend mal gehört.
Sie will in Pattaya arbeiten. Als Bedienung in einem Restaurant oder einer Bierbar.
Sie wolle einen Farang kennenlernen der sie liebt, mit dem sie zusammenleben wolle und der sie und ihren Sohn versorgen würde.
Aha, welche Frau sucht keinen Märchenprinz!!!
Noch bevor ich mit meiner Verteidigungsstrategie loslegen konnte, kletterte ein weibliches Wesen von einem Motorradtaxi und kam schüchtern zu uns.
Prüfender Blick von mir, sehr hübsches Gesicht, Haare vorhanden aber keine Frisur,
Kleid bis übers Knie - Stil Sonntagskleid meiner Großmutter (geb. 1890).
Figur, soweit erkennbar, schlank.
Sie - Wai. Augen zum Boden. Leichtes zittern. Hecktische Blicke wohin jetzt?
Dann neben mich gesetzt, war kein anderer Platz mehr frei.
Da saß nun das Häufchen Elend.
Noi und ich unterhielten uns weiter in Deutsch, ich hatte nur rudimentäre Thai Kenntnisse.
Nän, ihren Namen hatte sie schon gehaucht, schaute mich immer mal wieder kurz von der Seite an wie ein Opferlamm seinen Schlachter abschätzt ob er ihm auch nicht wehtun würde.
Sie hatte damit meinen Beschützerinstinkt geweckt. Meine Verteidigungsstrategie war vergessen.
Noi ergriff die Initiative. „Zeig ihr doch Pattaya“.
Ich zu Nän. „Willst du Pattaya sehen“. Erschrocken, dass der Alien sie ansprach und sie auch noch erkannte oder besser erriet, was er wollte stammelte ja.
Ab jetzt klingt die Geschichte stark nach Hedwig Courths-Mahler
oder doch nicht so hoch literarisch
eher wie ein Groschenroman.
Die erwachsenen Leser wissen sicher was gemeint ist.
Für die Enkelgeneration:
Groschenroman oder Groschenheft genannt bezeichnet eine Form der Trivialliteratur aus der Zeit des frühen 20. Jahrhunderts.
Sie wurden überwiegend von menschlichen Wesen mit zwei X-Chromosomen als Beilage zu Schokolade, Kuchen und Torte, aber bitte mit Sahne, inhaliert.
Aufgestanden, Noi zurückgelassen, zum Auto gelaufen.
Nän schaut verzweifelt zurück ob Noi sie wirklich ihrem Schicksal überlassen würde, stolpert und schnappt sich meine Hand.
LKS-Modus - ON
Und dann hat’s zoom gemacht. Besser als Klaus Lage kann ich es nicht ausdrücken.
Ich war verliebt.
Konsequenz: Wechseljahre vorbei ab jetzt wieder monogam (nicht monoton).
Nur noch den Gedanken, wie kann ich sie überzeugen, dass ich der Richtige bin.
Dann zum Auto, ihr die Tür aufgehalten, war schon immer Kavalier.
Über Pattaya Nua Richtung Strand durchgestaut.
Nän im Innenspiegel bestaunt, der war immer auf Beifahrerin eingestellt, ich wurde beäugt wie ein Wesen von einem anderen Stern.
Anscheinend nicht so schrecklich. Sie wurde allmählich gelöster.
In der Kurve zur Beach Road hat sie das Meer entdeckt. Freuden Jauchzer - und dann sprudelte es aus ihr nur so heraus.
Sie konnte sogar reden!!!
Ich habe nur mitbekommen, dass sie noch nie das Meer gesehen hatte.
Mit ihr Essen gegangen, kleines Thai Lokal Sai 3, sie wieder erstaunt Alien kann auf Thai bestellen und sogar scharf Thai essen pet pet.
Danach Richtung Strand gefahren, an der Klang geparkt.
Im Auto Händchen haltend Sonnenuntergang bewundert.
Bin ja auch ein Romantiker.
Eingeladen mein Condo zu besichtigen, ergebenes Nicken.
Nän - Condo, Vorratsschrank und Kühlschrank inspiziert, Auswahl an Alkopops, Biersorten, Wein und Fruchtsäften erklären lassen.
Sie trinkt keinen Alkohol.
SM Light entdeckt, ich unwissend als alkoholfreies Bier ausgegeben.
Das musste sie probieren. Halbe Dose, 10cl, später genug –
ich trank den Rest, las das Etikett Alkohol 5% Less Calories. Mist.
Hoffentlich denkt sie jetzt nicht schlecht von mir.
Sie wurde lockerer.
Ich bemerkte, dass sie immer wieder an sich roch.
Ich fragte ob sie duschen wollte. Sie sagte ja ich stinke und schaute verzweifelt um sich.
Als Single war ich natürlich auf alle Notfälle vorbereitet.
Notfallpacket zusammengestellt. T-Shirt von mir, Boxershorts, Zahnbürste, Zahnpaste und Badetuch.
Sie verschwand in der Wand - zum Bad.
Als sie zurückkam habe ich erstmal bemerkt wie schön sie wirklich war.
Wir haben dann die Konversation mit Hilfe des bekannten intellektuellen Wörterbuchs „English for Bargirls“ fortgesetzt.
Das Buch macht Spaß, muss man doch eng nebeneinander sitzen um gleichzeitig lesen zu können.
Was ist da besser geeignet als das Bett.
Kichernd, schmusend und knutschend haben wir das Buch durchgearbeitet.
Beim letzten Kapitel, das sich mit Trennung, auschecken u.ä. beschäftigt
haben wir beschlossen dass wie das nicht brauchen würden.
Ich schwebte auf Wolke 7. - LKS-Syndrom????