Meine Schwester hatte einmal eine Aktie. Von der Bank empfohlen, sofort 90% Verlust
Das klingt nicht gerade glaubwürdig.
Was soll es denn für eine Aktie gewesen sein, die sofort um 90% absackte?
Die Bank, vorausgesetzt das eine in Deutschland ansässige Bank die Aktie empfohlen hat, wäre zudem für den Schaden deiner Schwester haftbar gewesen.
Aber nehmen wir mal an, das nicht eine Bank, sondern ein Mitarbeiter einer Bank deiner Schwester einen katastrophalen Tipp gegeben hatte.
Seit ...
(Platzhalter, da ich keine Ahnung, habe seit wann, aber schon mindestens seitdem ich in Aktien mache, d. h. seit mindestens 40 Jahren.) durften bei den meisten Banken und Sparkassen angestellte Anlageberater offiziell keine konkreten Kaufempfehlungen geben, sondern nur beratend wirken (vereinfacht, du sagst: "ich möchte Daimler kaufen". Der Berater antwortet entweder mit "ogottogootot, ausgerechnet die
" oder "kann gut sein".). In der Praxis gab es jedoch viele Verstöße gegen diese Vorgabe. Sofern man dagegen klagte und der Richter dem Glauben schenkte, war die Bank oder deren Mitarbeiter haftbar.
Seit Ende 2007 jedoch
dürfen angestellte Anlageberater jedoch Aktien etc. nur dann "nach besten Gewissen und Glauben" empfehlen, nachdem sie eine spezielle Schulung besucht und die Prüfung bestanden haben. Kostenpunkt zur Zeit um 20.000€ + ~ 10.000€ jährlich für einen Wirtschaftsprüfer.
Es durften seitdem jedoch ausschließlich Kunden beraten werden, die bereits Aktien besaßen.
Seit 2010 ist zusätzlich ein Beratungsprotokoll Pflicht, das dem Kunden ausgehändigt wird. Zeitgleich wurde die Beratung weiter eingeschränkt in Risikogruppen von Aktien (Nur wer bereits Aktien in der entsprechenden Risikogruppe oder einer Gruppe darüber besitzt, darf zu seinem Anlagewunsch beraten werden).
Ich nehme an, deine Erinnerung an das Geschehen um deine Schwester ist nur noch schemenhaft.
Vielleicht war die Aktie nicht
sofort um 90% gefallen, sondern nur relativ schnell, es nicht ein Berater von einer Bank, sondern der ehemalige
LKW Fahrer Franz Meersdonk, der später unter dem falschen Namen
Robert Liebling eine windige Rechtsanwaltskanzlei in Berlin-Kreuzberg betrieb. Nachdem er als Winkeladvokat aufflog, füchtete er buchstäblich in die Höhle des Löwen, genau da wo ihn niemand vermutete, insbesondere wo die Polizei garantiert nicht nach ihm suchte - unter dem Namen
Paul Stoever bewarb er sich erfolgreich als Kommissar bei der Hamburger Kripo.
Disclaimer:
Vielleicht war es die als "Volksaktie" von Manfred Krug beworbene Deutsche Telekom?
Die hatte ich übrigens auch, bis vor etwa 1 Jahr. Allerdings war ich keiner der ersten Aktionäre, deren Einsatz tatsächlich in kurzer Zeit um 90% an Wert verlor, sondern erst ab ~ 2015.
Meiner Meinung nach war die damalige Werbung kein geplanter Betrug, sondern der Hype zur IPO war von den Veranstaltern völlig unterschätzt worden. Der zweite, frappierendste Fehler war das (insbesondere US-amerikanische) Großinvestoren große Aktienpakete kaufen durften. Als diese ihre Pakete blitzschnell auf dem Markt brachten, war die Luft raus, der Kurs fiel und die Kleinanleger bekamen kalte Füße und versuchten so schnell wie möglich ihre Aktien los zu werden.
Mich wurmt es nach wie vor, das (nicht zuletzt) als Resultat dieser Katastrophe, sich kaum ein Deutscher traut, in Aktien zu investieren.
Sehr viele deutsche Unternehmen sind seit "ewigen Zeiten" sehr erfolgreich, dies auch (zum Teil auch insbesondere), wenn in anderen Ländern die Wirtschaft bergab geht.
An deren Profit nehmen jedoch hauptsächlich nur die Aktionäre teil.
Etwa 97% der Deutschen trauen sich nicht, also machen es die US-Amis, die Araber, die Chinesen, die Japaner, die Norweger ... und die Russen.
Warum nur, trauen sich kaum Deutsche etwas Geld in Aktien anzulegen, nicht mal in die Aktien ihres Arbeitgebers, während es im Rest der Welt als normal angesehen wird, Aktien zu besitzen?