Ganesh wird in Thailand als jemand verehrt, der Hindernisse aus dem Wege räumen kann.
Mich hat es immer erstaunt, was eine hinduistische Gottheit in Thailand zu suchen hat und so habe ich einen Abt, in dessen Wat Ganesh auch präsent ist danach gefragt. Und er hat es mir sehr plausibel erklärt.
In Thailand gab es vor dem Buddhismus nur die Naturreligion, die sehr stark mit dem Geisterglauben zusammen hängt. Dann kam der Buddhismus, wieder so eine Lehre ohne Gottheit. Wen soll man um Hilfe bitten, wenn man in der Klemme steckt und dringend Glück braucht?
Klar kann man die Haus-, Erd-, Baum- und Luftgeister um Beistand bitten. Aber die alle haben kein "Gesicht". Und dann kommt der Buddhismus und der, der helfen könnte, hat sich selbst ausgelöscht. Buddha erzählte zwar von der Götterwelt, wo es einige Götter drin hat, aber keinen hat er per Namen dargestellt und seine Funktion für die Menschen erklärt. Also hatte man auch da kein "Gesicht", welches man anbeten konnte. Und die Buddhastatue selbst, die ist ja leer, Buddha war und ist kein Gott.
Wer die Thais kennt weiss, dass Pragmatismus zu ihrer Stärke gehört und so verwundert es nicht, dass plötzlich doch eine Gottheit den Weg zu ihren Herzen gewonnen hat. Aus Respekt Buddha gegenüber haben sie nicht eine der drei hinduistischen Hauptgottheiten (Brahma, Vishnu, Shiva) gewählt, sondern eine zweiten Ranges.
Und schon ist allen gedient, klassische win-win Situation, die die Thais gerne herstellen. Die Gläubigen haben jetzt ein Gesicht, welches im Götterhimmel existiert und für sie sorgt und da der Buddhismus eh eine sehr tolerante Sache ist, stören ihn weder Ganesh, noch die Naturreligion mit ihren Geistern.