Kapitel 4 – Ankuft in der „dritten Welt“
Es war an diesem Morgen extrem heiß in Phuket, schätze so über 30 Grad und 5 oder 6 Tage Party machen sich da auch bei einem 26 Jährigen bemerkbar. Mein Kreislauf spielte wieder mal verrückt und ich bekam so langsam das Zittern – oder eben Entzugserscheinungen.
Mamasan war das aber egal, die hat mich den ganzen Tag damit genervt was mich erwartet und wie ich mich zu verhalten habe. Ich darf die Füsse nicht von mir strecken, bei der Ankunft muss ich jeden in Buddagruß beehren usw.
Wir waren noch nicht in Chiang Rai angekommen, da habe ich schon so gut über die Kultur und über die buddhistischen Begrüßungszeremonien in Thailand bescheid gewusst das ich auch in einem Kloster als Mönch angenommen worden wäre.
Mein Kopf war voller Informationen, hat schon gebrumt aber das Zittern war immer noch nicht weg.
Ich glaube ich war damals der einzige Farang der von Bangkok nach Chiang Rai geflogen ist, es waren auch kaum Leute in dem kleinen Flugzeug, aber als wir ausgecheckt sind und zum Flughafen raus sind standen da ganze Empfangskomitees. Gruppen von zehn oder zwanzig Leuten und die warteten alle jeweils auf eine Person.
So wartete auch eine Gruppe auf uns, das war die größte und das waren etwa 30 Leute, Kinder und Jugendliche. Vor lauter Leuten habe ich meine Maus nicht gefunden. Die stand nämlich ganz hinten und war die kleinste, zumindest von den Erwachsenen. Wer denkt das war die ganze Familie, der irrt, das war nicht mal die Hälfte von der Familie.
Jetzt kommt erst mal die Begrüßungszereminie erklärte mir Mamasan. Sie stellte mir jeden vor, wer das alles war weiß ich heute noch nicht. Aber ich musste bei jedem diesen typisschen Buddagruß mit den gefallteten Händen machen.
So bei der zehnten Person dachte ich mir, wenn das jetzt meine Mutter sehen würde, dann wäre die richtig stolz auf mich, denn soviel hat die mich no nie beten sehen. Aber es ging noch ein bisschen so weiter.
Vielleicht bei der fünfzehnten Person kam ich dann bei einer ihrer Schwestern an. Die war anders als die anderen, denn die hat mich sofort in den Arm genommen, die anderen angeschriehen: Jetzt lasst den armen Kerl mal in Ruhe, der hat soviel Angst, der zittert ja schon. Ich hatte keine Angst, und das zittern waren noch die Nachwirkungen vom Junggesellenabschied aber ich stimmte ihr zu. Ihr Name ist Phipee. Nicht nur wegen dem lustigen Namen war die mir sofort sympatisch, sondern auch weil sie englisch konnte und mich von dem „Gebetszeremoniell“ erlöst hat. Dann durfte ich auch endlich mal meine süße Maus in den Arm nehmen.
Die Wiedersehensfreude war groß, die Anspannung war aber noch größer. Denn da standen nur zwei Pickups für uns bereit und wir mussten mehr als 2 Stunden fahren – hatte mir ja Mamasan schon erklärt. Wie zum teufel sollen den 30 Leute auf zwei Pickups gehen. Ich wurde schnell belehrt das ging. Gut ein paar von den älteren haben wohl in Chiang Rai gewohnt und sind da geblieben, aber so 20 Leute inklusive Kinder mussten irgendwie auf die zwei Pickups verteilt werden.
Phipee hatte schon alles vorbereitet, man hat auch sofort gemerkt die hat das Sagen da in der Familie. Ich wurde auf einen Pickup geladen und dann meine Maus und noch ein paar Schwestern dazu. Mama und Mamasan machten es sich im Innenraum bequem. Und ein kleines Mädchen, so etwa vier Jahre alt hat so lange rumgeschrieben und geweint bis sie auch zu mir auf den Pickup durfte.
Der kleine Scheißer wollte mich nämlich genau untersuchen, den einen blonden Menschen hatte die noch nie gesehen. Ich glaube die meisten da hatten noch keinen blonden Menschen gesehen.
Phipee hatte auch noch für Schnaps gesorgt, unterwegs wurden noch ein paar Snacks gekauft und die Fahrt ging los. Zwei Stunden lang mit 8 Personen auf der Britsche und ich im Schneidersitz. Das war so eng, ich konnte mich zwei Stunden lang nicht bewegen.
Meine Maus hat zudem noch auf meinen Beinen gesessen. Aber in der rechten Hand ne Zigarette, in der linken ein Trink - das ging doch.
Die kleine Vierjährige hatte aber nur eines im Sinn, die wollte erforschen was ich für ein seltsames Wesen bin, so weiß, blonde Haare, eine lange Nase... Und das hat die erforscht, ich konnte mich kaum wehren, die hat mir permanent in die Haut gezwickt, mir an der Nase rumgefummelt, mir an den Haaren gezogen im Mund nachgeschaut ob ich vielleicht dann schwarze Zähne habe wenn ich aussen so weis bin und wie ist das überhaupt mit der Nase? Erst mal hin und her gebogen, dann mal rein gekuckt und weil es ganz so interessant war musste die mir auch die kleinen Finger in die Nase stecken.
Ich glaube die hatte vorher mit Chillipaste gespielt, meine Nase hat auf einmal gebrannt das ich die Reise unterbrechen musste, den Pickup anhalten lies und nach Wasser geschrien habe.
Gut die Nase ausgewaschen, die Tränen abgewischt und die Reise ging weiter. Das kleine Mädchen musste dann gegen ihren Willen im Innenbereich vom Pickup die Reise beenden.
Es war noch hell und ich konnte die Gegend bewundern. Aber ein Eindruck ist mir extrem in Erinnerung geblieben. Dieses irre laute Gezirpe von den Grillen. Das war so laut, das neben dem Fahrtwind und der Fahrgeräusche sogar diese ewige Gezeder und das Grölen der ganzen Weiber übertönt wurde.
So langsam wurde es dunkel und man konnte verbanntes Kartoffelkreutich riechen, irgendwie war das wie bei mir zu Hause, nur halt wie vor 20 Jahren. Aber es war warm. Und zwischen den kahlen Reisfeldern gab es auch ein paar Bananenplantagen.
Irgendwann kamen wir am Haus an wo sie mit ihren Eltern wohnte und ich war im dunkeln etwas erstaunt, denn ich hatte mit einer Strohhütte oder einem Holzverschlag gerechnet, aber da war ein Haus aus Steinen, mit einem richtigen Dach, ein umzäuntes Grundstück und sogar so etwas wie eine Feranda davor.
Jetzt musste ich noch den wichtigsten Menschen der Familie kennen lernen, ihren Vater, der war nämlich nicht mitgekommen weil er wusste was das für ein Gezeder ist wenn seine Töchter los gelassen sind. Und davon hatte er genug, nicht nur von dem Lärm den die immer machten, sondern er hatte auch 9 Töchter.
Aber erst mal runterkommen von dem Pickup da, weil meine Beine waren völlig eingeschlafen. Mit ein paar Hilfestellungen und Schmerzen ist mir das dann aber gelungen und ich wurde in ein roßes Wohnzimmer geführt. Da war ein Fernseher, eine Stereoanlage, ein Kühlschrank und an der Wand hing sogar so ne art von Münzfernsprecher, also ein Telefon. Wenn man aber genauer hinschaute bemerkte man das die Kabel abgeklemmt waren.
Der Vater kam herein und er war wirklich eine respekteinflösende Erscheinung. Etwa so groß wie ich und völlig tätoviert. An den Beinen, der ganze Körper, selbst im Gesicht. Man muss ihn sich in etwa so vorstellen wie im Film Mobbi Dig der Harpunist aus der Südsee.
Ich mache meinen Diener, also diese Gebetsbegrüßung, er bittet mich mit Gesten mich hin zu setzten. Von hinten schiebt mir noch schnell jemand so einen kleinen Hocker hin damit meine Beine nicht wieder einschlafen und das Interview beginnt.
Mamasan als Dolmetscherin und da kamen die Fragen. Was bin ich von Beruf, habe ich genug Geld, eine Wohnung .........
Ich dachte ich muss meine Frau abkaufen, weil wenn man was über Thailand hörte dann hieß es ja immer die verkaufen ihre Töchter. Das war aber gar nicht so, der wollte wirklich wissen ob es seiner Tochter auch gut bei mir gehen wird. Ich hatte mit allem gerechnet, mit Party, mit Einer Rechnung von 10.000DM wenn ich seine Tochter haben will etc., aber nicht damit.
Ich zitterte immer noch (Nachwirkungen der Wochenparty) und auch der hat das bemerkt, deswegen wurde er ein bisschen lockerer und fragte über die Mamasan ob ich denn Angst hätte. Ich sagte nein, ich habe die vergangene Woche einfach zu viel gesoffen und dann ist das immer so bei mir. Das hat die dem wortwörtlich übersetzt.
Er fängt an zu grinsen, geht mal kurz raus, kommt mit einem selbstgebrannten Kräuterschnaps und zwingt mich erst mal ein paar mit ihm zu trinken – das mit dem zwingen war ironisch.
Die Stimmung wurde lockerer, die Weiber im Hintergrund schon wieder lauter und es gab eigentlich nur noch wenige Fragen die er an mich hatte.
Irgendwann bemerke ich so aus dem Augenwinkel eine riesige Spinne, etwa so groß wie eine Vogelspinne die sich hinter einem Schrank versteckt. Erst denke ich das kann nicht sein, Vogelspinnen gibt es nur in Südamerika oder – war mir aber nicht ganz sicher. Kurze Zeit später merke ich dieses riesen Vieh wieder, schwarz wie eine Tarantel und eben wie von dieser gebissen schreie ich auf und stelle mich auf den Hocker den ich als Sitzgelgenheit hatte. Alle schauen mich an, auch Mamasan und fragt was denn ist. Ich sage: a very big spider behind the Box there. Die übersetzt das und alle, aber auch alle, sogar die Mutter die immer einen traurigen Eindruck machte gröhlen vor Lachen.
Die wussten alle was das war, eine schwarze Landkrabbe, etwa so groß wie eine Vogelspinne aber völlig ungefährlich. Zudem haben sich täglich zig von den Viechern im Haus verirrt.
Danach war die Stimmung dann völlig losgelöst und es kamen keine Fragen mehr an mich. Ich habe mich dann noch ein bisschen umgeschaut und überall in dem Raum hingen kleine Eidechsen an der Decke. Mamasan erklärte mir das die sehr beliebt in den Räumen für die Menschen sind, weil die Moskitos fressen und so Ungeziefer fern halten. Deswegen werden die auch überall in den Häusern gedultet. Das es noch sehr viel mehr Ungeziefer in der Gegend gibt, habe ich erst später erfahren.
Die Leute wollten schlafen und ich musste zum duschen. Wer Thailand kennt weiß, dass auch der letzte Bauer vor dem Schlafen gehen erst mal unter die Dusche geht. Nur gab es da keine Dusche, sondern nur wieder diese blaue Regentonne, aber mit eiskaltem Brunnenwasser.
Nach dem Duschen war ich wieder abolut nüchtern, aber jetzt durfte ich ja endlich mit meiner Maus in Ihrem Zimmer alleine sein – und das war einfach nur schön.............
Fortsetzung folgt