Es war einmal - Teil 11
Hochzeitsvorbereitungen.
Der Hochzeitstermin stand nun fest. Nach neun Monaten in der Kosmetikabteilung im Kaufhaus sollte Chalida unter die Haube kommen.
Wer jetzt vielleicht geglaubt hat, dass diese neun Monate etwas mit einem biologischen Ereignis zu tun haetten, ist total auf dem Holzweg, lol
Vater war inzwischen in einer Spezialklinik in Khon Kaen. Der Arzt gab ihm maximal noch ein Jahr. Er verzichtete auf Schoenrederei. Aber wie sich herausstellen sollte, war auch diese Zeitspanne von einem Jahr viel zu optimistisch.
Chalida wusste nun, das ihr Traum von einer TV Karriere endgueltig zerstoben war.
Mit Wehmut dachte sie an ihre Schulzeit zurueck, als sie einfach nur fasziniert von der Englischen Sprache war und davon traeumte, als Nachrichtensprecherin und Moderatorin von englischsprachigen Sendungen ueber den Bildschirm zu flimmern. Sie erinnerte sich an ihren Vater, wenn er die Thai-Nachrichten auf dem Transistor Radio hoerte und sie als sehr junges Maedel gebannt neben ihm sass und mithoerte, obwohl sie so gut wie nichts davon verstand.
Mit Wehmut dachte sie an den freundlichen, arbeitssamen und fleissigen Ehemann ihrer aelteren Schwester, ihren Schwager. Der hatte einmal vor Jahren angedeutet, sich an der Finanzierung fuer ihr eventuell zukuenftiges Studium zu beteiligen.
Ein paar Jahre vorher, als Chalidas aeltere Schwester und ihr Mann in Maha Sarakam zu Besuch waren, hiess es, das ihr Mann nicht mehr nach Haus kaeme. Sie waren gerade aus Bangkok gekommen, wo sie arbeiteten. Er war mit seinem Moped in der Stadt Maha Sarakam toedlich verunglueckt als er seine Frau abholen wollte. Als er nicht aufkreuzte, fuhr sie alleine mit dem Baht-Taxi nach Hause. Keine Spur von ihrem Mann. Ein Bekannter ueberbrachte schliesslich die schlechte Nachricht. Ihr Mann hinterliess einen Sohn und seine schwangere Frau. Chalidas aeltere Schwester war ploetzlich auf sich alleine gestellt.
Zum Zeitpunkt von Chalidas Hochzeit war ihre Schwester schon wieder verheiratet, deren Tochter, noch von ihrem ersten Ehemann, war ohne Vater geboren und sie hatte bereits mit ihrem „Neuen“ einen gemeinsamen Sohn.
Die Schwester hatte schon sehr bald nach dem Tod ihres ersten Mannes diesen neuen Herrn geheiratet. Zwischen Ehemann Nummer eins und zwei hatte sie allerdings eine Affaire mit einem anderen Mann in Bangkok. Wurde schwanger und trieb ab.
Das war in Bangkok, weil sie als frisch gebackene Witwe nach Bangkok zurueckging und dort ihren Job in einer Jeans Fabrik fortsetzte. Das war also ihr Traum von einem Job als Schneiderin. Ihre beiden Kinder blieben bei der Mutter.
Gerade war Chalida dabei, ihre neue Unabhaengigkeit und Selbsstaendigkeit zu geniessen, als die Familienpflicht rief. Chalida war nicht etwa todungluecklich, sondern bereitete sich innerlich auf ein Familienleben, spaeter mit Kindern, vor. Sie wuerde diese „Pflicht“ mit vollem Einsatz erfuellen.
Ihr Zukuenftiger war zwar nicht ihre grosse Liebe, aber er war sauber, nicht dumm, gutaussehend und kam aus einer relativ guten Familie, die auch ihre Eltern fuer gut befanden, um es mit den Worten von Chalida auszudruecken.
Rein technisch gesehen, war also alles in Ordnung.
Die „sinsod“ Verhandlungen zwischen beiden Elternpaaren liefen rund ueber die Buehne. Beruecksichtigt wurden Chalidas Bildungsstand, ihre als hoch eingeschaetzte Intelligenz, ihr Fleiss, ihr Aussehen und Auftreten und nicht zuletzt der gute Ruf ihrer Familie. Besonders ihr Vater wurde als Respektperson betrachtet.
Die Hoehe des Brautgeldes, von der Familie des Zukuenftigen zu bezahlen, betrug 100,000 Baht. Eine riesige Summe zu jener Zeit. Die Eltern des Braeutigams mussten dafuer Land verkaufen um diese Summe Cash aufzubringen. Das waren sicherlich nicht nur ein paar Quadrat-Meter.
Nicht vergessen. Wir sprechen hier nicht von HiSo Familien, sondern von einfachen Leuten auf dem Lande. Noch nicht mal vergleichbar mit der Mittelschicht in Bangkok.
Von Gold fuer die Braut war uebrigens keine Rede und sollte es auch nie geben.