LUFTHANSA Pilot ist definitiv KEIN Traumberuf mehr -daher meine Einschätzung als (ehem.) Kranich-Pilot/Kapitän (NFF 16X) auf B 737, und Airbus A 320/340 und Akademiker nach 20 plus Berufsjahren...
Pilot – auch bei Lufthansa – kann man nur für junge und ungebundene Menschen empfehlen – und auch dann nur bedingt – es hat sich einfach zu viel zum Negativen in der Branche – und auch beim Kranich – verändert – Leider!
Denn nach 20 Jahren als Pilot (davon viel zu viele beim Kranich auf Kurz-und Langstrecke, habe ich mit Mitte 40 die Reißleine gezogen, und wie mittlerweile zunehmend viele Cockpit-Kollegen, nach über 10.000 h , zahllosen durchwachten Nächten, verpassten Kinder-Geburtstagen, Einschulung (!) meiner Tochter, nicht gewährtem Urlaub etc. pp. die Berufsfliegerei an den Nagel gehängt und meinen gelben Lufthansa Ausweis zurückgegeben -
... und das war vermutl. die beste Entscheidung meines Berufslebens, denn meine jetzige Tätigkeit als Architekt verschafft mir wesentlich mehr Befriedigung, Ansehen und und persönliche Bekanntschaften/ Kontakte etc. - auch das Gehalt als Voll-Akademiker/ zumal in vergleichbar leitender Stellung/ ist dem eines Flugkapitäns nahezu ebenbürtig, und das wird ja auch - genauso wie die Arbeitsbedingungen beim Kranich - kontinuierlich schlechter - die 150 K€ Brutto erreichen auch nur noch die Kollegen mit alten Verträgen, weswegen Sie die LH-Mutter auch tunlichst loswerden will, der MTV/KTV bröckelt bei Lufthansa bereits an allen erdenklichen Ecken und Enden - es wird von der GF ausgeflaggt, wo die nur können: LH-Italia, Privat-Air, DLH-Cargo /Air Atlanta und AeroLogic in Leipzig, LH-City Line via Augsburg-Air, Air-Dolomiti etc. pp.
Nach meinem Ausstieg aus dem sich immer schneller drehenden Laufrad im Cockpit der Lufthansa und rund um den Globus vor und zurück - ist zumindest für mich mein Familienleben, Frau und Kinder, Freunde alles seit der Kündigung um Welten zufriedenstellender geworden, von meinen "gestressten Cholesterin-Werten" ganz zu schweigen, die endlich wieder normal sind - weil dieses ständige Aus-dem-Koffer-Leben endlich wegfällt;
Resümee:
Pilot war früher (bis in die 80er Jahre) wohl noch ein Traum-Beruf über den Wolken, aber mittlerweile gibt es nur noch stressige 5-Tages "Früh-Aufsteher"-Umläufe, oder auch Nachmittags-Nacht-Flüge, Night-Turnarounds nach Izmir, Istanbul & Co. oder die ungeliebte "Minimum-Rest"-Layovers auf den Langstrecken Rennstrecken nach USA -sind wirklich kein Spaß mehr auf den abgenudelten Alt-Jumbos beim Kranich oder dem lahmen 340-300.
Die 24 h Layover im Hotel in Dallas reicht knapp zum Schlafen und Frühstücken, bevor's dann wieder postwendend zurück nach Frankfurt zu Base geht - ein Bild von dem Personal in der Kabine und am Boden-/ Check-In möge sich bitte jeder selber machen - und es mit der Zeit in den 70er oder 80er Jahren vergleichen, als Fliegen noch etwas mit elitärer Beförderung zutun hatte - bevor der Michael O-Leary die Branche anfing nach "unten umzukrempeln" -
die Arbeits-Konditionen eingeschlossen.
Hinzu kommen die auch immer stärker nervenden & für Crews völlig überzogenen "Sicherheits-Checks" an den Airports - was extrem Zeit- & Nerv-raubend ist - und vor und nach den Flügen zusätzlichen Streß verursacht;
hier speziell in den UK und den USA eine echte Katastrophe - geradezu respektlos - sich regelmäßig bis auf das Hemd ausziehen, Nagelknipser abgeben, Iris-Scan und Fingerabdrücke nehmen in den USA (ungefragt, und OHNE Verdachtsmoment - wie ein Verbrecher) Durchsuchen des privaten Laptops nach fragwürdigem Inhalt (nicht nur in Dubai z.B. auch in JFK!) und anderer Schwachsinn dergleichen mehr - aber nun zum Glück fürderhin ohne mich! Das Ansehen der Piloten ist im Gleichtakt mit den Konditionen seit 20 Jahren nur noch abwärts gerichtet - allerdings hat sich in den letzten Jahren (seit Emirates und Co. zu markbestimmenden Größen wurden) noch massiv beschleunigt.
Denn seit die Billig-Airlines wie Air-Berlin, Easy-Jet und Ryan-Air die Branche - und deren Ansehen - so nachhaltig ruiniert haben, ist der einst so angesehene Piloten-Beruf (NB: Thema Ausbildung: Verkehrs-Pilot zu sein ist KEIN Beruf gem. dem Arbeitssamt - sondern lediglich eine "erworbene Transport-Lizenz", wie z.B. auch Busfahrer eben...) doch schwer unter die Räder geraten ... "ey Skipper- dann fliech uns mal schön ordentlich nach Malle ...."
Auch wenn man mitunter bis zu 400 Paxe über den Atlantik schippert ist das sicherlich kein Beruf fürs Leben mehr, zu inhaltsleer und zunehmend automatisiert / eintönig - z.B. arbeitet die EASA bereits - gemeinsam mit AIRBUS - ernsthaft am "Ein-Mann-Cockpit"-Forschungs-Vorhaben - da sieht man, wo unternehmerischer seits die künftige Reise hingeht (gehen soll) ..
Daher mein Rat an alle angehenden Piloten und DLH-Flugschüler unbedingt vor der Ausbildung zum ATPL an der Verkehrsfliegerschule in BRE und Phoenix (Arizona) ein Studium abschließen - denn der gelbe LH-Ausweis allein nutzt nicht viel im späteren Leben und der Familie - um dem künftigen Wettbewerbsdruck mehr entgegenhalten zu könne, ist m.E. nach ein Studium zusätzlich zum ATPL / mit LR & Type-Rating (TR) zwingend erforderlich - z.B. als Ingenieur, oder BWL o.ä. sonst kann es dereinst ein böses Erwachen als Pilot geben, wenn sich die Branche noch weiter verändert/ verschlechtert, und man nichts weiter als eine Verkehrsflugzeugführer-Lizenz zu bieten hat;
Fakt ist, dass sich, seit dem Ende der 80er Jahrein der Luftfahrtbranche allg./ und bei LUFTHANSA im Speziellen die Konditionen & Layovers, Gesundheits-Belastung etc. nur zum Nachteil von uns Arbeitsnehmern/ Piloten verändert haben - und zwar hart an der ertragbaren Schmerzgrenze, weil zunehmend an der Grenze der maximalen FDT geflogen wird - weswegen auch die meisten meiner Kollegen daher nur noch Teilzeit machen - denn das ist definitiv die einzige Lösung, noch gesund das Rentenalter zu erreichen, welches bei uns Piloten nun nach EU-Standard bereits auf 65 Jahre angehoben wurde - so man das noch mit seinem Flieger-Medical vereinbaren kann;
beim Kranich ist zumindest mit 65 Jahren definitiv Schluß im Flightdeck - Gott sei Dank -
wohl dem, der das noch in Gesundheit erleben kann ....!
Gesamt-Resümee - ohne Verbitterung oder Frust/ habe für mich schließlich das Beste aus beiden Welten gemacht/ aus meiner subjektiven Sicht:
nochmals würde ich NICHT die Ausbildung zum Piloten bei der Lufthansa machen, das Leben ist zu kurz für all die verpaßten Dinge im Leben und der Familie - und die demolierte Gesundheit zahlt Dir keiner mehr / aus meinem Jahrgang haben knapp 25% mit Anfang 50 bereits Ihr Jahres-Medical gefailed, wg. Tinnitus, Streß-Symptomen etc. pp.;
das sollte man sich alles vor der Ausbildung gründlich überlegen, und nicht nur von den tollen Jets, den Super-Layovers mit den hübschen CAs träumen - das gibt's zwar schon noch, ist aber leider eher die Ausnahme denn die Regel - leider - ich habe meine Konsequenzen daraus gezogen - und bin happy damit;
zum Fliegen chartere ich mir nun eben noch ab und zu eine Piper oder Cessna - und wenn's mich mal wieder richtig "juckt" - ein Bücker Jungmeister, mit der ich dann über den Alpen herumturne - DAS ist der richtige Spaß am Fliegen, den es in den Cockpits der großen Jets SO pur und unverfälscht eben nicht mehr gibt/ geben kann ..
"Been there, Got the T-shirt, Done with it !".