Gung
Habe mich auf der Fahrt köstlichst über Hans amüsiert. Fing schon damit an als er recht unbeholfen in das Baht-Taxi stieg und verzweifelt nach einem Halt suchte. Ich musste einfach nur grinsen.
Auch über seine faszinierten Blicke, als er die Farbenpracht der Lichter am Strassenrand sah. Mein Grinsen nahm kein Ende. Ich hoffte nur, dass er mir das nicht übel nahm und er dachte, dass ich mich über ihn lustig mache. Besonders gesprächig war er allerdings nicht
Am Anfang der Walking Street stiegen wir aus. Ich bezahlte den Fahrer und Hans guckte ganz komisch. Sagte aber nichts.
Zeit zum Dinner. Es war noch keine 20 Uhr und der Trubel war noch nicht so richtig in Fahrt. Der Beer Garden würde Hans sicher gefallen.
Tat er auch. Das Essen, der Blick übers Meer, die leichte Brise und auch die Musik-Videos im Stil der 80er und 90er schienen ihm sehr zu gefallen.
Wir unterhielten uns viel, das heisst Hans sprach hauptsächlich. Ich gab ihm das Gefühl, dass ich aufmerksam zuhöre. Ab und zu ein Nicken, ein „ah“, „oh“ und „Echt?“ Ich wollte ihm einfach ein gutes Gefühl geben, war aber kurz davor, Kopfschmerzen von seinen ellenlangen Ausführungen zu bekommen.
Ich erfuhr, dass er geschieden ist, aber nicht verarmt, mit Frauen im Augenblick nicht viel am Hut habe und einfach mal seine Seele in netter Begleitung baumeln lassen wolle.
„Und? Baumelt sie gerade?“ fragte ich ihn, bevor das Gespräch zu ernst wurde. Ich hasse ernste Gespräche. Macht keinen Spass. „Mai nuk“
Hans meinte nur: „Ja, sie baumelt, mir ist schon ganz schwindelig und das ist deine Schuld.“
Solche Antworten gefallen mir. Ein Langweiler ist er schon mal nicht.
Komischerweise wollte er kaum etwas über mich wissen. Ich erzählte ihm trotzdem von meinem 13jährigen Sohn und dass ich in Bier-Bars arbeite um seine Schule zu finanzieren. Sein Vater kümmere sich nämlich einen Dreck um ihn. Hans meinte nur: „So'ne Scheisse aber auch“
Ich arbeitete zwar schon fast neun Jahre in Bier Bars, mit gelegentlichen Unterbrechungen als Verkäuferin, aber für Hans sind wohl fünf Jahre mehr als genug. Das war dann die Zahl, die ich erwähnte. Ich hatte Angst, dass ihn mehr Jahre abschrecken würden.
So richtig wurde ich nicht schlau aus Hans. Aber er war nett, höflich, lieb und manchmal schlagfertig. Von Liebe meinerseits konnte nicht die Rede sein, aber er tat mir irgendwie leid, denn ich spürte, dass seine Scheidung nicht spurlos an ihm vorübergegangen war. In mir kam der Wunsch auf, ihn etwas länger um mich herum zu haben. Vielleicht könnte ich ihn auch von seinen dunklen Gedanken über seine Vergangenheit ablenken. Waren ja noch fast drei Wochen bis zu seinem Rückflug.
Eine Garantie dafür gibt es natürlich nicht. Besonders nicht in Pattaya. In drei Wochen kann viel passieren.
Der Rest ist schnell erzählt. Wir besuchten zwei Go Go Bars und diverse Musik Bars. Hans trank nicht besonders viel und wurde lediglich etwas lockerer. Ich musste aufpassen, dass ich nicht zu viel trank. Denn besoffen sollte er mich nicht gleich am ersten Abend erleben.
Die „Sexy Man“ Rufe steckte er grinsend weg. Er lehnte auch kein Gespräch mit Bar-Mädels ab. Schien sich dabei sogar zu amüsieren. Aber er trieb es nie auf die Spitze und machte allen klar, dass ich mit ihm sei. Das endete damit, dass sich die Mädel mehr mit mir unterhielten, als mit ihm. Natürlich ging es um Hans. Gut, dass er das nicht verstand. Aber schlecht gemacht habe ich ihn nicht, über Hans rumgewitzelt haben wir aber schon.
Gegen Mitternacht waren wir wieder zurück in meiner Bar. Hans bedankte sich überschwänglich bei mir für den schönen Abend. Und dann fing er an zu drucksen...
„Ich weiss nicht, wie ich es sagen soll, Gung. Es war ein wunderschöner Abend und ich habe in deiner Gegenwart sehr gerne gebaumelt. Du bist meine Prinzessin.“
Mir klopfte das Herz. Was kommt jetzt?
„...aber ich möchte heute Nacht alleine schlafen. Fast 24 Stunden kein Schlaf. Und ausserdem möchte ich all die Eindrücke von heute erst mal für mich alleine verarbeiten. Morgen Vormittag sehen wir weiter.“
Päng! Jetzt war's raus. Er findet mich nicht mehr nett. Was habe ich nur falsch gemacht? Hat er hinter meinem Rücken, wenn ich mal zur Toilette ging, mit irgendwelchen Barschicksen etwas ausgemacht? Waren all seine Nettigkeiten nur geheuchelt? Das darf doch wohl nicht wahr sein.
Ich schnappte mir ein Baht-Taxi und fuhr nach Hause. Nahm mir aber vor, am frühen Morgen wieder in der Bar zu stehen und normal wie immer zu arbeiten. Den Gefallen tue ich Hans nicht, mich zerknirscht krank zu melden. Das liess mein Stolz nicht zu. Bin schliesslich lange genug im Gewerbe.
Nein Hans ist nicht anders. Er ist eine genauso dumme Sau, wie all die anderen...