Am meisten getroffen hat mich das Schicksal der zwölfjährigen Kathai. Sie saß bei der Veranstaltung meist still und einsam in einer Ecke und niemand beachtete sie. Sie hat ihre Mutter vor Jahren krankheitbedingt verloren und muß nach der Schule ihren schwerkranken Vater pflegen.
Auch in oder nach der Schule hat sie nicht viel Freude, da niemand neben ihr sitzen oder mit ihr spielen will. Die Eltern der anderen Kinder verbieten das.
Kathai hat HIV – ebenso wie ihre Eltern. Medikamente können sie sich nicht leisten.
Das zu hören, machte mich sehr betroffen. Aber was sollte ich tun? Den Kindern und Eltern einen Vortrag über die Übertragungswege von HIV Viren halten – wohl kaum.
Also bat ich Kathai zu mir zu kommen. Anfangs zögerte sie, aber als der Direktor sie aufforderte, meiner Bitte Folge zu leisten, kam sie unsicher zu mir.
Ich bat sie, mir ein Glas kaltes Wasser zu bringen, was sie auch umgehend tat.
Viele der anderen Kinder und auch Eltern blickten bereits neugierig in unsere Richtung, um zu sehen, was es damit auf sich hatte.
Als Kathai mir das Glas reichte, forderte ich sie auf, zuerst zu trinken, aber sie blickte mich nur fragend an. Der Direktor nickte ihr zu und zaghaft trank sie etwas von dem Wasser. Dann nahm ich das Glas, hob es hoch, daß es auch jeder sehen konnte und trank es zum Erstaunen aller Anwesenden ganz aus.
Sie hatten sich von dem Schreck noch nicht erholt, als ich mich zu Kathai runterbeugte und sie kurz an mich drückte, um mich dann wieder zu erheben und allen zu sagen „Seht ihr, das ist absolut ungefährlich!“
Ich kann nur hoffen, daß sie es verstanden haben.
Aber zurück zu Anfangsfrage, wie eine Mann seinen 50igsten Geburtstag begehen sollte.
Ganz ehrlich, ich habe keine Ahnung, aber ich weiß schon ziemlich genau, wo ich an meinem 51igsten sein werde.
Dr. Ramin