Der Wahnsinn der Gewalt durch Waffen
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Meinung [/URL]Mittwoch, den 19. Mai 2010 um 03:02 Uhr (18.05.2010, Mark Teufel) Die Römer unterjochten sich ein riesiges Reich durch ihre Militärmaschinerie und überlegen Waffen, Deutschland und Japan brachten die Welt an den Rand des Abgrundes und unterjochten die Hälfte der Welt weil sie mehr und bessere Waffen hatten. Die Alliierten zwangen schließlich Deutschland und Japan mit mehr und besseren Waffen in die Knie. Sprung: Birmas Militärdiktatoren tyrannisieren das Volk seit über 20 Jahren dank ihrer Waffen. China unterdrückt Demokratie mit Waffen die für Massaker verwendet werden wie man am Tian’anmen Massaker deutlich sehen konnte. Und nun meint ein Beamter der die Position der thailändischen Regierung vertritt, dass es legitim wäre, „Recht und Ordnung“ mit Massakern durchzusetzen und zeigt auf Tian’anmen als Beispiel.
Das Tiananmen Massaker am „Platz des Himmlischen Friedens“ in China kostete 2.600 Zivilisten das Leben. Aber es stellte für viele Jahre die Vorherrschaft einer selbst ernannten Elite über die Mehrheit des Volkes sicher. „Die Niederschlagung beendete eine Phase politischer Aktivität unter den Studenten Chinas“ (Wikipedia). Genau dies scheint die Regierung Thailands nun zu wiederholen. Zumindest glaubt Sie das Recht zu außergesetzlichen Tötungen zu haben und das Recht unbewaffnete Demonstranten zu erschießen.
Bunjob Jaroenchonwanit (Thai-DC Forum) der in einem Interview von Al-Jazeera als Gesprächspartner auftritt, der die Position der Regierung vertritt, erklärt auf die Frage, ob er glaube, dass die Regierung das Recht habe, die gezeigte Gewalt anzuwenden, also das Feuer auf Demonstranten zu eröffnen, um die Demonstration der Vereinigten Front für Demokratie und gegen Diktatur (UDD) zu beenden:
"Ich glaube ja, wenn wir auf die Geschichte der Welt sehen. Gehen wir zurück zum Prozess des Rechtsstaates. In Amerika Sie schauen auf den Prozess … nur eine Gruppe von Leuten weigert sich Haftbefehle anzuerkennen. Das ist eine Verweigerung der Justizprozesse. …. In China, auf dem Tian’anmen Square wurden 3.000 Menschen … gab es Opfer weil die Regierung es als Gefahr für die Nationale Sicherheit ansah. Auch wenn der Protest von pro-demokratischen Organisationen organisiert worden war … In Russland hat Mr. Putin Mr. Chodorkowski ins Gefängnis geworfen für 9 Jahre, wegen einer Gefahr für die Sicherheit. Alle Formen der Regierung benutzen Regeln um ihr System durchzusetzen."
Die Regierung wiederholt gebetsmühlenartig, dass die Demonstranten in Wirklichkeit bewaffnete Terroristen wären. Aber wundersamerweise hat es außer 39 Toten Demonstranten, von denen keiner eine Waffe getragen hat und über 270 Verletzten außer einem Soldaten, der bei einem ungeklärten Vorfall ums Leben gekommen war, bei dem die Demonstranten ohne Waffen gegen bewaffnete Soldaten vorgegangen waren, keinerlei Verluste in den Reihen der Soldaten gegeben. Und das obwohl die Regierung behauptet, dass sie mit über 50 Granaten vom Typ M-79 sowie mit Kriegswaffen angegriffen worden wäre. Die Regierung versucht immer wieder zu erklären, dass sich die Demonstranten gegenseitig erschießen würden, oder dass eine „Dritte Macht“ im Spiel wäre, oder dass die Soldaten in Selbstverteidigung geschossen hätten. Aber mehrere dutzend Videoclips beweisen das Gegenteil.
Und so versucht die Regierung einen Ladendiebstahl als Terrorakt zu bezeichnen, weil einer der Einbrecher einen Fußklatscher der Rothemden hinterlassen hat. Und das Verkaufen von gebrauchten Autoreifen wird unter Strafe gestellt, weil die Demonstranten damit Straßensperren errichten. An denen Scharfschützen sie wie Kaninchen erschießen. Scharfschützen von denen dann die Regierung behauptet es wären verkleidete Demonstranten.
Aber die wahre Gesinnung wird durch diese Aussage von Bunjob klar, die erklärt, dass der Staat die Legitimierung hat, jede Maßnahme zu ergreifen, um die Macht der Herrschenden zu sichern, auch wenn das das systematische Ermorden von Menschen bedeutet. Wie nicht zuletzt die Erschießung von General „Seh Daeng“, dem aufsässigen General, der niemals den Coup von 2006, der eine gewählte Regierung gestürzt hatte, akzeptiert hatte, und die Rothemden, wie die Demonstranten genannt werden, beriet. Er wurde mitten in einem Interview mit ausländischen Journalisten durch einen Scharfschützen der Armee erschossen, nachdem kurz vorher die Regierung gedroht hatte, Scharfschützen auf den hohen Gebäuden verteilt zu haben, um gegen „Terroristen“ vorzugehen. Natürlich bestreitet sie die Tat.
Wer diese Geschichte erkennt sieht die Konsequenz, die sich nun für einen Thailänder ergibt, der einen Freund, Verwandten oder Bekannten verloren hat, oder der ganz einfach diese Art von unmenschlicher Denkweise nicht akzeptieren will. Der logische Gedanke ist:
„Wenn eine Regierung um Neuwahlen zu verhindern 69 Menschen ermordet, und glaubt im Recht zu sein zur Erhaltung der Macht ein Massaker anzurichten, können nur noch größere Gewalt die Antwort sein“.
Bereits im Süden des Landes kämpft Thailand seit ca.100 Jahren gegen aufständische Muslime, die die Annektierung ihrer Sultanate in das thailändische Staatsgebiet nie akzeptiert hatten. Seit einem Aufflammen der Kämpfe im Jahr 2004 wurden über 4500 Menschen getötet ohne dass ein Ende des Konfliktes in Aussicht wäre. Und der Grund ist die Ignoranz der Macht Bangkoks, die keinen Zentimeter von der kulturellen Vorgabe der Elite abweicht. Sie lässt noch nicht einmal die Landessprache als „Arbeitssprache“ vor. Zum Vergleich was Demokratie bedeutet: In Deutschland verfügt die dänische Minderheit von 50.000 Menschen über das Recht einen eigenen Abgeordneten ins Landesparlament zu entsenden. „Es gibt Zuschüsse zu dänischsprachigen Schulen, die Pflege der religiösen, kulturellen und fachlichen Beziehungen zu Dänemark werden garantiert“ (Wikipedia). Es gibt eine Vielzahl von Gremien und Ausschüssen, in denen die Minderheit eine überproportionale Beteiligung wahrnehmen kann. Natürlich kann man in Dänisch einen Brief an ein Amt schreiben. All diese selbstverständlichen Dinge, die die kulturelle Identität eines Volkes erhalten sollen, werden den Muslimen im Süden Thailands verwehrt.
Und den Menschen im Norden und Nordosten verwehrt die Elite Bangkoks nun etwas noch wesentlich dramatischeres: Das Recht zu Leben. Denn durch das Inkaufnehmen oder sogar bewusste Töten von Demonstranten wird das wichtigste Menschenrecht verletzt. Ganz davon abgesehen, dass man diesen Menschen ein anderes Menschenrecht verwehrte, nämlich sich ihre Regierung selbst zu wählen. Seit dem Coup von 2006 wurden drei Regierungen durch einen Militärcoup und Justizcoups gestürzt bis der dem Militär und der Elite genehme Ministerpräsident Abhisit Vejjajiva, der von der größten Tageszeitung des Landes in den Karikaturen als Marionette dargestellt wird, in sein Amt gehievt werden konnte.
Die gewalttätigen Demonstranten der extremistisch monarchistischen Volksallianz für Demokratie (PAD) die im Jahr 2008 durch Besetzung der Regierungsgebäude und Flughäfen und Straßenschlachten mit der Polizei verhinderte, dass die gewählte Regierung eine Verfassungsänderung an der Militärverfassung durchsetzen konnte, wurde bis heute nicht für ihre Taten bestraft, sondern mit dem Amt des Außenministers sowie Beraterpositionen belohnt. Der angebliche Hauptfinanzier der PAD, die Bangkok Bank, wurde mit der Führung eines Bankenkonsortiums beauftragt, das die Konjunkturmaßnahmen der neuen Regierung finanzieren soll.
Nun im Jahr 2009 und 2010 fordern die Demonstranten der UDD ihr Recht zurück, dass die Regierung durch Wahlen und Mehrheitsbeschluss gebildet wird und erhält als Antwort Schüsse mit Kriegswaffen und erleidet mehr als 69 Tote und über 1700 Verletzte, einige davon lebenslang gezeichnet. Wenn aus dieser Situation nun ein Aufstand entsteht, der dem im Süden des Landes ähnlich wird, dann sind es die gleichen Gründe und Ursachen die dazu führten. Und die Frage ist, ob das Militär und die Elite überhaupt daran interessiert sind, dies zu verhindern. Denn in einem Land, das durch Aufständische bedroht wird, ist es einfacher eine Legitimierung für Gewalt, Beschneidung der Bürgerrechte, und sogar Morde (siehe oben) zu finden.
Außer einer weiblichen Ansagerin im Radio FM 97,75, die meinte, dass 30 Tote nicht so viele wären, gibt es glücklicherweise Andere, die das nicht so sehen. Pravit Rojanaphruk schreibt am 19.05.2010 in The Nation:
Seit dem 10. April wurden mehr als 60 Menschen getötet. Mindestens 36 Zivilisten wurden seit der zweiten Runde der Zusammenstöße, seit letzter Donnerstagnacht getötet. …. Und doch verhalten sich viele Thailänder gleichgültig. Sie gehen ihren täglichen Geschäften nach als ob nichts passieren würde, sie essen, und scherzen unbekümmert, während die Tötungen fortgesetzt werden.
Im Gegenteil scheinen jene, die der Bewegung der Rothemden feindlich eingestellt sind sogar erfreut darüber, dass die Armee reichlich mit scharfer Munition auf Demonstranten schießt. …..
Jene, die glauben, dass eine Beendigung des Protestes auf der Rajprasong Kreuzung und anderswo die derzeitige politische Krise beenden könnte, sollte das noch einmal überdenken. Es gibt viel zu viele Rothemden jetzt und das Töten wird die Zahl nur erhöhen. Das Gefühl der Demonstranten für Kameradschaft und Überzeugung ist so stark, und auch wenn einige der Anführer wie Thaksin Shinawatra und jene auf der Bühne … voller Fehler sind, ist die Erwartung der Rothemden eine politische Stimme zu erhalten und mehr soziale und wirtschaftliche Möglichkeiten, real.
Auch Pravit wagt nicht den letzten Schluss zu ziehen, nämlich dass die Niederschlagung mit Waffen genau das gleiche provoziert, nämlich den Griff nach den Waffen.
Wenn Menschen das Gefühl haben, dass ihre Rechte mit Füßen getreten werden, beginnen sie mit den gleichen Waffen zurück zu schlagen, mit denen sie unterdrückt werden. Und das ist in diesem Fall die Gewalt mit Waffen. Untersuchungen von Terroristen haben ergeben, dass nur ein geringer Teil aus wirtschaftlichen Gründen zum Terroristen wurde. Viel häufiger konnte man ein extremes verletztes Gerechtigkeitsgefühl als Antrieb feststellen und die allermeisten Terroristen stammten nicht aus notleidenden Familien.
„Wer das Schwert zieht, wird durch das Schwert umkommen“. Auch wenn dieser Bibelspruch etwas antiquiert wirkt, hat er einen wahren Kern. Druck erzeugt Gegendruck, Gewalt mehr Gewalt. Und wenn Menschen lernen, dass Waffen erfolgreich damit sind, Ziele durchzusetzen, werden sie früher oder später versuchen noch mehr Gewalt mit Waffen anzuwenden, um ihre Ziele zu erreichen. Die Spirale der Gewalt ist unaufhaltsam.
Wir können an Indonesien erkennen, wie diese Spirale durchbrochen werden könnte. Aber das würde bedeuten, dass sich die Herrscher dieses Landes dem Wählervotum beugen müssten. Und aufhören müssten sich mit Waffen gegen die Wähler zu wehren.