Dienstag, 29. Dezember
Heute Morgen musste man mich nicht gross wecken. Es ist doch schon einige Zeit her, als ich Militärdienst leistete oder an Openairkonzerten in Zelten übernachtet habe. Mein Rücken schmerzt, bin auch nicht mehr der Jüngste

Dafür werde ich mit einer schönen Morgenstimmung entschädigt :
Heute steht die Überfahrt auf die Insel Bohol an. Ritas Bruder lebt da mit seiner Familie, ebenfalls ist da Ritas Vater beerdigt. In jungen Jahren, genauer gesagt zwischen ihrem 16. und 18. Lebensjahr, lebte Rita kurze Zeit bei ihrem Vater. Es war Ebbe, die CJ Boy ankerte ein bisschen weiter draussen. Die Überfahrt nach Bohol dauerte ca. 1 Stunde.
Vor Anker gingen wir in Getafe (alternativ Jetafe). Der eine Teil der Familie bestieg sofort ein Trycycle und fuhr davon. Ich ging mit Rita, ihrer Tante und ihrem Bruder auf den Markt. Frischer Fisch, Fleisch, Gemüse etc. wurde eingekauft, die Frauen wollten beim Bruder zu Hause kochen. Wir nahmen dann zu viert ebenfalls ein Trycycle und los ging die Fahrt. Nach ca. 10 Minuten hielten wir an und Alle stiegen aus. Ich sah dann, dass wir an einem Friedhof angehalten hatten. Hier war Ritas Vater begraben. Wobei man ja nicht begraben oder beerdigt sagen kann. Überall lagen Sarkophage aus Stein. Wir sind dann auf das Grab des Vaters, wo auch schon der Rest der Familie wartete. Es wurden zahlreiche Kerzen angezündet und Gebete gesprochen. Aus Pietätsgründen habe ich da auf Fotos verzichtet.
Nach einer Weile brachen wir wieder auf. Dieses Mal mit einem kleinen Suzuki - Lieferwagen mit Ladefläche und Sitzbänken. Ich durfte wieder vorne sitzen, der Rest der Familie stieg auf die Ladefläche. Die Fahrt ging immer weiter in die Berge, die Strasse wurde immer schlechter. Irgendwann ging es dann mit dem Lieferwagen nicht mehr weiter und so lief man die letzten zehn Minuten zum Haus des Bruders.
Der Bruder lebt sehr einfach, mitten im Dschungel von Bohol :
Die Frauen fingen sofort mit dem Kochen an, Fisch wurde ausgenommen und gewaschen, Gemüse gerüstet, Fleisch zerkleinert etc. Rita bat mich, mit ihr Wasser holen zu gehen. Der Brunnen lag ca. 20 Meter vom Haus entfernt, einen kleinen Abhang hinunter. So machte wir uns, bewaffnet mit einem umgenutzten Benzinkanister, auf den Weg. Rita ging voraus. Ich trug natürlich nur meine Flip Flops und bevor ich es versah, rutschte ich auf einem nassen Bananenblatt aus. Den Rest des Hanges bezwang ich dann ungewollt rutschend und rollend. Zum Glück nichts passiert, zwei kleine Schürfungen an der Wade und dreckige Hosen. Die Schürfungen bluteten zwar ein bisschen, Rita reinigte die Wunden aber sofort mit Brunnenwasser. Alles gut.
Da mache ich nun einen kurzen Sprung, zwei Wochen in die Zukunft. Die Schürfungen sind relativ gut verheilt, es hat sich eine schöne Kruste gebildet. Ich wache am Sonntagmorgen zu Hause auf, mein Bein schmerzt. Nichts weiter dabei gedacht. Am Montag zur Arbeit, das Bein schmerzt immer noch. Beim betrachten der Schürfungen fiel mir auf, dass sich rund herum ein ca. 5 mm breiter, hellroter Rand gebildet hat. Es schmerzt auch wenn ich 5 cm entfernt von der Schürfung auf mein Bein drücke. Am Dienstagmorgen schmerzt das Bein auch beim ganz normalen Stehen. Vom Laufen ganz zu schweigen. Ich bin nicht der, der wegen jedem kleinen Wehwechen zum Arzt rennt, aber das gefiel mir nun nicht mehr. Also meinen Hausarzt kontaktiert, der Assistentin mein Problem geschildert und einen Termin bekommen. Konnte zwei Stunden später bereits vorbei. Dem Arzt ebenfalls das Problem geschildert und die Wade gezeigt. Er meinte dann sofort, dass ist entzündet und ich soll mich auf die Liege legen. Er untersuchte dann die Schürfungen mit Ultraschall und es hat sich zum Glück noch kein Abszess gebildet (der müsste raus geschnitten werden). Er meinte dann, dass wir das Problem mit Antibiotika in den Griff bekommen. Wäre ich allerdings zwei, drei Tage später gekommen, hätte ich eine Blutvergiftung davon getragen und wäre wohl im Spital gelandet. Glück gehabt.
Ich füllte dann den Wasserbehälter und brachte das Wasser zu den kochenden Frauen.
Hier das "Buffet" das aufgetischt wurde. Sehr einfach aber lecker.
Nachdem der Abwasch dann erledigt war, gingen die Frauen ein bisschen spazieren. Ich blieb bei den Männern und es dauerte nicht lange bis zum ersten Bier. Dieses Mal gab es keinen Rum dazu. Wir tranken Emperador mit Lime Juice. Ist wohl ein Philippinischer Brandy, schmeckt aber auch noch lecker. Ich muss hier noch anmerken, dass mir Ritas Bruder immer sympathischer wurde. Egal wo wir waren, der zauberte immer irgendwo her ein Bier hervor. Nicht immer kalt, aber Hauptsache Bier

Irgendwann ging es zurück. Ritas Mutter, ihre Schwester und der Sohn der Schwester blieben noch eine Nacht beim Bruder. Der Lieferwagen holte uns beim Absetzpunkt wieder ab und zurück ging die Fahrt zum "Pier" in Getafe.
Die Überfahrt zurück nach Pandanon verlief ohne Problem. Rita, ihr Sohn und ich sind dann noch ein bisschen Baden gegangen. Den Abend verbrachte ich dann wieder feucht fröhlich in der Männerrunde auf der Dachterrasse. Hier muss ich noch erwähnen, dass ich mit Englisch überall gut durch gekommen bin. Auch die ältere Generation in Ritas Familie gab sich alle erdenkliche Mühe, dass ich mich nicht irgendwie ausgegrenzt fühlte. So sprachen sie auch in meiner Anwesenheit hauptsächlich Englisch miteinander, manchmal auch mit zu Hilfenahme von Händen und Füssen. Wir verstanden uns.