Ein Kronprinz, ein Gast und duldsame Behörden
Thailands früherer Premierminister Thaksin war illegal in Deutschland – mit Hilfe des BND? / Von Willi Germund.
In seiner Heimat Thailand gilt Kronprinz Maha Vajiralongkorn als sicherer Nachfolger des kranken, 82-jährigen Königs Bhumibol Adulyadej. Doch den lebenslustigen, 1952 geboren Kronprinzen hält es nicht besonders oft in Bangkok. Am liebsten scheint er in der bayerischen Landeshauptstadt München zu residieren – ohne Ehefrau und Sohn. Rund sieben der vergangenen zwölf Monate verbrachte er in der gemieteten Etage einer Nobelherberge in der Nähe des Flughafens. Und dort scheint es recht munter zuzugehen.
Einer der speziellen Gäste, die dem Kronprinzen nach Informationen dieser Zeitung während seiner ausgedehnten bayrischen Ferien die Aufwartung machten, war ein Mann, der Deutschland gar nicht besuchen darf: Der 2006 vom thailändischen Militär gestürzte ehemalige Premierminister Thaksin Shinawatra. Dem ehemaligen Telekommunikationstycoon, der gegenwärtig im Exil in Dubai lebt, aber auch einen Pass von Montenegro besitzt, ist seit einigen Jahren untersagt, den Boden der Bundesrepublik zu betreten. Damals entzog Berlin dem Regierungschef das Visum, das der thailändische Multimillionär mit Hilfe von Verbindungsleuten des Bundesnachrichtendienstes BND unter zweifelhaften Umständen in Bonn erhalten hatte. Experten sind nun überzeugt: Thaksins Besuch muss von bayerischen Behörden gedeckt worden sein. "Der wäre niemals gekommen, wenn das Risiko einer Verhaftung bestanden hätte", glaubt ein Beobachter. Der Grund: In Thailand erwartet Thaksin eine zweijährige Gefängnisstrafe, und die deutschen Behörden hätten ihn wohl übergeben müssen.
Aber in Bayern genießt der ehemalige Premierminister, dem aus seiner Amtszeit massive Korruption und Mitverantwortung an rund 2000 außergerichtlichen Hinrichtungen im Rahmen des Anti-Drogen-Kampfs angelastet werden, prominente Fürsprache. Nicht nur, dass Thaksin gute Verbindungen zur BND-Zentrale in Pullach zu besitzen scheint. Der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Michael Glos und sein CSU-Parteikollege Hans-Peter Uhl setzten sich persönlich in Briefen an Außenminister Guido Westerwelle vehement dafür ein, Thaksins Einreiseverbot aufzuheben. Die heimliche und illegale Visite Thaksins ist brisant: Zum einen regiert in Thailand mit der Demokratischen Partei eine mit der FDP in der Liberalen Internationalen verbandelte Schwesterpartei, die Thaksin gerne hinter Gitter sperren würde. Zum anderen vermuten Thailänder in Bangkok, dass der gestürzte Premier versucht, gemeinsam mit dem Kronprinzen Pläne für seine Rückkehr aus dem Exil zu schmieden – unterstützt, so wird jedenfalls in Thailand spekuliert, vom BND.