Mo, 25. Mai · 02:25-03:10 · ZDF
Tropenzauber - Tropenfieber
2. Thailand - Königreich des Lächelns Film von Christian Sterley
Der lächelnde Buddha, den alle Thais fast ausnahmslos verehren, das lächelnde Königspaar, das selbst in jedem Dorf von großen Plakaten auf seine Untertanen schaut, - sie prägen das Bild vom sanften Siam, wie Thailand einst genannt wurde. Doch stimmt es eigentlich noch immer, dieses Image von Anmut, Sanftmut und totaler Harmonie? Vier Wochen lang ist Christian Sterley auf Entdeckungsreise gegangen und hat genauer hingeschaut. Der Film beginnt an Thailands Nordgrenze bei den Chen, einem strenggläubigen Bergvolk. "Kristallsöhne" nennen sie ehrerbietig ihre Jungen, die sich dem Mönchsorden von Chiang Mai anschließen. In einer prachtvollen Zeremonie im Tempel Wat Pa Pao werden sie in den Orden aufgenommen. Ein paar Autostunden weiter, im Grenzgebiet zu Laos und Burma: das Goldene Dreieck, Zentrum einer anderen Form von Weltflucht. Es ist Asiens Drogenküche für den gefährlichen Stoff, aus dem die falschen Träume sind. Die Opium-Bauern gehen mit der Zeit: Statt Heroin zu produzieren, handeln sie heute vor allem mit Amphetaminen aus Burma. Das Geschäft mit den bunten Pillen floriert. Bei vielen Thais sind sie inzwischen Volksdroge Nummer eins, sie sind süchtig nach dem schnellen Kick. Den liefert auch Muay Thai, das Kickboxen. Und das ist alles andere als eine sanfte Umgangsform. "Geht in die Armenviertel, da seht ihr, wie hart das wirklich ist", hört man überall. Die brutale Mischung von Schlagen und Treten ist der Nationalsport der Thais. Für viele Jungen ist diese Form, sich durchzuschlagen, ein Weg aus der Armut. Schon mit acht beginnt das Training: jahrelang, tagaus tagein. Im Boxstall "Kingstar" irgendwo im armen Osten desLandes bereitet sich Ady auf seinen nächsten Fight vor. Noch träumt der 16-Jährige nur vom Titelkampf im Lumpini-Stadion in Bangkok. Ein Plakat unterwegs an einer Landstraße zeigt sie an: Mor-Lam kommt, eine muntere Tanztruppe, die über die Dörfer zieht. 20 junge Mädchen in grellen Kostümen und reichlich Strass singen und tanzen - anmutig und ein bisschen anzüglich - die halbe Nacht auf einer Bretterbühne vor dem örtlichen Kloster. Paradiesvögel der Provinz, sanft und sexy. Der Abt hat die Gruppe engagiert, vor allem die männlichen Dorfbewohner kreischen vor Begeisterung. Glaube und Spaß schließen sich nicht aus im Reich des lächelnden Buddha. Auch der Aberglaube gehört immer noch zum Alltag - nicht nur in den abgelegenen Provinzen. In den Flutgebieten an der Westküste hat er eine neue Dimension erreicht: Die Seelen der toten Farang, der ausländischen Touristen, sollen hier umhergeistern und keine Ruhe finden, so heißt es. Ein wirtschaftliches Desaster, denn die einheimischen Badegäste, die früher eine Menge Geld in den Kassen der Hoteliers und Händler gelassen haben, bleiben jetzt weg. Da die Seelen der toten Ausländer bei Laune gehalten werden müssen, werden sie auf ihre Art und Weise versorgt - mit westlichen Köstlichkeiten wie Hamburgern und Pizza. Geisterspuk im Beach-Club, ein weiterer Gegensatz zwischen Traditionstreue und lockerem westlichen Lebensstil. Bangkok, die Mega-City, ist voll von solchen Gegensätzen. Hier begann die Asienkrise, hier geht sie zu Ende. Der Crash wurde als Chance genutzt, um die Metropole zu modernisieren. Doch als die Tuk-Tuks, die knatternden dreirädrigen Verkehrshindernisse, abgeschafft werden sollten, protestierte die ganze Stadt. Das ZDF-Team ist in der Hauptstadt unterwegs, durch den Tag und durch die bunte Nacht und hat Straßenhändler an ihren Bambusständen, Manager in ihren Glastürmen und allerlei Nachtschwärmer getroffen. Tief im Süden des Landes dann ist von der Sanftmut der Thais fast gar nichts mehr zu spüren. Hier lassen moslemische Separatisten immer wieder Bomben hochgehen. Buddha in Bedrängnis, sein Reich in Gefahr - da versteht die Staatsgewalt keinen Spaß mehr. Energisch blockieren Polizisten die Dreharbeiten, als sie unsere Kamera entdecken. Im Brennpunkt dieser politisch-religiösen Auseinandersetzung mag man keine Journalisten. "Die machen die Probleme nur noch größer", verweist uns ein Offizier. Wir fahren ein Stück weg und drehen weiter - mit einer unauffälligeren Kamera.