Do kanns zaubere
„Du weißt, dass wenn Ulla zu mir zurückkommt, Schluss mit uns ist?“ hörte ich mich auf dem Weg zu meiner Stammkneipe sagen.
Ich hatte Ulla in meiner Stammkneipe kennengelernt als sie ihren 18. Geburtstag feierte. Ulla hatte mich zwei Monat zuvor verlassen, nachdem wir ein halbes Jahr lang ein sehr intensives Verhältnis hatten. Sie war wie aus heiterem Himmel ohne Ankündigung in eine Nachbarstadt gezogen und bediente dort in einer Szenekneipe. Ich war total von der Rolle. Hatte das nicht verstanden. Auf dem Höhepunkt unserer Beziehung verschwand sie einfach aus meinem Leben. Alkohol gehörte ab dann zu meinen Grundnahrungsmitteln. Täglich eine oder mehrere „Speed“-Tabletten sollten verhindern, dass ich einschlief und in Albträume verfiel.
Wir waren auf dem Weg, genau zu dieser Kneipe, in der mein ehemaliger Schulkamerad Wirt war, übergangslos in die Fußstapfen seines Vaters getreten war. Dem Vater, dessen Raucherbein das Stehen hinter der Theke zunächst mühsam und schließlich unerträglich machte. Ab dann zog er es vor, Gast zu sein, am Tisch zu sitzen, mit der Rentnerband Skat zu spielen und seinen Sohn die Zapfhähne bedienen zu lassen.
„Du weißt, dass wenn Ulla zu mir zurückkommt, Schluss mit uns ist?“
Rosie, an meiner Seite, sah mich trotzig an. Nicht böse, keinen Ärger zeigend oder gar Enttäuschung. Sie sagte einfach: „Wie kannst du nur so etwas sagen? Hast du überhaupt eine Ahnung, was solche Worte für mich bedeuten könnten?“
Weiber. Dachte ich nur. Sie war einmal die Geliebte meines Schulkameraden, dem Wirt und Nachfolger seines Vaters. Hatte sich wie viele andere Mädels an ihn herangeschmissen, sich stolz und arrogant gegenüber den Konkurrentinnen als Siegerin gezeigt. So hatte ich sie kennengelernt. Mit diesem unverschämten zufriedenen Grinsen, das bedeuten sollte: der gehört mir.
Ihr Grinsen war vielleicht unbewusst, oder nur eine Folge ihrer Siegesgewissheit, aber sie beließ es nicht dabei. Sie wusste, dass ihre Position nicht ungefährdet war. Deswegen war sie immer sexy gekleidet, schulterfrei, verführerisches Dekolletee und nackte unbehaarte Oberschenkel, spärlich von luftigen Kleidchen bedeckt. Sie bewegte sich immer ungezwungen. Wenn ihr Schlüpfer blitzte, war das für sie nur eine konsequente und gewollte Nebenerscheinung und ganz besonders kein Grund zur Verschämtheit. Sie hatte eine Figur, die man „proper“ nennen konnte. Nicht besonders groß, aber auch kein Zwerg. Alles an ihr war weiblich rund. Ihr Busen, ihre Hüften, ihre Waden. Ihre Proportionen entsprachen dem goldenen Schnitt.
Mit anderen Worten, wir als Gäste wünschten uns, einmal im Leben Wirt zu sein, solche Traumweiber einfach abzustauben, ohne einen Finger krumm machen zu müssen. Hinter der Theke zu stehen, den Bierhahn elegant zu bedienen, Gläser maßgenau mit stärkeren Getränken zu füllen, schien unendlich sexy für die weiblichen Gäste unserer Stammkneipe zu sein.
Eines Tages war Schluss. Mein Schulkamerad, der Wirt, vermisste den Flirt mit Konsequenzen, wenn eine Süße ihn jenseits der Theke ansäuselte. Der mittlerweile eine Ewigkeit dauernde Gedanke dabei, dass er ja schon verbandelt sei, ging ihm auf den Keks. Wenn er schon Gefahr lief, sich genauso wie sein Vater hinter der Theke ein Raucherbein zuzuziehen, dann wenigsten verdient und in sexueller Freiheit. Eine feste Partnerin passte da auf Dauer nicht ins Bild.
Rosie veränderte einfach ihr siegesbewusstes Grinsen in eine stinknormale Freundlichkeit gegenüber den anderen Gästen, legte ihr Frau-Wirtin-Gehabe ab und kam nicht im Entferntesten auf die Idee, dieser Kneipe ab nun fern zu bleiben. Sie war wieder verfügbar.
Als sie mich das erste Mal mit zu sich nach Hause nahm, ich ihre feudale Wohnung mit Treppe vom Wohnzimmer zum Schlafzimmer sah, das alles in bevorzugter und teuersten Gegend der Stadt, wollte ich etwas wissen.
„Miete oder Eigentum?’“
„Die Wohnung gehört mir. Mein Vater hat sie mir geschenkt.“
Ihr Dackel wich ihr nicht von der Seite. Spielte den verzogenen Eifersüchtigen, ohne aggressiv gegenüber mir zu werden. Hängte einfach die beleidigte und schleimende Leberwurst raus. Jede meiner Annäherungen an sein Frauchen erwiderte er mit Schleckorgien an derselben. Ganz schlimmer Köter mit einer total hinterhältigen Strategie. Rosie nahm es wie selbstverständlich hin und zog sich aus, ging zum CD-Player und legte die neueste BAP auf. Von Drinne noh Drusse. Mein Blick wie gebannt auf ihren nackten Hintern, als sie sich leicht bückte und ihre rasierte Muschi wie ein Brötchen zwischen ihren Beinen durchschimmerte. Ihr Dackel war ihr gefolgt und blickte hechelnd zu ihr auf.
Ich zog mich hinter ihrem Rücken auch aus. Ließ meine Klamotten dort fallen, wo sie mir aus den Händen fielen. Leicht angemacht, aber durch den Köter irgendwie gestört. Noch stand bei mir nichts. Als sich Rosie umdrehte, grinste sie. Und dann kam das Lied. Dieses Lied, dass ich nie vergessen werde. „Do kanns zaubere“.
Rosie kam auf mich zu, nicht wie auf dem Cat Walk, sondern als ob es das Normalste der Welt wäre, wenn ein nacktes Weib sich einem nackten Mann näherte, nahm mich bei der Hand, führte mich die Treppe hinauf zum Schlafzimmer, legte sich aufs Bett, machte die Beine breit, schloss ihre Augen halb, sodass sie nicht ganz so tot erschien, stattdessen ihre dunkelbraune Iris noch zur Hälfte sichtbar war und zog mich zu sich hinunter.
Nein, sie bediente mich nicht oder blies mir einen, um sicher zu stellen, dass auch ich meinen Spaß hatte. Nein, sie erwartete einfach, vernascht zu werden. Von unten tönte in voller Lautstärke: „Jede Andre hätt jesaat: 'Et ess zo spät,
dä Typ ess fäädisch, nä dä typ,
Dä krisste wirklich nit mieh hin..“.
Als ich in sie eindrang, empfing mich eine feuchte Wärme, die vertraute Geilheit versprach. Sehr ungewöhnlich für die erste Nummer. Es schien als hätte ich schon seit Jahren in ihr drinne gesteckt und einfach nach Hause kam. Rosie war bereit, ohne jegliches Vorspiel. Sie wollte einfach ficken. Besser gesagt, sich ficken lassen. Für mich schien es, als ob sie meinem Schwanz wie selbstverständlich einfach vertraute. Was auch nicht schlecht aus meiner Sicht war.
Ihr Dackel lag hechelnd auf der anderen Seite des Doppelbetts und schaute mit völlig bescheuerten Gesichtsausdruck zu. Das will was heißen. Dackel schauen von Natur aus schon blöd aus der Wäsche. Wie der in dem Moment guckte, war unbestreitbar eine Steigerung der Idiotie. Wenn da nicht Rosie mit ihren Sprüchen wie: „ oh, ah, du weißt , wie es eine Frau liebt“ und ihre wiegenden Beckenbewegungen gewesen wären, hätte ich den Hund angebellt. BAP erinnerten an meine schlimme Zeit, die ich gerade durchmachte:
„Mem Rögge zur Wand, spaßend un jede Nacht voll woor ich,
Ming bessje Verstand hassend, total vun der Roll wor ich.
T'schlemmste woor, als mir, wie do mich endlich registriert,
Entsetzlich klarwood, dat et jetz oder nie met uns zwei passiert.”
Wir wurden ein Paar. Einen Sommer lang. Wenn wir ihre Wohnung betraten, entledigten wir uns gleich hinter der Eingangstüre unserer Kleider. Nicht um gleich über uns herzufallen, sondern einfach ganz normal. In ihren vier Wänden waren wir immer nur nackt. Jederzeit bereit, ohne uns zuvor erst ausziehen zu müssen. Der bescheuerte Dackel gab auf. Er wusste, er hatte keine Chance mehr, wenn ich in seinem Revier war und mit meinem Schwanz wedelte.
„Du weißt, dass wenn Ulla zu mir zurückkommt, Schluss mit uns ist?“
So kam es. Aber hätte ich gewusst, dass Ulla die weitaus größere Katastrophe in meinem Leben werden würde, hätte ich den Dackel fürs Zuschauen bezahlt....
Zum Glück war ich jung. Alles weggesteckt ohne Schaden zu nehmen. Rosie auch. Ich erinnere mich gerne an diese Zeiten in Deutschland und ich wünsche allen alten Gockeln (nicht gemein oder hinterhältig gemeint), dass sie in Thailand einen Augenblick innehalten, bevor sie ihren Verstand verlieren und sich stattdessen darauf besinnen, woher sie kommen und welche Erfahrungen sie in ihrer Jugend gesammelt haben.
Und sich vor allen Dingen darüber bewusst werden, dass irgendwo ein Dackel sitzt und sich mit völlig bescheuerten Gesichtsausdruck die Schnauze leckt, wenn „old man“ oder „sugar daddy“ glaubt, seine über alles Geliebte, letzte Geliebte seines Lebens, gefunden zu haben.
Viele machen ihre Rechnung ohne den Wirt. Das ist augenscheinlich in Pattaya.
I love you, Rosie, auch wenn ich dich wegen Ulla verlassen habe, denn eines hast du mich in jungen Jahren gelehrt. Du hast mir immer in die Augen geschaut, wenn du zu mir sprachst. Überhaupt, wenn du in meiner Nähe warst, hast du immer Blickkontakt zu mir gehalten. Du wusstest, dass wir dies in unserer Kultur als Ehrlichkeit interpretieren. Wer dem anderen in die Augen blickt, ist ehrlich. Darauf sind unsere Instinkte geeicht, auch wenn es nicht immer stimmt. Ich weiß, dass du ehrlich warst und ich deinem Blick oft ausgewichen bin.
Dein ehrlicher Blick hat mich gelehrt, später in Thailand diesem selben nie zu trauen, ihn zumindest zu hinterfragen. Dort gehört das „in die Augen blicken“ zur Kultur und zwar ohne jegliche Bedeutung in Bezug auf Ehrlichkeit oder Lüge. In Thailand schaut man sich halt in die Augen, wenn man miteinander spricht. Wie viele, besonders Ersturlauber, verfallen an den Bierbars diesem intensiven Blickkontakt. Und das obwohl er nichts anderes bedeutet, als sich wie ein Thai zu benehmen. Thais benötigen zur Einschätzung ihrs Gegenübers den genauen Blick. Worte sind für sie nur Beigabe.
Thais bevorzugen die ganzheitliche Sicht. Mimik, Körpersprache, Klang der Stimme und Geruch spielen die Hauptrolle. Das erfordert die Öffnung all ihrer Sinne. Der einfältige Hansel ist nur zu gerne geneigt, dies für spontane Sympathie ihrerseits zu halten. Dabei ist alles, was sie tut nichts anderes als ihr fremdes Gegenüber abzuschätzen.
Rosie, weißt du noch, wie wir uns noch einmal wiedergesehen haben? Ich erinnere mich gerne an meinen Besuch bei dir in der Heimat als ich nach einem Jahr Saudi Arabien während eines Business Trips bei dir aufkreuzte, Ulla schon meine Ehefrau war und du dich auf deinem Balkon vor mir aufbautest, in deinem kurzen Rock mit nichts drunter, deinen Unterleib mir entgegenstrecktest, während ich rauchend auf dem Plastikstuhl saß und ich damals sagte:
„Auch wenn ich dich wegen Ulla verlassen habe, ich liebe deine passive Pussie.“
„nä dä typ,
Dä krisste wirklich nit mieh hin..“, sangen BAP im Hintergrund. Du hattest nicht vergessen, wie sehr ich dieses Lied liebe. Wie selbstverständlich schob ich mein Gesicht unter deinen Rock. Blickkontakt inbegriffen. Du hast siegesgewiss gegrinst und hattest einen Orgasmus. Dein Dackel hatte sich beleidigt davongeschlichen und sein gepolstertes Körbchen in der Küche aufgesucht.
„Gerade diese passive Hingabe turnt mich als Frau an. Steht ihr als Männer nicht darauf?“
„Nein“, war meine Antwort.
Danach glaubte ich eine gewisse Melancholie oder gar Traurigkeit in deinem Lächeln zu entdecken, aber heute weiß ich, dass dies ein typisch männlicher Wunschgedanke war. Du warst einfach nur zufrieden und sannst dem viel zu schnell vergangenen Orgasmus nach. Passiv, bereit für den nächsten, bliebst du einfach mit deinem Unterleib vor meinem Gesicht stehen und fuhrst zärtlich mit deiner Hand durch meine Haare...
I love you Rosie.
"http://www.youtube.com/watch?v=9M8hCC1_XnQ"]http://www.youtube.com/watch?v=9M8hCC1_XnQ[/URL]