PHRA CHULA CHOMKLAO CHAOYUHUA
KÖNIG CHULALONGKORN Thailändisch: พระบาทสมเด็จ พระจุลจอมเกล้าเจ้าอยู่หัว
RAMA V.
Prinz Chulalongkorn wurde am 20.09. 1853 in Bangkok als Sohn des Königs RAMA IV. (Mongkut) und dessen Ehefrau Königin Debsirindra (Dhepsirintaramat) geboren. Er erhielt eine sehr gute Ausbildung. Auch Ausbilder aus Europa, z.B. die Engländerin Anna Leonowens, waren unter den Ausbildern des jungen Prinzen. Im Jahr 1861 erhielt er den Titel "Krom Meun Pikanesuarn Surasangkat". Im Jahr 1866 wurde er Mönch im Wat Bawonniwet Vihara (Phra Nakhon Distrikt von Bangkok), was durchaus der königlichen Tradition entsprach. Als er im Jahr 1867 in die Weltlichkeit zurückkehrte erhielt er den Titel "Krom Khun Pinit Prachanat".
Als sein Vater König Mongkut im Jahr 1868 im Oktober auf dem Sterbebett in Bangkok lag, nachdem er sich bei der Beobachtung einer Sonnenfinsternis in der Nähe von Prachuap Khiri Khan mit Malaria infiziert hatte, sprach er folgende Worte: "Mein Bruder, mein Sohn, mein Enkel, wen auch immer alle ihr älteren Offiziellen für befähigt haltet, daß er fähig sei unser Land zu erhalten und auf meinem Thron folgen sollte, den wählt nach eurem Willen". Nach dem Tode von RAMA IV. wurde Prinz Chulalongkorn als Nachfolger auserwählt. Er war jedoch beim Tode seines Vaters erst 15 Jahre alt, so daß man sich entschloss, zuerst einmal einen Regenten einzusetzen, der den designierten König bis zu dessen Volljährigkeit vertreten sollte. Es handelte sich hierbei um Chao Phraya Si Suriyawongse (Somdet Chao Phraya Borom Maha Si Suriyawongse, sein Geburtsname war Chuang Bunnag). Zwar wurde Prinz Chulalongkorn am 11.11.1868 offiziell zum König von Siam gekrönt und nahm den Titel "Phrabat Somdej Phra Chun La Chomklao Chao Yu Hua" an, dennoch war vorerst Si Suriyawongse der Regent. Dieser übergab den Titel des "Frontpalastes" (Vizekönig) sofort an Prinz Yingyot (ein Cousin von Chulalongkorn), nachdem vorher sein eigener Onkel König Pinklao der "Frontpalast" gewesen war.
Prinz Chulalongkorn mit seinem Vater König Mongkut
Chulalongkorn war der älteste Sohn von König
Mongkut (Rama IV.) mit dessen Hauptfrau Königin
Debsirindra. Er hatte drei Voll- und zahlreiche Halbgeschwister. Der Prinz bekam im Alter von acht Jahren den Titel
Krommamuen Pikhanesuan Surasangkat verliehen. Er erhielt eine breit gefächerte Bildung, teils nach siamesischem, teils nach westlichem Modell. Unter anderem wurde er von
Anna Leonowens in englischer Sprache unterrichtet. Mit 11 Jahren wurde er für sechs Monate
Novize im
Wat Bowonniwet. Anschließend bekam er einen neuen Titel:
Krommakhun Phinit Prachanat. Schon früh ließ ihn Mongkut gewissermaßen als Lehrling an den Regierungsgeschäften teilnehmen.
Schon in jungen Jahren machte Chulalongkorn ausgedehnte Reisen ins Ausland. So im Jahr 1870 nach Singapur und Java und in den Jahren 1870-1871 nach Britisch-Indien, um dort die Verwaltung der britischen Kolonien kennenzulernen. Chulalongkorn war begierig Siam zu reformieren und das Land an die modernen Zeiten anzupassen, sein Land in die Moderne zu führen - eine Aufgabe, der er sich später mit großer Hingabe und mit großem Erfolg widmen wird!
Chulalongkorn (mitte) mit seinen Halbbrüdern, Außenminister Prinz
Devawongse (links) und Innenminister Prinz
Damrong (rechts)
Als Regent behielt Si Suriyawongse großen Einfluß. Er setzte die Arbeit von König RAMA IV. fort. So überwachte er Ausschachtungen an wichtigen Khlongs in Bangkok, wie z.B. Padung Krungkasem und Damneun Saduak sowie die Asphaltierungsarbeiten der Thanon Charoen Krung (New Road) und Thanon Silom. Er war zudem Beschützer der siamesischen Literatur und der angewandten Künste. 1873 wurde Chulalongkorn noch einmal Mönch, um dann endgültig auf den Thron zu kommen, denn nun war er mit 20 Jahren volljährig und voll regierungsfähig. Sein Regent Si Suriyawongse trat vom Amt zurück und erhielt vom neuen König RAMA V. den Titel "Somdet Chao Phraya", den höchsten Titel, den ein Adliger überhaupt erreichen konnte.
Da auch die offiziellen Königinnen von RAMA V. für die weitere Geschichte Siams und auch Thailands interessant werden, wollen wir uns an dieser Stelle mit den vier offiziellen Königinnen von RAMA V. beschäftigen, bevor wir wieder zu RAMA V. selbst zurückkehren:
Insgesamt hatte RAMA V. 33 Söhne und 44 Töchter.
Die erste Königin war Sunandha Kumariratana (Tochter von RAMA IV. und Prinzessin Piam (Chao Chom Manda Piam), später Somdej Phra Piyamawadi Sri Patcharin Mata genannt. Sie war damit eine Halbschwester von König RAMA V., in der damaligen Zeit durchaus nicht ungewöhnlich. Tragischerweise ertrank Sunandha am 31.05.1880 im Bang Pa-In-Fluss im Alter von nur 17 Jahren mit ihrer ungeborenen Tochter Kunnaporn Pet Charat, da es niemand wagte sie zu retten. In Siam war es bei Todesstrafe verboten, Mitglieder der königlichen Familie zu berühren!
Heute erinnert die Suan Sunandha Rajabhat Universität an der Thanon 1 U-Thongnok im Dusit Distrikt in Bangkok an die erste Königin von König RAMA V. Er selbst ließ für seine verstorbene Ehefrau und die ungeborene Tochter ein Denkmal im Bang Pa-In Palast in der Nähe von Ayutthaya errichten.
Die königliche Familie (v.l.n.r.): Prinz Asdang, König Chulalongkorn, Kronprinz Vajiravudh (später Rama VI.), Königin Sri Bajarindra (vormals Prinzessin Saovabha Phongsri), Prinz Prajadhipok (später Rama VII.), Prinz Chakrabongse und Prinz Chudadhuj.
Die zweite Königin von RAMA V. war Königin Sukulmarsri (Tochter von König RAMA IV. und Prinzessin Chao Chom Manda Samli. Sie war das 52. Kind von RAMA IV. und Halbschwester von Chulalongkorn. Im Alter von 17 Jahren heiratete sie RAMA V. und gebar ihm 2 Kinder:
1. Prinzessin Sutathipyaratana, Prinzessin von Ratanakosin, die zwar die zweitgeborene Tochter des Königs war, dennoch aber die erste Überlebende "Chao fah" (Tochter des Monarchen von einer königlichen Mutter) war, da ja die erste Tochter Kunnaporn Pet Charat ungeboren verstorben war! Sutathipyaratana sollte nach dem Willen von RAMA V. den Kronprinzen Maha Vajirunhis heiraten, jedoch verstarb dieser bereits im Alter von 17 Jahren an Typhus! An sich wäre Vajihunhis der nächste König geworden, so wurde jedoch Kronprinz Vajiravudh, sein Halbbruder, dann König RAMA VI.
2. Prinz Paripatra Sukhumbhand, Prinz von Nakhon Sawan.
Königin Sukulmarsri verstarb im Alter von 66 Jahren in Bangkok.
Die dritte Königin war Savang Vadhana (Königin Sri Savarindira oder Phra Somdech Phra Sri Savarindira Boromma, Raja Devi), der im Jahr 1935 der Titel "Somdech Phra Phan Vasa Ayyika Chao" (Königingroßmutter) verliehen wurde, denn sie war die Großmutter von König Ananda Mahidol (RAMA VIII.) und von König Bhumibol Adulyadej (RAMA IX.). Sie war die 27. Tochter von RAMA IV. (und Prinzessin Piam) und damit auch Halbschwester von Chulalongkorn.
Königin Vadhana hatte 7 Kinder:
- Kronprinz Maha Vajihunhis
- Prinz Isariyalongkor- Prinzessin Vitchitra Chiraprabha
- Prinz Sommatiwongse Vorodaya, Prinz von Nakhon Si Thammarat
- Prinzessin Valaya Alongkorn, Prinzessin von Phetchaburi
- Prinzessin Sirabhorn Sobhon
- Prinz Mahidol Adulyadej, Prinz von Songkhla
König Chulalongkorn mit seinem Sohn, Kronprinz Maha Vajirunhis (1878–95); Porträt im National History Museum, Bangkok
König Chulalongkorn schaffte nach dem Tod seines Vizekönigs
(Uparat) Prinz Wichaichan im Jahr 1885 das Amt des Vizekönigs ab und führte stattdessen die Ernennung eines Thronnachfolgers als Kronprinzen ein. Im Januar 1887 setzte er den neunjährigen
Chaofa-Prinzen
Vajirunhis als Siams ersten Kronprinzen (
sayam makut ratchakuman) ein.
[15] Nach dem Tod des jungen Kronprinzen am 4. Januar 1895 erklärte der König seinen vierzehnjährigen Sohn
Vajiravudh (der spätere König Rama VI.) zum neuen Kronprinzen.
Immerhin wurden zwei ihrer Enkel später Könige von Thailand. Sie verstarb im hohen Alter von 93 Jahren in Bangkok und ist auf dem königlichen Friedhof im Wat Ratchabophit beerdigt. Im Jahr 2005 gründete Maha Chakri Sirindhorn, eine Tochter des jetzt regierenden Königs zu ihrem Gedenken die Queen Savong Vadhana Foundation.
Die letzte Ehefrau war Königin Saovabha, deren Vater ebenfalls RAMA IV. und deren Mutter Prinzessin Piam war, was sie gleichfalls zu einer Halbschwester von Chulalongkorn machte. Sie war die jüngste Schwester der Königin Sunandha Kumariratana und von Königin Savang Vadhana. Sie wurde im Jahr 1878 Königin und hatte 9 Kinder, von denen nur 5 das Erwachsenenalter erreichten:
- Prinzessin Bahurat Manimaya
- Kronprinz Maha Vajiravudh, später König Vajiravudh (RAMA VI.)
- Prinz Tribeth Rutdhamrong
- Prinz Chakrabongse Bhuvanath, Prinz von Phitsanulok
- Prinz Siriraj Kakudhabhandu
- eine unbenannte Prinzessin, die bei der Geburt verstarb
- Prinz Asdang Dejavudh, Prinz von Nakhon Ratchasima
- Prinz Chadadhut Dharadilok, Prinz von Phetchaburi
- Prinz Prajadiphok Sakdidej, Prinz von Sukhothai, später König Prajadiphok (RAMA VII.)
Königin Saovabha etablierte 1904 die erste Schule für Mädchen in Siam, die "Rajini School" oder Königinschule. Sie starb im Alter von 57 Jahren in Bangkok. Nach ihr wurde das "Queen Saovabha Memorial Institute" benannt, das weltberühmte Schlangenforschungsinstitut an der Ecke von Thanon Henri Dunant und Thanon Rama IV. in Bangkok.
Nach dieser Abschweifung in die siamesische bzw. thailändische Königsgeschichte, ohne die man die sicherlich komplizierten Familienverhältnisse nicht verstehen wird, kehren wir nun zum weiteren Leben von König RAMA V. zurück.
Im Jahr 1873 begann König RAMA V. mit den ersten durchgreifenden Reformen, als er das "Auditory Office" (Rechnungsprüfungsbüro) gründete. Bisher war es üblich, daß zumeist korrupte Steuereintreiber die fälligen Steuern eintrieben. Da die Steuereintreiber unter dem Schutz verschiedener Adliger standen und ein Großteil der eingetriebenen Steuern in die Taschen der Adligen floss, verursachte die Gründung des neuen Rechnungsprüfungsbüros einen erheblichen Aufruhr bei den Adligen, insbesondere beim "Frontpalast". Seit der Zeit von König Mongkut (RAMA IV.) war der "Frontpalast" in der Praxis der "zweite König", d.h. ihm standen ein Drittel der Steuereinkünfte zu. Der "Frontpalast" Prinz Yingyot war ausserdem bekannt dafür, sehr viele Briten zu kennen, die damals als Feinde Siams galten.
König Chulalongkorn mit seiner ersten Ehefrau, Königin Sunandha Kumariratana, die im Alter von nur 17 Jahren auf tragische Weise ertrunken ist.
Im Jahr 1874 gab es einen Bombenanschlag und ein Feuer, das den Großen Palast bedrohte. Der "Frontpalast" gab keinerlei Hilfe bei der Bekämpfung des Feuers. Dies nährte Spekulationen, daß sich Prinz Yingyot im britischen Konsulat verstecken würde, wo ihn König RAMA V. nicht belangen könnte. Doch König Chulalongkorn wartete nur darauf zuzuschlagen, und die Spannungen verschärften sich. Nur durch die Rückkehr des schon im Ruhestand befindlichen Regenten Si Suriyawongse aus Rachaburi konnte der offene Schlagabtausch vermieden werden. Dieser als "Front Palace Crisis" bekannt gewordene Zwischenfall zeigte dem König einmal mehr, wieviel Macht die alten Adelsschichten in Siam noch besaßen und wie wenig Macht er als König hatte. Dies wurde dann bei RAMA V. das wichtigste Motiv, um die Feudalstruktur Siams zu brechen und die bisher von wenigen gehaltene Macht der Adligen abzuschaffen.
Als Prinz Yingyot im Jahr 1885 verstarb ergriff König Chulalongkorn die Gelegenheit, das Amt des "Frontpalastes" ersatzlos abzuschaffen. Stattdessen führte er den offiziellen Titel des "Kronprinzen" ("Sayam Makut Ratchakuman") ein, der damit die königliche Nachfolge anzeigte. Chulalongkorns Sohn Vajihunhis war der erste offizielle Kronprinz von Siam, wenngleich er dieses Amt, bedingt durch seinen frühen Tod am 04.01.1895, nie ausübte. Nach diesem unliebsamen Zwischenfall zog sich der bisherige Regent Sri Suriyawongse sowie die gesamte Bunnag-Familie aus der Politik zurück.
In den nördlichen Provinzen von Laos hatten nach der "Taiping Rebellion" (1850-1864) in China die geschlagenen und geflohenen Überlebenden eine neue Heimstatt gefunden. Diese Chinesen wurden "The Heos" genannt und waren nur gewöhnliche Banditen, die Dörfer überfielen und plünderten. Im Frühjahr 1875 überquerten auf Befehl von RAMA V. siamesische Truppen in den sogenannten "Haw Kriegen" zum ersten Mal den Mekong bei Nong Khai, um die chinesischen Banden zu bekämpfen und die Hauptbasis der Haw in Chiangkham zu erobern. Da die Haw in die Berge von Phuan und Huaphan flohen und sich damit einer Schlacht mit siamesischen Truppen entzogen, konnte das Kriegsziel nicht erreicht werden, und die siamesischen Truppen zogen sich am Ende des Jahres wieder zurück.
Im Jahr 1883 bat Chao Ungkham, der regierende Prinz von Vientiane den siamesischen König erneut um Hilfe, da die Haw wiederum seine Hauptstadt Luang Prabang bedrohten. König Chulalongkorn entsandte erneut eine Armee, die sich weitgehend aus Soldaten aus dem Norden Siams und dem Isaan zusammensetzte. Dieser Feldzug war nach den Worten des britischen Vermessers James Mc Carthy, der daran teilnahm "schlecht bedacht, unbedacht geplant und letztendlich nicht erfolgreich". Mc Carthy beriet sich in Luang Prabang mit siamesischen Truppenkommandeuren und mit Chao Ungkham. Hier erfuhr er, daß sich die Haw schon nach Muang You abgesetzt hatten, das ja von Phraya Sukhothai verteidigt werden sollte. Da jedoch Sukothai an Malaria erkrankt war, hatte er diesen wichtigen Aussenposten aufgegeben, und die Haw konnten ihn niederbrennen. Da in der Regenzeit Juni/Juli Kämpfe wegen der Malaria unmöglich waren, verblieben die siamesischen Truppen in Luang Prabang bzw. sie zogen sich über den Mekong nach Nong Khai zurück. Mc Carthy kehrte nach Bangkok zurück, um König Chulalongkorn zu unterrichten und um trockenes Wetter abzuwarten.
Am Ende der Regenzeit kehrte Mc Carthy nach Laos zurück. Er verließ Bangkok im November 1884 und reiste über Uttaradit und Nan nach Luang Prabang, wo er am 14. Januar 1885 eintraf. Die Haw waren mit modernen Repetiergewehren bewaffnet. Sie benutzten aus Birmingham stammende britische Munition und waren in der Taktik des Guerillakampfes erfahren. Das gesamte Gelände war mit hölzernen, spitzen Pfählen durchzogen, was einen Kampf mit regulären Truppen sehr erschwerte. Da man in der damaligen Zeit noch sehr an die Magie glaubte und der Macht von Orakeln vertraute, wurde der Angriff der siamesischen Truppen auf die Festung der Haw auf den 22. Februar 1885 10:00 festgelegt. Der gesamte Angriff der schlecht ausgerüsteten und schlecht geführten siamesischen Armee endete in einem Disaster, so daß am Abend des genannten Tages der Angriff ergebnislos abgebrochen werden musste und der Rückzug angeordnet wurde, zumal auch der Oberbefehlshaber der siamesischen Truppen Phraya Raj beim Angriff schwer verletzt worden war.
Die Haw konnten erst in der Mitte der 1890-er Jahre in gemeinsamen Einsätzen von siamesischen und französischen Truppen besiegt werden, denen es gelang, die Banditen nach China zurückzutreiben. Heute erinnert ein Denkmal vor der alten Nong Khai City Hall an die bei den Kämpfen mit den Haw getöteten siamesischen und laotischen Soldaten. Ein noch neueres Denkmal steht hinter den Polizeibaracken von Nong Khai.
Nachdem König RAMA V. endlich von der "Frontpalastkrise" und den Haw-Kriegen befreit war, konnte er schließlich an die notwendigen Reformen im Land gehen. Am 05.08.1887 wurde von ihm die "Royal Military Academy" gegründet, die sich zuerst auf dem Gelände des Saranrom Palastes in Bangkok befand, um dann im Jahr 1964 zur Rajadamnoen Nok Avenue in Bangkok umzusiedeln. Seit dem 10. Juli 1986 befindet sich die berühmte Akademie in Khao-Cha-ngoke, Amphoe Mueang, Changwat Nakhon Nayok, etwa 140 km nordöstlich von Bangkok. Zu Ehren des verehrten Königs trägt die Akademie heute den Namen "Chulachomklao Royal Military Academy". Seit der Zeit der Gründung wurden an dieser Akademie die Truppen des Landes in westlicher Militärtechnik unterrichtet.
Die Regierung von Siam war seit dem 15. Jahrhundert unverändert geblieben. Die Zentralregierung wurde vom "Samuha Nayak" (vergleichbar einem Premierminister) geleitet, der die nördlichen Teile von Siam kontrollierte. Der "Samuha Kalahorn" (der Große Kommandeur) kontrollierte die südlichen Teile von Siam. Der Samuha Nayak stand dem "Chatu Samdombh" (Vier Pfeiler) vor. Die Verantwortlichkeiten der "Vier Pfeiler" überschnitten sich und waren nicht klar gegeneinander abgegrenzt. Schon im Mai 1874 setzte der König einen Staatsrat ein. Im August 1874 folgte die Einrichtung eines Kronrates, der aus 49 Mitgliedern bestand und den König persönlich beraten sollte. Das Jahr 1882 sah die Ernennung eines neuen Kabinetts, das aus zwölf Mitgliedern bestand, davon allein neun Brüder des Königs. Im Jahr 1888 führte Chulalongkorn eine neue Ministerialregierung ein, bei der alle Minister Mitglieder der königlichen Familie waren. Die endgültige Etablierung der Ministerien erfolgte im Jahr 1892, dabei wurden dann alle Ministerien gleichberechtigt. Eine erneute Kabinettsumbildung gab es im Jahr 1896, als erneut die Brüder des Königs die wichtigsten Posten bekamen: Prinz Damrong Rajanubhab (Inneres, siehe hierzu auch unsere Serie: Bekannte Thai, die ins Exil gegangen sind, Teil 2 in FARANG Nr. 10/2008 S.16), Mahit (Finanzen, Landwirtschaft), Phithayalap (Palast und Öffentlichkeitsarbeit), Thewawong (Auswärtiges), Narit (Armee) und Naret (lokale Administration). Hinzu kam im Jahr 1897 noch der junge Prinz Ratburi. Thewawong, bisweilen auch Dewawongse genannt, sollte sich zum brillianten Aussenpolitiker entwickeln und wird heute als "Vater der Auswärtigen Beziehungen" bezeichnet.
In der Bildungspolitik wurden hervorragende Schüler ohne Ansehen der Person gefördert. Sie erhielten Stipendien und wurden nach Europa (Dänemark, Deutschland, Großbritannien und Russland) geschickt. Er ließ auch viele königliche Schulen für die Bevölkerung bauen, dabei wurde insbesondere Wert auf das Erlernen der englischen Sprache gelegt. Bei seinen vielen Reisen durch Siam, die er auch unerkannt unternahm, deckte der König schonungslos viele Schwachstellen in der Verwaltung auf. Er regte viele kleine Reformen an, die die Verwaltung und das Vertrauen der Bevölkerung in die Monarchie stärkten. In der nationalen Erziehung an den Schulen wurde das Standard-Thai als allgemein verbindliche Sprache zwingend vorgeschrieben. Vorher waren viele lokale Dialekte im Gebrauch gewesen.
Abgeschafft von König RAMA V. wurden im Justizsystem die Verhörmethoden nach den "Nakorn Bala" Foltern, mit denen man Geständnisse erzwang. Sein Berater, der Belgier Gustave Henri Ange Hippolyte Rolin-Jaequemyns spielte dabei eine große Rolle bei der Entwicklung eines modernen siamesischen Gesetzes- und Rechtssystems. 1896 wurde durch das Provinzialgerichtegesetz das gesamte Gerichtswesen der Provinzen unter die Oberhoheit der Zentralregierung gestellt.
Chulalongkorn sandte als erster König Siams Prinzen zur Erziehung nach Europa, dabei lernten sie insbesondere in Frankreich die Ideen einer Republik und in Großbritannien die Ideen der konstitutionellen Monarchie kennen. Im Jahr 1884 (Jahr 103 der Rattakosin Ära, deshalb später auch "Der Unfall der 103" genannt) baten siamesische Offizielle in London und Paris in einer dem König vorgetragenen Bitte, daß Siam nach europäischem Muster oder dem System der japanischen Meiji reformiert werden sollte, damit man besser auf die Bedrohungen, auf den europäischen Kolonialismus reagieren könne. Dabei sollte Siam auch in eine konstitutionelle Monarchie umgewandelt werden. König Chulalongkorn lehnte dieses Ansinnen mit der Begründung ab, daß die Zeit für eine konstitutionelle Monarchie noch nicht reif sei!
Von Chulalongkorn gestifteter Siamesischer Pavillon im
Kurpark von Bad Homburg.
In der Zeit von Chulalongkorn konnten zum ersten Mal auch radikale Schreiber ihre Ideen vortragen. Der bekannteste war Tianwan, der 17 Jahre im Gefängnis gesessen hatte, wo er jedoch viele Werke schrieb, die die siamesische Gesellschaft kritisierten.
Im Jahr 1863 war König Narodom von Kambodscha von den Franzosen gezwungen worden, sein Königreich unter französisches Protektorat zu stellen, dennoch blieb Inner-Kambodscha (wie es von den Siamesen genannt wurde) mit den Gebieten von Battambang, Siem Raep und Sisophon vorerst in siamesischem Besitz. Im Jahr 1887 wurde Französisch-Indochina aus Kambodscha und Vietnam geformt. Im Jahr 1888 marschierten französische Truppen in das nördliche Laos ein, offiziell um die Haw zu vertreiben, inoffiziell blieben sie jedoch in Laos.
Besuch Chulalongkorns im August 1907 in
Bad Harzburg, hier zusammen mit dem braunschweigischen Regenten
Johann Albrecht.
Chulalongkorn galt als sehr erfolgreicher Außenpolitiker. Er knüpfte als erster König Siams direkte Kontakte zu den europäischen Königshäusern. Zwei Reisen führten ihn 1897 und 1907 nach Europa, unter anderem auch nach
Deutschland, wo er in
Heidelberg beispielsweise seinen Sohn Prinz
Rangsit besuchte, der dort von 1905 bis 1913 studierte und 1912 die Heidelbergerin Elisabeth Scharnberger heiratete.
Im Jahr 1893 forderte Auguste Pavie, der französische Vizekonsul in Luang Prabang, die Rückgabe allen laotischen Landes östlich des Mekong, was Siam selbstverständlich ablehnte. Dies führte zum Französisch-Siamesischen Krieg von 1893. Das französische Kanonenboot "Le Lutin" fuhr den Menam Chao Phraya hinauf, ankerte gegenüber dem französischen Konsulat und war bereit zum Angriff. Kämpfe wurden ebenfalls aus Laos gemeldet. Die französischen Schiffe "Inconstant" und "Comete" wurden im Menam Chao Phraya angegriffen, worauf die Franzosen ein Ultimatum mit einer Wiedergutmachung von drei Millionen Francs sandten. Gleichzeitig wurden die Einstellung der Kampfhandlungen und der Rückzug der siamesischen Truppen aus Laos gefordert. Siam erkannte das Ultimatum nicht an, worauf französische Truppen den Golf von Siam blockierten und Chantaburi und Trat eroberten.
Der König Chulalongkorn sandte Rolin-Jacquemyns zu Verhandlungen. Als Ergebnis ergab sich, daß Siam im Jahr 1893 Laos räumen musste, die französischen Truppen sollten im Gegenzug Chantaburi und Trat verlassen, was sie jedoch nicht taten! Die Aufgabe laotischen Landes ließ bei Chulalongkorn den Wunsch nach einer Marine wachsen. Er gründete deshalb im Jahr 1898 die "Royal Thai Navy Academy", die am 20.11.1906 durch ihn offiziell eröffnet wurde. Zuerst befand sich die Akademie auf der königlichen Jacht "Maha Chakri" und einigen anderen Booten, dann wurde sie in den Wangderm Palast in Thon Buri verlegt (dort, wo sich heute das Hauptquartier der Marine befindet), später noch einmal nach Sattahip und schließlich im Jahr 1952 an ihren gegenwärtigen Platz in Samut Prakan.
Die französischen Truppen hielten Chantaburi und Trat für weitere 10 Jahre besetzt. Erst im Jahr 1903 kam es zu einer vorläufigen Vereinbarung, daß die französischen Truppen Chantaburi verlassen sollten, aber weiterhin Küstengebiete von Trat bis Koh Kong besetzt halten konnten. Erst im Jahr 1906 erhielt Siam die Gegend um Trat zurück, Koh Kong verblieb bei den Franzosen und Inner-Kambodscha musste an die Franzosen abgetreten werden.
Da König Chulalongkorn die Wichtigkeit der Beziehungen mit dem Ausland für die Unabhängigkeit Siams erkannt hatte, führte er als erster siamesischer Monarch im Jahr 1897 einen Besuch in Europa durch. Währendessen wurde Königin Saovabha offiziell als Regentin eingesetzt, die dafür den Titel "Somdet Phra Nang Chao Saovabha Bongsi Praborommarachininat" (in etwa: Ihre Majestät die Königs Regentin) erhielt. Bei seiner Reise von Anfang April bis zum 16.12.1897 besuchte er in Europa die Städte Venedig, Genf, Turin, Florenz, Rom, Wien, Budapest, Warschau, St. Petersburg, London, Hamburg, Essen, Den Haag, Brüssel, Paris und viele kleinerer Städte. Er versuchte ganz intensiv die Rolle Siams als eigenständiger Staat und als wichtigen Pufferstaat zwischen dem britischen und dem französischen Machtblock darzustellen.
Eine weitere Europareise führte den König vom März bis November 1907 u.a. nach Heidelberg, wo er seinen Sohn Prinz Rangsit von Chainat besuchte, der dort von 1905 bis 1913 studierte und im Jahr 1912 die Heidelbergerin Elisabeth Scharnberger heiratete. Weitere Reiseziele waren noch Bad Homburg vor der Höhe und Genua.
Der erste siamesische Film zeigt König Chulalongkorn bei seiner Ankunft in Bern am 25.05.1897. Im Jahr 1900 wurde der erste Film in Siam gedreht, interessanterweise von Prinz Sanbhassatra, dem jüngeren Bruder des Königs.
Reiterstandbild von Rama V. vor dem
Dusit-Palast in Bangkok.
Bereits zu seinen Lebzeiten wurde 1908 ein Reiterstandbild Chulalongkorns auf dem großen Platz vor der
Anantasamakhom-Thronhalle aufgestellt. Dieses wurde nicht aus öffentlichen Mitteln oder der königlichen Schatulle, sondern aus freiwilligen Spenden seiner Untertanen finanziert. Es zeigt die Züge des Monarchen in einer für die bisherige thailändische Bildhauerkunst ungewöhnlichen Realitätsnähe. Der europäische Einfluss zeigt sich auch darin, dass er auf einem Pferd und nicht auf einem Elefanten (dem traditionellen Symbol der siamesischen Herrscher) dargestellt ist.
König RAMA V. war dem Buddhismus tief verbunden, dennoch sorgte er mit diversen Landschenkungen dafür, daß auch christliche Kirchen und islamische Moscheen gebaut werden konnten - es herrschte Religionsfreiheit im Land.
Auch das gesamte Land wurde konsequent modernisiert. Insbesondere im Bereich der Infrastruktur waren sehr viele ausländische Berater tätig, insbesondere Briten, Dänen und Deutsche. Auch die siamesische Verwaltung wurde von ausländischen Spezialisten von Grund auf modernisiert. Die erste Eisenbahn Siams wurde am 26.03.1897 vom König zwischen Bangkok und Ayutthaya festlich eröffnet, zwei Tage später wurde die Strecke für den allgemeinen Verkehr freigegeben. Auch das Polizeiwesen, der Post- und Telegraphendienst (1883 erster Telegraph) wurde in der Regentschaft von RAMA V. durchgreifend modernisiert. Das Jahr 1896 brachte im Gesundheitswesen die Eröffnung des ersten modernen Krankenhauses in Siriraj.
Schon im Jahr 1882, anläßlich des einhundertjährigen Bestehens der Chakri-Dynastie, wurden folgende
fünf wichtigen Errungenschaften König Chulalongkorns erwähnt:
1. Die allmähliche Gleichberechtigung der Sklaven, im Jahr 1905 wurde die Sklaverei endgültig abgeschafft.
2. Die Abschaffung des Niederwerfens vor dem König, stattdessen durften die Anwesenden stehen bleiben oder sich auf Stühle setzen.
3. Die Garantie für Regierungsoffiziere, dem König schriftlich ihre Meinung mitteilen zu dürfen.
4. Die Verbesserung der Beziehungen zum Ausland
5. Die Erweiterung des Wat Phra Kaeo
Weiterhin reformierte er folgende Sachverhalte:
- Erlaubnis für Regierungsangestellte, ihr Haar so zu tragen, wie sie es wollen, der bisher vorgeschriebene "Mahadthai-Stil", der aus einem Bürstenhaarschnitt mit Mittelscheitel bestand, wurde abgeschafft. Frauen durften ihr Haar kurz oder lang tragen.
- Regierungsbeamte mußten weiße Uniformen tragen, ein "Pa Chongkraben" wurde als Gürtel getragen.
- Abschaffung der alten Sitte, sich den Schädel zu rasieren, wenn ein König starb.
- Regierungsbeamte, die Betel kauten, mussten sich ihre Zähne reinigen.
- Einführung des Gregorianischen Kalenders und der westlichen Monatsnamen anstelle des Mondkalenders.
- Einführung von Messer und Löffel beim Essen anstatt der Finger zur Erhöhung der hygienischen Standards.
- Einführung öffentlicher Audienzen, mit der Möglichkeit selbst zum König zu sprechen.
RAMA V. starb am 23.10.1910, sein Todestag (Won Piya Maharaj = der Tag des geliebten Großen Königs) ist heute ein gesetzlicher Feiertag. Sein Reiterstandbild vor der National Assembly Hall in der Nähe des Dusit Zoos wird an diesem Tag mit Tausenden von Blumen geschmückt. RAMA V. wird auch als "Phra Piya Maharaj" (Der große geliebte König) bezeichnet.
König RAMA V. ist mit Sicherheit noch heute einer der meist verehrten Könige Thailands. Sein Bild steht oder hängt in vielen Häusern, Geschäften und Gesellschaften. Unzählige Menschen tragen sein Bild als Amulett immer bei sich, er wird noch heute von seinem Volk geliebt und verehrt!
Die Reiterstatue des Königs wurde im Jahr 1908 vollendet, um das 40. Jahr seiner Regierungszeit zu feiern. 1917 wurde als erste Universität herkömmlichen Stils die Chulalongkorn Universität gegründet, eine Universität, die einen ausgezeichneten Ruf in der Welt besitzt. Im Jahr 2005 erschien die neue 100 Baht-Note, die König Chulalongkorn in Marineuniform zeigt, während der Hintergrund seine berühmte Rede anläßlich der Abschaffung der Sklaverei zeigt.
Chulalongkorn war schon zu seiner Zeit bei den Siamesen als "Phra Buddhachao Luang" (Der königliche Buddha) bekannt. Auch dieser Titel unterstreicht noch einmal die enorme Bedeutung von König RAMA V. für sein Land! Er hat eine Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft gebaut. Zwar konnte er natürlich nicht das moderne Thailand kennen, so wie wir es heute kennen, aber ohne ihn wäre das moderne Thailand nicht Wirklichkeit geworden!
Chulalongkorn bei seiner zweiten Krönung, 1873