The wine connection
Mein Telefon vibriert und kündigt eine Nachricht von ihr an; "When you have time to meet again?". "Hey P. im here on vacation, my schedule isn´t to busy. As Long as i dont need to drink so much Whisky, im all yours".
"Great, you want to meet tonight for dinner? I can be there around 7pm". "Sure P. i´m happy to see you again".
Wir gehen aus. Essen, reden. Normaler, schöner Abend. Sie ist sehr aufmerksam. Achtet, dass immer genug auf meinem Teller ist, dass ich zu trinken habe. Ich mag das, es ist schön wenn jemand aufmerksam ist. Es erlaubt einen sich auch mal etwas zurückzulehnen. Sie sagt, was ich heute noch machen möchte? Ich sage zu ihr, ich möchte heute mit dir Wein trinken und reden. "Good idea, lets do it". Augenblicke später. Sukhumvit 11, meine Lieblingssoi. Ein Sauvignon Blanc sollte es sein. Bisschen was zu essen. Wie locker und gelöst wir sind. Es tut gut, wir reden und mit jedem Glas werden unsere Zungen lockerer. Wir reden über Erfahrungen, über Wünsche, über das was wir wollen und nicht mehr wollen. Wir reden über die mögliche Zukunft einer solchen Beziehung. Wir reden offen ohne vorwurfsvoll zu sein. Ich sage ihr, dass ich viel für sie empfinde und ich besser verstehen möchte warum sie diese Arbeit macht (ohne die ich sie nie kennengelernt hätte). Es geht mir nicht darum sie zu retten (das wollen viele sowieso nicht), es geht mir um Verständnis um am Ende für mich zu bewerten ob dies Zukunft haben kann, oder sie nur mein Holiday Girlfriend ist.
Am Ende stehen ihr Tränen in den Augen und viele Wahrheiten, oder nennen wir es Gründe - Schulden. Für die Pflege des Verwandten wurde wohl Geld geliehen. Viel Geld. Wenn es jetzt z. B. 500 € gewesen wären, hätte ich angesichts dem was sie mir gibt, gesagt - hier nimm, passt. Leider steht eine Zahl im Raum die 100x so hoch ist. Ich bin sicher einiges von dem Geld hängt auch in ihrem Kleiderschrank. Aber keine Wertung dahingehend. Ich unterstelle ihr nichtmal dass sie lügt, ich erkenne aber, dass sie einiges nicht erzählt.
Entsprechend stelle ich für mich fest, dass ihre Dates mit mir, oder wem auch immer, Ausbrüche sind in ein vermeintlich normales Leben. 50.000 € Verbindlichkeiten. Wie perspektivlos ihr Leben somit ist, erkenne ich jetzt erst. Sie ist immer perfekt angezogen, hat ein stilsicheres aber nie arrogantes Auftreten. Sie ist voll mein Typ, sagen wir wie es ist.
Und jetzt wo wir uns wirklich nahe sind und sie Vertrauen hat, kommt so eine Zahl. Sie wirkt gelöst, erleichtert. Als wäre ich der erste dem sie diese ganzen Summen einmal nennen kann und wie es ihr damit geht. Hut ab. Ich sage ihr, dass ich ihr dankbar für Ihre Offenheit bin. Es geht jetzt nicht um eine Lösung, sondern darum zuzuhören.
Wir reden lange, die zweite Flasche ist längst serviert. Was spielt sich nun in meinem Kopf ab: Welche Möglichkeiten haben wir also, es bleiben lassen - zu spät zuviel Emotion. Ich mag sie echt. Sie ist so hartnäckig und hat monatelang jeden Tag Zeit in unsere Kommunikation investiert. Sollte ich ihr das Geld einfach geben? Glücklicherweise wäre dies schon irgendwie darstellbar, noch mehr Glück hatte ich aber, dass ich trotz 0,75Liter Wein nicht die XL Spendierhose angezogen habe. Also das ist auf keinen Fall eine Option. Es ist eine völlig abstrakte Summe für diese Art von Beziehung. Jetzt und in Zukunft - ausgeschlossen.
Meine Vorschläge hier eine Planung aufzustellen und eine Entschuldung aufzunehmen, allein schon um sie mental zu entlasten, waren wenig erfolgreich. Dies ist wohl auch eine kulturelle Eigenheit. Durchhaltevermögen und Struktur. Nun zieht sie auf die erste dunkle Wolke; ich will dass sie keine anderen Männer trifft wenn wir zusammen sind, sie braucht aber das Geld.
Verurteile ich sie dafür? Keineswegs. Ich bin ja der mit dem Dopaminüberschuss im Gehirn der sie unbedingt will, von der Beziehung träumt, vom Leben im Condo in Bangkok und alles ist immer super und ein großer nie endender Urlaub. Ok, es ist nie so, doch diese Gedanken mal wohlwollend durch seinen Kopf laufen lassen, why not. Rational? Natürlich nicht, unser Kopf blendet alles eigentlich unmögliche aus, wenn die Verliebtheit einsetzt und im Gehirn all diese chemischen Prozesse Ihren Lauf nehmen.
Aftermath
Ich gehe joggen, es ist früh am Tag. Dann haben sich die Laufschuhe im Koffer doch mal gelohnt. Es ist früh, angenehme Temperaturen. Es sind noch wenig Leute im Park. Ich setze mich ins Gras. Beobachte Menschen beim Tai Chi, andere joggen, spazieren oder sitzen einfach auf der Bank und genießen die Morgensonne die langsam immer heißer über uns scheint.
Der Kopf ist frei, aber sobald das Runners High abklingt, kommen sie wieder die Gedanken. Was ist das für eine Reise mit ihr? Wo soll das hinführen?
Wir treffen uns wieder, es ist Wochenende. Wir gehen shoppen. Sie fragt nicht explizit danach, aber ich merke sie ist empfänglich. Wir suchen ihr etwas Schmuck aus. Ja, der Preis ist durchaus sportlich. Aber hey, es ist doch eh schon längst um mich geschehen und die Freude unbezahlbar. Es ist doch interessant wie man sein Konsumverhalten aus Deutschland in Thailand aufs Abstellgleis schicken kann. Yolo oder so. Wir verbringen das Wochenende. Wir gehen in Bars, in ein Museum - Gallerie, ich mache einen auf Kunstkenner. Wir lachen viel, es ist einfach - schön! Wir haben ein nicht endendes Date. Es ist keine Sekunde die unbehaglich ist, wir genießen uns, wir reden viel, lachen viel und sind uns auch körperlich immer verbundender. Doch auch hier gibt es eine Schattenseite - mehr am Ende des Absatzes.
Wohlwissend, dass diese Blase platzen wird, geht es am letzten Abend wie schon zuletzt zum Flughafen. Die Flieger nach Europa starten meist spät nachts. "When will we see us again?" fragt sie. Ich habe keine Ahnung und sage März. Ich bin diesmal auf dem Heimflug nicht mehr so euphorisch. Ernstere Gedanken mischen sich unter meine Stimmung und ich frage mich ob ich hier Verantwortung übernehmen sollte, ob ich ihr die guten Jahre stehle mit einer Beziehung die in einer Sackgasse endet. Diesmal muss der Rotwein ran und über Indien schaue ich einen Film - sleepless.
Gelandet auf dem Boden und dem der Tatsachen. Wie soll das jetzt weitergehen. Die Jahresplanung im Alltag steht eigentlich schon, Urlaub ist mehr oder weniger mit den Kollegen grob abgestimmt. Puuh, was tun. Telefonate, WhatsApp, alles wunderbar. Bei Ihr Hoffnung doch einen guten Mann gefunden zu haben und doch nicht genug Vertrauen und bei mir ihre Lage, die hohen Schulden und der Beruf der diese tilgen soll und am Ende sie wohl kaputt machen soll. Wie denken und fühlen wir, haben wir emotional gleich viel investiert oder bin ich nun auch im fragwürdigen Club der Liebeskaspar gelandet?
Völlig neue Gedanken für mich. Meine Beziehungen bisher waren meist gut. Ich hatte überwiegend Partnerinnen aus Deutschland. Meine letzte Freundin kam aus der Ukraine (allein das wäre übrigens schon eine Geschichte wert). Es gab hier natürlich auch genug Dramen und Krisen - doch offenkundig teilen musste/wollte ich meine Frau nie.
Mein Leben hier ist dankenswerterweise in Ordnung. Ich bin in guten Kreisen unterwegs. Es gelten die hierzulande üblichen Werte und Standards und wenngleich es spießig wirkt, es gibt mir Sicherheit. Jetzt kommt da so eine tolle Frau und wirkt trotz Krankheit in der Familie und Schulden zufriedener, als so mancher meiner Freunde mit dem 911er in der Garage.
Wir planen uns in zwei Monaten wieder treffen. "in der Mitte". Als würde man sich zwischen München und Stuttgart treffen. Die Mitte wäre hier wohl Dubai oder Abu Dhabi. Die Reisekosten würde ich übernehmen. Das ist auch alles möglich, aber wohin führt es uns dann? Ich sage es euch liebe Leute - ich habe keine Ahnung.
Ein Problem haben wir und ich bin auch Mann genug das zu sagen; Mein kleiner Freund hatte bei unseren Nächten das eine oder andere Mal Performance Probleme. Ja hier ist mal nicht der tolle Hengst der alle wegdübelt. Nicht falsch verstehen, normalerweise klappt alles. Nur bei ihr war wohl etwas mehr bei mir im Kopf los und somit hat da unten jemand nicht volle Leistung liefern können. Der Grund ist meiner Meinung nach der Gedanke, dass sie in meiner Abwesenheit mit anderen Männern Treffen hat. Das ist etwas, was bei mir ganz unbequem ist, da ich nicht teile und zum anderen ich Sorge habe was dieser Beruf mit ihr macht. Sie hat studiert, ist schlau und wirklich sehr wissbegierig. Doch das verpufft alles in diesem Bangkok, das wunderbare Menschen verschluckt und leider auch oft zerstört wieder ausspuckt.
Kann ich ihr das so sagen? Sicher nicht. Sie würde auch hier ihr Gesicht verlieren. Es ist ein Thema da man sicher in den Griff bekommt, doch exemplarisch auch ein Thema was zeigt, dass Kommunikation über Grenzen, Kulturen und Sozialisation hinaus ihre Limits hat.
Was ich während unserer Zeit jedoch immer bemerkte war das latente Misstrauen auf beiden Seiten. Beide wollen es, eine Beziehung, ein normales Leben. Doch jeder hat seine Geschichte, Erfahrung und Vorurteile. Ich kann nur erahnen was so ein Beruf mit einem Menschen macht. Das relativieren, dass es ja sehr viele so machen, mag helfen doch wenn die Sonne aufgeht nach diesen Nächten ändert sich etwas. Jede Nacht bringt eine Erfahrung, gut wie schlecht, meist sind es Illusionen, abstruse Wünsche der Männer oder aber auch das Gewissen über das eigene tun. Ich wusste oft nicht, ist es take care, ist es manipulativ um meine Aufmerksamkeit zu erhalten, oder ist es echt. Ich für mich denke mir, es war, es ist sehr viel echt. Ich denke aber auch, dass sie manchmal in diese Rolle der Freelancerin fällt. Aus Routine oder um Sicherheit zu haben. Ich empfinde wirklich für sie, aber ich traue ihr nicht.
Wenn man die Geschichten der Männer liest, die sich verlieben und alles stehen und liegen lassen, oder gar regelmäßig Geld senden, dann denkt man sich oft "Mann, ist der doof".
Ich kann sagen, dass ich zwar neu in diesem Forum bin (danke dafür), jedoch keineswegs unbedarft mit allen Facetten der Damenwelt. Doch hier ist es ein verdammt schmaler Grat sich nicht zu verlieben. Bei mir hat sie was ausgelöst im Herz und im Kopf. Der Kopf sagt genau das, was die alten Hasen hier immer predigen "Spaß haben und dann abhauen". Das Herz sagt, versuche es, was soll schief gehen. Sie ist gut für dich. Die Frage ist somit, liebt man diese Frau, oder liebt man das Gefühl dass sie einem gibt? Kann man sich emotional auf sie einlassen - ja. Kann man sich einer Frau sicher sein, die so einem Beruf nachgeht, am anderen Ende der Welt? Natürlich nicht! Kann man damit klarkommen? Ich weiß es nicht, ich befürchte nein. Es besteht meiner Meinung nach regelmäßig ein Ungleichgewicht bei Beziehungen dieser Art. Einer (der Mann) investiert emotional immer mehr als der andere. Sie dagegen wird diese Erwartungen und Grenzen einer exklusiven Beziehung nicht teilen, ja dies gar nicht leisten können. Es gibt von Anfang an ein Vertrauensproblem. Eine Antwort zu spät, ein eigenartiges Bild im WhatsApp Status. Es entstehen ungesunde Muster und toxisches Beziehungsverhalten. Die Chance das so eine Beziehung funktioniert, wenn man offen redet und wirklich vertraut: 50/50? Was denkt ihr?
Long Story short - ich bin dankbar für die tolle Zeit mit dieser wunderbaren Frau.
Wie der aktuelle Stand ist?
"I love how you care about us. I need you in my life"
Ich weiß noch nicht ob mein Herz oder mein Verstand die Antwort auf diese, Ihre Nachricht schreiben wird.
Vielen Dank für das Lesen meiner Geschichte.