Sonntag Vormittag. Um 11 Uhr bin ich im Mabs mit meinem Kumpel verabredet. Er lässt mich mehr als eine halbe Stunde warten. Ich fürchte fast, er hat es in der Nacht übertrieben und ich werde versetzt. Er entschuldigt sich, musste gestern mit seinem Boss essen und um die Häuser ziehen. Doch mir war das zerplatzte Treffen ja letztendlich aufgrund meiner Fieberattacke durchaus recht. Nachher gucken wir Fussball, Deutschland spielt gegen Australien, derzeit läuft, ich weiss gar nicht mehr, ich glaube, Argentinien gegen Nigeria. Aufgrund der fünfstündigen Zeitverschiebung sieht man die Partien hier zwischen ½ 11 und etwa 18 Uhr.
Wir haben uns lange nicht gesehen und sehr viel zu erzählen. Ich war ja jetzt fast ein halbes Jahr in Brasilien unterwegs und es gibt eine Menge Stoff. Eigentlich wollen wir in eine Szene-Bar zum Fussballgucken, aber nach einem zünftigen Fussmarsch fällt meinem Kumpel schliesslich ein, sie liegt in Ipanema. Bis dahin sind es rund zwei Kilometer, soweit wollen wir nicht laufen, seine Karre steht in der Nähe unseres Treffpunkts, und so beschliessen wir, das Spiel im Balcony anzusehen. Klar, auch wegen der Synergieeffekte.
Schwutten sind nicht seine Passion, aber er kennt auch keine Berührungsängste, also spricht nichts gegen meinen Vorschlag. Hübsche Frauen, die es auch hier tatsächlich manchmal gibt, sieht auch er ganz gern. Viele andere Residents bestreiten dieses Hobby öffentlich. Bis auf Roland Schill vielleicht, den sieht man hier nicht selten. Wir mögen uns (nicht Schill, den kenne ich nur vom Sehen), denn auch er hat einen Faible für Favelas, wobei er es nicht so dermassen übertreibt, wie ich. Sein Thema sind die Sambaschulen. Bei meinen Stories sagt er immer, ich sei verrückt und lebensmüde.
Bald gesellt sich eine Garota zu uns. Ich hatte sie vor ein paar Wochen für eine lieblose Nummer aufs Apartment genommen, sie war enttäuscht, dass ich nichts bezahlen wollte, ich zu betrunken, um meinem Gewissen eine höhere Geldausgabe rechtfertigen zu können, und sie blieb schliesslich nach Überredungskünsten für eine Hasennummer zu einem Fuffziger. Scheinbar fanden wir das beide okay, das Balcony liegt ganz in der Nähe, und ein kleines Taschengeld ist besser, als gar kein Salär, halb ausgezogen war sie schliesslich schon. Und ich dachte ähnliches, wenn sie schon mal fickbereit neben meinem Bettchen steht, kann sie auch gleich auf alle Vier, oder so ähnlich. Jedenfalls dackelt sie immer zu mir, wenn sie mich sieht. Ich weiss nicht genau warum, aber es scheint eine dieser Schwutten zu sein, die meine Art wohl mögen, ähnlich, wie Viviane oder die Kokstante mit den Fahrradreifen. Eine Mischung aus abgewichstem Stoffel und Charmeur, irgendwie so scheine ich wohl zu wirken. Mein Vorteil sind aber sicher halbwegs ordentliche Sprachkenntnisse, eine gewisse Themenvielfalt und die Tatsache, kein vulgärer Fummler zu sein, obwohl sie es diesmal offenbar nicht lassen kann, ihren wirklich geilen Arsch zwischen meinen Beinen zu reiben. Abgesehen davon, ich hatte es bereits erwähnt, bin ich nicht unbedingt ein Alptraum für grossgewachsene Negerinnen. Ich habe in den letzten Monaten deutlich abgenommen und auch das fördert das positive Feedback. In ihrem Fall handelt es sich um einen echten Sambatänzerinnenhase, fast wie aus dem Bilderbuch. Seit neuestem ganz nach dem Geschmack meines Freundes, der wegen seinen Sambaschulenbesuchen plötzlich dunkelhäutigere Frauen favorisiert. Das Mädchen, oder vielmehr die junge Frau jenseits von Mitte 20, heisst beziehungsweise nennt sich Raffalea, und sie spricht ausschliesslich Deutsch auf Schweizer Art mit mir. Die Unterschiede zwischen Basel und Zürich kann ich nicht eindeutig heraushören, aber auch die Langgasse und vielleicht sogar auch das Zeus lassen wohl herzlich grüssen. Nur das obligatorische „Odr“, dass normalerweise jeden zweiten Satz eines Schwyzerdütschen beendet, entfällt bei ihr.
Sie lobt die deutsche Mannschaft, schnorrt – das ist bei ihr mir gegenüber eine absolute Ausnahme - ein frischgezapftes Bier, erzählt von gestern Nacht und von einem Treffen, das sie gleich mit einem US-Amerikaner hat. „Ich muss jetzt zu diesem Arschloch“, das aber gut zu bezahlen scheint. Hoffentlich tituliert sie meine Wenigkeit bei anderen nicht ebenso. Ich frage sie noch, ob sie nachher Lust hat, in die Salgueiro mitzukommen, einer Sambaschule, aber sie winkt ab: „Ich muss Geld verdienen.“ Schade.
Den Weg in die Veranstaltungshalle zu finden, ist etwas mühsam, weil mein Bekannter stets von der anderen Seite der Stadt kommt, aber wenigstens kenne ich eine Abkürzung in die Zona Norte. Ausserhalb der Saison ist nicht viel los, zwar mehr als gedacht, aber es gibt kaum Augenschmäuse und mein Kumpel entdeckt kein bekanntes Gesicht. Zwischendurch rief ich vergeblich mit seinem Mobilfunktelefon bei Camila an, dann sendete ich eine SMS, als wir gerade wieder ins Auto steigen, ruft sie zurück, zum Zeichen, dass sie jetzt erreichbar wäre. Sie druckst rum, ich habe keinen Bock auf Zicken und wir verabreden uns für den morgigen Tag. Mist, denn so hätten wir sie mitnehmen können, die Vila Isabel (Salgueiro) liegt ganz in der Nähe von der Arará.
Und das war es dann auch schon vom Sonntag. Ich schwächle und auch mein Freund, der noch eine Ewigkeit für die Heimfahrt braucht, will den Abend ebenfalls beenden. Auf seiner Baustelle gibt es ziemlich viel Ärger, negativen Stress und er muss früh raus.
Nicht unbedingt ein standesgemässer Abschluss für meine zweitletzte Nacht. Aber ich kann es nicht ändern, zehre sowieso noch von den Erinnerungen der Freitagnacht und von der Hoffnung auf ein Treffen mit Camila.
Das Carnavals-Thema ist nicht so meins. Jedenfalls nicht in Rio de Janeiro. Im Nordosten, im Bundesstaat Pernambuco, in den Städten Recife und Olinda, erinnern die indianisch geprägten Feierlichkeiten an die alemannische Fastnacht, das gefällt mir wesentlich besser.
Doch am allerbesten gefällt mir natürlich etwas ganz anderes …
Wir haben uns lange nicht gesehen und sehr viel zu erzählen. Ich war ja jetzt fast ein halbes Jahr in Brasilien unterwegs und es gibt eine Menge Stoff. Eigentlich wollen wir in eine Szene-Bar zum Fussballgucken, aber nach einem zünftigen Fussmarsch fällt meinem Kumpel schliesslich ein, sie liegt in Ipanema. Bis dahin sind es rund zwei Kilometer, soweit wollen wir nicht laufen, seine Karre steht in der Nähe unseres Treffpunkts, und so beschliessen wir, das Spiel im Balcony anzusehen. Klar, auch wegen der Synergieeffekte.
Schwutten sind nicht seine Passion, aber er kennt auch keine Berührungsängste, also spricht nichts gegen meinen Vorschlag. Hübsche Frauen, die es auch hier tatsächlich manchmal gibt, sieht auch er ganz gern. Viele andere Residents bestreiten dieses Hobby öffentlich. Bis auf Roland Schill vielleicht, den sieht man hier nicht selten. Wir mögen uns (nicht Schill, den kenne ich nur vom Sehen), denn auch er hat einen Faible für Favelas, wobei er es nicht so dermassen übertreibt, wie ich. Sein Thema sind die Sambaschulen. Bei meinen Stories sagt er immer, ich sei verrückt und lebensmüde.
Bald gesellt sich eine Garota zu uns. Ich hatte sie vor ein paar Wochen für eine lieblose Nummer aufs Apartment genommen, sie war enttäuscht, dass ich nichts bezahlen wollte, ich zu betrunken, um meinem Gewissen eine höhere Geldausgabe rechtfertigen zu können, und sie blieb schliesslich nach Überredungskünsten für eine Hasennummer zu einem Fuffziger. Scheinbar fanden wir das beide okay, das Balcony liegt ganz in der Nähe, und ein kleines Taschengeld ist besser, als gar kein Salär, halb ausgezogen war sie schliesslich schon. Und ich dachte ähnliches, wenn sie schon mal fickbereit neben meinem Bettchen steht, kann sie auch gleich auf alle Vier, oder so ähnlich. Jedenfalls dackelt sie immer zu mir, wenn sie mich sieht. Ich weiss nicht genau warum, aber es scheint eine dieser Schwutten zu sein, die meine Art wohl mögen, ähnlich, wie Viviane oder die Kokstante mit den Fahrradreifen. Eine Mischung aus abgewichstem Stoffel und Charmeur, irgendwie so scheine ich wohl zu wirken. Mein Vorteil sind aber sicher halbwegs ordentliche Sprachkenntnisse, eine gewisse Themenvielfalt und die Tatsache, kein vulgärer Fummler zu sein, obwohl sie es diesmal offenbar nicht lassen kann, ihren wirklich geilen Arsch zwischen meinen Beinen zu reiben. Abgesehen davon, ich hatte es bereits erwähnt, bin ich nicht unbedingt ein Alptraum für grossgewachsene Negerinnen. Ich habe in den letzten Monaten deutlich abgenommen und auch das fördert das positive Feedback. In ihrem Fall handelt es sich um einen echten Sambatänzerinnenhase, fast wie aus dem Bilderbuch. Seit neuestem ganz nach dem Geschmack meines Freundes, der wegen seinen Sambaschulenbesuchen plötzlich dunkelhäutigere Frauen favorisiert. Das Mädchen, oder vielmehr die junge Frau jenseits von Mitte 20, heisst beziehungsweise nennt sich Raffalea, und sie spricht ausschliesslich Deutsch auf Schweizer Art mit mir. Die Unterschiede zwischen Basel und Zürich kann ich nicht eindeutig heraushören, aber auch die Langgasse und vielleicht sogar auch das Zeus lassen wohl herzlich grüssen. Nur das obligatorische „Odr“, dass normalerweise jeden zweiten Satz eines Schwyzerdütschen beendet, entfällt bei ihr.
Sie lobt die deutsche Mannschaft, schnorrt – das ist bei ihr mir gegenüber eine absolute Ausnahme - ein frischgezapftes Bier, erzählt von gestern Nacht und von einem Treffen, das sie gleich mit einem US-Amerikaner hat. „Ich muss jetzt zu diesem Arschloch“, das aber gut zu bezahlen scheint. Hoffentlich tituliert sie meine Wenigkeit bei anderen nicht ebenso. Ich frage sie noch, ob sie nachher Lust hat, in die Salgueiro mitzukommen, einer Sambaschule, aber sie winkt ab: „Ich muss Geld verdienen.“ Schade.
Den Weg in die Veranstaltungshalle zu finden, ist etwas mühsam, weil mein Bekannter stets von der anderen Seite der Stadt kommt, aber wenigstens kenne ich eine Abkürzung in die Zona Norte. Ausserhalb der Saison ist nicht viel los, zwar mehr als gedacht, aber es gibt kaum Augenschmäuse und mein Kumpel entdeckt kein bekanntes Gesicht. Zwischendurch rief ich vergeblich mit seinem Mobilfunktelefon bei Camila an, dann sendete ich eine SMS, als wir gerade wieder ins Auto steigen, ruft sie zurück, zum Zeichen, dass sie jetzt erreichbar wäre. Sie druckst rum, ich habe keinen Bock auf Zicken und wir verabreden uns für den morgigen Tag. Mist, denn so hätten wir sie mitnehmen können, die Vila Isabel (Salgueiro) liegt ganz in der Nähe von der Arará.
Und das war es dann auch schon vom Sonntag. Ich schwächle und auch mein Freund, der noch eine Ewigkeit für die Heimfahrt braucht, will den Abend ebenfalls beenden. Auf seiner Baustelle gibt es ziemlich viel Ärger, negativen Stress und er muss früh raus.
Nicht unbedingt ein standesgemässer Abschluss für meine zweitletzte Nacht. Aber ich kann es nicht ändern, zehre sowieso noch von den Erinnerungen der Freitagnacht und von der Hoffnung auf ein Treffen mit Camila.
Das Carnavals-Thema ist nicht so meins. Jedenfalls nicht in Rio de Janeiro. Im Nordosten, im Bundesstaat Pernambuco, in den Städten Recife und Olinda, erinnern die indianisch geprägten Feierlichkeiten an die alemannische Fastnacht, das gefällt mir wesentlich besser.
Doch am allerbesten gefällt mir natürlich etwas ganz anderes …