4. Sakeo
Besuch im Krankenhaus
Wir verbringen eine Nacht in Pattaya. Ein Treffen mit Forenkumpel Great Pat steht an. Ein angenehmer unaufdringlicher Zeitgenosse mit passablen Ansichten und soliden Vorstellungen. „Ein Farang, der nicht so dingdong ist.“, meint Kid.
Wir essen und trinken im Hopf Brew House an der Beachroad und lassen den Abend in der Walking Street, Ecke Soi Diamond ausklingen.
Die Fahrt nach Sakeo wird dieses Mal nicht per Bus stattfinden. Ich möchte den Besuch in Kids Dorf auf nur eine Nacht beschränken. In erster Linie will ich ihren Vater, das Minenopfer sehen. Dann möchte sie mir ihr Pferd zeigen. Nachdem ihr Sohn Ton beim Versuch eine Kuh zu reiten gnadenlos gescheitert war, schwebte Kid vor, ihm doch einmal einen Gaul zu kaufen.
Ich hatte ihr gesagt das ich diese Idee relativ schwachsinnig finde, und sie das Geld lieber in den Ausbau ihres Hauses oder in ihren „Tante Kid Laden“ investieren soll, zumal der Ton wohl kaum jeden Morgen mit dem Pferd zur Schule reiten wird. Nachdem ich mir einige Zeit genommen hatte, ihr meine Sicht der Dinge diesbezüglich zu erklären, fragte sie mich beim Anruf zu ihrem Geburtstag, ob sie das Geld - was ich ihr dem Anlass entsprechend zukommen ließ - für den Erwerb eines Pferdes für ihren Sohn benutzen könne.
Gesicht machen ist eben wichtiger als eine Altersvorsorge.
„Up to you.“, war meine etwas genervte Antwort. Wieder einmal war ich an die Grenzen von Sinn und Logik gestoßen. Das ist zugegebener Maßen bei Frauen generell nichts ungewöhnliches, und ich halte insbesondere die Thailadies dahingehend für weitestgehend prädestiniert eine Spitzenposition einzunehmen. Andererseits finde ich gerade die Eigenheiten und kulturellen Unterscheide reizend und toll, sich dann nur die Rosinen rauspicken funktioniert allerdings nicht.
Der Fahrer, der uns nach Hua Hin fuhr hat einen Bekannten, der uns mit seinem stolzen BMW nun nach Sakeo bringen wird. Gegen 8.00 Uhr machen wir uns auf den Weg. Der Fahrer hat schon die Pubertät weit hinter sich und macht einen gelassenen und sicheren Eindruck. Die Fahrt verbringen wir mit belanglosen Gesprächen und es dauert nicht lange bis Kid ihren Kopf in meinen Schoß legt und eingeschlafen ist. Ich schalte die Klimaanlage für den hinteren Bereich des Wagens ab, so dass sie nicht der trockenen, kalten Luft ausgesetzt ist.
Zeit zum Nachdenken. Als ich Kid über das an einigen Stellen grau werdende Haar streiche, frage ich mich selbst, was ich hier für eine Sache abziehe. Wie oft werde ich noch diesen Spagat vollziehen. Wie lange kann ich auf des Katanas Schneide balancieren, bis mir vielleicht doch einmal die Eier vom Rest des Körpers abgetrennt werden. Das Schlimmste an diesen „Trips ohne Grips“ - Copyright El1cs@n - ist das schlechte Gewissen. Man versucht es zu beschwichtigen, durch tausend kleine fiese Tricks zu beruhigen. Aber gerade in den rauschmittelfreien, ruhigen Phasen, wie jetzt hier in diesem Auto springt mich diese Bestie Gewissen an, ohne dass ich es abschütteln kann.
Kurz bevor wir nach Ta Phraya kommen, werden wir von einer Polizeistreife kontrolliert. Kid ärgert sich über Polizisten im Allgemeinen und muss nach der Kontrolle ihre „Bad Impressions“ mit dem Fahrer austauschen….
Kids Vater liegt inzwischen im Krankenhaus von Ta Phraya. Gott sei Dank ist das Pendeln zwischen Ta Phraya und Sakeo nicht mehr im gleichen Umfang nötig, wie vor 6 Wochen, kurz nach der Operation. In Ta Phraya kann jetzt die stationäre Pflege übernommen werden. Nur vor der Entlassung will der Arzt im Krankenhaus von Sakeo, der Kids Vater den Fuß erhalten hat noch einmal einen Blick auf denselben werfen.